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- 96 - Finnische Moos-Menschen im Dialog mit Gmunden am See
Kim Simonsson´s Skulpturen sind Fabelwesen, verträumte Moos- oder Waldmenschen; sie wirken zerbrechlich, verwundbar und bedrohlich zugleich. Einsam und traurig scheinen sie zu sein, ein wenig Unsicher, getrieben von Unruhe. Wer sind sie? Wohin gehen sie? Für Kim Simonsson leben sie in einer utopischen Zukunft nach einer Katastrophe. Sie haben sich die Natur zurückerobert und mit Fundstücken unserer untergegangenen Zivilisation ausgestatten. Inspiriert von der Sagenwelt seiner nordischen Heimat Finnland, aber auch von Comics und Manga-Filmen, hat Kim Simpson seine Keramikplastiken mit schwarzem Epoxidharz, welches elektrisch geladen ist gestrichen und mit gelben Nylonfasern beflockt. So entsteht das moosähnliche Grün. Dann werden die Mossmenschen mit Readymades, Federn Spielzeug und elektronischen Teilen bestückt. Kim Simonsson ist Bildhauer, Designer und Keramikkünstler. Speziell für das Salzkammergut schuf er den „Salzsammler“, der mit Lederhose, Hut, Axt und gefundenen Salzbruchsteinen Themen der Region aufnimmt. Jeder der 23 Gemeinden der Kulturhauptstadt Salzkammergut 2024 ordnet Kim Simonsson eine Figur zu. „Der Kommunikator“ steht am Rathausplatz in Gmunden. Dort treffen unweit voneinander entfernt, archaische Keramikfunde und die futuristische Skulptur „La Communication“ aufeinander. 3500 Jahre alt ist ein vollständig erhaltenes Gefäß, gefunden auf einem bronzezeitlichen Gräberfeld. In die Zukunft weist der Junge und sein Doppelgänger am Brunnen des Gmundner Rathausplatzes. Der Bildhauer Kim Simonsson hat ihn mit einem Xylophon am Rücken und seinen Doppelgänger „La communication “ genannt. Er steht für Kreativität und einen Künstler, der im Dialog mit seiner analytisch strukturierenden Seite steht. Sie wird durch die kleine Figur mit einem Lego—Baustein symbolisiert, die er auf seinen Händen trägt. Der Weg vom Töpfern zur zeitgenössischen Keramikkunst, führt die Bahnhofstrasse hinauf zur Gmundner Keramik, einem der ältesten Standorte für die Keramikproduktion in Europa. Unweit voneinander entfernt treffen archaische Keramikfunde und die futuristische Skulptur „La Communication“ aufeinander. Foto (c) Elisabeth J. Nöstlinger
Mon, 22 Apr 2024 - 95 - Was die Seele stark macht
Resilienz, das heißt verkürzt gesagt, biegen nicht brechen. Wissenschaftler haben sich den Begriff aus der Physik zu eigen gemacht, und verstehen darunter die Kraft, mit Widerständen, Widrigkeiten des Lebens und Schicksalsschlägen, gut fertig zu werden. Woran liegt aber die Kraft, die manche stärke r macht und andere aus dem Gleichgewicht bringt? Die einen sagen, es liege an den Genen, die anderen meinen, es komme auf frühkindliche Bindungen und auch auf Lernerfahrungen an . Was also lässt die einen unbeschadet aus den Krisen nach vorne blicken und was haut andere aus der Spur? Christina Berndt, die mehrfach ausgezeichente Biologin und Wissenschaftsjournalistin ist den Ursachen aus vielen Blickwinkeln beleuchtet und darüber einen Bestseller geschrieben. Soeben ist eine Neuauflage ihres Buches: "Resilienz: Das Geheimnis der psychischen Widerstandskraft. Was uns stark macht gegen Stress, Depressionen und Burn-out" erschienen und darüber referiert die Bestsellerautorin bei "Eros der Sommerfrische, Resilienz: Stärke auch bei Gegenwind", am 9. März 2024, im Seeschloss Ort am Traunsee, ab 11h. Foto: (c) Elisabeth J. Nöstlinger, Harald Schreiber, Markus Hofer
Thu, 07 Mar 2024 - 94 - In Stein gemeißelt: Die Köpfe von Harald Schreiber
Harald Schreiber ist Universalkünstler. Er zeichnet, malt, porträtiert Menschen und behaut Steine, genauer gesagt Marmorfindlinge. Diese Köpfe sind ab 9. März 2024, 11h, im Seeschloss Ort beim Salon der Wissenschaft und Kunst zu sehen. Harald Schreiber hat an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien Gestaltungslehre und Industrie Design studiert und an der Akademie der bildenden Kunst Architektur. Seine Lehrmeister waren Wilhelm Cermak, Hans Hollein und Gustav Peichl. Zahlreiche Preise bezeugen die Qualität des Künstlers. Viele Ausstellungen im öffentlichen Raum, sowie in Museen, u.a. in der Wiener Secession und im Künstlerhaus bleiben in Erinnerung. Seine wichtigsten Dialogpartner sind aber die Steine, vielleicht auch, deshalb, weil sie sich mit der Welt mitentwickelt haben und für den Künstler zu jenen 50 – 60 kg schweren, amorphen Findlingen geworden sind, aus denen er dann das Gesicht, das ihn schon vor seiner Bearbeitung anschaute, herausarbeitet. Foto (c) Harald Schreiber
Sun, 03 Mar 2024 - 93 - Eros der Sommerfrische: Lebenswege - Lebenszeiten
Die Sommerfrische in Gmunden ist eng mit dem Königshaus Hannover verbunden. 1886 zog das norddeutsche Königshaus an den Traunsee. Im Krieg zwischen Preußen und Österreich war die Herrscherfamilie auf der Verliererseite und mussten fliehen. Kaiser Franz Josef gewährte dem Geschlecht der Welfen aus Dankbarkeit Exil. König Georg der V. zog zunächst in die sogenannte Königinvilla nordöstlich von Gmunden. Gleich in der Nähe baute sein Sohn und Nachfolger Ernst August ein Schloss im Windsorstil und nannte es in Anlehnung seines Herzogtitels der englischen Grafschaft Cumberland, Schloss Cumberland. Alsbald wurden große Bankette gegeben, Feste gefeiert, die Hocharistokratie gab sich ein Stelldichein. Der Hofstaat umfasste über 200 Personen. Das prägte Gmunden. Beamte wurden eingesetzt, Handel und Handwerk florierten. Auch das soziale und kulturelle Engagement der Hannoveraner war enorm. 1933 gewann die Herzogfamilie einen Prozess gegen den deutschen Staat und bekam in ihrer Heimat einen Teil ihrer Besitzungen zurück. Sie verließen die Stadt am Traunsee. Zur Sommerfrische kamen sie weiterhin nach Gmunden oder bezogen ihre Jagdhäuser in der Grünau. Während der Zwischenkriegszeit konnten sich viele Villenbesitzer ihre Häuser nicht mehr leisten, vermieteten Zimmer im Sommer. oder zogen das ganze Jahr über an den Traunsee. Nach dem zweiten Weltkrieg konnte Gmunden nicht mehr an den Glanz vergangener Tage anschließen. Was bleibt sind künstlerische Highlights während der Salzkammergut Festwochen und die paradiesische Landschaft.
Sun, 31 Mar 2024 - 92 - Die Vertreibung aus dem Paradies
Die Idylle der Sommerfrische ist im Salzkammergut eng mit der Brutalität der Vertreibung verbunden. 25 Villen wurden 1938 von den Nazis beschlagnahmt, die Besitzer enteignet, vertrieben, verfolgt. Einige von ihnen waren Juden, andere im Widerstand. Die Nationalsozialisten brauchten Platz für Schulungszentren, später für Lazarette und Waisenheime. Nach 1945 nisteten sich die Besatzer ein. Die Villa Lanner, das Juwel aus dem 19. Jahrhundert, war beispielsweise ein auserwähltes Objekt. Die Besitzerfamilie Trauttenberg zog in die „alte Villa“, harrte aus. Manchmal schenkten die Amerikaner den Kindern Bananen und als sie abzogen, hinterließen sie die gesamten Vorräte. Der Hunger der Familie Trauttenberg und deren Nachbarn war vorbei. Hubertus Trauttenberg entstammt einem alten Adelsgeschlecht. Einem dienenden, wie er sagt, keinem Herrschenden. Das prägte sein Leben. Verpflichtet fühlt sich der General außer Dienst und seinerzeitige Adjutant von Bundespräsident Dr. Thomas Klestil, ethischen Werten. Dazu gehört für Hubertus Trauttenberg, sich gegen das Vergessen der Gräueltaten der Nationalsozialisten einzusetzen. So hat er sich beispielsweise als Befürworter der „Wehrmachtsausstellung“ stark gemacht und sich für den Lern- und Gedenkort Hartheim engagiert. Außerdem war er maßgeblich an der Errichtung des NS-Opferdenkmals an der Gmundner Esplanade beteiligt. 25 Menschen und deren Namen sind nun auf einem Band auf der Kaimauer verewigt. Die Villa Lanna, die sein Urgroßvater erbauen ließ, ist längst renoviert. Die Geschichten aber bleiben. Einige davon erzählt Hubertus Trauttenberg im Podcast „Vertreibung aus dem Paradies“. Am 9. März lassen wir uns ab 11h, beim Salon der Wissenschaft und Kunst im Seeschloss Ort, mit Werken von Markus Hofer, Harald Schreiber und Petra Zechmeister darauf ein. Tatjana Schnell und Christina Berndt sprechen zum Thema Resilienz: Stärke auch bei Gegenwind, Marie-Theres Arnbom liest aus ihrem Buch „Die Villen vom Traunsee“ und zum Schluss diskutiere ich mit den Referentinnen über Widerstand und über „Eros der Sommerfrische“ im Salzkammergut. Foto: © Elisabeth J. Nöstlinger
Wed, 28 Feb 2024 - 91 - "Die letzte Glut": Der Maler Eduard Angeli
Seit 20 Jahren lebt Eduard Angeli in Städten, die am Wasser liegen. Istanbul, dort war er auch Gastprofessor an der Akademie für Angewandte Kunst, St. Petersburg und Venedig sind die Inspirationsquellen seiner monumentalen Werke. Ruhe strahlen sie aus, die Gemälde des großen Meisters der Melancholie, wie ihn Klaus Albrecht Schröder nennt. Anlässlich seines 75. Geburtstages hat er dem Maler eine große Retrospektive in der Albertina ausgerichtet. Im Vorwort des Ausstellungskataloges schreibt der Direktor der Wiener Albertina, Zitat: „In diesen Etüden der Einsamkeit vergegenständlicht sich die tieftraurige, unerfüllte Sehnsucht unserer Zeit nach Stille und nach jener Einsamkeit, die nicht Verlassensein bedeutet, sondern eine Ruhe ausstrahlt, die dem Tosen der Welt standhält, dem ohrenbetäubenden Lärm, der allgegenwärtigen Zerstreuung und dem Chaos von heute.“ Auch dem Chaos der Städte in denen Eduard Angeli lebte. Bis zum großen Hochwasser im Jahre 2019 lebte Eduard Angeli in einem Haus am Lido, direkt am Wasser. Auf der Terrasse sitzend konnte man das Meer beobachten, den Wellengang spüren, den Sonnenauf- und Untergang erleben. Dort sind wohl auch die beiden Bilder "Die letzte Glut" entstanden. Eduard Angelis Werke ziehen den Betrachter magisch in den Bann. Leuchtende Farbflächen, Licht, Weite zeichnen sie aus. Manche - mit Kohle, Rötel, Kreide und Wasserfarbe auf nichtgrundierter Jute entstanden, vermitteln Nüchternheit und Askese andere mit Öl auf Leinwand gemalt strahlen in intensiven Farben. Aber alle entbehren der Wirklichkeitstreue, konstatiert Klaus Albrecht Schröder; Vielmehr setzen sie Träume frei und geben den Wünschen des Betrachters eine Form. Für Schröder sind sie Zitat: „Stellvertreter jener letzten Stille, die dem Menschen Bedrohung und Hoffnung zugleich ist, Abschied vom Leben und Verheißung einer friedlichen Ruhe jenseits des Lebens.“ Eros der Sommerfrische im Seeschloss Ort trägt den Titel „Resilienz: Stärke auch bei Gegenwind“, erinnert am 9. März an die Zeit, als Nationalsozialisten im Salzkammergut jüdische Künstler und Künstlerinnen vertrieben und an den Widerstand, der sich gegen die Nazis formierte. Marie – Therese Arnbom erzählt über die Vertreibung der Juden aus Gmunden und liest aus ihrem Buch „Die Villen vom Traunsee“. Christina Berndt spricht darüber, was die Seele stark macht und Tatjana Schnell fragt „Resilienz oder Sinn: Wie geht Widerstand“. Skulpturen von Harald Schreiber und Markus Hofer ergänzen den Salon der Wissenschaft und Kunst. Vom 12. April bis Ende November 2024, sind 14 Gemälde von Eduard Angeli in der Fondatione Vedova am Zattere zu sehen. Foto: (c) Eduard Angeli (Ausschnitt)
Mon, 19 Feb 2024 - 90 - Eros der Sommerfrische: Resilienz, Stärke auch bei Gegenwind
Eros, der listige Gott, entfacht erneut die Leidenschaft zum Diskurs. Ihn macht stark, woran andere verzweifeln. Was aber macht ihn resilient? „Resilienz“ ist eine Kraft, schwierige Situationen zu bewältigen, Zumutungen und Kränkungen Paroli zu bieten. Und wer kennt die Geheimnisse, in stürmischen Zeiten nicht unterzugehen? Künstlerinnen und Künstler haben dafür die entsprechende Sensibilität, finden den Lebenssinn durch ihre Arbeit und viele entwickeln den dafür nötigen Widerstandsgeist. Mit der Kraft Imagination, ihrer Kreativität und Fähigkeit mit Unsicherheit zu leben, kurbeln sie die Zukunft an. Die Psychologin Tatjana Schnell legt dazu neuste wissenschaftliche Erkenntnisse vor und die Biochemikerin und Bestsellerautorin Christina Berndt weiß, was die Seele stark macht. Begleitend zur Ausstellung erzählen in der Story-Line und auf wissensART die Künstler:Innen über ihre Inspirationsquellen und ihre Werke. Am 9. März 2024, im Seeschloss Ort, ab 11h in Gmunden am Traunsee Foto: (c) Elisabeth J. Nöstlinger
Mon, 12 Feb 2024 - 89 - Gottfried Helnwein und seine Ästhetik des Schreckens
Aufregerkünstler Gottfried Helnwein ist mit den Gmundnern und Gmundnerinnen in einen Dialog getreten. Als Ankläger einer Gesellschaft, die zu viel wegschaut, macht er es den Stadtvätern, sowie dem Direktorenteam der Salzkammergut Festspiele nicht leicht. Die Ästhetik des Grauens schockiert. Fernab ist die Postkartenlandschaft. „Warum sollten Impulse oder Anstöße zum Diskurs über gesellschaftspolitisch relevante Themen nur von Metropolen ausgehen“, fragte sich Gmundens Kulturreferent Andreas Hecht, als er die Affichierungen an den Stadtgebäuden vorantrieb. Mit den Werken von Gottfried Helnwein will er ein Statement setzen. Die Aufmerksamkeit ist ihm sicher. „Wegschauen gibt´s nicht“, befindet auch die kaufmännische Leiterin der Salzkammergut Festwochen, Johanna Mitterbauer und fügt hinzu, „dass die Instrumentalisierung von Kindern und Gewalt an Kindern immer aufs Neue thematisiert werden müssten“ Dafür hat Gottfried Helnwein über Jahrzehnte hinweg seine eindrucksvolle Bildsprache entwickelt. Erschreckend schön. „Memory“ (Erinnerung) ist auf dem Rathaus zu sehen, die beiden Werke „The Disasters of War“ (Die Schrecken des Krieges) und „The Smile“ (Das Lächlen) sind auf dem Stadttheater während des Kuturhauptstadtjahres 2024 zu sehen. Sujet: Gottfried Helnwein
Thu, 01 Feb 2024 - 88 - Heidenlärm und Chorgesang
Bimmeln, juchzen und jodeln, was für ein Bahöl. Mit lautem Getöse fährt der Glögglzug von Attnang Puchheim nach Stainach Irdning. Entlang des Traunsees hallt der Klang von 49 Glocken von Ufer zu Ufer. Beinahe unerträglich ist das laute Getön in der Nähe; dringt der vorbeiziehende Waggon jedoch in die Zauberlandschaft ein, ist diese von einem wundersamen Klang erfüllt. Fährt dann der Bimmelzug bei einer Kirche vorbei, löst dies ein Nachläuten bei den Kirchenglocken aus. Georg Nußbaumer heißt der Komponist des Klangkunstwerkes und Lehrlinge der ÖBB Lehrwerkstätte Linz haben den Glögglwaggon auf Schiene gebracht. Die Projektleitung und Organisation hat Norbert Schweizer übernommen. Und die Glocken stammen aus der Gießerei Perner aus Passau. Eröffnet wurde das Kulturhauptstadtjahr mit einem Jodler. Hubert von Goisern sandte mit 1000 Stimmen den traditionellen Gesang um die Welt. Dazu mischten sich Elektronik und Percussion. Traditionelles und Neues war trotz mancher Reibung im Einklang. Foto (c) Elisabeth J. Nöstlinger Hubert von Goisern eröffnetemit 1000 Stimmen das Kul
Tue, 23 Jan 2024 - 87 - "Revolte" bei den Salzburger Festspielen
„Der Mensch in der Revolte“, das Buch des Philosophen Albert Camus, inspirierte Intendant Markus Hinterhäuser für das Programm der Salzburger Festspiele 2024. Es sind philosophische Essays, Gedanken und Reflexionen über eine Welt nach zwei Weltkriegen; erschienen 1951. Es ist aber auch ein Buch über eine Auflehnung, eine Revolte gegenüber Systemen, in denen sich die Protagonisten nicht zurechtfinden. Der Rückblick erscheint wie eine Gegenwartsschau. Auch heute revoltieren Menschen gegenüber politischen Struktkuren. Markus Hinterhäuser greift in der Pressekonferenz einen Satz von Albert Camus, in Abwandlung Descartes "Ich denke, also bin ich", "wir revoltieren, also sind wir," auf und zieht ihn durch das gesamte Programm. Vom 19. Juli 2024, beginnend mit der Ouvertüre spirituelle, bis 31. August werden Insgesamt 172 Aufführungen an 15 Spielstätten geboten. Es sind Bewegungen zwischen Himmel und Hölle. Sie erzählen von der elementaren Schönheit des Maßlosen ebenso wie von den darin verborgenen „dämonischen“ Abgründen, von grenzenloser Einsamkeit – und der schwindelerregenden gottlosen Freiheit. Im Schauspiel, in den Konzerten und in der Oper. Foto: Felsenreitschule (c) Elisabeth J. Nöstlinger
Mon, 18 Dec 2023 - 86 - Michael Köhlmeier, Konrad Paul Liessmann und Lilith
Es ist schon eine liebgewordene Tradition von Konrad Paul Liessmann und Michael Köhlmeier, am Vorabend des Philosophicum Lech, alte Mythen zu erzählen und darüber philosophisch zu reflektierte; in diesem Podcast über Lilith, der ersten Frau Adams. Sie war Adam ebenbürtig, doch dieser sah sich als Herrscher und ihr Gebieter. Bald kam es zu Hass und Streit. Auch im MUMOK wird mit einem Mythos und der philosohischen Interpreation das Generalthema des nächsten Philosophicums angekündigt. 2024 lautet das Thema: „Sand im Getriebe“. Im Leben von Konrad Paul Liessmann läuft aber alles wie geschmiert. Heute wurde Universitätsprofessor in Ruhe Dr. Konrad Paul Liessmann, das Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse von Staatssekretärin Mag.a Andrea Mair überreicht. Die Laudatio hielt Michael Köhlmaier. Foto (c) Christina Nigsch
Thu, 07 Dec 2023 - 85 - Robert Wimmer - Ein Architekt geht auf Reisen
„Wer mit einem Architekten auf Reisen geht, wird mitunter verwunderliche Erfahrungen machen. Ein Architekt hält den Wagen abrupt an, fährt ein Stück zurück und steigt aus. Ein Haus, ein Schuppen, eine Garage, nennen wir es neutral ein Gebäude, an dem nichts außergewöhnlich zu sein scheint, ist ihm aufgefallen; er schaut es sich minutenlang an, geht um das Haus herum, macht sich Notizen oder Skizzen und weiß auch auf beharrliches Nachfragen nicht einleuchtend zu erklären, was gerade an diesem Gebäude so Besonderes ist, dass man deswegen die Fahrt übers Land oder die Stadterkundung zu Fuß unterbrechen musste.“ Zitat Karl-Markus Gauß Auch wenn Robert Wimmer ad hoc nicht einleuchtend erklären kann, was gerade an einem Gebäude so besonders sei, kann es dennoch sein, dass irgendwann eine Erkenntnis folgt und diese beim bauen umgesetzt wird. Einfach und schnörkellos, das ist die Architektur von Robert Wimmer. Mit diesem Ansatz wagte er auch in der barocken Stadt Salzburg den Aufbruch in die Moderne. Direkt nach seiner Ausbildung an Wiener Akademie der bildenden Künste, in der Meisterschule Gustav Peichl, fand er ein entsprechendes Territorium in der Hofstallgasse. Das kleine Festspielhaus sollte umgebaut und ein Haus für Mozart errichtet werden. Der umtriebige Erneuerer Gerald Mortier hatte dazu 1998 aufgerufen und sein Nachfolger Peter Ruzicka wollte 2005 das Mozart Jahr mit „Figaro“ im neuen Haus eröffnen. Die Zeit war knapp, die Vorgehensweise paktiert. Anstatt eines zweistufigen Wettbewerbes wurde nur ein sogenanntes „Verhandlungsverfahren“ gewählt. Fünf Bewerber wurden eingeladen, ihre Vorstellungen zu präsentieren. Dazu gehörten die luxemburgisch-salzburgische Architektengruppe Hermann und Valentiny, Wimmer und Zaic. Ihnen wurde das Projekt zugesprochen. Doch Sieger sehen anders aus. Eine Auseinandersetzung entbrannte, das Bauvorhaben wurde nochmals ausgeschrieben, die Architektengruppe Hermann und Valentiny, Wimmer und Zaic gewannen wieder, gebaut hat dann aber Wilhelm Holzbauer, der Schüler des Festspielhaus-Architekten Clemens Holzmeister. Für Robert Wimmer war es zwar ein finanzielles Desaster, doch aufhalten ließ sich Querdenker dennoch nicht. Er hat viele unterschiedliche Gebäude errichtet, in Sachen Dachbegrünung Pionierarbeit geleistet und Farbigkeit in die Landschaft gebracht. Dafür wurde er mit den Kunstpreis in der Kategorie Baukunst der Akademie der Künste Berlin ausgezeichnet. Robert Wimmer nur als Architekt zu sehen, greift allerdings zu kurz, denn als Möbeldesigner hat er das Biedermeier in die Moderne geführt. Nun hat er sein Büro verkleinert und nützt die freigewordenen Flächen als kunst.raum.m37 Foto (c) privat
Thu, 30 Nov 2023 - 84 - Philipp Hochmair: Jedermann for ever?
Als ein apokalyptisches Sprech-Konzert inszenierte Philipp Hochmair das 100 Jahre alte Mysterienspiel von Hugo von Hofmannsthal. Die "Elektrohand Gottes" trieb ihn durch Gitarrenriffs und experimentelle Sounds zu exelatierten Handlungen auf vielen Bühnen. Nun ist er der "Jedermann" bei den Salzburger Festspielen 2024. Delaila Pialko ist die Buhlschaft an seiner Seite. Der Kanadier Robert Carsen führt Regie. Man darf gespannt sein, denn das neue Paar hielt sich bei der Pressekonferenz sehr zurück. Regisseur Robert Carsen verwies jedoch auf seine Erfahrung als Regisseur aller Strauss Opern, für die Hugo von Hofmannsthal das Libretto schrieb. 2004 inszeniere er sogar den Rosenkavalier bei den Salzburger Festspielen. Wird er sich gegen den "erfahrenen Jedermann" Philipp Hochmair durchsetzen? Immerhin sprang er bereits für den "Jahrhundert Jedermann" Tobias Moretti im Jahr 2018 ein. Man darf gespannt sein. Intendant Markus Hinterhäuser ist es mit der Präsentation des neuen Paares auf jeden Fall gelungen, den Fokus der Aufmerksamkeit in die Zukunft zu richten und die rechtlichen Verpflichtungen mit Michael Maertens, dem Ensemble der Jedermanninszenierung 2023 und Regisseur Michael Sturminger in Ruhe zu lösen. Foto (c) Elisabeth J. Nöstlinger
Tue, 21 Nov 2023 - 83 - Die Kräuterhexe und die Unsterblichkeit
Mindestens 2 Leben lebt Rene´e Schroeder bereits. Nun träumt sie von der Unsterblichkeit. Ihre wissenschaftlichen Überlegungen dazu, hat sie in dem Buch "Der Traum von der Unsterblichkeit", niedergeschrieben. Es ist im Brandstätter Verlag erschienen. 20 Jahre lang hat sie sich mit der Erforschung jenes Moleküls beschäftigt, welches die Entstehung des Lebens ermöglicht hat. Mit Kräutern und "Drogen" ist sie nun auf dem Weg zur Unsterblichkeit. Eines ihrer Leitbilder dafür ist: "Das Überwinden der Spannung zwischen überlieferter Kräuterlehre und der modernen Medizin." Foto (c) Elisabeth J. Nöstlinger
Sun, 05 Nov 2023 - 82 - "Der Frühling ist in den Bäumen" ein Roman von Jana Revedin
Splitternackt, vergewaltigt und körperlich verletzt, erwacht Renina zwischen zwei ihr fremden Menschen. Ihr Ehemann, ein aufstrebender Physiker, schläft noch bekleidet im Salon nebenan. Der Schauplatz: das Inselhotel am Ufer des Bodensees. Der Anlass des Aufenthaltes: ein Atomphysikerkongress im Frühling 1953. Nun ist nachzulesen, was damals geschah. Der Doktor der Atomphysik, Neffe von Marlene Dietrich, hat Renina in eine gefährliche sexuelle Abhängigkeiten verstrickt. Jetzt wird er gewalttätig. Vor der vermeintlich malerischen Kulisse des Bodensees verändert sich an einem einzigen schicksalhaften Tag Reninas Leben unwiederbringlich. Renina zieht in den reaktionären 1950er Jahren die Scheidung durch. Am Tag des Grauens lässt sie sich jedoch vorerst nichts anmerken. Sie macht Ihren Tag als wäre nichts geschehen. Sie geht mit einer Bekannten spazieren, lacht, prostet anderen zu, trinkt, besteigt ein Pferd um zu reiten. Während dessen treffen einander die Atomphysiker, um die Zusammenarbeit japanischer und europäischer Kompetenz zu feiern. Foto (c) Elisabeth J. Nöstlinger (Buchumschlag). Buchumschlaggestaltung zero-media.at, München, unter Verwendung eines Motives von (c) The Advertising Archives/Bridgeman Images
Sun, 15 Oct 2023 - 81 - Alles wird gut.Konrad Paul Liessmann in Lech
Wie weit trägt die Zuversicht? Wird wirklich alles gut? Donnerstag, den 21. September 2023, hält der Wissenschaftliche Leiter des Philosophicum Lech, Konrad Paul Liessmann, seinen Eröffnungsvortrag zu der mehrtägigen Veranstaltung. Hoffnung, so der Philosoph im Interview, war immer ein zweischneidiges Schwert. Was also dürfen wir zu hoffen wagen? "Die Hoffnung: Sie ist in Wahrheit das Übelste der Übel, weil sie die Qual der Menschen verlängert." Zitat: Friedrich Nietzsche
Wed, 20 Sep 2023 - 80 - Senta Berger im Gespräch
Beinahe acht Jahre lang spielte Senta Berger die Buhlschaft bei den Salzburger Festspielen. Curd Jürgens und Maximilian Schell gaben den Jedermann. Für sie war es eine schöne Zeit. Nochmals am Platz vor dem Dom zu spielen, kann sich die Schauspielerin, Chansonniere und Filmproduzentin nicht vorstellen. Am 30. August 2023, ist der TV-Star in der Marathonlesung über Simone de Beauvoir´s Buch, "Das andere Geschlecht" zu hören. 1949 ist dieses bahnbrechende Werk der Frauenemanzipation erschienen. Was ist seither geschehen? Im Künstlergespräch mit Elisabeth J. Nöstlinger erzählt Senta Berger über ihre eigenen Erfahrungen als "Sexbombe", über ihre Rollen und ihr Leben. Foto: (c) Christopher Thomas
Wed, 30 Aug 2023 - 79 - Erotischer Jedermann, Sexy Buhlschaft! Curd Jürgens und Senta Berger
Als 17jährige galt Senta Berger als Sexbombe von Wien. Verglichen mit Sophia Loren und Gina Lollobrigida machte sie das stolz, störte sie keineswegs. Später beschrieb sie sexuelle Übergriffe von O. W. Fischer und Kirk Douglas in ihrem Buch "Ich habe ja gewusst, dass ich fliegen kann", durchaus kritisch. Der #me too# Bewegung steht sie jedoch ambivalent gegenüber. An die Zeit als Salzburger Buhlschaft erinnert sie sich gerne. Am 28. August 2023, erzählt sie in einem Künstlergespräch der Freunde der Salzburger Festspiele darüber. Ich freue mich auf Sie! 11.30 Große Aula der Universität Salzburg, Eingang Wilhelm-Furtwängler-Garten. Foto: (c) Elisabeth J. Nöstlinger
Fri, 25 Aug 2023 - 77 - Blutiger Ernst eines Passionsspieles bei den Festspielen
Was während dieses Festspielsommers in der Felsenreitschule zu sehen und zu hören ist, ist hochaktuell. Der australische Regisseur Simone Stone setzt das Flüchtlingsdrama der Oper "Die griechische Passion", von Bohuslav Martinu°, in Szene. Braucht er dafür besondere Stilmittel, um die Handlung nach dem Roman von Nikos Kazantzakis auf die Bühne zu bringen? Was braucht es, um die Geschichte eines Dorfes und dessen Bewohner während des Griechisch-Türkischen Krieges zu erzählen, Gläubige, die mit einer Flüchtlingsbewegung konfrontiert werden? Simone Stone erzählt in diesem Podcast darüber, wie zeitgemäß der Roman von Nikos Kazantzakis ist und wie zweifelhaft das Mitgefühl mancher Vertreter der katholischen Kirche. Das Dirigat hat Maxime Pascal übernommen. Dahinter steckt eine kleine Sensation. Denn Maxime Paxcal gewann als erster Franzose den Young contucters Award der Salzburger Festspiele. Das war 2014. Nun 2023, dirigiert er die griechische Passion von Bohuslav Martinu. Auch das ist erstmalig! Ein Gewinner des Young Contucters Award dirigiert die Neuinszenierung einer Oper. Noch dazu eine, die selten aufgeführt wird. Schon während seines Studiums beschäftigte sich Maxime Pascal mit Martinu°. Aufmerksam wurde er am französischen Konservatorium durch seine Freunde, die das kammermusikalische Werk von Martinu spielten. Vor nicht allzu langer Zeit lernte er dann die Symphonien kennen und auch „Die griechische Passion“. Bei den Salzburger Festspielen wird die zweite Fassung dieser Oper gespielt, die der Komponist kurz vor seinem Tod 1959 schrieb. Wie schon der Name sagt, handelt es sich um ein Passionsstück in der Osterzeit. Und während die Bewohner des griechischen Dorfes das Passionsspiel vorbereiten, wollen sie den Flüchtlingen helfen. Die Katholische Kirche, vertreten durch den imposanten Priester Grigoris, arbeitet dagegen. Unbelastet historischer Vorgaben setzt Simone Stone ihn in Szene. Foto © SF/Monika Rittershaus
Sun, 13 Aug 2023 - 76 - Das Licht des Bildhauers Antony Gormley
Licht in die Tiefe des menschlichen Herzens zu senden, meinte Robert Schumann, sei die Aufgabe von Kunst und der englische Bildhauer Antony Gormley nannte jene Zeichnung, die das Programm der diesjährigen Festspiele ikonografisch begleitet, „Sight“. Ist es ein Blick, der sich in die Ferne weitet, oder ist es selektives Sehen, das sich einen Spalt breit in die Ewigkeit hinein öffnet? Frisst sich Licht durch die Dunkelheit? Zwischen Hell und Dunkel oszilliert das Festspielprogramm 2023. Im Gespräch für wissensART, reflektiert Intendant Markus Hinterhäuser, über dieses breite Spektrum. Antony Gormley, Sight, 1986. black pigment, linseed oil and charcoal on paper, 28 x 38 cm, (c) the Artist. Text: Elisabeth J. Nöstlinger
Sun, 30 Jul 2023 - 75 - Geplatzte Blasen, Kreativität und neue Realitäten
"Lassen Sie Ihre Blase platzen"! Bundespräsident Alexander van der Bellen forderte die Zuhörer in der Felsenreitschule dazu auf. Der Anlass: Die Eröffnung der Salzburger Festspiele 2023. Es war eine kurzweilige Rede, die sich um Follower in der Blase der sozialen Medien drehte und um die eingeschränkte Realität, die in der Blase entsteht. Lassen Sie also Ihre Blase platzen und hören Sie andere Meinungen, lesen Sie die Gegenseite, dann erklennen Sie, wie die Wirklichkeit anderer Menschen aussieht. Beispielsweise die des Nobelpreisträgers für Quantenphysik Anton Zeilinger. Er hielt die Eröffnungsrede bei den diesjährigen Salzburger Festspielen. Ein Ausschnitt daraus, ist in dieser Podcast-Folge zu hören. Text: Elisabeth J. Nöstlinger Foto: (c) Jacqueline Godany
Sat, 29 Jul 2023 - 74 - Licht und Schatten bei den Salzburger Festspielen
"Licht in die Tiefe des menschlichen Herzens zu senden", meinte Robert Schumann, sei die Aufgabe von Kunst und der englische Bildhauer Antony Gormley nannte jene Zeichnung, die das Programm der diesjährigen Festspiele ikonografisch begleitet „Sight“. Ist es ein Blick, der sich in die Ferne weitet, oder ist es selektives Sehen, das sich einen Spalt breit in die Ewigkeit hinein öffnet? Frisst sich Licht durch die Dunkelheit? Zwischen Hell und Dunkel oszilliert das diesjährige Salzburger Festspielprogramm. Im Gespräch für wissensART, reflektiert Intendant Markus Hinterhäuser, über dieses breite Spektrum. © SF/Marco Riebler
Sat, 22 Jul 2023 - 73 - Pfingsten, Fronleichnam und ChatGPT
Was haben Pfingsten, Fronleichnam und ChatGPT gemeinsam? Sie sind schwer greifbare Themen. Die ersten beiden sind sozusagen von Gott gemacht, letzteres von Menschenhand. Außerdem fanden zu diesem Zeitpunkt an zwei unterschiedlichen Orten, Diskussionen über künstliche Intelligenz und den Chatbot ChatGPT statt. Mit dem Arzt, Neurowissenschaft und Psychotherapeuten Joachim Bauer sprach ich in Goldegg und mit dem Vizerektor der TU Graz, Horst Bischof und der Digitalisierungsvordenkerin Sarah Spiekermann auf Schloss Seggau. Dort, in der Steiermark, war auch Geoffrey Hinton Thema. Nun erneuerte der "Godfather" der Technologie und künstliche Intelligenz (KI), sowie ehemaliger Google-Entwickler, seine Warnungen vor den Risiken durch KI. „Bevor die KI schlauer ist als wir, sollten die Entwickler viel Arbeit investieren, um zu verstehen, wie sie versuchen könnte, uns die Kontrolle zu entziehen“, sagte Hinton, bei einer Technologiekonferenz im kanadischen Toronto. „Ich denke, es ist wichtig, dass die Menschen verstehen, dass es sich hier nicht um Science-Fiction handelt, nicht nur um Angstmacherei“, meinte er weiter. „Es ist ein reales Risiko, über das wir nachdenken müssen, und wir müssen uns im Voraus überlegen, wie wir damit umgehen können.“ Wie auch bei den Pfingstdialogen plädierte der KI Experte für eine verpflichtende Kennzeichnung von KI-generierten Inhalten aus. Die EU plant derzeit ein entsprechendes KI-Gesetz. „Es ist sehr wichtig zu versuchen, zum Beispiel alles, was gefälscht ist, als gefälscht zu kennzeichnen. Ob wir das technisch hinbekommen, weiß ich nicht“, sagte Hinton. Wenn wir dies in Europa hinbekommen, dann haben wir sicher eine Vorreiterrolle auf der ganzen Welt. Text: Elisabeth J. Nöstlinger Foto: Gemälde von Kresiah Mukawzhi (c) Elisabeth J. Nöstlinger
Fri, 30 Jun 2023 - 72 - Die Salzkammergut Festwochen 2023 sind eröffnet
Wenn die Welt von Gestern in die Zukunft führt, sitzt man im Stadttheater Gmunden, lauscht dem Schauspieler Fritz Karl, der aus Werken von Stefan Zweig liest. Karin Bergmann, Leiterin des Theaterprogramms und der Literaturveranstaltungen, setzt neben den Klassikern wie Shakespeare und einer Neuinszenierung des "Sturms", auch auf zeitgenössische Literatur. Die zu etablieren ist eine Herausforderung; die Segel sind gesetzt und das Boot fährt spätestens seit der Eröffnung der Salzkammergut Festspiele, in den Kultursommer zum Erfolg. Etabliertes, Gewagtes, Stars und junge Talente werden im Theater, auf der Halbinsel Toscana und den Schauplätzen der Hausmusikroas zu sehen und zu hören sein. Infos zum Programm: www.festwochen-gmunden.at Text: Elisabeth J. Nöstlinger Foto: (c) Rudi Gigler
Wed, 28 Jun 2023 - 71 - Richard David Precht: Zum Auftakt ein Nachklang zum Krieg in der Ukraine
Green Deal or no Deal "Geist und Gegenwart" nennt Prof. Herwig Hösele Die Pfingstdialoge, die seit 2005 im Zweijahresrhythmus auf Schloss Seggau stattfinden. Hochkarätige Keynote-Speeker werden eingeladen, namhafte Podiumsteilnehmer diskutieren über aktuelle Themen zum"Projekt Europa". Das Generalthema des 10. Pfingstdialogs 2022 lautete "Green Europe - Deal or no Deal". Der Diskussion um den Krieg in der Ukraine zeichnete das zerstörerische Potential in der Südsteirischen Landschaft. Zusätzliche Fragen warf der Philosoph Richard David Precht auf. Landeshauptmann Christopher Drexer und Europaministerin Karoline Edtstadler diskutierten die provokanten Quergedanken des Philosophen. Foto (c) Elisabeth J. Nöstlinger-Jochum
Thu, 22 Jun 2023 - 70 - Dompfarrer Toni Faber, Künstler Peter Baldinger und der Tod
Viele Anstrengungen der Menschen lassen sich als Versuche deuten, den Tod zu überwinden und etwas zu schaffen, was das eigene Leben überdauert. In der modernen Welt haben sich die Strategien, der Endlichkeit zu trotzen, gewandelt. Doch auch im technischen Zeitalter wird uns vor Augen geführt, dass wir unser Leben in einer zeitlich begrenzten Perspektive zu leben haben. Das heißt für Dompfarrer von St. Stefan Toni Faber, sich auch mit dem Zweifel auseinanderzusetzen. Jedem der sagt, er glaube ohne Zweifel, misstraut der Dompfarrer von St. Stephan, hält ihn für scheinheilig. Christen glauben an ein Weiterleben nach dem Tod, glauben an eine Macht die sie hält. Andere meinen, wenn sie sterben, sei alles vorbei. Ja sagen zum Leben hängt aber nicht zwingend daon ab, ob man an ein Weiterleben nach dem Tod glaubt oder nicht. Jeder hat die Möglichkeit in seiner Lebenszeit ein aufregendes, erfülltes Leben zu führen. Dazu mag auch die Auseinandersetzung mit dem Tod gehören. Diese hat Toni Faber bereichert, seinem Leben enorme Gestaltungskraft verliehen. Der Künstler Peter Baldinger will ihn durch seine Kunst überwinden. Mit seinen Bildern zu Hans Holbein´s Danse Macabre hat Peter Baldinger erneut eine Grundlage dafür geschaffen. Zu sehen sind sie in der Galerie Dantendorfer und im Atelier von Peter Baldinger. Foto (c) Elisabeth J. Nöstlinger
Fri, 07 Apr 2023 - 69 - Licht und Schatten eines Lebens
Sie galt als Grand Dame der Wiener Moderne. Wie kaum eine andere Frau aus dem großbürgerlichen Milieu der Jahrhundertwende verkörperte sie Aufbruch, Selbstbestimmtheit und Selbstbewusstsein. Diese Eigenschaften behielt sie auch während der dunklen Zeiten der NAZI-Herrschaft bei. Aus der großen Villa Toscana vertrieben, der Heimat beraubt, ihres Vermögens großteils entledigt, lebte sie in New York. Doch kaum war der zweite Weltkrieg beendet trat sie die Reise nach Östererich an und fand eine desolate Villa vor. Der Glanz war erloschen, der Wille, die Villa weiterhin zu behalten war geblieben. Marie-Therese Arnbom erzählt davon. Margret Greiner beleuchtet in vielen verschiedenen Facetten, was es bedeutete, sich in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts als autonome weibliche Person zu entwerfen und als solche zu handeln. Auch in schweren Zeiten. Mit ihr erählen, Ursula Prokop, Lea Singer und Ilse Somavilla über die Kindheit Margaret Stonboroughs in Wien. Text: Elisabeth J. Nöstlinger Foto (c) Elisabeth J. Nöstlinger
Mon, 13 Mar 2023 - 68 - Die Villa Toscana: Vom Tempel zum Schloss
"Tatsache ist, dass Sie gekommen ist, hat´s gesehen, hatte das Geld und hat´s gekauft", erzählt Pierre Stonborough, Enkel von Margret Stonborough-Wittgenstein. Die Rede ist von der Villa Toscana, auf der gleichnamigen Halbinsel in Gmunden am Traunsee. 1913 hattte die Tochter aus einer der wohlhabendsten Familien in Österrech, von ihrem Erbe nach ihrem Vater Karl Wittgenstein, das Anwesen von den Habsburgern gekauft und umgebaut. Es sollte Jahre dauern, bis es fertig gestellt war, denn die Dame hatte erstens keinen einfachen Geschmack und zweitens waren es - politisch betrachtet - schwierige Zeiten. Dennoch entstand ein prachtvoller Bau mit sehenswerten Ornamenten, Interieur der Wiener Werkstätten und technischen Innovationen. Vor Jahren hat sich Florian Ketter damit beschäftigt und erinnert sich für den "Eros der Sommerfrische". Urusla Prokop hat darüber publiziert und Marie-Therese Arnbom kennt die Villen vom Traunsee wie ihre Westentasche. Foto (c) Florian Ketter Musikeinschspielung Schubert: Eduard Kutrowatz
Tue, 07 Mar 2023 - 67 - Eros der Sommerfrische über Margaret Stonborough und die Bilder von Peter Baldinger
Unvergessen ist Margaret Stonborough-Wittgenstein durch das Gemälde von Gustav Klimt. In Erinnerung bleibt sie auch wegen ihrer facettenreichen Persönlichkeit. Der Künstler Peter Baldinger greift sie in seinen Bildern auf, "pinselt" sei neu und erschafft eine zeitgeistige Ästhetik. Manches Geschehen erinnert heute an die Zeit um 1900. Krieg, Vertreibung, Verlust von Vermögen. Manches mag sich damals auch mangels Wertschätzung ereignet haben. Dabei kann gerade echte Wertschätzung wahre Wunder bewirken. "Sie aktiviert unser Belohnungs- und hemmt unser Angstzentrum im Gehirn. So entfaltet sich in kürzester Zeit Kreativität, Motivation und Beziehungsfähigkeit", schreibt der Bestsellerautor Reinhard Haller. Wird Eros mit dieser Fähigkeit auch sein Ziel erreichen? "Eros der Sommerfrische" ist eine Ausstellung über Margaret Stonborough, Werken von Hubert Scheibl und Peter Baldinger, sowie Vorträgen von Ariadne von Schirach, Ilse Somavilla, Reinhard Haller und einer Diskussionsrunde zum Abschluss der Veranstaltung. Eros der Sommerfrische, am 18. März 2023, 11h, Seeschloss Orth in Gmunden am Traunsee. Foto (c) Peter Baldinger Text Elisabeth J. Nöstlinger-Jochum
Tue, 28 Feb 2023 - 66 - Briefgeheimnisse, gelüftet von Pierre Stonborough, Ilse Somavilla und Karin Bergmann
Versiegelte Briefe, verschlüsselte Botschaften, geheime Schriften Was gibt es ist hier zu erfahren, was im Zeitalter permanenter Selbstdarstellung zu entdecken? Eros der listige Gott ist auf der Jagd, die Geheimnisse vergangener Tage zu entschlüsseln. Am 18. März 2023 gelingt es ihm im Seeschloss Ort. Briefe von Margaret Stonborough-Wittgenstein liegen auf, Tagebücher sind zu sehen und Tonstücke erzählen über das Leben auf der Halbinsel Toscana. Foto (C) Reinhard Werner
Sun, 26 Feb 2023 - 65 - Eros der Sommerfrische im Spiegel der Erinnerung
Musikalische Soireen, Salongespräche, Künstlereinladungen; in diesem Umfeld wuchs Margarthe Wittgenstein auf. Es war eine prunkvolle Welt in die sie hineingeboren wurde; eine Welt des unermesslichen Reichtums, die im Wandel war. Kulturell und politisch. Es war eine Zeit, die viele Zerrüttungen bereit hielt. Die Familie Wittgenstein war davor nicht gefeit. In diesem Tonstück erzählen Pierre Stonborough, Enkelsohn von Margaret, Univ.-Prof. Dr. Klaus Mayerhofer, er ist Mitglied der Familie Wittgenstein und die Kunsthistorikerin Ursula Prokop über unbeschwerte Zeiten auf der Hochreith, dem Landsitz der Familie Wittgenstein, Aufenhalte in der Villa Toscana und den starken Frauen der Familie in den schlechten Zeiten. Musikeinspielung: Eduard Kutrowatz Foto (c) Peter Baldinger
Sat, 25 Feb 2023 - 64 - Peter Baldinger´s Danse Macabre nach Hans Holbein
In seinen Bildern begibt sich Peter Baldinger immer an die Kante dessen, was noch erkennbar ist. Der Künstler fordert den Betrachter auf, zweimal hinzuschauen, denn durch den zweiten Blick eröffnet sich vielleicht ein Werk aus einer anderen Zeit. Diesmal ist es der Totentanz von Hans Holbein, der sich erkennen lässt. 1526 schuf Hans Hollein der Jüngere 41 Holzschnittentwürfe zum Thema des Totentanzes. Jedes etwa so groß wie eine Streichholzschachtel. Und auf jedem dieser etwa 5cm großen Holzschnittentwürfe trifft der Tod auf einen Ständevertreter oder eine Vertreterin. Hans Holbeins Totentanzzyklus beginnt mit der Schöpfung, schreitet voran zum Sündenfall, der Vertreibung aus dem Paradies und kommt dann zu den Schicksalen einzelner Berufs- und Standesgruppen. Der Totentanz endet mit dem jüngsten Gericht. Dort sind alle Menschen gleich. Die Arbeiten von Peter Baldinger werden in der Galerie Dantendorfer, Rankgasse 11, 1160 Wien gezeigt. . Foto (c) Peter Baldinger
Sun, 19 Feb 2023 - 63 - Eros der Sommerfrische im Seeschloss Orth am Traunsee über Margaret Stonborough-Wittgenstein
Unvergessen ist Margaret Stonborough-Wittgenstein durch das Gemälde von Gustav Klimt. In Erinnerung bleibt sie auch wegen ihrer facettenreiche Persönlichkeit. Vieles wurde jedoch vergessen. Der Verlust des Vermögens beispielsweise, oder die Zwistigkeiten unter den Geschwistern. Manches mag sich damals auch mangels Wertschätzung ereignet haben. Dabei kann gerade echte Wertschätzung wahre Wunder bewirken. "Sie aktiviert unser Belohnungs- und hemmt unser Angstzentrum im Gehirn. So entfaltet sich in kürzester Zeit Kreativität, Motivation und Beziehungsfähigkeit", schreibt der Bestsellerautor Reinhard Haller. Wird Eros mit dieser Fähigkeit auch sein Ziel erreichen? "Eros der Sommerfrische" ist eine Ausstellung über Margaret Stonborough, Werken von Hubert Scheibl und Peter Baldinger, sowie Vorträgen von Ariadne von Schirach, Ilse Somavilla, Reinhard Haller und einer Diskussionsrunde zum Abschluss der Veranstaltung. Eros der Sommerfrische, am 18. März 2023, 11h, Seeschloss Orth in Gmunden am Traunsee. Foto (c) Peter Baldinger Text Elisabeth J. Nöstlinger-Jochum
Fri, 10 Mar 2023 - 61 - Eros der Sommerfrische: Hubert Scheibl, Wolfgang Welsch und Reinhard Haller
Hubert Scheibl ist einer der bekanntesten Künstler aus dem Salzkammergut und Wolfgang Welsch ist in Oberfranken aufgewachsen. Ihr Leben hat beide zu Kosmopoliten gemacht. Der Philosoph Welsch hat neuartige Gedanken zur Ästhetik, zur Postmoderne, zur Vernunft, zur Transkulturellen Gesellschaft und zum Verhältnis von Mensch und Welt entwickelt. Die Kunst hat ihn dabei stets begleitet. Der Künstler Hubert Scheibl gehörte in den 1980 Jahren den "Neuen Wilden" an. Der Ausbruch der Pandemie 2020 lehrte ihn neue Erfahrungen zum Lebensraum des Menschen, zum Umgang mit diesem Lebensraum und damit auch zum Umgang mit Geschichte, Evolution und Zeit. Noch immer changiert er zwischen Anpassung und Widerstand; sowohl in der Malerei als auch in der Musik. "Die Wahrheit", so der Künstler, "ist die, dass wir ein Teil des Ganzen sind und uns aus der Vergangenheit erklären". Dabei kann der Zufall durchaus eine Rolle spielen. Darüber reflektiert der Philosoph Wolfgang Welsch. Hubert Scheibl zählt zu den wichtigsten österreichischen Vertretern der abstrakten Malerei und Wolfgang Welsch ist einer der bedeutendsten Denker der zeitgenössichen Philosophie. "Eros der Sommerfrische" ist eine Ausstellung über Margaret Stonborough mit Werken von Hubert Scheibl und Peter Baldinger, sowie Vorträgen von Adriane von Schirach, Ilse Somavilla, Reinhard Haller und einer Diskussionsrunde zum Abschluss der Veranstaltung. Eros der Sommerfrische, am 18. März 2023, 11h, Seeschloss Orth in Gmunden am Traunsee. Musik: Hubert Scheibl Foto: (c) Marlene Poekh Text: Elisabeth J. Nöstlinger
Tue, 04 Apr 2023 - 60 - Anton Zeilinger: der Nobelpreisträger und sein Boot
Anton Zeilinger auf die Quantephysik zu reduzieren ist fahrlässig. Der Nobelpreisträger 2022 hat viele Facetten. Er spielt Chello und lässt sich von der Kunst berühren. Aufgewachsen ist der Präsident der Akademie der Wissenschaften von 2013 bis 2022 im ländlichen Umfeld. Zuerst in seinem Geburtsort, dann in Steinakirchen am Forst und als die Familie 1955 nach Wien übersiedelt, ging er im grünen Hietzing ins Gymnasium. Für das Buch Lebenswege, Lebenszeiten, Gespräche über das Altern, das im Styria Verlag erschienen ist und bei wissensart@wissensart.at noch bestellt werden kann, hat Anton Zeilinger auch über seine Leidenschaft zum Segeln erzählt. Zu seinem 60. Geburtstag hat er sich deshalb ein Segelboot geschenkt und es am Traunsee verankert. Dabei sollte es jedoch nicht bleiben. Im ehemaligen Benediktinerinnenkloster in Traunkirchen, später lebten dort Jesuiten, hatte Bildung und Kunst immer einen hohen Stellenwert. Nach der Auflösung des Jesuiten-Ordens in Traunkirchen, ging das Kloster 1773 in den Besitz der Staatsforste über. Bildung und Kunst hatten im Kloster aber weiterhin einen hohen Stellenwert. Ein Heimatmuseum wurde eingerichtet, Veranstaltungen organisiert. 2009 gründete Univ.-Prof. Dr. Anton Zeilinger dort die Internationale Akademie Traunkirchen. Bedeutende Persönlichkeiten aus den unterschiedlichsten Gebieten haben sich seither in diesem bezaubernden Umfeld getroffen; miteinander neue Ideen vorangetrieben, diskutiert und Vorträge für die Bevölkerung gehalten. Foto: (c) Jacqueline Godany
Mon, 09 Jan 2023 - 59 - Aurora: Die zarte Göttin und ihre starken Frauen in Lech
Aurora, das ist die Göttin der Morgenröte. Folgt man der antiken Mythologie, flog sie ihrem Bruder Sol in der Morgendämmerung voran und färbte den nächtlichen Himmel rosarot. Sitzt man rechtzeitig im Hotel Aurora beim Frühstück, dann kann man der Rosenfingrigen beim bemalen des Omeshorns zusehen, und sollte man diesen Zauber des Augenblicks übersehen, kommt Diana, die Jägerin der Glücksmomente herbeigeeilt und bittet ihre Gäste hinaus auf die Terrasse um das Schauspiel einzufangen. Im Nachbarhaus töpfert Lotte Fischer. Ihr tun hat etwas Erdverbundenes, unaufgeregt Kreatives an sich. Früher ließen Lotte Fischers Hände den Garten erblühen, jetzt schaffen ihre Hände Gefäße, einfache schlanken Figuren und voluminöse Vögel. Töpfern bedeutet nicht nur das Erbe unserer Vorfahren zu bewahren, sondern auch innovativ zu sein. Töpfern heißt für Lotte Fischer mit den Händen ihre Umwelt zu gestalten, zu bereichern und wahrscheinlich auch sich selbst dabei ein bisschen glücklich zu machen, denn manuelle Aktivitäten, dass weiß man aus der Glücksforschung, fördern das Wohlbefinden und arbeiten mit den Händen ist anregend. Vor der Terrasse balancieren auf Eisenstäben beeindruckende Tonköpfe. Männerköpfe. Sind sie die Wächter des Ensembles aus traditionellem Handwerk und künstlerischem Schaffen? Wendet man den Blick hinüber zum Hotel sieht man eine Bronzeskulpture. Sie lässt an Rodin´s Bürger von Calais denken. Gert Hoor, der gelernte Grafiker und Steinbildhauer aus Hohenems, hat sie erschaffen. Den 2009 verstorbenen Künstler zeichnete der Blick aufs Wesentliche aus. Er war in allen Techniken zuhause. Er beherrschte das Portraitzeichnen, die Öl- und Aquarellmalerei, Grafikarbeiten, Zeichnungen. Seine Erfüllung fand er jedoch in der Steinbildhauerei. Hier verband er die Figürlichkeit des Renaissancekünstlers Michaelangelo mit der impressionistischen Ausdruckskraft von August Rodin zu seiner eigenen Formensprache, zum Beispiel im Garten der Aurora. Aurora, das ist eine zarte, aber kraftvolle Göttin des Neubeginns. Wer an sie glaubt, hat Hoffnung und Zuversicht, denn sie kommt immer wieder mit dem schwachen Schein des ersten Lichtes. Aurora, so haben Lotte Fischer und ihr Mann das einst kleine Hotel genannt, aus dem nun ein charmantes vier Sterne Hotel mit einer Wellnessoase geworden ist. Geführt wird es von Lotte Fischer´s Tochter Diana, ihrer Enkeltochter Maria Burtscher und deren Mann David Burtscher. Während meiner vielen Aufenthalte in diesem Hotel, hat sich die Schöne mehrmals gehäutet und ist doch immer die Göttin der Morgenröte geblieben. Kraftvoll die Farben der Fauteuils im Salon, perfekt aufeinander abgestimmt die Gästezimmer und doch jedes individuell gestaltet. Jahr für Jahr gilt es Neues zu entdecken, denn das Schöne braucht Zeit, um zu wachsen und zu gedeihen. Genauso der Garten. Und es braucht Menschen wie Diana Musel, die das Haus immer wieder neu erblühen lässt. Text: Elisabeth J. Nöstlinger-Jochum Foto: (c) Elisabeth J. Nöstlinger-Jochum
Tue, 13 Dec 2022 - 58 - Jeannette Fischer: Reflexionen über Angst, Hass und das Monster in uns
Krieg mitten in Europa. Gewalt im Iran. Hass an allen Ecken und Enden und eine Schweizer Psychoanalytikerin, die beim 25. Philosophicum Lech sagt: Hass sei immer auch Selbsthass. Anders Breivik war 3 Jahre alt, als ihm seine Mutter gesagt haben soll, dass er ein Monster sei. 29 Jahre später hat er auf einer norwegischen Insel 77 Menschen ermordet. Was hat dazu geführt, dass sich dieser Mann so allmächtig fühlte, über Leben und Tod so vieler junger Menschen zu entscheiden? Unter ihnen 69 Teilnehmer:Innen eines sozialdemokratischen Zeltlagers. Die jungen Menschen pflegten ihre Freundschaften, spielten mitsammen, betrieben Sport. Führte die Lieblosigkeit von Andres Breivik´s Mutter zu diesem Hass? Ja, sagt Jeannette Fischer, aber nicht nur und führt ihre Begründung im wissensART Podcast aus. Folgt man nun der Aussage der Psychoanalytikerin, wonach Hass immer auch Selbsthass sei, dann ist der Andere, der gehasst wird, quasi ein Spiegel des eigenen Selbst. Folgt man diesem Bild, tötet sich dann derjenige der mordet im Ermordeten quasie selbst? Jeannette Fischer's Arbeiten drehen sich um die Dynamiken einer Beziehung, nicht zuletzt als Ausdruck im Kunstwerk oder als deren biografischer Antrieb. Immer wieder spielt Angst eine wiederkehrende und nicht unbedeutende Rolle; Angst als Folge von Missachtung und Verkennung eines sich selbst bestimmenden Subjektes. Bei allemi spielen das Nachdenken und Forschen über Macht, Gewalt und Angst die Grundlage ihrer Arbeiten. Seit den 1990 Jahren beschäftigt sich Jeannette Fischer, nachdem sie eine Ausstellung kuratierte, verstärkt mit Kunst. Impliziert dieses Nachdenken auch ein hineinfühlen in den Künstler um zu verstehen, was der Künstler, die Künstlerin durch die Kunst sagen will? Kann dies Erklärung, ohne Vorkenntnisse über die Kunst des Künstlers, der Künstlerin möglich sein? Hier - wie auch beim Thema Angst und Hass - weist die schweizer Psychoanalytiker, Filmemacherin und Ausstellungskuratorin auf die Anerkennung der Differenz hin, umzu einer breiten Erkenntnis zu gelangen. Mehr darüber ist in ihrem Buch „Angst, vor der wir uns fürchten müssen“, und im Buch „Hass“. Bei Bücher sind bei Klostermann / Nexus erschienen.. Foto: (c) Florian Lechner
Fri, 04 Nov 2022 - 57 - Dasy Hoch: Die Schneemalerin von Lech
Wenn in Lech dunkel gekleidete Menschen, meist in ein Gespräch vertieft, durch den Ort schlendern, dann beginnt das Philosophicum. 5 Tage lang wird ein Thema interdisziplinär diskutiert. Namhafte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler geben in ihren Vorträgen oft eine steile Vorlage für das anschließende Gespräch. So auch der wissenschaftliche Leiter des Philosophicum Lech, Konrad Paul Liessmann bei seiner Eröffnungsrede im September 2022 über den Hass. Konrad Paul Liessmanns Eröffnungsvortag über den Hass, dieser dunklen Leidenschaft, gibt es bereits in einem wissensART Podcast auf meiner Website und überall dort, wo´s Podcasts zu hören gibt. Mehr als 20 Jahre fuhr ich im Frühherbst nach Lech am Arlberg; machte Interviews für meine einstündige Radiosendung auf Ö 1. Kaum waren die letzten Worte beim Philosophicum gesprochen, war gesagtes auch schon im Radio zu hören. Für meinen wissensART Podcasts gehe ich es gemütlicher an, denn hier löscht die Zeit keine Fakten, ist das Wort nicht flüchtig. Zugleich eröffnet sich ohne Zeitdruck ein anderer Blick auf den 1444m hoch gelegenen Ort. Dieser Ort schmiegt sich auf 1750 m Höhe in die Landschaft ein. Lech und Oberlech sind eine Gemeinde. Die Einwohner eint aber nicht nur ein gemeinsamer Bürgermeister sondern auch ein Gespür für die Kunst. Skyspace Lech beispielsweise ist ein besonderes Werk von James Turrell. Der international renommierte Künstler schuf einen Lichtraum im Berg und lädt dort zu einem einzigartigen Erleben von Licht und Raum bei Sonnenauf- und Sonnenuntergang ein. „Wir sind uns nicht bewusst, dass wir selbst dem Himmel seine Farbe geben“ sagt der der US-amerikanische Künstler damit auch, wie und aus welcher Perspektive wir in den Himmel blicken. Erwin Ortner hat mit seinem Schönberg Chors in großartiger Art und Weise die "Nachthelle" von Franz Schubert eingespielt. Hört man dieses Lied, kann man sich Dasy Hoch und ihre Schneebilder vorstellen. 6 Monate im Jahr blickt sie auf Schnee, malt ihn in allen Nuacen und Farben. Fast täglich geht Dasy Hoch den Waldweg von Oberlech nach Lech hinunter und wieder hinauf. Das sei ihr Meditationspfad, erzählt die Künstlerin, die viele Jahrzehnte mit ihrem Mann das Hotel Sonnenburg geführt hat. 2004 erfolgte die Übergabe das großen Hotelbetrieb an Sohn Georg und dessen Frau Waltraud. Seither widmet sich Dasy Hoch nur noch ihrer Kunst, gestaltet damit das Hotel aus. Foto (C) Elisabeth J. Nöstlinger
Sun, 23 Oct 2022 - 56 - Heinrich Glücksmann: Brückenbauer in neue Zeiten
Arthur Schnitzler, Stefan Zweig, Karl Schönherr, waren Weggefährten von Heinrich Glücksmann. Der Publizistikhistoriker, Autor von Sachbüchern und Biografie Dr. Gerhard Friedrich hat nun eine Biografie über den „Brückenbauer in neue Zeiten“ vorgelegt. Erschienen ist das Buch beim „korrektur verlag pen austria“. Mit diesem Buch steht die Welt der alten Habsburger Monarchie wieder auf. Ebenso das Wien im 2. Weltkrieg bis zur Flucht des viel beachteten Kulturjournalisten, Dramaturgen und Redakteur der damals wöchentlich erschienenen Freimaurerzeitung. Geboren 1863 in Mähren, machte Heinrich Glücksmann als Autor, Übersetzer, Lyriker und Vortragender auf sich aufmerksam. Seit den 1890er Jahren als Lektor und dann ein Vierteljahrhundert als Dramaturg am Deutschen Volkstheater trug er wesentlich zum nachhaltigen Erfolg zahlreicher Dramatiker und deren Stücken bei – unter ihnen Arthur Schnitzler, Karl Schönherr, Franz Molna´r und Anton Wildgans. Sogar als Hitler an der Macht war, konnte der geborene Jude Hermann Blum bis 1941, - wertgeschätzt vom Wiener Statthalter - seine Arbeit fortsetzen. 1943 starb er im argentinischen Exil. Foto: (c) Heinrich Glücksmann von Atelier Willinger, Wien (Fotograf/Urheber) - 1934 - Theatermuseum (Wien), Austria - CC BY-NC-SA.
Thu, 20 Oct 2022 - 55 - Svenja Flaßpöhler im Umgang mit Hass
Svenja Flaßpöhler wurde einem breiten Publikum in der #me to Debatte bekannt. Es waren nicht die Positionen der Mißhandelten die sie vertrat, sie verteidigte auch nicht jene, die Frauen vergewaltigten oder sexuell missbrauchten, sondern fokussierte ihren differenzierten Blick auf die Opferrolle, die sie zugleich infrage stellte. Solange sich Frauen als Opfer sehen, argumentierte Svenja Flaßpöhler, werden sie als solche behandelt werden, in dieser Rolle gefangen bleiben. Das hat ihr in den Sozialen Medien einen Shitstorm beschert. Trotzdem ließ sie sich nicht entmutigt, argumentierte weiterhin gegen den mainstream Diskurs. Beim 25. Philosophicum in Lech am Arlberg stellte sie ihren Widerstandsgeist erneut unter Beweis. Hassen, so begann die Philosophin und Chefredakteurin des Philosophie Magazins Svenja Flaßpöhler, hassen, gehört in liberalen Gesellschaften dazu und deswegen müssen wir uns damit auseinandersetzen. Das wichtige jedoch sei, ob des Hasses nicht zu versteinern, sondern sensibel zu bleiben, auch gegenüber jenen, die uns hassen. Foto (c) Florian Lechner
Wed, 26 Oct 2022 - 54 - Konrad Paul Liessmann über den Hass
Wenn wir hassen, fühlen wir uns stark. Anders als beispielsweise der Ekel, erlaubt es uns der Hass nicht, uns vom gehassten Objekt abzuwenden. Wir haben es ständig im Visier. Irritiert uns der Hass, so ist es immer der Hass der anderen. Der eigene Hass, so schreibt Konrad Paul Liessmann, ist davon stets ausgenommen. Der eigene Hass, so der Philosoph weiter, ist eigentlich kein Hass, sondern ein Aufschrei, ein Protest, eine kleine Provokation, eine notwendige Empörung, ein Diskussionsanstoß. "Wollen wir dieses Gefühl verbieten?" Foto (c) Florian Lechner
Mon, 26 Sep 2022 - 53 - Hass, die tödliche Energie
"Der Hass ist allgegenwärtig. Hasspostings überschwemmen die sozialen Medien, „Hate Speech“ ist zu einem beunruhigenden Phänomen geworden, Hassprediger treiben nicht nur im Netz ihr Unwesen, Hass und Hetze sind so weit verbreitet, dass manche Staaten mit Rechtsmitteln und Verboten dagegen vorgehen, verschiedene digitale Plattformen üben eine freiwillige Zensur aus und versuchen, den Hass aus ihren Foren zu verbannen. In der Ablehnung von Hass und Hetze sind sich alle einig. Aber selten wird gefragt, was Hass eigentlich für ein Gefühl ist, aus welchen Quellen es sich speist, was das Aggressive, Verletzende und Verstörende am Hass ausmacht, aber auch, was das Befriedigende, vielleicht sogar Lustvolle am Hass sein kann." Der Philosoph Konrad Paul LIessmann schrieb diesen Einleitungstext für das Programm des 25. Philosophicum Lech. Gestartet hat er es traditionell mit dem philosophisch-literarischen Vorabend. Eine Erzählung handelt vom Urmord, die uns an den Beginn der Menschheit führt. Sie führt uns zum Mord von Kain an seinen Bruder Abel. Foto (c) Elisabeth J. Nöstlinger
Sun, 25 Sep 2022 - 52 - Kurt Hüpfner: "Eine abseitige Existenz".
Lebenslauf einer "abseitigen Existenz", geschrieben von Kurt Hüpfner Geboren 1930 in Wien. Obwohl das Interesse der Malerei gilt (Besuch der Grafischen Lehr- und Versuchsanstalt) komme ich bald zu der Einsicht, als Gebrauchsgrafiker nie Fuß fassen zu können (Schriftphobie). Friste in der Folge das Dasein als Zeitschriftenillustrator und Karikaturist. Gelegentlich auch als Hilfsarbeiter. Als sich Anfang der 60ger Jahr die finanzielle Situation bessert, erwacht der alte Ehrgeiz wieder. Unter anderem malte ich ein Bild, 128x128 cm groß, weiß und leer: DIE VERSTIEGENHEIT DES WINTERS. Von da ab hätte ich am liebsten bis in alle Ewigkeit leere weiße Bilder gemalt, der ZANGENBEWEGUNG vom Fleisch und Bein entzogen. Die Malerei war kein fliegender Teppich mehr, auf dem man reisen konnte, sondern ein Begräbnisplatz für Farbe und Linien. Nun, sich KEIN Bild zu machen setzt voraus mit der Würde der Anonymität ausgestattet zu sein. Ich lag in meinem Zimmer auf dem Bett, plattgedrückt wie eine Wanze von den Tatsachen. Die Dinge schwitzen Langeweile aus, die Konturen waren schweißnass, wie ausgequetscht und dieses unübersehbare Feld der Langeweile präsentierte sich Tag für Tag. Nach einer gewissen Zeit wuchs eine Art Flaum auf der Haut, trocknete aus und verkrustete. Ich war sozusagen eingegipst in die Gegenwart wie ein Vogel in seinem Ei und ich begann die Welt nach einem schwachen Punkt abzuklopfen. Der Not gehorchend verlegte ich mich auf den Diebstahl von Bauholz. Jeder wahre Künstler ist ein Dieb. Mir blieb kein anderer Ausweg, als einen gestohlenen Holzpfosten, in dem sich Weisheit verewigt hatte, blind wie eine Fledermaus, zu einen Fetisch zusammen zu hacken, dabei ganz Ohr, nur von Schallwellen dirigiert. Mit Seegras aus einer gestohlenen Matratze komplettiert und mit bemalten Wäschefetzen, auf Rahmen genagelt, verfügte ich nach einer gewissen Zeitspanne über eine Anzahl von Bildwerken, darunter auch OMEN. Ein Omen ist das Los das uns zu Teil wird, UNVERKNÜPFT mit der ARGUMENTATIVEN Beweiskraft des reflektierenden Bewusstseins, das substantiell nicht verwertbar ist. Neubeginn mit Naturstudien und nach Modell, um nicht mehr den Depressionen ausgeliefert zu sein. Erfahrung mit automatischen Zeichnungen, einer Praxis, die auch in der Zukunft beibehalten wird. Verfertigung im Winter 1962/63 DER ersten Plastik aus Gips kombiniert mit Seegras. In der Folge entstehen eine Reihe von bemalten Holzreliefs. Anfang der 70ger Jahre Kontakt mit der Galerie in der Blutgasse, welcher infolge Wechsels in der Leitung IM Sand verläuft. Hänge alle Bestrebungen an den Nagel, werde Hilfsarbeiter und schließlich Privatchauffeur. Schlittere in immer ärgere Depressionen, quittiere nach einem Jahr den Dienst und unternehme einen neuen Anlauf, wieder mit Naturstudien, der sich als sehr schwierig gestaltet. Die Geldfrage spielt wieder eine Rolle. Malerei intensiv ausgeübt war zu teuer. Conzept-Art kostete fast nichts, STELLTE sich aber als Holzweg heraus. Blieb die Verfertigung fetischartiger Figuren aus Bauholzresten, Seegras und Vogelfedern. Auch Gips kam in Frage. Um 1980 weniger Depressionen, die Malerei beginnt wieder eine Rolle zu spielen. An Stelle von ABFALLHOLZFETISCHEN tritt die LINDENHOLZSKULPTUR. Und die Imitationen von STEINBILDHAUERARBEITEN durch Herausschlagen von Figuren aus gegossenen Gipsblöcken. Anfang der 90ger Jahre beenden Beschwerden der Nachbarn wegen Lärmbelästigung diese Periode und zwangen zu einer lautloseren Beschäftigung. Hinwendung zur Malerei und zum Modellieren in Ton. Wenn Kunst beschreibbar ist, wird sie an das Fußende des Bettes gekettet, wo das Wort missbraucht wird. Die Ideologie brütet ein Windei. Aber ich engagiere mich nicht. Ich habe meine Götzen gefunden, die dem Nichts seine Tarnkappe entreißen und als Wirklichkeit bloßstellen. Dies zur gefälligen Beachtung (bei entsprechender Nachsicht). Foto (c) Selin Stütz
Tue, 23 Aug 2022 - 51 - "Du Opfer!" eine Analyse von Reinhard Haller
"Iphigenie" das ist das Opfer in einer antiken griechischen Tragödie, geschrieben von Euripides. Auch Johann Wolfgang von Goethe hat sich des Themas aus dem 5. Jahrhundert vor Christus angenommen. Bei den Salzburger Festspielen 2022 wurde "Iphigenia" in die Gegenwart geholt. Der Mensch in seiner Opferrolle hat mehrere Seiten. 25% der Sexualtäter wurden selbst missbraucht. Manche Menschen gefallen sich in einer aufopfernden Rolle, andere wiederum sind glücklich in einer masochistischen Beziehung. Nicht unerwähnt bleibt das unsägliche Leid der traumatisierten Kriegs- und Vergewaltigungsopfer. Unter Jugendlichen ist es verpönt; ein Opfer zu sein sogar ein Schimpfwort. Seit der Antike kennen wir den Opferbegriff und seine zahlreiche Arten der Beschreibung. Auf der Pernerinsel feierte die Premiere des Theaterstücks "Iphigenia" am 18. August 2022 Premiere. Die Dramaturgin Joanna Rednarcyzk hat mit der Regiseurin Evelina Marciniak die mythenbehaftete Figur in die Gegenwart geholt. Dafür haben die beiden unterschiedliche Kritiken hervorgerufen. Vom "großen Nachdenkstück" und "gelungenem Theaterabend, bei dem alle Register gezogen wurden" (ORF at., Gerald Haidegger), war ebenso zu lesen, wie vom langweiligen Therapieabend ( Die Presse, Norber Mayer), bei dem das Publikum zum Opfer wurde. Das große "Philosophicum und Theaterereignis" (Gerald Haidegger) wurde auch im Feuilleton der FAZ als triviale Therapiesitzung beschrieben, die zum völligen Fiasko geriet. Das Opfer Iphigenia ist eine einundzwanzigjährige, die Starpianistin werden will. Darunter tut sie es nicht. Was verhandelt wird, ist eine #meToo Debatte. Bei Euripides steht Iphigenie als ideales Opfer vor uns. Sie wird von ihrem Vater Agamemnon getäuscht, bekommt nicht Achill zum Mann, willigt aber in ihre Opferrolle ein, damit der günstige Wind für Troja wehen kann. Von Artemis wird sie von der Schlachtbank gerettet, doch der Preis ist hoch. Er bedeutet Exil. In der Inszenierung auf der Pernerinsel wird die „Opfer-Tat“ therapiert. Bleibt die Perspektive der Illusionslosigkeit. Es ist ein Theaterabend der von der Innenschau des Opfers erzählt und die Außenperspektive entwertet. Bei aller Kritik: "Ein starkes Stück". Der Opferbegriff bedarf also einer genauen Betrachtung. Der Neurologe, Psychiater und Psychotherapeut in eigener Praxis in Feldkirch, Univ.-Prof. Dr. Reinhard Haller, löst diese Anforderung in seinem Vortrag ein. Die Produktion der Salzburger Festspiele in Kooperation mit dem Thalia Theater Hamburg, ist bis 28. August 2022 auf der Pernerinsel in Hallein zu sehen. Foto: (c) Krafft Angerer
Sat, 20 Aug 2022 - 50 - Rolando Villazo´n und sein Feuerwerk der Emotionen
Rolando Villozo´n ist ein Multitalent. 2005 eroberte er, gemeinsam mit Anna Netrebko, das Salzburger Festspielpublikum. Der Tenor aus Mexico gab den Alfredo in Guiseppe Verdis La Traviatta unter der Regie von Willy Decker. Es dirigierte Carlo Rizzi. Seither ist er der Mozartstadt verbunden. Als Intendant der Mozartwoche seit 2017 und seit er künstlerischer Leiter der Stiftung Mozarteum ist, hat er auch Wurzeln in der Festspielstadt geschlagen. 2022 führt er für die Rossini Oper Il Barbiere di Siviglia Regie. Die Inszenierung für die Pfingstfestspiele, geleitet von Cecilia Bartoli, war der Anlass, und von den Salzburger Festspielen wurde sie übernommen. Rolando Villazo´n hat ein Feuerwerk der Emotionen inszeniert und das Publikum in die Filmwelt entführt. Das Künstlergespräch führte der Journalist Hannes Eichmann. Die Einladung erfolgte durch die Freunde der Salzburger Festspiele Foto: © Monika Höfler, Salzburger Festspiele
Mon, 15 Aug 2022 - 49 - Opfer, Täter, Kämpferin - Festspieldisputationes
Babij Jar, das ist eine Schlucht in der Nähe von Kiew. Innerhalb von 36 Stunden wurden dort Ende September 1941 33.771 Menschen ermordet. Kinder, Frauen, Männer. Die meisten von Ihnen waren sowjetische Juden. Lange Zeit wurde über dieses Massaker geschwiegen. Erst 20 Jahre danach schrieb Jewgeni Jewtuschenko sein berühmtes Gedicht, das Dmitri Schostakowitsch in seiner Symphonie Nr. 13 vertonte. Intendant Markus Hinterhäuser setzte das Werk zur Eröffnung der Ouvertüre Spirituelle, im Vorfeld der Salzburger Festspiele, auf den Spielplan. Im großen Festspielhaus spielte das Werk das Gustav Mahler Jugendorchester unter dem Dirigat von Theodor Currentzis. War das auch ein Gedenken an die Opfer des Massakers? Opfer, das ist ein Wort mit vielen Zuschreibungen und Eigenschaften. Im religiösen Kontext sprechen wir davon ein Opfer zu bringen, wir sprechen von Menschenopfern, wir kennen den Opfergang, das Opferritual, den Opferstock und wir sprechen von Aufopferung. Der Schriftsteller und Dramaturg Doron Rabinovici referierte bei den die Ouvertüre Spirituelle begleitenden Disputationes über den Opferbegriff und befand, dass es „kein Heil im Opfer“ gäbe. Er verwies auf den doppelten Sinn dieses Begriffes und zeigte dabei die für ihn unzulässige Verbindung auf, das Opfer, das Jesus in der christlichen Religion mit seinem Opfertod vollbracht hat, mit dem Massaker von Babij Jar in Verbindung zu bringen. In der englischen Sprache hat man dafür das Wort „victim“, Gewaltopfer. Der Intendant der Salzburger Festspiele Markus Hinterhäuser stellt seine Überlegungen zur Ouvertuere Spirituelle an den Beginn des Vortrages von Doron Rabinovici und an der anschließenden Diskussion beteiligen sich der Erzbischof von Salzburg Dr. Franz Lackner, der Theologe und Literaturwissenschaftler DDr. Karl-Josef Kuschel, Redakteur Dr. Josef Bruckmoser und die Kunstvermittlerin Marion Koch. Foto ©Disputationes Salzburg/Franz Neumayr
Thu, 11 Aug 2022 - 48 - Reinhard Haller: Hass
Hass lässt Menschen morden, töten, vergewaltigen. Der Psychiater Reinhard Haller nennt sie die dunkle Leidenschaft. 30% jener die hassen, leben dieses Gefühl irgendwann einmal aus. Dann handeln sie schnell, manchmal auch ohne schwerwiegendes Motiv. Immer wieder, denn der Hass ist unersättlich. Doch woher kommt dieser Hass? In seinem neuesten Buch mit dem Titel „die dunkle Leidenschaft, wie Hass entsteht und was er mit uns macht,“ es ist in der Edition Gräfe und Unzer erschienen, beschreibt der renommierte Gerichtsgutachter den Bauplan des Hasses und auch den Schaltplan - für dieses Gefühl - in unserem Gehirn. Dort liegen Liebe und Hass eng beieinander. Reinhard Haller: Die dunkle Leidenschaft. Wie Hass entsteht und was er mit uns macht. Gräfe und Unzer, 2022 Foto (c)
Wed, 10 Aug 2022 - 47 - Hass: "Die dunkle Leidenschaft" in "Ingolstadt"
"Die dunkle Leidenschaft . Wie Hass entsteht und was er mit uns macht", nennt der Psychiater und Psychotherapeut Univ.-Prof. Dr. Reinhard Haller sein neuestes Buch. Es ist in der Edition Gräfe und Unzer erschienen. In diesem Buch beschreibt er, warum es keinen Ausweg aus der Hassspirale gibt und warum dieses Gefühl unersättlich ist. Hass ist so alt wie die Menschheit. Er begegnet uns unter Völkern, in Familien, der Nachbarschaft und am Arbeitsplatz. Reinhard Haller kennt als Gerichtsgutachter alle Nuancen über das kalte, bösartige Gefühl. Auf der Pernerinsel wird es uns in der Aufführung des Theaterstücks "Ingolstadt", von Marieluise Fleißer, in der Regie von Ivo van Hove, vor Augen geführt. Für eine Militärübung und einen Brückenbau wurden Pioniere nach Ingolstadt gebracht. Dort saufen und prügeln sie, kränken Frauen. Eine von ihnen wird brutal vergewaltigt. Minutenlang. Dabei wird ihr Kopf immer wieder unter Wasser gedrückt. Rohe Gewalt wird hier vorgeführt. Was fehlt ist Liebe. Dabei wäre gerade dieses Gefühl, sowie Empathie ein Ausweg aus der Hassspirale. Foto: (c) Matthias Horn
Wed, 10 Aug 2022 - 46 - Ilija Trojanow: Der Ton des Krieges, die Tonarten des Friedens
Der Ton des Krieges, die Tonarten des Friedens titelt der Weltensammler Ilija Trojanow, seine Rede zur Eröffnung der Salzburger Festspiele 2022. Der Sohn eines Operndirektors in Sofia und einer Mutter, die in der Musik- und Opernliteratur äußerst bewandert ist, kennt beide Klänge. Die schrillen des Krieges und die immer leiser werdenden des Friedens. Er war an vielen Orten, an denen es ungemütlich ist und lässt die Erlebnisse seiner Reisen in seine Festspielrede einfließen. Doch wer hätte vor dem 24. Februar 2022 gedacht, dass es wieder Krieg geben würde, mitten in Europa. Ein Krieg der das Sprichwort, dass nicht immer die Lauten stark sind, ad absurdum führt. Anhand der Sieben, der Drei und dem Ass zieht Ilija Trojanow in seiner Festspielrede seine Kreise. In einer Oper von Tschaikowski sind das die drei Karten, die am Spieltisch stets Gewinn garantieren. Aber wie ist es im wirklichen Leben? Wie im heutigen Europa. Wie, wenn wieder Krieg herrscht? Abbildung: Rebecca Horn, Zen of Raven, 2008 - Rabenfedern Foto (c) Elisabeth J. Nöstlinger-Jochum
Wed, 10 Aug 2022 - 45 - Gmunden.Kultur 24dreißig Initiativen Teil 2
Es tut sich was in Gmunden. Allen voran der Kulturreferent der Stadt, Dr. Andreas Hecht und zahlreiche Initiativen folgen ihm nach. So hat sich beispielsweise der Trägerverein zur Konzeption, Förderung und Umsetzung von Projekten im Rahmen der Kulturhauptstadt 2024 und der Kulturvision 2030 gegründet. Der umtriebige Obmann; Tom Wallmann. Er ist der Turbo vor allem für Gmunden Photo und Motor der Vernetzung. Die Künstlerin und Kulturmanagerin Elisa Schmidt kümmert sich neben ihrer künstlerischen Tätigkeit um die Einreichungen bei den Förderstellen, und bündelt viele Ideen. Die Salzkammergut Festwochen mit ihrer kaufmännischen Direktorin Dr. Johanna Mitterbauer, dem künstlerischen Leiter Dr. Christian Hieke und der langjährigen Burgtheaterdirektorin Karin Bergmann bespielen zahlreiche Bühnen und die Galerie 422 bringt seit beinahe 25 Jahren zeitgenössische Kunst in die Stadt. Es tut sich was in Gmunden. Und es wird ständig mehr, denn der einstimmige Gemeinderatsbeschluß für die Umwidmung des ehemaligen Stadtgartenareal verspricht zahlreiche künstlerische Aktivitäten, weit über die derzeitige Gmunden.Photo Schau hinaus. Bis es soweit ist rockt Floro mit zahlreichern Musikern den Stadtplatz und die Schreianten machen sich am Seebahnhof bemerkbar und vieles mehr. Spätestens 2024 wird es eine große Keramikausstellung geben, vielleicht mit künstlerischen Keramiken, die Artists in Residenz in Gmunden erschaffen haben. Anreize dafür gibt es genug. Foto: (c) Elisabeth J. Nöstlinger-Jochum
Sun, 10 Jul 2022 - 44 - Gmunden.Kultur 24dreißig
Seit jeher ist Gmunden ein Nährboden der Kreativen, eine Quelle der Inspiration für Künstlerinnen und Künstler. Man denke an Johannes Brahms, an Franz Schubert, an Erich Wolfgang Korngold, Arnold Schönberg, an die Salons der Wittgensteins auf der Halbinsel Toscana und an Gustav Klimt. Sogar Egon Schiele hat einmal den Traunstein gemalt und Thomas Bernhard hat sich an der Gmundner Gesellschaft für seine Theaterstücke inspirierte. Die Namen zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstlerinnen sind nicht weniger schillernd. Man denke aber auch an die Künstlergilde, aus dem das Kunstforum hervorgegangen ist, an das Stadttheater, das seit 150 Jahren Schauplatz vieler Inszenierungen ist, an die Salzkammergut Festwochen, die Galerie 422, Photo Gmunden, an Gmunden rockt, an den Musicalfrühling und die Hausmusikroas. Nicht zu vergessen die Industriekultur und der Trigger für die Zukunft, 23 für 24, die Salzkammergut Kulturhauptstadt. Seien sie alle, die den Kunst- und Kulturinitiativen verbunden sind, herzlich willkommen, zu Gmunden.Kultur 24dreißig. Gmunden.Kultur 24dreißig ist der Name eines Vereins und Programm zugleich. Tom Wallmann steht ihm vor. Neben Kulturreferent Dr. Andreas Hecht ist er ein Treiber für die Umsetzung der kreativen Ideen in Gmunden. Die künstlerische Leiterin der Kulturhauptstadt Gmunden, Dr.in Elisabeth Schweeger ist mit ihrem know how dabei und Stefan Heinisch sorgt dafür, dass die Verkehrswege keine Einbahnstraße sind. Allen voran Bürgermeister Mag. Stefan Krapf mit seinem Bekenntnis zur Kultur in Gmunden. Foto (c) Elisabeth J. Nöstlinger-Jochum / Christian v. d. Recke
Sat, 09 Jul 2022 - 43 - In Verbundenheit und Resonanz
Alles ist mit allem verbunden. Die Hitzewelle, die Energiekrise, der Krieg in Europa. Die Wachstumskritik bleibt im Kreis jener gefangen, die guten Willens sind und die Veganer haben ihre Produkte zur einer der größten Wirtschaftszweige gemacht. Deshalb, so ist einer der bedeutendsten Soziologen und Politologen Hartmut Rosa davon überzeugt, dass wir eine neue „Weltbeziehung“ bräuchten, quasi eine tiefgreifende Revolution. Das muss kein frommer Wunsch bleiben, folgt man dem neuesten Buch von Joachim Bauer. Der Psychiater, Psychotherapeut und Neurobiologe hat über „Das empathische Gen“ geforscht und meint, dass Humanität, und das Gute, die Bestimmung des Menschen seien. Erschienen ist das Buch im Herder Verlag. Dazu gehört für Joachim auch Empathie und eine Resonanzbeziehung mit der Natur. Wer mit der Natur arbeitet, weiß um das Nichtvorhersehbare, weiß, das Kontrolle nur begrenzt möglich ist, sagt Heinz Kaiser, der mit seiner Frau Theresia Kaiser-Gruber seit der Gründung des Kulturvereins Goldegg, die Ausstellungen verantworten. Wilhelm Scheruebl hat er bereits zum 2. Mal nach Goldegg eingeladen. Willi Scheruebls zeigt Kupferabgüsse von Sonnenblumenstängel oder verwelkten, getrocknete Sonnenblumen. Sie laden im Galerieraum des Schlosses zur meditativen Betrachtung ein. Mit dem Begriff Natur kann der Bilderhauer allerdings wenig anfangen, er deutet sie in seine Kunstwerke um und gestaltet sie neu. Die Ästhetik, die Schönheit, Reinheit oder das Abstoßende in Willi Scherubls Kunst zu erkennen liegt im Auge des Betrachters. Text: Elisabeth J. Nöstlinger
Wed, 29 Jun 2022 - 42 - Markus Hinterhäuser: Von der Hölle zum Paradies
Markus Hinterhäuser, der Intendant der Salzburger Festspiele geht durch Hölle und kommt doch ins Paradies. Anhand Dante´s Göttlicher Komödie, schreitet er diesen Festspielsommer das Fegefeuer, die Hölle und das Paradies ab. Drei Opern haben wir in unserem Gespräch dafür herausgegriffen, sie näher betrachtet. Be´la Barto´ks Herzog Blaubarts Burg und Carl Orff´s Spiel vom Ende der Zeiten, mit dem Gustav Mahler Jugendorchester unter dem Dirigat von Teodor Currentzis und der Regie von Romeo Castellucci sind zwei Werke, die auf formaler Ebene wie Gegensätze scheinen und doch offenbart das Nebeneinander eine tiefe Verbindung. Die Videokünstlerin und Filmemacherin Shirin Neshat wird erneut die Regie für Guiseppe Verdis Oper Aida übernehmen und damit auch ein wenig ihre eigene Geschichte, die Geschichte ihres Exils reflektieren. Als 17jährige hat sie Persien verlassen, sich in den USA angesiedelt. „Lasst, die ihr hier eintretet, alle Hoffnung fahren“, steht über dem Eingangstor zur Hölle in Dante´s Göttlicher Komödie; Markus Hinterhäuser hat jedoch die Hoffnung, dass die Aufführungen der Salzburger Festspielen die Menschen wieder verändert, sie nachdenklich und hoffnungsfroh stimmt, nicht verloren. Das kann auch durch Giacomo Puccini´s Il Trittico, mit den Wiener Philharmonikern unter dem Dirigat von Franz Welser-Möst gelingen, oder schon bei der Ouvertüre spirituell. Der Titel 2022: Sacrificium, Opfer. Ein Begriff mit vielen Eigenschaften. Sich aufopfern steht dahinter, Opfer bringen, aber auch Opfer werden. Unsagbar schmerzliche oder überwundene, erhabene und freudige Opfer ziehen sich durch ein Programm voller Brücken, Anspielungen und Facetten. Ein Programm, das von der Renaissance bis zu Gegenwart reicht. Angesichts des Krieges in Europa, in der Ukraine, erfährt der erste Abend mit Babi Jar von Dimitri Schostakowitsch geradezu eine bestürzende Aktualität.
Fri, 10 Jun 2022 - 41 - Leidenschaft Kunst
Man kann viele Wege einschlagen, um sich der Kunst zu nähern. Sie zu sammeln, ist der Königsweg. Roland Schmidt ist ein Zahlenoptimierer, der Künstler*innen mag und diese mögen ihn. Gemeinsam mit seiner Frau Evelin hat er seit 30 Jahren eine beachtliche Sammlung zeitgenössischer Kunst aufgebaut. Zwar gehen die beiden jetzt getrennte Wege, doch ihre Leidenschaft verbindet sie nach wie vor. Eveline Schmidt hat mittlerweile aufgehört als Bilanzbuchhalterin der Steuerberatungskanzlei zu arbeiten, ist selbst zur Künstlerin avanciert und Roland Schmidt sammelt weiter, empfindet dies als Königsweg für seine Auseinandersetzung mit dem Schönen und Ästhetischen. Werke von Eduard Angeli, Hans Berger, Andrea Bischof, Christian Ludwig Attersee, Peter Baldinger, Herbert Brandl, Gunter Damisch, Toni Fink, Paul Flora, Lena Göbel, Franko Kappl, Martha Jungwirth, Sylvia Kummer, Maria Lassnig, Josef Mikl, Josef Mlenek, Josef Pillhofer, Markus Prachensky, Hubert Scheibl, Franz Ringel, Hubert Schmalix, Max Weiler, Erwin Wurm, Herwig Zens, Otto Zitko u.v.a finden sich in der Sammlung. Roland Schmidt scharrt die Künstler*innen aber auch um sich; legendär sind seine Künstlerfeste auf der Terrasse des Penthouses. So ist in diesem Podcast sowohl einiges über die mehr als 600 Werke von etwa 120 zeitgenössischen Künstler*innen der Sammlung, als auch Gschichterln über und mit Künstler*innen zu hören. Vorweggenommen sei, dass Roland Schmidt, der Leiter der großen M.S. Wirtschaftstreuhand Ges.M.B.H., niemals ein Bild als Aktie an der Wand gesehen hat für und die Damen seines Herzens ist es wohl auch „die Erweiterung des Lebens“, wie Arnulf Rainer trefflich sagte. Nun sind die Bilder nicht nur an den Wänden, sondern auch im Artbook „Abenteuer Kunst, die Sammlung Evelin und Roland Schmidt zu betrachten.
Thu, 12 May 2022 - 40 - Andrea Bischof, die radikale Impressionistin
Andrea Bischof, die radikale Impressionistin Ihr Wesen ist so fröhlich wie ihre Gemälde. Strahlend werde ich in ihrem Atelier empfangen; strahlend sind die Werke, die ihr Atelier füllen. Erst kürzlich hat sie eines ihrer letzten Werke nach Dresden in der Gemäldegalerie der Alten Meister gebracht. „Il grande spettacolo in cielo“ heißt das monumentale Werk. Geschaffen hat sie das über acht Meter lange, fast 2,70 hohe Ölgemälde für den einstigen Deutschen Pavillon. Jetzt tritt es in den Dialoge mit den Alten Meistern. Inspiriert haben sie der Veronese-Zyklus, aber auch Werke von Tiepolo und Rosalba Carriera. Bis 23. März 2023 wird es zahlreiche Besucher begeistern. Wer nicht gleich die Gelegenheit zum Besuch in Dresden hat, kann sich am Artbook erfreuen. In diesem Buch ist auch ein Gespräch der ehemaligen Bildungs- und Kunstministerin Dr. Claudia Schmied mit der Künstlerin zu lesen und mehr über die Begeisterung von Stephan Koja über die bedeutende österreichische Künstlerin, die in Wien lebt, aber in Schwaz in Tirol geboren ist, nachzulesen. Carl Aigner fügt eine Einordnung in den kunsthistorischen Kontext hinzu. Im Podcast erzählt Andrea Bischof auch über ihr persönliches Wesen. Foto © Elisabeth J. Nöstlinger-Jochum
Thu, 14 Apr 2022 - 39 - Levente Szüsc : Ein Geflecht von Malerei und Fotografie in der Galerie 422
Levente Szücs bringt in seinen Arbeiten Abstraktion und Gegenständlichkeit in Einklang. Ausgehend von Naturbeobachtungen bringt er mittels Fotografie monumentale Bergmassive und Wälder mit expressiver und farbexplosiver Malerei auf den Bildgrund. Im Sinne eines gemeinsamen und gleichberechtigten Nebeneinanders unterstreicht der lasierend bis opake Duktus das gegenständliche Naturschauspiel. Die Malerei durchbringt die wiedergegebene Natur als Ruhepol und bringt Dynamik in die Komposition, wird aber gleichzeitig wieder von ihr in Zaum gehalten. (Marlene Poeckh, Kunsthistorikerin der Galerie 422). Der in Ungarn geborene Künstler ist seit 2015 Meisterschüler von Herbert Brandl an der Kunstakademie in Düsseldorf. Aufgewachsen ist Levente Szücs ebenfalls in Deutschland. Er arbeitet überall dort, wo er sich gerade aufhält; fängt fotografisch Augenblicke ein, hält sie fest, bereitet sie in seinem malerischen Prozess. „Ich sehe meine Arbeiten als Einheit, die sich aus Gegensätzen, wie beispielsweise Naturalismus und Abstraktion, Idee und Zufall, Bewusstes und Unbewusstes bilden. Ich lasse mir die Freiheit alles ins Bild zu bringen, was grundlegend eigentlich komplementär ist. Diesem Gedanken folgend tragen alle meine Arbeiten den Titel „Augmented Nature“. In vielen meiner Werke ist keine komplette Szenerie der Natur zu sehen. Es gibt immer wieder Lücken und dort ist Platz für das scheinbar zufällig Abstrakte, das sich oberhalb und unterhalb der naturalistischen Ebene befindet und die Lücken füllt. Ich finde diese zufällig entstandenen „Freiräume“, die mir bei der Fotoübertragung auf die Holzplatte passieren, schön und auch wichtig für meine Arbeit. Außerdem hat jedes Bild seine eigene Geschichte und für jeden, der es betrachtet wieder eine eigene. Deswegen ist die Abstraktion auch so wichtig für mich, denn sie gibt Freiheit das zu sehen, was man mag.“ Foto (c) Elisabeth J. Nöstlinger-Jochum
Sat, 02 Apr 2022 - 38 - Erhard Busek, ein bunter Vogel ist nicht mehr
Es waren heiße Sommertage, zum Auftakt der Ouverture Spirituelle und den damit einhergehenden Disputationes, im Rahmen der Salzburger Festspiele 2021. Pax war das Thema. Friede herrschte damals in ganzEuropa, niergendwo Krieg. Dennoch sprach der hellsichtige Visionär Erhard Busek bereits davon, dass nichts mehr wird, wie es war und dies insbesondere für den Frieden gelte. Seine Ausführungen waren die eines glühenden Europäers. Sein Leben hatte er der Verständigung der Völker im Mittelmeerraum verschrieben und dafür viele Aufgaben übernommen. Von 2002 bis 2008 war der Jurist Dr. Erhard Busek Sonderkoordinator des Stabilitätspaktes für Osteuropa und als Präsident des „Europäischen Forum Alpbach“, setzte er auch neue Maßstäbe für Studierende aus dem östlichen Teil von Mitteleuropa. 2018 schrieb er gemeinsam mit dem Direktor der Diplomatischen Akademie Wien Emil Brix, das Buch Europa Revisited. Darin erklärten beide Herren, warum Europas Zukunft in Mitteleuropa entschieden wird. Meist wird der liberale Bürgerliche als Politiker gesehen. Doch Erhard Busek war viel mehr. Der Meister des Wortes setzte seine Fähigkeit Menschen zu vernetzen und Ideen auf den Weg zu bringen, auch für Wissenschaft, Kunst und Kultur ein. Gemeinsam mit dem seinerzeitigen Ärztekammerpräsidenten Dr. Walter Dorner begründete er die Vergabe des Paul Watzlawick-Ehrenringes, unterstütze das Gustav Mahler Jugendorchester, die Kammerphilharmonie in Lockenhaus und die Disputationes bei der Ouverture Spirituell im Rahmen der Salzburger Festspiele. Nun ist der wortgewaltige, aber niemals inhaltsleere Humanist Erhard Busek verstummt und mit ihm sein lachen, das große Säle zum Klingen bringen konnte. Adieu Erhard, sagt Elisabeth J. Nöstlinger-Jochum
Sat, 26 Mar 2022 - 37 - "Fotografie lügt immer"
Zwei Kinder stehen einander zugewandt im Park. Klein sind die Fotos, auf denen die Brüder Ludwig und Paul abgebildet sind. Fotografiert wurden sie im Park der Ferienvilla, der Familie Wittgenstein, in Neuwaldegg. Jahre später wird Ludwig beim Klavierspiel seines Bruders das Haus verlassen und der bereits vom Einsatz im 1. Weltkrieg gezeichnete Paul, wird eifersüchtig auf Ludwigs Kampfgeist sein. Doch das ist eine Geschichte für einen anderen Podcast. In dieser Folge geht es um die Ausstellung im Wiener Leopoldmuseum mit dem Titel „Ludwig Wittgenstein: Fotografie als analytische Praxis“. Sie ist bis 27. März 2022 zu sehen. Kuratiert haben sie die Kunsthistorikerin, Kustodin der Egon Schiele Sammlung und Leiterin der wissenschaftlichen Abteilung des Leopold Museums, Verena Gamper und der Künstler Gregor Schmoll. Er zitiert den Satz aus Ludwig Wittgensteins Aufzeichnungen, dass es die Wahrheit sei, dass Fotografie immer lüge. Der Satz zieht sich durch die gesamte Ausstellung. Bereits im ersten Raum ist man mit ihm konfrontiert. In einer Vitrine liegt das berühmte Kompositporträt der Geschwister Wittgenstein. Nur wenige Zentimeter groß, gibt es Anlass zu vielen Spekulationen. „Ich tue ja nichts als das gleiche, sprich selbe Gesicht immer wieder und wieder portraitieren“ notierte der Philosoph Wittgenstein 1931 und inszenierte das Selbstporträt nach der sogenannten Galtonschen Photographie mit Gesichtern seiner Geschwister. Das ist eine Methode der fotografischen Synthese von Gesichtern, zum Zweck einer Typologisierung, die der britische Wissenschaftler Francis Galton in den 1870er Jahren entwickelt hat. An den Wänden des Raumes mit dem Kompositporträt hängen großformatige Fotografien von Katharina Sieverding, Thomas Ruff und anderen. Allesamt verschwommene Gesichter, überblendete Porträts, Phantombilder. Fotokünstlerinnen und Künstler, ab der Konzeptkunst, sind hier ausgestellt. Ganz bewusst haben Verena Gamper und Gregor Schmoll bei ihrer Auswahl auf Zeitgenossinnen und Zeitgenossen Wittgensteins verzichtet. 43 zeitgenössische Künsterlinnen und Künstler treten mit Ludwig Wittgensteins fotografischer Praxis in den Dialog. Unter ihnen Olafur Eliasson, Gerhard Richter, Cindy Shermann, Andy Warhol, Peter Weibel, Otto Zitko, Heimo Zobernig und Peter Handke. Ohne auf Wittgenstein´s Äußerungen über Fotografie Bezug zu nehmen, werden in motivisch wie thematisch gefassten Resonanzräumen, strukturelle Analogien offengelegt. Sie sollen den analytischen Charakter des fotografischen Œuvre Wittgensteins beleuchten und den Blick auf die zeitgenössischen Kunstwerke schärfen. Bisher weitgehend unbekannt, ist ein Foto der Villa Toscana im gleichnamigen Toscanapark in Gmunden. Dort hat Margarethe Stonborough-Wittgenstein, mit ihrem Mann Jerome Stonborough, gelebt. 1913 hatte das Paar, das Anwesen gekauft. Das Erbe nach dem Tod ihres Vaters Klar Wittenstein ermöglichte ihr den Kauf. 1923 trennte sich das Ehepaar Stonborough – Wittgenstein. Der gemeinsamen Kinder wegen verbrachten sie aber auch nach der Trennung gemeinsame Urlaube in ihrer Sommerresidenz auf der Halbinsel Toskana in Gmunden. 1938 nahm sich Jerome Stonborough in der Villa das Leben. Das Podcastfoto zeigt den Blick vom Ufer des Toscanaparkes zum See Schloss Orth. Erbaut wurde dieses vom einstigen Besitzer der Halbinsel Toskana, Erzherzog Johann Salvator, aus dem Hause Österreich-Toskana; spätere Johann Orth genannt. Im Herbst 2021 habe ich das Foto aufgenommen. Könnte es nicht ein auch Gemälde von Claude Monet sein, denke ich, ein Bild mit Steinen im See oder sind es Blätter im Wasser? Wie sagte doch Ludwig Wittgenstein? „Die Wahrheit ist, die Fotografie lügt immer“. Foto: (c) Elisabeth J. Nöstlinger-Jochum
Mon, 21 Feb 2022 - 36 - Markus Hinterhäuser im Epizentrum des Besonderen
Gern nennt Intendant Markus Hinterhäuser die Salzburger Festspiele, ein Epizentrum des Besonderen. Nun kämpft er bereits das 3. Jahr, mit den Herausforderungen der weltweit grassierenden Pandemie. Trotzdem hat er den Programmfächer wieder weit geöffnet und will sich Zitat: „Corona hin und Omikron her“ bemühen, wie ein Leuchtturm für Orientierung zu sorgen. Den Jedermann wird auf dem Domplatz wieder Lars Eidinger geben und die Buhlschaft Verena Altenberger. Zahlreiche Vorführungen im Landestheater und auf der Pernerinsel runden das Schauspielprogramm ab. Die Opern sind in den Spielstätten der Hofstallgasse zu sehen; angefangen von der Felsenreitschule, über das große Festspielhaus bis hin zum Haus für Mozart. Nicht zu vergessen die Konzerte vom 19. Juli bis 31. August und vor allem die Ouvertüre Spirituelle, zum Auftakt der Salzburger Festspiele. Ein Werk von Luigi Nono wird in dieser Reihe in der Kollegien Kirche gegeben. Markus Hinterhäuser, der in La Spezia geborene und in Wien aufgewachsene Pianist, hat eine besondere Beziehung zu Luigi Nono, jenem Komponisten, der in Venedig zu Hause war. Im wissensART Podcast erzählt er über eine Begegnung vor vielen Jahren. Wie in den Jahren zuvor, will Intendant Markus Hinterhäuser auch 2022 mit seinem Programm, wieder ein politisches Zeichen setzen. Nachdem er vor allem mit Don Giovanni das Individuum befragte und mit Luigi Nono´s Oper Intolleranza die Solidargemeinschaft und das Kollektiv, geht es 2022 um die Zwischenbereiche der Menschen. Fotos von Rebecca Horn´s Installationen begleiten ihn durch das Programmbuch. Foto © Lydia Gorges und Elisabeth J. Nöstlinger
Mon, 17 Jan 2022 - 35 - Die Kraft des Phönix: Daniel Barenboim und die Wiener Philharmoniker
„Wir sollten nicht leben ohne Musik. Die Musik ist kein Luxus, sondern sie ist geistig notwendig“, sagte Daniel Barenboim beim Neujahrskonzert 2022 im Wiener Musikverein. Eröffnet hatten es der Dirigent und die Wiener Philharmoniker mit den starken Schwingen gegen die Zumutungen der Pandemie, mit dem „Phönix-Marsch“, op. 105, von Josef Strauss. Wie in einem Künstlergespräch mit der langjährigen Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler bei den Salzburger Festspielen 2021, organsiert von den Freunden der Salzburger Festspiele, beklagte Maestro Barenboim auch zum Jahresbeginn 2022 im Musikverein die mangelnde musikalische Bildung der Jugend. Ebenso den Rückgang der humanistischen Bildung. Seit 1992 ist Daniel Barenboim Musikchef der Staatsoper Unter den Linden und ihrer Staatskapelle. Dank Barenboim ist sie ein Weltklassikensemble. Das Programm des in Argentinien geborenen und in Israel aufgewachsenen Pianisten und Dirigenten ist dicht. Unter anderem will der beinah 80jährige mit der Staatskapelle auf Europatournee gehen. Gespielt werden die vier Sinfonien von Robert Schumann und im Februar gibt er für die „Uno-Flüchtlingshilfe" einen Abend. Im Programmbuch der Salzburger Festspiele 2022 ist ein Konzert mit den Wiener Philharmonikern unter seinem s Dirigat angekündigt. Es wird der Zweite Akt aus der Oper Samson et Dalila von Camille Saint-Saens und der zweite Aufzug Aus Parsifal von Richard Wagner gegeben. Am 10. August und 11. August dirigiert Daniel Barenboim das West-Eastern Divan Orchestra. 1999 hat er es gemeinsam mit Edward Said und Bernd Kauffmann gegründet. Das weltweit gastierende Symphonieorchester besteht zu gleichen Teilen aus israelischen und arabischen Musikern. Dem Gründungsgedanken liegt die friedliche Lösung im Nahostkonflikt zugrunde. Daniel Barenboim, der streitbare Musiker für die Aussöhnung zwischen Juden und Palästinensern, kam erstmals als 9jähriger, mit seinen Eltern, nach Salzburg. Eine abenteuerliche Reise war das damals von Argentinien bis nach Europa. Im wissensART Podcast erinnert er sich daran. Foto © Max Lautenschläger
Fri, 07 Jan 2022 - 34 - Die Leidenschaften des Klaus Ortner
Bilder, Bücher und Skulpturen sammelt der Unternehmer Klaus Ortner seit mehr als 40 Jahren. 2021 hat er für seine Bildersammlung ein Privatmuseum eröffnet. Die Skulpturen stehen in den Gärten rund um seine Häuser und dort, wo es sich aus anderen Gründen ergibt. Das Penthouse am Hof, im 1. Wiener Gemeindebezirk, ist beispielsweise so ein Ort. Werke von Josef Pillhofer, Fritz Wotruba stehen hier, andere wie Hans Kupelwieser, Livio de Marchi und Hans Berger draußen in Rodaun. Kunst und Raum fügen sich ästhetisch ineinander. Alles steht am richtigen Ort. Manchmal scheint es, ein Künstler weist dem anderen seinen Platz und verstärkt dadurch seine Bedeutung. Man kann das als „typisch Ortner“ sehen, denn Klaus Ortner redet mit. Immer. Vor allem wenn er baut, kauft, gestaltet. So auch bei der Gestaltung der Eingangshalle im Privathaus von Friederike und Klaus Ortner. Dort gibt eine Treppe, die nach oben hin breiter wird, dem Raum einen besonderen Akzent. Davor steht eine Holzskulptur des Venezianischen Künstlers Livio de Marchi. Livio de Marchi hat eine ironische Fähigkeit das Leben zu sehen. Sein Lieblingsmaterial ist das Holz. Daraus hat er eine Künstlertasche geschnitzt. Pinsel und Sonnenbrille lugen aus den Seitentaschen hervor. Die Kunstwerke des Venezianers, der an der „Accademia di Belle Arti“ studierte, sind weit über die Welt verstreut; sind in Los Angeles, San Francisco und Tokio zu sehen. Die genannte Künstlertasche steht im Hause Ortner. Dahinter steht der Wortkörper Tewell, die Welt, auf einem Spiegel. Geschaffen vom Künstlers Hans Berger. Die Welt auf einen Spiegel zu stellen, hat mit Hans Bergers Betrachtungsweise des gesprochenen Wortes zu tun, mit der Betrachtungsweise des Sprechers und jener an den sich das Wort richtet. Geht man davon aus, dass beim Empfänger das Wort richtig ankommt, so kommt es aus dem Mund des Sprechers, bildlich gesprochen, für diesen seitenverkehrt aus seinem Mund. Hans Bergers Überlegungen zufolge, sehen wir die Welt dann richtig, wenn wir sie im Spiegel betrachten. Jedenfalls seinen Wortkörper Tewell, entstanden aus drei Buchstaben, in einem einzigartigen 3 D Kunstdruckverfahren. „Ein Kunstwerk definiert sich ja auch durch die Fülle seiner Assoziationsansätze; durch die Bildmächtigkeit, die im jeweiligen Betrachter unterschiedliche Wahrnehmungen zur Folge haben kann,“ ist auf der Rückseite des Kunstbuches Ortner Zwei, das der Kunsthändler Herbert Giese verfasst hat, zu lesen. Im wissensART Podcast „Klaus Ortner: Der Sammler und sein Museum“,sagte Klaus Ortner, dass vom Sammeln Bilder und Bücher blieben. Vielleicht auch eine „Art of Communication“, hat doch der erfolgreiche Unternehmer durch die Beschäftigung mit der bildenden Kunst erkannt, wie diese den Alltag bereichern, Gedanken bestärken und Bewusstsein beflügeln kann. Auf der Rückseite des Umschlages des Kunstbuches „Das Sichtbare und das Verborgene“, steht geschrieben: „Unsere Sehnsucht ist es, die Geheimnisse zu erfahren, die die Kunst birgt. Den dahinter liegenden Sinn zu entdecken. Das scheinbar im Dunkel liegende ins Licht des Verstehens zu holen.“ Im wissensART Podcast „Die Leidenschaften des Klaus Ortner“ erzählt der Manager darüber. Foto (c) Elisabeth J. Nöstlinger-Jochum
Tue, 28 Dec 2021 - 33 - Kurt Hüpfner: der kompromisslose Künstler bei wissensART
Schon mit 16 Jahren verstand sich Kurt Hüpfner als Künstler. Den Durchbruch schaffte er 80jährig. Nun lässt die Galerie Dantendorfer 3 seiner Werke im Kinsky versteigern. Die große Werkschau im Belvedere 21, dem Karl-Schwanzer Pavillon für zeitgenössische Kunst, vom 18. November 2016 - 26. Februar 2017, hat die Direktorin der Österreichischen Galerie Belvedere von 2007 bis 2016, Dr. Agnes Husllein ermöglicht. Kuratiert wurde sie von Harald Krejci. Dieser schreibt, dass sich das Formenvokabular, des 1930 geborenen Kurt Hüpfner, an der Pop Art orientiere und sich der Künstler inhaltlich mit politischen Themen, mit dem Krieg, der Politik und Literatur beschäftige. In den 1970er-Jahren entwickelt Hüpfner einen gänzlich individuellen Stil, meint Harald Krejci und erkennt in Hüpfners kleinformatigen Gips- und Terrakottaplastiken vielfältige „magische Geschöpfe“. Jedes von ihnen erzähle eine eigene Geschichte. Kurt Hüpfners Plastik „Der Lodenmann“ wird am Freitag den 17. Dezember im Kinsky, auf der Freyung in Wien, versteigert. Darüber hinaus haben für die Weihnachtsauktion im Kinsky, die Galeriemanagerin Selin Stütz und der Psychiater Dr. Karl Datendorfer, eine Assemblage, sowie eine Zeichnung des Künstlers für die Weihnachtsauktion zur Verfügung gestellt. Keine leichte Entscheidung für den Galeristen Dr. Karl Dantendorfer, der sich eigentlich als Sammler versteht. Im Podcast stellt er gemeinsam mit Selin Stütz, den kompromisslosen Künstler Kurt Hüpfner vor. Foto © Selin Stütz, Come on in my house
Thu, 16 Dec 2021 - 32 - Anna Stangl: Die Zeichnerin der zarten Figuren bei wissensART
Anna Stangl hat kein fixes Konzept. Ihre Arbeiten entstehen in einem mehrstufigen Prozess. Oft ersetzt das Messer den Bleistift. Zart sind, die Figuren, die sie mit einem Bleistift auf rauem Hintergrund zeichnet, mitunter seltsam die Wesen. Es sind Wesen aus Anna Stangls Träumen, aus ihrem Unbewussten, aus ihrer Erinnerung; Erinnerungen an Erfahrungen, die sie bei ihren Reisen in ferne Länder machte, Wesen aus einer Märchenwelt. Mit ihren Zeichnungen und Scherenschnitten will die Künstlerin Themen die sie interessieren nahekommen. Dabei ersetzt am Ende ein Messer den Bleistift, um die Figuren zum Laufen und Schweben zu bringen, sie auf dem Rücken eines Tieres ausruhen zu lassen. Die Künstlerin will Stimmungen, Gedanken und Gefühle ausdrücken. Angst gehört dazu, Freiheit, Zärtlichkeit, Liebe und manchmal auch Einsamkeit. Es ist eine seltsame, manchmal beunruhigende, dennoch schöne Welt der Andeutungen, die Anna Stangls kreativem Prozess entsteht. Es ist eine Welt der Seelenverwirrungen und unerklärlichen Bedrohungen. Während der Lock-Downs hat Anna Stangl die Welt der Viren eingefangen, sie auf blauem Untergrund herausgekratzt und ihre zarten Gestalten darübergelegt. In der Galerie Wolfrum sind Arbeiten aus den Jahren 2020 und 2021 bis 31. Dezember zu sehen. Auch für diese Arbeiten gilt, was der Philosoph Robert Pfaller einmal in der Wiener Zeitung geschrieben hat. Dieser ortet bei den Arbeiten von Anna Stangl eine sehr charakteristische Art von charmantem Humor. Diese auffällige Qualität sieht Robert Pfaller in den Haltungen der Figuren oder auch in den dargestellten Situationen, wie beispielsweise den eigentümlichen Begegnungen menschlicher Wesen mit Tieren. Anna Stangl holt sie aus der Tiefe ihrer Psyche, aus ihrer Beschäftigung mit psychologischen Fragen und Erklärungen. Nach ihrem Studium hat sie begonnen, sich mit ihrem Selbst zu beschäftigen. Daraus wurde eine Quelle der Inspiration. Anna Stangl erhielt zahlreiche Auslandsstipendien. Zu nennen sind hier Japan, China, Paris und Budapest; Reisen nach Asien, Nord- und Südamerika, Australien, Melanesien, Japan, Indien, China, sowie nach Zentralasien. Alle Erlebnisse inspirierten die Künstlerin für ihre Fabelwelten auf Papier. In China kamen dann auch Scherenschnitte hinzu. Nun arbeitet Anna Stangl in ihrem Wiener Atelier, räumt penibel auf, wenn eine Arbeit fertig ist, um Neues beginnen zu können. Wie immer ist dabei die Zeichnung das zentrale Medium, der an Akademie der Bildenden Künste in Wien und an der Ecole des Beaux Arts in Paris ausgebildeten Künstlerin. Foto © Elisabeth J. Nöstlinger-Jochum
Sun, 05 Dec 2021 - 31 - Eine neue Ära für die Salzburger Festspiele
„Kunst entsteht nicht durch einsames Besserwissen, sie entsteht nur im Dialog.“ Wolfgang Rihm zitierend, trat die PR-Expertin mit Kulturaffinität ihre erste Pressekonferenz an. Kurz zuvor hatte sie die Mitglieder des Festspielkuratoriums überzeugt, ab 1. Jänner 2022, die Salzburger Festspiele in die Zukunft führen zu können. Digitalisierung, Dialog mit dem Festspielpublikum, den Salzburgerinnen und Salzburgern jeden Alters und neue Formate, das sind die Eckpfeiler der Nachfolgerin von Dr. Helga Rabl-Stadler. Groß sind die Fußstapfen der scheidenden Festspielpräsidentin, das weiß die zuletzt mit ihrer Familie in Herrliberg bei Zürich lebende Deutsche, die in Wien ihr Studium mit der Dissertation im Europäischen Wirtschaftsrecht, summa cum laude abgeschlossen hat. Seit ihrer Kindheit sind Dr. Kristina Hammer die Salzburger Festspiele vertraut. Jetzt freut sie sich, im „Herz vom Herzen Europa“ anzukommen, zuzuhören und die Salzburger Festspiele zu vertreten. Landeshauptmann Dr. Wilfried Haslauer traut es ihr zu. Foto (c) BARBARA GINDL / APA / picturedesk.com
Wed, 01 Dec 2021 - 30 - wissensART Nestroy 2021 für Lina Beckmann
Lina Beckmann ist eine körperliche Darstellerin, nur stehen und reden, das müsse sie erst noch lernen, meinte die Schauspielerin in einem Gespräch mit Bettina Hering, der Schauspielchefin der Salzburger Festspiele. Mit stehenden Ovationen feierte das Publikum im Festspielsommer 2021 Lina Beckmann, für ihre Rolle als "Richard the kid and the king" auf der Halleiner Pernerinsel. Nun wurde sie mit dem Nestroy 2021 als beste Schauspielerin für diese Rolle ausgezeichnet. Als Kraftzentrum des Ensembles wurde sie beschrieben, als „Bühnen Queen Lina“, werde man künftig von ihr sprechen, hieß es im Sommer. Das Stück ist eine Melange aus den Historiendramen von William Shakespeare; Richard the Kid and the King eine Neuinszenierung in Koproduktion der Salzburger Festspiele mit dem Deutschen Schauspielhaus Hamburg, inszeniert von Karin Henkel. 1592 schrieb William Shakespeare das Drama über den englischen König Richard III. in fünf Akten. Karin Henkel inszeniert Richard the kid and the king als ein Kind, das von seinen Brüdern gemobbt und von seiner Mutter verachtet wird. Das erwünschte Kriegsspielzeug wird ihm verweigert, dafür erhält er ein Schaukelpferd. Hingeschleudert werden ihm auch die abgeschlagenen und eingesackten Köpfe von Vater und Bruder. Der Bub kegelt mit ihnen. Die frühe Prägung von Richard ist grausam. Es die Prägung eines Mörders. Lina Beckmann zieht als Richard der III zwischen den Polen Killer und schrecklich verletztes Kind ohne Rücksicht auf Verluste in Richtung Herrschaft. Verausgabt sich auf der Bühne, wie in vielen Rollen, die sie spielt. Die Sicherheit dafür findet Lina Beckmann in einem Ensemble. Sie ist Mitglied der Freien Akademie der Künste in Hamburg. Im Podcast erzählt die nunmehrige Nestroy-Preisträgerin in der Kategorie Schauspiel 2021, sie wurde auch 2011 von einer Jury der Fachzeitschrift Theater heute, zur Schauspielerin des Jahres gewählt, über ihre Arbeit, darüber, dass sie eigentlich ein scheuer Mensch sei und vom Künstlerkollektiv Spielkinder, das sie mit ihren Geschwistern in der Kindheitgegründet hat. Es ist ein Gespräch über Ängste, Erfahrungen auf der Bühne und die Leidenschaft zum Theater. Foto: © Monika Ritterhaus
Thu, 25 Nov 2021 - 29 - Klaus Ortner: Der Sammler und sein Museum
Klaus Ortner ist Unternehmer. Aus dem Innsbrucker Installationsbetrieb seines Vaters baute der an der ETH Zürich ausgebildete Dipl.-Ing., die IGO-Ortner Gruppe auf. Der verzweigte Familienkonzern hat Niederlassungen im In- und Ausland. Strategisches Bauen ist die Kernkompetenz des Großunternehmens. Sie beginnt bei der Planung und endet bei der Fertigstellung des Objekts. Keine Schnittstellen ist dazwischen und für all Schritte übernimmt die Unternehmensgruppe die Verantwortung. Für Klaus Ortner ist das als Schlüssel zum Erfolg. Mittlerweile gehören, bereits in vierter Generation, auch die Töchter von Dipl.-Ing. Klaus Ortner und Dr. Friederike Ortner, Dipl. – Ing. Iris Ortner und Dr. Nina Ortner, als Geschäftsführende Gesellschafter, der IGO-Ortner Gruppe an. „So innovativ wie möglich, so konservativ wie nötig“ ist ein Motto der Familie und für alles selbst Verantwortung zu übernehmen ihr Credo. Das füllt die Tage aus. An manchen Samstagen jedoch fährt Dipl. – Ing. Klaus Ortner gerne mit seiner Frau in die Wiener Innenstadt, um sich mit dem Kunsthändler Dr. Herbert Giese oder dessen Sohn Alexander zu unterhalten, vielleicht auch ein Bild zu kaufen. Seit 40 Jahren sammelt Klaus Ortner Kunst der letzten 200 Jahre. Nun hat er für eine Kunst ein Haus gebaut, besser gesagt das Museum Ortner in Rodaun, im 23. Wiener Gemeindebezirk. Für eine Broschüre hat er seine Intention für dieses Museum beschrieben: “Die IGO Industries GmbH und ihren Tochterunternehmen ist es ein besonderes Anliegen, verantwortungsvolles unternehmerisches Handeln und die Förderung von Kunst und Kultur in Einklang zu bringen. Die hier zur Verfügung gestellten Präsentations- und Veranstaltungsräume sind der Begegnung der heimischen Wirtschaft mit der österreichischen Kunst und Kultur gewidmet: als Ort des Diskurses zur interdisziplinären Stärkung des Wirtschaftsstandortes sowie der kulturellen Identität.“ Dazu gehören auch Skulpturen. Z. B. jene von Hans Berger. Wortkörper nennt dieser die Objekte, die er meist aus hebräischen und altgriechischen Schriftzeichen zusammenfügt. Über die Entstehung seiner Wortkörper für die Sammlung Ortner, erzählt der Künstler in diesem Podcast. In zwei Kunstbänden hat der Kunsthändler Herbert Giese, die Sammlung Ortner dokumentiert. Auf der Rückseite des Buches Ortner II, „Das Sichtbare und das Verborgene“, ist folgendes zu lesen: „Es sind die Beschäftigung mit dem Sichtbaren und die Suche nach dem Verborgenen in der Welt der Bilder, die den zweiten Band der Sammlung Ortner geprägt haben. Wobei klar ist, dass die angebotenen Interpretationen, An- und Einsichten – wie so oft in der Kunst – immer nur eine Möglichkeit sind, die Dinge zu sehen. Ein Kunstwerk definiert sich ja auch durch die Fülle seiner Assoziationsansätze; durch die Bildmächtigkeit, die im jeweiligen Betrachter unterschiedliche Wahrnehmungen zur Folge haben kann. Vieles an Interpretation in diesem Buch ist bei genauem Hinschauen evident, manches versteckt und weniges auch spekulativ. Alles zusammen dient aber einem: der vertieften Beschäftigung mit der Kunst.“ Im Museum Ortner wird man diesem Anspruch gerecht, denn: „Unsere heimliche Sehnsucht besteht doch darin, der Kunst beizutreten. Zu verstehen, worum es wirklich geht, wenn einer schreibt, komponiert oder malt. Zu erkennen, was wahr ist an dem Zusatzgepäck, das den Künstlern irgendwann aufgeladen worden ist nach der Erledigung ihrer Aufgabe als Erzähler, Unterhalter, Abbilder. Unsere Sehnsucht ist es, die Geheimnisse zu erfahren, die die Kunst birgt. Den dahinter liegenden Sinn zu entdecken. Das scheinbar im Dunkel liegende ins Licht des Verstehens zu holen.“ Erschienen ist der Kunstband über einen Teil der Sammlung Ortner im pinxit.Verlag foto: (c) Johann Berger
Mon, 22 Nov 2021 - 28 - wissensART Johanna Pirker: Das Einhorn der Computerspiele
Computerspiele, Virtual Reality und Data Science sind der Schwerpunkt der wissenschaftlichen Forschungs- und Lehrtätigkeit von Johanna Pirker am Institut of Interactiv Systems and Data Science an der technischen Universität Graz. Außerdem initiiert und leitet die Informatikerin die „Game Dev Days“. Für ihre Tätigkeit wurde sie bereits mehrfach ausgezeichnet. Forbes „30 under 30“ hat sie für den Bereich Science and Healthceare ausgewählt und erst kürzlich erhielt sie den Hedy Lamarr Preis der Stadt Wien. Mit diesem Preis zeichnet die Stadt Wien gemeinsam mit der DigitalCity.Wien Forscherinnen in Österreich für ihre herausragenden Leitungen im IT Bereich aus. Sieben Forscherinnen wurden 2021 nominiert, Johanna Pirker erhielt den mit 10.000 Euro dotierten Preis. Namensgeberin ist die in Wien geborene Hollywood-Schauspielerin und Wissenschaftlerin Hedy Lamarr. In ihrer Dankesrede betonte Johanna Pirker die vielfältigen Möglichkeiten ihrer Fächer. Sie reichen von motivierendem Lernen über interaktive Therapien bis hin zu Klimaforschung. "Dieses Potenzial der virtuellen Welten möchte ich nutzen, um auch die reale Welt ein bisschen besser zu machen. Außerdem möchte ich jungen Frauen zeigen, dass Gaming und IT keine reine Männerdomäne sind." Foto © PID/Martin Votava
Fri, 12 Nov 2021 - 27 - wissensART Österreich ²² mit EU-Kommissar Johannes Hahn
„Alle europäischen Länder sind klein, nur manche wissen es noch nicht“ zitierte Johannes Hahn einen der Gründungsväter und ehemaligen EU-Parlamentspräsidenten Paul-Henry Spaak. Von 1952 – 1954 hatte der international tätige Politiker Spaak das Amt des Parlamentspräsidenten innen. Viel hat er für Europa erreicht, worauf wir heute noch bauen. Doch wie Spaak war auch Sisyphos Europäer. Dieser trug entscheidend zur Vergrößerung Korinths bei. Unermüdlich. Immer wieder rollte der Stein den metaphorisch betrachtet den Hang hinunter, immer wollte Sisyphos den Stein hinaufhieven. Eine Sisyphos-Arbeit! So erscheint auch die Debatte um die Nationalstaaten, um eine finale Verfassung der EU, um die Stellung in der Welt, die die Gemeinschaft innehat und künftig zu spielen wünscht. Mehr Selbstbewusstsein täte ihr dabei gut, meint Kommissar Hahn, zuständig für Haushalt und Verwaltung, denn immerhin sei Europa, pro Kopf betrachtet, die 7. stärkste Exportnation der Welt. Hochkarätig waren die Zuhörer, die beim diesjährigen Symposion Österreich ²² Kommissar Johannes Hahn lauschten. Rund 100 Persönlichkeiten diskutierten bei diesem Symposion, vom 28. – 29. Oktober 2021 zur Frage in welcher Verfassung Österreich sei. Seit dem Jahr 2016 findet das Zukunftssymposion Österreich ²² in der steirischen Landeshauptstadt statt. Maßbeglich initiiert von Professor Herwig Hösele. Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer ist stets anwesend, ebenso Landesrat Christopher Drexler, zuständig für Kultur, Europa, Sport und Personal, Landesrätin Barbara Eibinger-Miedl, Landesrätin für Wirtschaft, Tourismus, Europa, Wissenschaft und Forschung, der Rektor der Karl Franzens-Universität Graz Martin Polaschek, Georg Schulz, Rektor der Kunstuniversität Graz, Harald Kainz, Rektor der TU – Graz, sowie seine Vizerektoren Horst Bischof und Claudia von der Linden, der Rektor der Medizinischen Fakultät Hellmut Samonigg und die Vizerektorin für Forschung und Internationales der Medizinischen Universität Caroline Schober und Kristine Edlinger-Ploder, die Rektorin und Geschäftsführerin der FH Campus 0.2. Graz, um nur einige der rund 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu nennen. Foto (c) Europäische Kommission, Audiovisueller Dienst
Tue, 02 Nov 2021 - 26 - wissensART Mavie Hörbiger Österreicherin 2021
Mavie Hörbiger´s Kulturerbe ist das Burgtheater. Sie ist ein Teil davon, nennt das Haus am Ring ihre Heimat. Auch ihre familiären Wurzeln führen in dieses Haus. Paula Wessely ihre Großtante, Attila Hörbiger ihr Großonkel und Paul Hörbiger ihr Großvater waren Mitglieder des Ensembles. Die Hörbigers begrüßten „die Besiegelung der Wiedervereinigung Österreichs mit dem deutschen Reich zutiefst“, waren „stolz und froh, am neuen großdeutschen Werk mitarbeiten zu können“, stimmten im März 1938 bei der Volksabstimmung für den Anschluss. Paul Hörbiger jedoch, schloss sich im letzten Kriegsjahr einer Widerstandsgruppe an, wofür er von den Nazis zum Tode verurteilt wurde. Vielleicht hat Mavie Hörbiger das schauspielerische Talent ihrer Vorfahren geerbt. Als sie jedoch nach der Kür zur Österreicherin des Jahres in der Kategorie Kulturerbe in ihrer Dankesrede 10 Namen aufzählte, meinte sie etwas anderes. Sie wollte begreifbar machen, was Kulturerbe bedeutet. Ihr eigenes, jenes des Burgtheaters und jenes der Österreicherinnen und Österreicher. Sie meinte ein Kulturerbe welches wir nicht ausschlagen können, weil es Teil unser aller Geschichte ist. Und so hielt sie einen flammenden Appell das „Erbe das Verantwortung und Verpflichtung bedeute“ anzunehmen. Es sei ein Erbe, so Mavie Hörbiger, das zum Handeln „gegen Rechtspopulisten, gegen Verschwörungstheoretiker, gegen Chauvinisten, gegen Demagogen und Simplifizierer“ verpflichte. Gerade auch das Erbe, welches das Burgtheater mit sich bringe. Im Podcast spricht sie über die Theatergeschichte, die eine Geschichte des weißen Mannes sei und ihrem Wunsch, dass Frauen ebenso gute Filmrollen bekommen, wie Männer. Anlässlich ihrer Auszeichnung zur Österreicherin des Jahres 2021 in der Kategorie Kulturerbe, holte Mavie Hörbiger bei ihrer Dankesrede 10 ehemalige Burgtheatermitglieder vor den imaginären Vorhang, erzählte von deren Schicksal. Sie erzählte von Fritz Straßni, der 1943 im KZ Theresienstadt ermordet wurde, von Lilly Karoly, die nach Auschwitz deportiert werden sollte, fliehen konnte und bei ihrer Rückkehr 1946 mit den Worten begrüßt wurde: „Jessas, was machst denn du da?“. Sie erzählte aber auch von ihrer Familie. Seit der Saison 2011/2012 ist sie Mitglied des Burgtheaters. Aber auch die Salzburger Festspiele sind eine Konstante in ihrem Leben. 2007 debütierte sie dort als Hermia in William Shakespeare´s Sommernachtstraum und seit 2017 spielt sie im Jedermann von Hugo von Hofmannsthal am Platz vor dem Dom. Zuerst die Werke und im Sommer 2021 Teufel und Glaube. In einem Gespräch mit der Chefin des Schauspiels der Salzburger Festspiele Bettina Hering und Birgit Belgau erzählte Mavie Hörbiger darüber. Eingeladen hatten die Freunde der Salzburger Festspiele. Auf deren Homepage ist das vollständige Gespräch nachzuhören. Die Mitgliedschaft ist dafür erforderlich. Die Musik dieses Podcasts stammt vom Ensemble 013/021, speziell für „Jedermann“ komponiert. Foto © SF / Matthias Horn
Tue, 26 Oct 2021 - 25 - wissensART "Die ganze Stadt ist Bühne" und Schloss Leopoldskron Treffpunkt der Künstler
„Die ganze Welt ist Bühne“ und Schloss Leopoldskron ein Treffpunkt der Kunst Schloss Leopoldskron hat eine reichhaltige Geschichte. Erzbischof Leopold Anton Eleutherius von Firmian ließ es von 1736 bis 1740 als persönlichen Sommersitz errichten. 1918 erwarb es der Gründer der Salzburger Festspiele Max Reinhardt. Hier beginnt dieser Podcast und mit Daniel Szele´nyi, dem Vice President, Hospitality at Salzburg Global Seminar, der aus „Jedermann“ von Hugo von Hofmannsthal rezitiert. Die Musik komponierte das Ensemble 013. Daniel Szele´nyi´s Interesse galt schon immer der Geschichte, aber auch altem Gemäuer, dem Interieur vergangener Tage und dem Schauspiel. Letzteres haben ihm seine Eltern erfolgreich ausgeredet, obwohl er schon an der Schauspielschule in München aufgenommen war. In den Tourismus sollte der Sohn gehen und dort Karriere machen. Schloss Leopoldskron bietet ihm beides. Inszenierung und die Möglichkeit seine Gäste herzlich zu empfangen. So war es auch zu Max Reinhardts Zeiten. Dieser hatte das Schloss 1918 erworben und bis zu seiner erzwungenen Ausreise 1937 Soireen gegeben, Feste gefeiert, Lesungen und Kammerkonzerte veranstaltet, Theateraufführungen inszeniert. Er selbst sei ein scheuer Mensch gewesen, heißt es, der das Treiben seiner Gäste oft von der Galerie aus beobachtete und sich dann spät nachts bis in die Morgenstunden hinein, mit Auserwählten in die Bibliothek zurückzog. Daniel Szelenyi versteht es, die Geschichte des Hauses ins heute zu holen. Ein Teil davon sind die Inszenierungen im Park von Carl Philip von Maldeghem, dem Intendanten des Landestheaters Salzburg. Dieser ist mit Gerald Mortier, dem Intendanten der Salzburger Festspiele von 1991 bis 2001, in die Stadt Salzburg gekommen und geblieben. Foto (c) Elisabeth J. Nöstlinger-Jochum
Tue, 19 Oct 2021 - 24 - wissensART Look Twice - Peter Baldinger
Look Twice nennt Peter Baldinger Werke, die die Galerie Dantendorfer auf der „Art Austria Highlights im Wiener Eislaufverein zeigt. Eines davon heißt Small Wonder Woman und ist ein Aquarell auf Bütten, aus dem Jahre 2021. Ein Anderes Garten von Giverny aus dem Jahr 2014 nach Claude Monet. Man muss mindestens 2 x hinschauen, um zu erkennen, welches Sujet sich hinter der quadratischen Pixelauflösung verbirgt. Was aber sieht man beim ersten Blick? Wie können wir sie sehen, was der Künstler beim zweiten Blick zeigen will, wie die quadratischen Pixel auflösen, das Bild dahinter erkennen? Peter Baldinger nähert sich alltäglich Motiven und bekannten Sujet der Kunstgeschichte auf systemische Weise, indem er das Bildmotiv in quadratische „Pixel“ auflöst. Dabei stellt er die Frage: Wieviel Information ist nötig, um ein Bildmotiv zu erkennen? Oder andersherum: Wieviel Bildauflösung ist möglich, ohne das Motiv komplett zu verlieren? heißt es in einer Aussendung der Galerie Dantendorfer. Der Ursprung sich mit dem Thema der Auflösung auseinander zu setzen, wurzelt im Umgang moderner Medien und der Frage nach Identität in der Bilderflut unserer Zeit. Es ist die Frage, ob ich die Bilder und Berichte, die von mir in den Medien zu finden sind bin oder mich in ihnen darin komplett auflöse? Peter Baldinger will die Essenz der gewählten Motive zeigen, dabei den Respekt vor den Sujets behalten und zugleich einen konstruktiv-kritischen Kommentar zum aktuellen Zeitgeist zu geben. Dabei folgt Peter Baldinger einem Konzept, wenn er Würfel um Würfel nebeneinander setzt. Manchmal nur abwechselnd in schwarz und weiß und zarten grau Tönen. Anders als die Serie Weeping Women, über die wir auch in einem Podcast gesprochen haben, wirken die Bilder aus der Serie Look Twice sehr grafisch. Was ist nun das Faszinierende, ein Kastl nach dem anderen zu malen und wenn es fertig ist, erkennt der Betrachter beim zweiten Blick ein dahinter liegendes Werk von Claude Monet. In den 1980 Jahren war die sogenannte Appropriation Art bei österreichischen Künstlern en vogue. Die Albertina Modern zeigt einige Werke, bei denen das Kopieren ein Stilelement ist, aus dieser Zeit in ihrer neuesten Ausstellung in der Albertina Modern bis 13. Februar. Gehen wir nochmals zur Serie Look Twice. 2 davon sind bis Sonntag bei der bei der Art Austria Highlights im Wiener Eislaufverein bis Sonntag, den 17. Oktober im Wiener Eislaufverein in der Lothringerstraße, im 3. Wiener Gemeindebezirk am Stand der Galerie Dantendorfer zu sehen. Foto (c) Peter Baldinger
Sat, 16 Oct 2021 - 23 - wissensaART Erwin Wurm und Lars Eidinger
Lars Eidinger und Erwin Wurm trafen einander in der Halle Ropac in Salzburg. Schauspieler und Fotograf der eine, Bildhauer und Maler der andere. Es war ein Gespräch über das Verständnis von Kunst und „Jedermann“ von Hugo von Hofmannsthal bei den Salzburger Festspielen am Domplatz in Salzburg. Lars Eidinger hat ihn in der Saison 2021 gegeben. Er versteht sich auch als Fotokünstler, als jemand, der den Augenblick unverfälscht festhält. Erwin Wurm, bekannt durch seine One-Minute-Sculptures, ist seit kurzem auch Schöpfer von Wortskulpturen. Hört, hört! Einbegleitet vom Jedermann Ensemble 013 Foto (c)SF / Mathias Horn und Elisabeth J. Nöstlinger-Jochum
Fri, 24 Sep 2021 - 22 - wissensART Die Macht der Kränkung
Kränkungen sind mächtig. Sie können Menschen blockieren, sie ihrer Entfaltungsmöglichkeiten berauben, in Selbstzweifel stürzen und auch in eine Depression. Kränkungen sind meist Ursache für Gewalt, Mord und Terror. Reinhard Haller, der berühmte Kriminalpsychiater und Gerichtsgutachter hat in seiner langjährigen Tätigkeit bei zahlreichen Verbrechern kein anderes Motiv erkannt, als tiefe Gekränktheit. Könnte bei so viel destruktiver Energie nicht auch eine Chance in der Kränkung liegen? In seinem Buch „Die Macht der Kränkung“, welches bei Ecowinerschienen ist, schreibt er, dass viele Täter oder Täterinnen im Grunde gekränkte Genies seien. Künstler und Künstlerinnen haben große Werke geschaffen, weil sie gekränkt wurden. Die größte Chance sieht Reinhard Haller im Umgang mit Kränkungen aber darin, unsere Sensibilität, Emotionalität und Empathiefähigkeit zu verbessern. Üblicherweise reagieren wir auf Kränkungen mit Abwehr- und Fluchtreflexen, reagieren mit Zorn, Wut und sinnen auf Rache. Doch unsere Feinde können auch unsere besten Lehrmeister sein. Dieser buddhistischen Weisheit folgend können wir Kränkungen einen positiven Bedeutungsgehalt geben. Wir können eine „Kränkungskompetenz“ erlernen und so die Kränkungen entschärfen, neutralisieren und positiv nutzen. Es liegt an uns, schreibt Reinhard Haller im schon erwähnten Buch, die destruktive Wirkkraft in konstruktive, analytische Energie umzuwandeln. Vieles hätte ich ohne Kränkungen, die mir widerfahren sind nicht gemacht, was letztlich ein großer Erfolg wurde. Die CityScienceTalks bei meiner langjährigen Sendungsverantwortung bei Ö 1 beispielsweise, diesen wissensART Podcast, oder jene Gespräche für die Freunde der Salzburger Festspiele, die bereits mehr als 50.000 Stunden lang gehört wurden. Reinhard Haller hätte dafür wahrscheinlich auch noch andere Erklärungen, aber für diesen Podcast halte belasse ich es bei seinen Analysen, die er in seinem Buch beschreibt. So meint der Arzt, Psychiater und Psychotherapeut etwa, dass die Voraussetzung für die konstruktive Nutzung von Kränkungen - neben der Änderung von Voreingenommenheit - eine verbesserte Eigenreflexion sei. Als Werkzeug nennt er dafür den Spiegel. Schon C. G. Jung hat diese Psychotechnik eindrücklich beschrieben. Zitat: „Wer in den Spiegel des Wassers blickt, sieht allerdings zunächst sein eigenes Bild. Wer zu sich selber geht, riskiert die Begegnung mit sich selbst. Der Spiegel schmeichelt nicht, er zeigt getreu, was in ihn hineinschaut, nämlich jenes Gesicht, das wir der Welt nie zeigen, weil wir es durch die Persona, die Maske des Schauspielers, verhüllen. Der Spiegel aber liegt hinter der Maske und zeigt das wahre Gesicht.“ Und Kränkungen weisen uns nicht nur auf Probleme hin und Verwundungen, sondern auf unsere sensiblen Stellen. Bei manchen Dingen ist es uns gar nicht bewusst, wie sehr wir sie verinnerlich haben. Manche Werte beschützen wir instinktiv, andere wurden uns durch unsere Erziehung mitgegeben. Kränkungen machen uns auf unsere Schwächen aufmerksam, zeigen uns aber auch unsere Stärken. (c) Foto: Darko Todorovic, Ecowin
Mon, 06 Sep 2021 - 21 - wissensART Lars Eidinger
Lars Eidinger ist der Jedermann 2021. Seit 1920 wird das Spiel vom Sterben des reichen Mannes am Platz vor dem Salzburger Dom gegeben. Hugo von Hofmannsthal, einer der Gründerväter der Salzburger Festspiele, hat es geschrieben. Mit Max Reinhardt traf er sich auf Schloss Leopoldskron. Der Theatermacher und Regisseur hatte es zwei Jahre zuvor erworben. Hier inszenierte Max Reinhardt sein Leben. 1736 von Fürsterzbischof Anton Freiherr von Firmian erbaut, bot es alle Voraussetzungen für Aufführungen und Feste, aber auch Orte der Stille für den scheuen Max Reinhardt. Die Bibliothek war für ihn so ein Ort gewesen und vielleicht auch der ein oder andere Platz am Weiher Park. Lars Eidinger muss die Kraft des Ortes intuitiv erahnt haben. Allen Unkenrufen deutscher Kollegen zum Trotz kam er nach Salzburg, um den Jedermann zu spielen und im Schloss Quartier zu nehmen. Für Max Reinhardt war Schloss Leopoldskron das Lebenswerk und eine ewige Sehnsucht im Exil. Wir können unsere Sehnsüchte stillen, am Ufer des Weihers im Park und vom Schloss Leopoldskron aus den Untersberg betrachten. Es ist jener Berg, den der Dalai Lama als Herzchakra Europas betrachtet. Lars Eidinger gibt es Kraft, über die er erzählt. Der Schauspieler hat viele Talente und lebt sie aus. Er schreit auf der Tischgesellschaft vor dem Dom, wehrt sich gegen den Tod, eilt zu Filmaufnahmen, fotografiert nebenbei und mischt am Abend als DJ eine Disco auf. Lars Eidinger lebt intensiv. In Schloss Leopoldskron holt er sich dafür die Energie. Foto: (c) SF / Matthias Horn und Elisabeth J. Nöstlinger-Jochum
Fri, 20 Aug 2021 - 20 - wissensART Intolleranza
Luigi Nonos Oper Intolleranza beginnt mit einer Verstörung. Ehe die Wiener Philharmoniker unter dem Dirigat von Ingo Metzmacher das Geschehen auf der Bühne orchestrieren. Die Musik hat eine Intensität, der man sich nicht entziehen kann. Etwa 167 Menschen bewegen sich auf die Bühne, Künstler, Tänzer aus 20 Nationen. Der Gesang des Wiener Staatsopernchor wird eingespielt, die Wiener Philharmoniker spielen „live unplugged“. Die Bühne der Felsenreitschule ist hochgefahren, die Musiker an verschiedenen Orten verteilt. Ein Klang entsteht, dem man sich nicht entziehen kann. Es werden die wichtigen Fragen gestellt. Sie lauten für Intendant Markus Hinterhäuser: „Was ist Gemeinschaft? Wie können wir eine Art von Gerechtigkeit finden? – Dem radikalen Individualismus stellen wir also ein Gegenmodell gegenüber, nämlich Luigi Nonos Appell an die Menschlichkeit: Intolleranza 1960 – ein Werk des Humanismus, ein Werk der Nächstenliebe, ein Werk der Gerechtigkeit.“ Luigi Nonos Intolleranza 1960 ist als eine moderne Passionsgeschichte zu verstehen, die das Erwachen des menschlichen Bewusstseins zum Thema hat und die Grundbedingungen menschlichen Lebens aufgreift. „Luigi Nono spricht von der Gewissheit, dass der Mensch dem Menschen ein Helfer sein müsse. Richtiger kann man das nicht formulieren: Wie wir als Menschen zu agieren und zu reagieren haben gegenüber einer Welt, die sich immer unnachgiebiger zeigt, mit der wir aber zu tun haben, in der wir leben müssen. Diese Reflexion über die Begriffe Toleranz und Intoleranz ist vermutlich nie wichtiger gewesen als heute, als jetzt, zu dieser Stunde“, sagt Markus Hinterhäuser. Am 15. August 2021 ist in der Felsenreitschule Premiere. Weitere Aufführungen: 20. August,26. August und 29. August in der Felsenreitschule bei den Salzburger Festspielen. Foto: (c) Anne Zeuner
Sun, 15 Aug 2021 - 19 - wissensART Festspielfreunde
Freunde der Salzburger Festspiele Erst kürzlich wurde ein Konzertflügel um 147.000 € angekauft, wurden für die Sanierung des Karl Böhm-Saals 250.000 € gegeben und vor einiger Zeit für das Dach der Felsenreitschule 3,2 Millionen Euro; zählt man seit Mitte, Ende der 1980 alle Projekte zusammen, sind das 21 Millionen für die Bauprojekte der Salzburger Festspiele. Zählt man die Spielplanzuschüsse von 800.000 € seit dieser Zeit hinzu, sind es € 50 Millionen Euro, die die Freunde der Salzburger Festspielen den Festspielen spendeten. Wann immer dieser Förderverein gebraucht wird, ist er zur Stelle und mischt sich trotzdem nicht ein. Bereits 60 Jahre lang. Festspielpräsident, Dirigent und Komponist Prof. Richard Paumgartner hat die Freunde der Salzburger Festspiele 1921 gegründet. „Der Verein soll eine Publikumsgruppe werden, die sich mit allen persönlichen, ja freundschaftlichen Gefühlen dem Gedeihen und den Leistungen der Festspiele verbunden fühlt", formulierte Paumgartner seine Ziele. 120 Begeisterte konnte er damals gewinnen. Heute sind es 6.600. Sie können unter 7 verschiedene Mitgliedsarten wählen und zwar: die Junge Freunde Mitgliedschaft (Jahresbeitrag: EUR 30) für die unter 26-Jährigen, das Druckkostenabonnement (Jahresbeitrag: ab EUR 55), die Ordentliche Mitgliedschaft (Jahresbeitrag: EUR 160), die NXG-Förderschaft (Jahresbeitrag: EUR 600) für die Next Generation der Förderinnen und Förderer bis 45, die klassische Förderschaft (Jahresbeitrag: EUR 1.300), die Silver-Club- (Jahresbeitrag: EUR 10.000) sowie die Golden-Club-Mitgliedschaft (Jahresbeitrag: EUR 50.000) Dafür bekommen sie 60 Begleitveranstaltungen während der Saison, 3 mal jährlich ein Hochglanzmagazin mit vielen Informationen über die Festspiele, Einführungsvorträge auch online, Künstlergespräche und Jubliläumspodcasts, die von Jänner bis Anfang August 2021 bereits 50.000 Stunden lang gehört wurden. Es ist ein Verein im Geiste Hugo von Hofmannsthals, denn dieser habe sich gewünscht, dass sich die aus aller Welt nach Salzburg strömenden Menschen zu einer Einheit, zu einem Publikum zusammenbinden mögen, erinnerte Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler bei der Pressekonferenz zum Jubiläum. „Dass dies gelungen ist, verdanken wir auch sehr maßgeblich dem Verein der Freunde der Salzburger Festspiele“, so Helga Rabl-Stadler und richtet sich mit diesen Worten an den Präsident Heinrich Spengler, der Geschäftsführerin Mag.a Claudia Schmidt-Hahn und dem Geschäftsführer Dr. Rafael Frauscher. Foto: (c) Elisabeth J. Nöstlinger-Jochum
Wed, 11 Aug 2021 - 18 - wissensART Flanieren in Max Reinhardts Garten
Schönheit, Geist und Heiterkeit sollte nach dem ersten Weltkrieg die Völker wieder vereinen. Das wünschten sich die Gründerväter der Salzburger Festspiele. Schloss Leopoldskron schien ein Ort der Umsetzungskraft. Ein Platz für Soireen, für ein Dinner im Park, für Lesungen und Konzerte auf der Terrasse. Auch an ein Gartentheater am Weiher hat er gedacht. 1918 hat Max Reinhardt Schloss und Park erworben. Ein Magier war dieser gewesen, einer der immer das Gesamtkunstwerk im Blick hatte. Bald lustwandelten inmitten steinerner Figuren seine Gäste. Viele Jahre später, Max Reinhardt war bereits in der Emigration gestorben und die Besitzer des Anwesens hatten mehrmals gewechselt, sprang in den späten 1950, Anfang 1960 Jahren ein Junge über die Gartenmauer. Frieder Danielis. Mit der Kamera seines Bruders hielt Frieder die mit Moos und Efeu bewachsenen steinernen Zeugen aus vergangen Tagen fest. Längst sind diese verschwunden, aber der Gartenlust erblüht neu. Experten der Königlichen Gartenakademie aus Berlin wurden nach Salzburg geholt, um markante Details für die Neugestaltung aufzuspüren. Begonnen wird beim Gartenparterre. Diese zum Teich sich öffnende Fläche, war das Herzstück von dem was Max Reinhardts Vorbesitzer Erzbischof Firmian um 1870 geschaffen hat. Was aber passt in unsere Zeit, fragten sich Mäzene. Unter ihnen die Berliner Unternehmer Dieter Mann, Ira Schwarz und der Österreicher Franz Wagner, sowie das Salzburg Global Seminar als Eigentümer. Cord-Siegfried von Hodenberg, Mitglied der Königlichen Gartenakademie in Berlin bekam den Auftrag für die Neugestaltung. Er weiß, dass das Parterre zum Verweilen einladen und das ganze Jahr über blühen soll. Vom Feuerwerk im Frühling hin zu den Herbstanemonen und Astern, bis zu den Gräsern, die sich auch im Winter im Wind biegen. Ein Zaubergarten also auch dann, wenn Nebelschwaden See, Schloss und Park in jene Mystik tauchen, die diesem Ort so eigen ist. Foto (c) Elisabeth J. Nöstlinger-Jochum
Sat, 31 Jul 2021 - 17 - wissensART Festspielredner Julian Nida-Rümelin
Prof. Dr. Dr. h.c. Julian Nida-Rümelin ist Philosoph, Autor zahlreicher Bücher und Eröffnungsredner der Salzburger Festspiele 2021. Im Vorfeld hat er in einem Gespräch diese humanistische Utopie entworfen. Julian Nida-Rümelin ist einer der meistzitierten Redner und Kommentator zu ethischen, politischen und zeitgeschichtlichen Themen. In seinen Publikationen schlägt er Brücken zwischen Wissenschaft und Gesellschaft, Kultur und Politik. Mitunter provoziert er dabei. Dem Friedensprojekt der Gründungsväter der Salzburger Festspiele fügt er ein kosmopolitisches Europa hinzu. Foto (c) Elisabeth J. Nöstlinger-Jochum
Mon, 26 Jul 2021 - 16 - wissensART Jedermann 2021 mit Lars Eidinger und Verena Altenberger
Verena Altenberger, die Buhlschaft an der Seite von Jedermann Lars Eidinger bei den Salzburger Festspielen 2021. Für Verena Altenberger ist es eine Auseinandersetzung mit der Rolle, von der sie schon immer träumte. Die Vorstellungen zu bisherigen Buhlschaften, am Platz vor dem Salzburger Dom, könnten divergieren. Oder doch nicht? Verena Altenberger will ihr einen emanzipatorischen Touch geben, ihr vielleicht sogar Überlegenheit gegenüber Jedermann einhauchen, die Buhlschaft zu sich selbst zu führen. Gleichgültig, ob sie sich nach dem Tod von Jedermann in die nächste Liebesbeziehung stürzt, ins Topmanagement geht oder einen Vorstandsposten ergreift. Es kann sein, dass ihre Buhlschaft einen feministischen Ansatz verfolgt und dabei Jedermann sogar in den Schatten stellt. Sicher wird Verena Altenberber eine Buhlschaft geben, die mit jener, die Max Reinhardt 1920 ausgesucht hat, nichts mehr gemein hat. Johanna Terwin war die erste Buhlschaft an der Seite von Alexander Moissi. Groß waren die Namen während der 100jährigen Geschichte dieses Welttheaters, die an der Seite von Jedermann zu sehen waren. Unter ihnen Judith Holzmeister, Nadja Tiller, Christiane Hörbiger, Nicole Heesters, Senta Berger, Elisabeth Trissenar, Sunnyi Melles, Veronika Ferres, Marie Bäumer, Stefanie Reinsperger und Caroline Peters im vergangenen Jahr. In diesem stellt sich Verena Altenberger in die Reihe der Schauspielerinnenprominenz am Platz vor dem Dom. Mit dieser Rolle kommt die Salzburgerin nach Hause. „Nach ihrer Schauspielausbildung in Wien und ersten Bühnenerfahrungen kamen schnell interessante Filmangebote, darunter die Rolle der drogensüchtigen Mutter in Adrian Goigingers Film "Die beste aller Welten", für die sie vielfach ausgezeichnet wurde. Mit Lars Eidinger spielte sie bereits in David Schalkos M – "Eine Stadt sucht einen Mörder".“ Intendant Markus Hinterhäuser unterstützt sie bei ihrer Interpretation und Lars Eidinger spielt den Jedermann auf Augenhöhe. Foto (c) SF / Matthias Horn
Sun, 18 Jul 2021 - 15 - wissensART Kleider machen Orte
Bauen ist für die Architektin Anna Heringer eine Lebensphilosophie. Nachhaltiges Bauen, versteht sich. Ihr Material ist der Lehm. Die Quelle der Inspiration Bangladesh. Ihr Anliegen: schauen was vor Ort ist und damit arbeiten. Dafür wurde sie mehrfach ausgezeichnet. Unter anderem mit dem Aga Khan Award, der sie besonders gefreut hat. Es war die Auszeichnung für eine Schule in Bangladesch. Bangladesch das ist der Ort, der ihr Leben veränderte. Dort lernte sie ganzheitliches Denken, den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen und seine Lebensumstände zu verbessern. Das macht Anna Heringer sowohl mit ihren Bauten, als auch mit ihrem Engagement für die Frauen in dem stark muslimisch geprägten Land. Basierend auf der textilen Tradition will sie ihnen Unabhängigkeit sichern. Dipdii Textiles ist das Label für gebrauchte und getragene Saris, die zu Schals, Kissenbezügen, Shirts oder Westen umgearbeitet und dann vertrieben werden. Es gibt einen Webshop und Ausstellungen wie beispielsweise jene bei den Godegger Dialogen im Schloß. Es sind die schönen Materialien und die leuchtenden Farben. Sie verführen zum Kauf. Auch mich. Foto(c) Elisabeth J. Nöstlinger-Jochum
Mon, 28 Jun 2021 - 14 - wissensART Echo der Salzburger Festspiele 2020
Die Proben haben begonnen, die Salzburger Festspiele 2021 finden in vollem Umfang statt. Das heißt: 168 Aufführungen an 46 Tagen. 17 Orte werden bespielt. Vieles davon war schon für 2020 geplant. 100 Jahre Salzburger Festspiele wollte man feiern. Doch dann kam alles anders. Ein Virus ermöglichte nur modifizierte Festspiele. Noch ist die Corona-Pandemie nicht überwunden, aber die Hoffnung bleibt. Nun blickt die Präsidentin der Salzburger Festspiele Helga Rabl-Stadler zurück, gewährt persönliche Einblicke in die Kunst, ihrer Karriere und den Salzburg Festspielen. Foto (c) Peter Kainz
Sun, 27 Jun 2021 - 13 - wissensART Joachim Bauer: Fühlen, was die Welt fühlt
Joachim Bauer, der Gast bei den Goldegger Dialogen ist Experte für das Mitgefühl. Seit Anbeginn seiner Forschungsarbeiten beschäftigt er sich damit. Zuerst mit der Empathie unter den Menschen und nun auch mit dem für die Welt. Zuversichtlich wie der Arzt, Neurowissenschaftler, Psychotherapeut und Sachbuch-Bestsellerautor ist, ist Mitgefühl für ihn der Schlüssel, die Krisen der Welt zu erkennen und zu beseitigen. Die 39. Goldegger Dialoge waren die geeignete Plattform, die Botschaft verbreiten. „Zuversicht, Wege aus Angst und Ohnmacht“ war das Generalthema, das die Mitglieder des Kulturvereins „Schloß Goldegg“ der 4tägigen Veranstaltung voranstellten. Zuversichtlich gab sich auch der Joachim Bauer, braucht doch der Mensch ein „Du“ um „Selbst“ zu werden. Dazu gehört auch die Natur. Foto (c) Elisabeth J. Nöstlinger-Jochum
Sun, 13 Jun 2021 - 12 - wissensART Xenia Hausner
Bundespräsident Heinz Fischer, Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler und der Gouverneur der österreichischen Nationalbank Ewald Nowotny haben ihr Portrait gesessen. Mit ihrem analytischen Blick hat sie einige verborgene Wesenszüge entdeckt und sie in einer chiffriert ins Bild verwoben. Die Wesenszüge der Menschen hervorzuholen und sie dann „umzuschmeißen“, darum geht es Xenia Hausner in ihren großformatigen Werken. Meist sind es Frauen, die sie auf darstellt, weil sie einfach das schönere Geschlecht sind. Weltweit wird sie von ihnen inspiriert und Farben, Muster, Kabel, Kanaldeckel und fremdartige Schriften bringen sie in Schwung. Die Fotografie spielt dabei eine gewisse Rolle, beschäftigt sie die Künstlerin doch auch mit Mixed-Media-Arbeiten, bei denen sie großformatige Fotografien malerisch weiterentwickelt und verschiedene Materialien versatzstückhaft in den Bildträger einbaut. Sie führt damit in ihrer künstlerischen Arbeit den aktuellen Erkenntnisstand der Malerei mit dem der Fotografie zusammen. Mit unterschiedlichen Techniken entsteht dadurch eine neue Bildverdichtung und Wirklichkeitskonstruktion. „True Lies“, der Titel der Retrospektive der österreichischen Staatskünstlerin, sie ist bis 8. August 2021 in der Wiener Albertina zu sehen, bringt ihr Werk auf den Punkt. Immer wieder sind es widersprüchliche Frauen, die Xenia Hausner malt, in Szene setzt. Meist auf sehr großen Formaten. Autofragmente, Zugabteile, triviale Alltagsgegenstände werden zu Mitspielern in einer inszenierten Wirklichkeit. Auch als Malerin ist Xenia Hausner ihrem ursprünglichen Beruf, den der Bühnenbildnerin treu geblieben und der Bühne auch. Foto (c) Elisabeth J. Nöstlinger-Jochum aus dem Katalog der Ausstellung
Sun, 30 May 2021 - 11 - wissensART Reinhard Haller: Rache
Rache: was für ein Gefühl, was für eine Genugtuung nach erfolgter Tat! Aus der Kränkung geboren, vom Narzissmus gespeist und erst durch Vergeltung bereinigt. Etwa vom 4. Lebensjahr an, begleitet sie uns bis zur Bahre. Tagtäglich. Manchmal ist es Schadenfreude, manchmal sind es kleine Boshaftigkeiten und manchmal geschieht ein Mord. Hass, Neid, ewige Sticheleien, verbunden mit einem gekränkten Selbstwert führen dazu. Die spektakulären Gewalttaten erschüttern uns. Die alltäglichen Gemeinheiten empören uns. Der Kern der Vorfälle ist häufig Rache. Der Psychiater, Suchtexperte, Psychotherapeut und Bestsellerautor Reinhard Haller geht in diesem Gespräch den Ursachen auf den Grund, erforscht die Gefühlsdimensionen und die gekränkte Eitelkeit. Er legt offen, wie aus Zurückweisungen, Ungerechtigkeiten und mangelnde Anerkennung Gewaltiges und oft Gewaltsames entstehen kann. Im Gespräch mit Elisabeth J. Nöstlinger entspannt sich ein weiter Bogen von den Rachemythen der Literatur über blutige Frauenmorde und verheerende Kriege, bis hin zur positiven Umwandlung der negativen Energie. Foto(c) Buchcover, Elisabeth Juliane Nöstlinger-Jochum
Wed, 19 May 2021 - 10 - wissensART Jakob Gasteiger und die analytische Malerei
Der Blues der Pandemie ist durchbrochen, Klaus Albrecht Schröder hat die Albertina geöffnet und Jakob Gasteiger stellt aus. Was der Besucher dort sieht, ist das, was er sieht. Klaus Albrecht Schröder´s Worte dazu: „nur das, was man sieht, ist da“. Jakob Gasteiger´s Kunst basiert auf dieser Tatsache und er ist damit eins mit dem US-Amerikanischen Maler, Bildhauer und Objektkünstler Frank Stella und dessen Aussage „What you see is what you see“. Farbenprächtig empfangen drei Tondi in der Säulenhalle der Albertina den Betrachter. Rot, orange und grün leuchtend hängt eines neben dem anderen. Wie alle Kunstwerke von Jakob Gasteiger, sind sie am Boden liegend entstanden, wurde die Acrylfarbe mit einem eigens dafür geschaffenen kammartigen Werkzeug strukturiert. 350 - 400 Jahre lang wurde das Tondo von den Künstlern ausgeblendet. Erst in jüngster Zeit taucht das Rundbild in der zeitgenössischen Kunst wieder auf. Heute wie damals liegt die Konzentration auf dem Zentrum, davon sind alle Punkte zirkulär gleichweit entfernt. „Das hat das Tondo dem religiösen Bild empfohlen“ erklärt Klaus Albrecht Schröder in diesem Podcast. Jakob Gasteiger´s Tondi sind fern jeder Transzendenz. Ebenso seine Hochformate. Dennoch erinnern sie an Zen-Gärten. Körnchen und Batzen vervollkommnen das Bild - oder irritieren sie den Betrachter? Man ist versucht, Jakob Gasteigers Kunst in der Tradition von Radical Painting einzuordnen. Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder sagt dazu Post-Radikale Malerei und der Künstler selbst: Analytische Malerei. Bis Ende August ist die Retrospektive in der Albertina zu sehen und der Artbook Verlag hat dazu einen prächtigen Ausstellungskatalog herausgebracht. Dort schreibt Albertinadirektor Klaus Albrecht Schröder ausführlich über die Kunst von Jakob Gasteiger, den er als Vertreter der radikalen Malerei sieht und in diesem Podcast erzählen beide davon. Die Galerie ARTECONT, am Wiener Opernring, schließt sich der Schau in der Albertina an und lädt bis 3. Juli Werke von Jakob Gasteiger u.a. Foto(c)Elisabeth J. Nöstlinger-Jochum
Thu, 13 May 2021 - 9 - wissensART Peter Baldinger und die „Fake-News“, „Diffusions“ und „Weeping Woman“
„Fake-News“, Diffusions“, „Auflösungen“ und „Weeping Woman“ nennt Peter Baldinger die Arbeiten der vergangenen Jahre und erinnert dabei an seine Kunst des Schreibens. Zuerst als Tageszeitungsjournalist, später dann als Gerichtsreporter. Viele Jahre sind seither vergangen, Illustrationen für Zeitungen, Magazine, sowie das Buch von Gregor von Rezzori liegen dazwischen. Ebenso die Verantwortung für das Corporate Design für das Belvedere in Wien, den gesamten Außenauftritt dieses Museums und die Publikationen während der Direktion von Agnes Husslein-Arco. Begleitet waren die beruflichen Tätigkeiten immer von künstlerischen Interventionen, Ausstellungen, Landschaftsgestaltungen. Von der Gestaltung des ersten zeitgenössischen Fastentuches im Wiener Stephansdom wird in einem anderen Podcast erzählt. Nun geht es bei wissensART um seine „Weeping Women“, „Auflösungen“, Gartengestaltungen, „Diffusions“ und „Fake-News“. Peter Baldinger beschäftigt sich seit Jahren mit der digitalen Bildtechnologie auseinander, gestaltet auch mit dieser Technologie seine Bilder. Was dabei von Betrachter gesehen wird, hängt natürlich vom individuellen Blickwinkel ab, vom subjektiven Leben. Das birgt Täuschungen in sich. Fake-News sind aber auch ein wesentlicher Teil des medialen und politischen Diskurses geworden. Peter Baldingers Fragen nach Rezeptions- und Interpretationsprozessen sind daher aktueller denn je. Auch seine „weinenden Frauen“ in Anlehnung an Werke von Pablo Picasso und Wilhelm de Kooning. Nicht zum ersten Mal ist Peter Baldinger mit großen Meistern der Kunstgeschichte in Dialog getreten. Auch mit Goya oder Vela´zquez ging er durch seine Arbeiten eine Symbiose ein. Immer wieder verbindet er Altes mit Neuem; bei seinen Interventionen ebenso wie bei seinen Arbeiten auf Papier und auf der Leinwand. Der Begriff Auflösung ist der rote Faden durch das gesamte Werk von Peter Baldinger. „Bei dem Wort selbst liegt Polysemie vor: es hat die Bedeutung von „Sichauflösen“ im Sinnes eines physischen Zerfalls und ist synonym für das Beenden oder Aufheben von etwas“, schreibt Petr Pta´kova` im Katalog der Ausstellung „Weeping Woman“. Derzeit sind die Werke in Peter Baldinger´s Atelier in Niederfladnitz in N. Ö. zu sehen und Artbook hat viele Ausstellungen und Installationen bildlich festgehalten. Foto (c) Atelier Baldinger
Mon, 26 Apr 2021 - 8 - wissensART Verena Altenberger, die Buhlschaft an der Seite von Jedermann Lars Eidinger bei den Salzburger Festspielen
Noch haben die Proben nicht begonnen, doch die Auseinandersetzung mit der Rolle von der sie schon immer träumte schon. Und da hat sie durchaus divergierende Vorstellungen zu bisherigen Buhlschaften, am Platz vor dem Salzburger Dom. Verena Altenberger will ihr einen emanzipatorischen Touch geben, ihr vielleicht sogar Überlegenheit gegenüber Jedermann einhauchen. Dabei ist Verena Altenberger ein großes Anliegen, die Buhlschaft zu sich selbst zu führen. Gleichgültig, ob sie sich nach dem Tod von Jedermann in die nächste Liebesbeziehung stürzt, ins Topmanagement geht oder einen Vorstandsposten ergreift. Es kann sein, dass ihre Buhlschaft einen feministischen Ansatz verfolgt und dabei Jedermann sogar in den Schatten stellt. Sicher wird Verena Altenberber eine Buhlschaft geben, die mit jener, die Max Reinhardt 1920 ausgesucht hat, nichts mehr gemein hat. Johanna Terwin war die erste Buhlschaft an der Seite von Alexander Moissi. Groß waren die Namen während der 100jährigen Geschichte dieses Welttheaters, die an der Seite von Jedermann zu sehen waren. Unter ihnen Judith Holzmeister, Nadja Tiller, Christiane Hörbiger, Nicole Heesters, Senta Berger, Elisabeth Trissenar, Sunnyi Melles, Veronika Ferres, Marie Bäumer, Stefanie Reinsperger und Caroline Peters im vergangenen Jahr. Ab Sommer stellt sich Verena Altenberger in die Reihe der Schauspielerinnenprominenz am Platz vor dem Dom. e Verena Altenberger ist es ein kleines Nachhause kommen. „Nach ihrer Schauspielausbildung in Wien und ersten Bühnenerfahrungen kamen schnell interessante Filmangebote, darunter die Rolle der drogensüchtigen Mutter in Adrian Goigingers Film Die bestealler Welten, für die sie vielfach ausgezeichnet wurde. Mit Lars Eidinger spielte sie bereits in David Schalkos M –Eine Stadt sucht einen Mörder.“ Zitat Presse Salzburger Festspiele. Foto (c) Elisabeth J. Nöstlinger
Sun, 18 Apr 2021 - 7 - wissensART Franz Welser-Möst und die Salzburger Festspiele
84 Opern hat der Dirigent in seinem bisherigen Leben zur Aufführung gebracht, darunter 9 Opern von Richard Strauß. Seine Salome mit Asmik Grigorian 2019 und Elektra mit Ausrine Stundyte und Asmik Grigorian als Chrysothemis haben Festspielgeschichte geschrieben. 2021 wird Elektra in der Felsenreitschule wieder zu hören sein. Darüber hinaus werden die Wiener Philharmoniker und der Bariton Matthias Goerne unter seinem Dirigat Werke von Richard Strauss und Frank Martin geben. Mit der Hausmusik-Roas setzt Maestro Franz Welser-Möst nun einen neuen Akzent über die Salzburger Festspiele hinaus. Im Rahmen der Kulturhauptstadt 2024 will er in Anlehnung an die „Ebensee Kripperl-Roas“ die Hausmusik wiederbeleben. Dieser Idee folgend laden die Salzkammergut-Festwochen Gmunden schon heuer zu fünf musikalischen Reisen ein. Am 15. Mai wandern Musikerinnen und Musiker durch die Stadt Gmunden, verweilen an den schönsten Plätzen und spielen was ihnen gefällt. Traditionelles, im Salzkammergut entstandene Volksmusik, daraus neu erdachtes und komponiertes, sowie klassische Hausmusik. Man darf gespannt sein, auf das lustvolle, gemeinsame Musizieren im öffentlichen Raum und auf die Eigendynamik, die davon ausgehen wird. Maestro Franz Welser-Möst möchte mit dieser Anregung einen Impuls geben, damit jener Humus, auf den auch er gewachsen ist, durchlüftet wird. Mit neuem Schwung soll die Hausmusik im Salzkammergut an vielen Orten erblühen. Elisabeth J. Nöstlinger erzählt er für wissensART, wo und wie er Talente sucht und welches Glück ihm widerfährt, wenn er sie zum Erfolg führt. Bild (c)Robert Neumüller
Sun, 11 Apr 2021 - 6 - wissensART Fastentücher von Peter Baldinger und Erwin Wurm
Erinnern sie sich an die Steine, die im Jahr 2019 vom 6. März bis 10. Juni im Wiener Stephansdom von der Decke fielen, das Mittelschiff der Kirche ausfüllten? Es war das Ergebnis der zweiten Einladung, die der Künstler Peter Baldinger von Dompfarrer Toni Faber und Dombaumeistere Wolfgang Zehetner erhielt, das Fastentuch zu gestalten. Darüber hinaus sollte er die Liturgie vom Aschermittwoch bis zu Pfingsten künstlerisch begleiten. 1.332 Papierobjekte schwebten während dieser Zeit in sieben Meter Höhe über den Köpfen der Besucher. Violett während der Fastenzeit, rot zu Ostern und weiß zu Pfingsten. In diesen drei Lichtstimmungen verwies die Installation „Sky of Stones“ auf die vielen Steinsymbole in der Heiligen Schrift und auf den Steinigungstod des Märtyrers Stephanus. Zeitgenössische Kunst paarte sich mit dem gotischen Bauwerk, ergänzte den Blick aus heutiger Sicht auf den sakralen Ort. Über die Herausforderung das gotische Langhaus des Doms zu gestalten erzählt er in diesem Podcast. Kunst und Glaube, diese Beziehung steht während der Fastenzeit in vielen österreichischen Kirchen im Mittelpunkt. Oder sagen wir: zur Diskussion. Regt an oder regt auf, wie beispielsweise die überdimensionierte Wärmeflasche von Erwin Wurm. An liebende und wärmende Zuwendung soll dieses 4 m große, orange Kunstwerk auf der Südseite des Doms wie auch schon im vergangenen Jahr erinnern. Drinnen verhüllt ein 80 m² großer violetter Strickpulli den Hochalter. Erwin Wurm sieht in diesem Werk eine Verbindung mit der Schutzmantelmadonna und meint, dass uns auch ein Pullover umhülle und wärme. Ob Strickwerk, der auch 2020 in der Fastenzeit im Dom zu sehen war, durch die Covid-19 Pandemie eine zusätzliche Lesart bekomme, müssen die Betrachter entscheiden, meint Erwin Wurm. Im Podcast spricht er vom Zweifel des Künstlers. Musikalisch wird der Podcast von Angaangag begleitet, dem Eskimo, der auf seine Art und Weise gegen die Klimaerwärmung kämpft, die von der Eisschmelze begleitet wird. Er hat Anhänger und Gegner. Aber er kämpft für seine Überzeugung, der eine Spiritualität zugrunde liegt. Das erinnert an den Mann von Nazareth und an den Mythos von Ostern.: Foto (c) Emma Braun
Wed, 31 Mar 2021 - 5 - wissensART Christian Ludwig AtterseeSat, 23 Jan 2021
- 4 - Buhlschaft 2020 - Caroline Peters
Caroline Peters ist die Jahrhundertbuhlschaft der Salzburger Festspiele. Gemeinsam mit Tobias Moretti spielt sie auf der Bühne vor dem Salzburger Dom singt dem „Jedermann“ ein Lied, das an Marilyn Monroe erinnert. Nicht nur damit fügt sie dem Theaterstück von Hugo von Hofmannsthal eine neue Facette hinzu.
Thu, 10 Sep 2020 - 3 - Künstlergespräch - Michael Sturminger
Bereits 2017 hat Michael Sturminger die Regie für den Jedermann am Domplatz übernommen. Jedermann, das ist das Kult- und Markenzeichen der Salzburger Festspiele. Seit dem 22. August 1920 wurde es in der hundertjährigen Geschichte der Salzburger Festspiele an die 700 mal aufgeführt. Nur von 1922 bis 1925 und von 1938 bis 1945 waren die Rufe des Jedermann nicht zu hören. Im Jubiläumssommer 2020 standen die Festspiele auf Messers Schneide. Wie es dennoch gelang, sie modifiziert über die Bühne zu bringen, erzählen der langjährige ORF Intendant des Landesstudios Salzburg und Kulturberichterstatter Siegbert Stronegger und der Regisseur Michael Sturminger
Tue, 18 Aug 2020 - 2 - Künstlergespräch - Gregor Bloéb
Im WissensART Podcast reflektieren darüber der „Jahrhundert Jedermann“ Tobias Moretti, Gregor Bloéb, er gibt den guten Gesellen und den Tod, Caroline Peters, die Buhlschaft 2020 und Michael Sturminger ist der Regisseur. Diese Künstlergespräche führt der langjähriger ORF Intendant des Landesstudios Salzburg und Kulturbereichterstatter Siegbert Stronegger.
Mon, 17 Aug 2020 - 1 - Jedermann - Tobias Moretti
Tobias Moretti spielt den Lebemann zum 100 jährigen Jubiläum der Salzburger Festspiele im 4. Jahr. Es ist sein letztes, auf der Bühne vor dem Salzburger Dom. Das letzte Jahr indem er den Rufen Peter Lohmeyer´s folgen muss.
Fri, 31 Jul 2020
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