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Woher stammt die "Quarantäne"? Wie entsteht ein Schwarzes Loch? Warum fallen Wolken nicht vom Himmel? SWR-Redakteur Gábor Paál und unsere Gäste aus der Wissenschaft erklären Ihnen hier jeden Tag ein kleines Stückchen Welt. | Texte unter http://1000-antworten.de Viele Episoden dieses Podcasts stehen unter einer Creative-Commons-Lizenz. Sie können die Episoden unter Angabe der Quelle und der Lizenz unverändert in Ihrem eigenen Digitalangebot dauerhaft veröffentlichen. Die Episoden dürfen dabei nicht verändert oder kommerziell genutzt werden. Die Lizenz lautet CC BY-NC-ND 4.0.
- 5523 - Ist Wirtschaftswachstum gleichzusetzen mit Wohlstand?
Wirtschaftswachstum bedeutet: Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) steigt. Wie das gemessen wird, haben wir schon geklärt. Nun misst das Bruttoinlandsprodukt zwar die ökonomische Leistung eines Landes. Aber das heißt nicht, dass ein wachsendes BIP ein Gradmesser dafür ist, wie gut es einer Gesellschaft geht. Denn die Wirtschaftsleistung kann auch durch Katastrophen angekurbelt werden – zum Beispiel, wenn Stürme Häuser zerstören und sie deswegen neu gebaut werden müssen. Auch Kriminalität trägt zu einem wachsenden BIP bei, weil Polizeieinsätze Geld kosten und in die Rechnung einfließen. Und Umweltschützer kritisieren, dass es für das Bruttoinlandsprodukt keinen Unterschied macht, ob durch die Produktion von Waren die Umwelt geschädigt wird. Das BIP ist eine komplexe Rechnung ohne Bewertung von Gut und Böse, wenn man so will. Trotzdem werden die Daten unter anderem von der Politik genutzt, um den Wohlstand einer Nation zu bewerten. Dafür wird das Durchschnittseinkommen pro Kopf genommen, mit dem sich die Situation verschiedener Länder vergleichen lässt. Das BIP sagt allerdings nichts darüber aus, wie gerecht das Einkommen über die Menschen verteilt ist. Zusammengefasst: Es gibt viele Gründe, das Bruttoinlandsprodukt oder die Schlüsse, die manche daraus ziehen, kritisch zu sehen.
Warum ist das BIP dann überhaupt eine so wichtige Größe?
Das liegt daran, dass wir keine bessere Datengrundlage haben als das Bruttoinlandsprodukt. Zufriedenheit, Sicherheit und andere Faktoren, die beim Thema Wohlstand eine Rolle spielen, lassen sich nicht objektiv messen. Die Konjunkturdaten haben zwar auch einen Unsicherheitsfaktor, aber der ist deutlich geringer. Außerdem werden die Daten für das BIP regelmäßig erhoben, alle drei Monate. Die Politik oder auch Unternehmen können die Quartale miteinander vergleichen, bewerten und handeln. Und die nackten Zahlen spielen eben auch eine wichtige Rolle – zum Beispiel, wenn es darum geht, einzuschätzen, wie viele Schulden ein Land aufnehmen und auch wieder zurückzahlen kann.Wenn man die Nachrichten verfolgt, hat man oft den Eindruck, das Bruttoinlandsprodukt müsste immer weiter wachsen – und wenn das mal nicht klappt, ist die Politik direkt in Alarmstimmung. Aber hier in Deutschland geht es uns doch gut – muss die Wirtschaft dann überhaupt noch wachsen? Würde es nicht reichen, wenn sie stagniert?
Rein theoretisch ist eine Volkswirtschaft vorstellbar, in der dauerhaft alles gleichbleibt: Die Menschen in einem Land arbeiten immer gleich viel und stellen gleich viel her. Aber: Zum einen gibt es einen technischen Fortschritt, der es erlaubt, mehr zu produzieren. Auf Wachstum zu verzichten würde also bedeuten, dass wir entweder auf technischen Fortschritt verzichten oder dass die Bevölkerung weniger arbeitet. Jetzt ist Deutschland aber nicht allein auf der Welt und wenn alle anderen Länder auf Wachstum setzen, wir aber nicht, dann würden wir schnell abgehängt werden – zum Beispiel was Forschung und Innovationen angeht. Das würde wiederum Arbeitsplätze und damit auch Wohlstand gefährden. Kommt eine Volkswirtschaft unfreiwillig ins Nullwachstum, dann nennt man das eine statische Wirtschaft. Es gibt aber auch eine Bewegung, die diesen Zustand bewusst herbeiführen will: Das heißt dann Postwachstumsökonomie. Die Befürworter davon räumen aber auch ein: Dafür müssten wir unser Leben ganz schön umkrempeln: Nur noch 20 Stunden arbeiten statt 40 und in der restlichen Zeit selbst Obst und Gemüse anbauen, Gegenstände tauschen und reparieren und auch auf vieles verzichten. Nur, würde das wirklich funktionieren – wenn alle mitmachen? Viele Ökonomen haben daran ihre Zweifel: Wenn die Menschen weniger arbeiten, zahlen sie weniger Steuern – dann hat auch der Staat weniger Geld für Schulen, die Verwaltung und auch für Sozialleistungen und die gesetzliche Rente. Global gesehen kommt dazu: Die Weltbevölkerung wächst und sie kann nur versorgt werden, wenn weltweit mehr Lebensmittel und Waren produziert werden. Deshalb: Auch wenn es in Deutschland Befürworter einer Postwachstumsökonomie gibt – für arme Länder mit starkem Bevölkerungswachstum ist das keine Option.Wed, 13 Sep 2023 - 03min - 5522 - 1000 Antworten – Der Kalender 2024
"1000 Antworten" gibt es jetzt als Kalender für das Jahr 2024. Der Tischkalender bietet jeden Tag eine Frage – und natürlich eine Antwort zum Nachlesen: Warum sind Blumen bunt? Gibt es Blitze aus heiterem Himmel? Was ist Zeit? – Jeden Tag ein kleines Aha-Erlebnis. Der Kalender ist jetzt im Handel erhältlich. Erschienen ist er im Lappan Verlag.
Mon, 11 Sep 2023 - 00min - 5521 - Warum hagelt es meistens tagsüber und nicht nachts?
Theoretisch kann es zwar nachts hageln, aber es ist in der Tat eher selten. Hagel entsteht völlig anders als Schnee. Schnee entsteht im Grunde wie Regen: In Wolken kondensiert Wasserdampf. Beim Regen bilden sich dabei Tröpfchen, bei Schnee formen sich viele kleine Eiskristallen, die sich dann zu Flöckchen zusammenklumpen.
Hagel entsteht anders als Regen oder Schnee
Beim Hagel ist es anders. Hagel entsteht, wenn Regentropfen nachträglich gefrieren. Das geschieht vor allem in Gewitterwolken. Gewitterwolken sind bekanntlich sehr mächtig und können sich kilometerhoch auftürmen. Dadurch herrscht in ihnen ein hohes Temperaturgefälle. Das führt dazu, dass kräftige Winde wehen und die Luft in der Wolke durcheinanderwirbeln. Stellen wir uns nun ein kleines Wassertröpfchen vor, das in der unteren Hälfte so einer Gewitterwolke entsteht. Das wird durch einen Luftwirbel erfasst und steigt in der Wolke nach oben. Dort ist es wesentlich kälter – das Tröpfchen gefriert. Und weil es etlichen anderen Tröpfchen auch so geht, entstehen auf diese Weise viele kleine „Hagelembryonen“. Die werden in der Wolke immer wieder auf und ab gewirbelt. Sie stoßen mit weiteren Wassertröpfchen oder Eiskristallen zusammen und werden so nach und nach zu größeren Hagelkörnern. Irgendwann sind die Hagelkörner so groß und schwer, dass sie zu Boden fallen.Gewitterwolken mit Hagel bilden sich eher tagsüber
Genau diese Art von Gewitterwolken bilden sich selten nachts. Denn eine Voraussetzung für ihre Entstehung sind hohe Temperaturunterschiede in der Atmosphäre, das heißt ein hohes Temperaturgefälle zwischen oben und unten. Das haben wir zum einen eher in der wärmeren Jahreshälfte, also eher Frühling und Sommer, und es kommt dann am ehesten in den späten Nachmittagsstunden vor. Dann nämlich hat sich die Luft am Boden tagsüber aufgewärmt, während es oben in der Atmosphäre nach wie vor eisig ist. Dieses Temperaturgefälle schafft erst die Voraussetzungen für die starken Aufwinde, die die Tröpfchen in der Wolke nach oben wehen und dort gefrieren lassen. Sobald die Sonne weg ist und es dunkel wird, kühlt sich die Luft am Boden ab. Damit wird das Temperaturgefälle zwischen unten und oben kleiner und so verschwindet die Voraussetzung für die Entstehung solcher Gewitterwolken, in denen Hagelkörner entstehen.Thu, 16 Mar 2023 - 03min - 5520 - Warum sagt man: "Das ist ja eine schöne Bescherung"?
Samson und Delila
Was sagte der Kraftkerl Samson aus dem Alten Testament, nachdem er seine Stärke verloren hatte? "Das ist ja eine schöne Bescherung!" Das Wortspiel mag erlaubt sein, weil es uns an die Ursprünge des Stoßseufzers wie der Weihnachtsgaben führt. Samson verlor seine Kraft, weil ihm Delila die Haare abgeschnitten hatte. Schon im ersten Buch Moses heißt es: "Wenn du mich beschörest, so wiche meine Kraft von mir." Ach, die alten Konjunktive!Zuteilen durch abschneiden: to share – bescheren
Jedenfalls wird deutlich, dass eine Verbindung mit dem Scheren des Haupt- oder Körperhaares gegeben ist. "Bescheren" geht, ob es das Schenken oder das Schneiden bezeichnet, ähnlich wie das englische "to share" zurück auf alte Worte, die eine Zuteilung durch Abschneiden von etwas bezeichnen. Dabei hat "bescheren" als Schenken noch die Zusatzbedeutung, dass diese Zuteilung von höherer oder höchster, also göttlicher Hand herstammt. Das kennen wir aus dem bekanntesten Tischgebet: "Komm, Herr Jesu, sei unser Gast und segne, was du uns bescheret hast." Zu Weihnachten und den Geschenken passte die schöne Bescherung besonders, weil man die Gaben als vom Christkind kommend verstand. Deshalb nannte man Weihnachtsgeschenke ja oft direkt "Christkindle". Ein altes Sprichwort rät übrigens: "Wenn Bescherung ist, tu den Sack auf und vergiss das Zuknüpfen nicht."Im 18. Jahrhundert wird's ironisch
Spätestens seit dem 18. Jahrhundert bürgerte sich die ironische Verwendung des Wortes "Bescherung" ein. Der Ton machte dabei die Musik. Wer seufzte "Da haben wir die Bescherung!" oder "Das ist ja eine schöne Bescherung!" hatte sich in seiner Erwartung auf feine Gaben getäuscht. Schon Johann Wolfgang Goethe schreibt im Götz von Berlichingen: "Da verließen wir uns auf des Kaisers geheime Gunst – nun haben wir die Bescherung." Mir aber bleibt am Ende dieser kleinen adventlichen Redewendungs- und Sprichwortreihe, Ihnen allen im Brustton der Überzeugung zu wünschen: "Schöne Bescherung!"Sat, 24 Dec 2022 - 02min - 5519 - Welche Impfungen sollten Schwangere bekommen?
Influenza-, Pertussis- und Covid-19-Impfung für Schwangere
Impfung ist sehr wichtig, auch in der Schwangerschaft. Von der STIKO (Ständige Impfkommission) gibt es ganz klare Empfehlungen, allen voran Influenza. Gerade in der Grippesaison ist die Influenza-Impfung für Schwangere klar empfohlen.Schutz für die Mutter und Nestschutz fürs Kind
Viele Schwangere, die mit Impfungen sehr zurückhaltend sind, wissen das nicht: Die Impfung dient nicht nur der Schwangeren als Schutz, sondern auch dem Neugeborenen. Noch wichtiger ist es bei Pertussis, also dem Keuchhusten. Diese Impfung ist noch nicht so lange empfohlen, aber ganz klar erwiesen. Man sollte ab der 28. Schwangerschaftswoche impfen. Bei dieser Impfung geht es fast nur um den Nestschutz des Kindes, sodass das Neugeborene nicht schwer krank wird. Ab dem zweiten Trimenon ist außerdem die Covid-19-Impfung für Schwangere empfohlen.Tue, 4 Oct 2022 - 01min - 5518 - Warum befestigt man beim Richtfest ein Bäumchen auf dem Dach?
Wichtiger Rohstoff: Holz
Der Richtbaum wird manchmal auch durch einen Richtkranz ersetzt. Genau lässt sich die Herkunft dieser Tradition nicht mehr feststellen, aber offenbar gab es den Richtbaum schon, bevor es den Weihnachtsbaum gab. Die ersten urkundlichen Erwähnungen des Christbaums stammen vom Beginn des 16. Jahrhunderts und zu dem Zeitpunkt gab der Braucht, beim Bau eines Hauses einen Baum aufzustellen bereits etabliert. Bäume spielen ja auch bei anderen Festen eine Rolle, der Maibaum ist ein bekanntes Beispiel. Da gibt es offenbar Parallelen. Bäume waren als Rohstoff schon immer sehr wichtig. Aus Holz wurden Häuser nicht nur gebaut, sondern mit Holz wurden die Häuser natürlich auch geheizt. Das ganze Leben hing somit von Bäumen ab.Nadelbaum: standhaft, immergrün und Sinnbild des Lebens
Was symbolisiert nun der Baum? Festigkeit, Standhaftigkeit, Langlebigkeit – und das hat man sich sicherlich auch von den neu gebauten Häusern gewünscht. Außerdem werden meist Nadelbäume verwendet. Weil diese immergrün sind, gelten sie auch als ein Sinnbild des Lebens und der Fruchtbarkeit. Insofern war mit dem Richtbaum sicher auch die Hoffnung verbunden, dass er den Bewohnern des Hauses ein gesundes Leben beschert und sie vor Krankheit schützt.Gute (Wald-)Geister sollen weiterleben und das Haus schützen
Martin Rieger, Bauingenieur und Zimmermann aus Sigmaringendorf hat, sich mit dieser Frage auch viel beschäftigt und einen weiteren Punkt ins Spiel gebracht: Viele germanische und skandinavische Mythen erzählen davon, dass die Seelen der Menschen von den Bäumen kamen und nach dem Tod die Seelen wieder in den Bäumen aufgehen. Der Wald war also beseelt, dort lebten nach der Vorstellung der Menschen gute und böse Geister. Weil aber nun zum Hausbau Bäume gefällt wurden, wollte man diese Geister möglicherweise durch das symbolische Anbringen eines Baumwipfels milde stimmen und sich bei ihnen "bedanken". Die guten Geister sollten durch das Anbringen des Richtbaumes weiterleben.Wed, 20 Jul 2022 - 02min - 5517 - Wohin dehnen sich verschweißte Eisenbahnschienen bei Hitze aus?
Heute sind die Schienen verschweißt, aber früher gab es zwischen den Schienen kleine Lücken, damit sie sich ausdehnen konnten. Darum hörte man, wenn man mit der Bahn gefahren ist, immer dieses „Dadammdadammdadamm“. Um herauszufinden, wie das Problem gelöst wurde, habe ich bei der Bahn nachgefragt. Die Auskunft war folgende: Seit diese Schienen verschweißt werden, leitet man die Ausdehnungskräfte vor allem in den Untergrund ab. Es spielt aber auch eine Rolle, wie die Schienen verschweißt sind: An den Verbindungsstellen entstehen durch die Ausdehnung große Kräfte. Das Material, mit dem die Schienen verschweißt sind, kann Temperaturen zwischen –20°C und +60°C aushalten, ohne dass das Material bricht. Das also ist die Erklärung der Bahn, warum die Schienen so gut halten und auch verschweißt werden können ohne zu bersten, wenn es zu heiß wird.
Wie können lange Schienen die Spannung nach unten abgeben?
Die Schienen sind tatsächlich so fest verschweißt und so fest an den Bahnschwellen befestigt, dass die sich – zumindest in der Länge – überhaupt nicht mehr ausdehnen können. Die Spannungen, die auftreten, werden daher z. T. vom Material selbst getragen – das Material hält das also intern aus – oder die Spannungen werden nach unten abgegeben. Die Schiene dehnt sich somit nicht in die Länge aus, sondern ein Stück in die Tiefe – so die Erklärung der Bahn. Es ist ja auch immer die Frage: Was ist stärker? Wenn das Material sich ausdehnt, dabei jedoch am Ausdehnen gehindert wird, weil es fest verankert ist, dann entsteht ein sehr hoher Druck, eine sehr hohe Spannung im Material. Das geschieht auch an den Verschweißungsnähten. Aber wenn das Material diese Spannung aushält, ist es auch gut.Thu, 2 Jun 2022 - 03min - 5516 - Was ist der Unterschied zwischen Demenz und Alzheimer?
Oberbegriff: Demenz
Demenz ist der Oberbegriff. Es gibt ganz viele verschiedene Demenzerkrankungen. Die Alzheimer-Demenz ist mit circa zwei Drittel bis drei Viertel der Fälle die häufigste Form einer Demenzerkrankung. Das heißt: Jeder Mensch, der Alzheimer hat, ist dement. Aber wer dement ist, muss nicht unbedingt Alzheimer haben.Fri, 19 Mar 2021 - 00min - 5515 - Führt der Klimawandel zu mehr Erdbeben?
Kurzfristig nein, langfristig möglicherweise. Die Überlegung ist völlig berechtigt. Was passiert denn, wenn zum Beispiel auf Grönland die schweren Gletscher schmelzen? Die haben ein Gewicht von Tausenden von Milliarden Tonnen. Das Gleiche trifft für die Antarktis zu oder – im kleineren Umfang – auch auf die Gletscher in den Alpen oder auf Island. Wenn diese Gletscher abschmelzen, werden die darunterliegenden Landmassen entlastet. Nun ist es ja so: Die Kontinentalplatten kann man sich tatsächlich als Platten vorstellen, die auf einer zähflüssigen heißen Gesteinsmasse schwimmen. Wenn sie von oben durch das Eis zusätzlich belastet werden, passiert das Gleiche wie bei einer kleinen Eisscholle, wenn sich ein Eisbär draufsetzt: Es drückt die Scholle nach unten. Wenn der Eisbär runtergeht von der Scholle, steigt sie wieder auf. Und so ist es mit den Kontinentalplatten: Wenn die Eismassen schmelzen, steigen sie auf. Das geht allerdings sehr langsam.
Letzte große Eiszeit endete vor 10.000 Jahren, Platten steigen noch heute
Seitdem sind schon viele Gletscher geschmolzen. Als Reaktion auf diese Entlastung steigen heute noch die entsprechenden Landmassen auf. Skandinavien, Schottland und Dänemark zum Beispiel heben sich noch heute um bis zu einen Meter in 100 Jahren. Das ist eine ganz langsame kontinuierliche Landhebung; es bedeutet noch nicht zwangsläufig, dass es zu Erdbeben kommt. Man kann sich aber vorstellen, dass es durchaus zu Erdbeben führen kann, wenn die Erdkruste durch die Entlastung erst mal in Bewegung gerät. Zwar gibt es bislang dafür kaum Anzeichen. Es gab aber vor wenigen Jahren eine Untersuchung von Geophysikern aus Münster und Bern, die Hinweise auf einen solchen Zusammenhang in Amerika gefunden haben. Auch da lagen in der Eiszeit mächtige Gletscher und es sieht so aus, als habe die große Gletscherschmelze am Ende tatsächlich dazu geführt, dass an einigen geologischen Störungen gehäuft kleinere Erdbeben stattfanden. Jetzt kommt aber die Einschränkung: Das ist nicht von jetzt auf gleich passiert, sondern diese Reaktion kommt mit Jahrtausenden Verzögerung. Und es passiert dort, wo vorher die Gletscher lagen und nicht irgendwo anders auf der Welt. Man kann also nicht – was Sie in Ihrer Frage vermutet haben – die Beben in Haiti oder Chile oder den Vulkanausbruch auf Island auf den aktuellen Klimawandel zurückführen. Wir erleben zwar seit einigen Jahrzehnten einen schnellen Klimawandel; die Gletscher schmelzen. Aber das hat bisher noch nicht dazu geführt, dass wir jetzt insgesamt auf der Welt mehr Erdbeben hätten als im Mittelalter oder in der Antike.Mon, 11 Sep 2023 - 03min - 5514 - Was würde passieren, wenn der Mond weg wäre?
Ohne Mond keine verlässlichen Jahreszeiten
Ohne den Mond hätten wir keine verlässlichen Jahreszeiten. Denn der Mond stabilisiert die Erdachse. Gäbe es ihn nicht, geriete die Erdachse alle paar Millionen Jahre kräftig ins Trudeln. Mit verheerenden Auswirkungen auf das Klima. Forscher haben ausgerechnet: Ohne Mond könnte die Erdachse zwischendurch auch mal um fast 90 Grad kippen. Dann könnte ganz schnell mal der Nordpol in den Tropen liegen. Das würde bedeuten: Jede Erdhälfte hätte ein halbes Jahr lang pralle Sonne und anschließend ein halbes Jahr lang finsterste Nacht. Der Mond dagegen hält die Erdachse einigermaßen in Position, sodass es solche extremen Verhältnisse nicht geben kann.Wichtige Rolle bei der Evolution
Ohne den Mond wären die Kontinente vielleicht noch immer unbelebt und alles Leben würde sich im Meer abspielen. Denn der Mond bringt uns Ebbe und Flut, und somit auch die Überschwemmungsgebiete an der Küste, im Übergang zwischen Wasser und Land. Große Flächen, die zweimal am Tag geflutet werden und zwischendurch trockenfallen. Diese Übergangsbereiche spielten in der Evolution eine wichtige Rolle: Hier entwickelten sich die Amphibien, die später weiter an Land krochen und aus denen sich schließlich Echsen, Saurier und Säugetiere entwickelten. Ohne Mond wären Ebbe und Flut viel schwächer, und diese ganzen Überschwemmungsgebiete hätte es in der Form nicht gegeben.Ohne den Mond wären die Tage kürzer
Ohne den Mond wären auch die Tage kürzer. Heute braucht die Erde 24 Stunden, um sich einmal um sich selbst zu drehen. In ihrer Frühzeit drehte sie sich viermal so schnell; ein Tag dauerte entsprechend nur 6 Stunden. Es war der Mond, der die Erde gebremst hat: Durch die Gezeiten, die er auslöst, durch Ebbe und Flut und dieses ganze Hin- und Hergeschwappe, verliert die Erde ständig an Dreh-Energie und rotiert infolgedessen immer langsamer. Ohne den Mond wäre es nachts auch nicht nur dunkel, sondern stockdunkel, und zwar jede Nacht. Nur die Sterne könnten uns noch den Weg leuchten. Ohne den Mond wäre die Erde auch einsamer – so ohne Begleiter. Das Traurige an der Geschichte: Der Mond entfernt sich von uns. Jedes Jahr driftet er 4 cm weiter hinaus ins Weltall. Eines fernen Tages wird er so weit weg sein, dass es keine totale Sonnenfinsternis mehr geben wird.Fri, 8 Sep 2023 - 02min - 5513 - Warum bewegen sich Wolken manchmal in verschiedene Richtungen?
3 "Stockwerke": Wolken sind in unterschiedlichen Höhen unterwegs
Das passiert meist dann, wenn sich Wolken in unterschiedlichen Höhen befinden, es also sowohl tiefhängende Wolken gibt als auch welche in höheren Luftschichten. Denn die Windrichtung ändert sich mit der Höhe. Ganz grob kann man dabei in der Atmosphäre drei "Stockwerke" unterscheiden. Ich fange mal im "Dachgeschoss" an, das befindet sich 9 bis 12 Kilometer über der Erde. Dort sind vor allem Cirruswolken unterwegs. Das sind die feinen Federwolken vor meist blauem Himmel, also die typischen Schönwetterwolken. Diese Wolken bewegen sich etwa in der Höhe, in der auch Flugzeuge fliegen und ihre Kondensstreifen hinterlassen. In dieser Höhe weht in unseren Breiten ein sehr starker Wind, der sogenannte Jetstream; er weht relativ kontinuierlich von West oder Nordwest. Entsprechend bewegen sich Cirruswolken und Kondensstreifen ebenfalls meist in diese Richtung.Nordhalbkugel: Winde wehen tendenziell von West nach Ost
Dass der Jetstream grob Richtung Osten weht, hängt mit der Erddrehung zusammen. Ganz grob gesagt: Eigentlich "will" der Wind vom warmen Äquator zum kalten Nordpol, also von Süden nach Norden. Aber wegen der Erddrehung werden alle Wind auf der Nordhalbkugel nach rechts abgelenkt. Deshalb weht der Jetstream am Ende von West nach Ost. Wie das genau zusammenhängt, habe ich in einer anderen 1000-Antworten-Folge erklärt: "Warum weht der Wind überwiegend aus dem Westen?Hoch- oder Tiefdruckgebiet? – Winde wehen in verschiedene Richtungen
Zurück zum Jetstream auf 9.000 bis 12.000 Metern Höhe. Darunter befindet sich ein relativ ausgedehntes Stockwerk. Das ist das, wo sich die Dynamik des Wetters hauptsächlich abspielt. Dort bewegen sich nämlich die Hoch- und Tiefdruckgebiete, die wir von den Wetterkarten als kreisförmige Gebilde kennen. Sie erscheinen deshalb kreisförmig, weil sich hier der Wind tatsächlich kreisförmig um sie herumweht. Um Hochdruckgebiete weht er dabei im Uhrzeigersinn, um Tiefdruckgebiete gegen den Uhrzeigersinn – zumindest auf der Nordhalbkugel der Erde. Entsprechend bewegen sich auch da die Wolken. Oft weht der Wind auch hier aus Westen, oft aber auch aus anderen Richtungen – je nachdem, wie die Hoch- und Tiefdruckgebiete gerade unterwegs sind und wo sich in dieser Gemengelage gerade mein Standort befindet. Wenn wir jetzt eine Situation haben, in der es Wolken in beiden Stockwerken gibt, also zum Beispiel Cirruswolken oben in Flughöhe und Haufenwolken darunter, dann kann es sein, dass die Winde in den verschiedenen Höhen in unterschiedliche Richtungen wehen und entsprechend auch die Wolken sich in unterschiedliche, vielleicht sogar entgegengesetzte Richtungen bewegen. Aber es gibt noch ein weiteres Stockwerk. Das ist das, was uns am nächsten ist – nämlich die ersten 1.000 bis 1.500 Meter über der Erdoberfläche. Das ist das "Erdgeschoss" der Atmosphäre. Diese Schicht ist dadurch gekennzeichnet, dass die Winde sich an der Erdoberfläche reiben und dadurch abgebremst werden. Ich hatte gesagt, dass die Winde auf der Nordhalbkugel wegen der Erddrehung immer nach rechts abgelenkt werden – dieser Effekt wird auch als Corioliskraft bezeichnet – und der ist umso größer, je schneller der Wind weht. Wird der Wind in Bodennähe also abgebremst, wird er nicht mehr so stark abgelenkt. Im Vergleich zu dem Stockwerk darüber weht der Wind deshalb weiter nach links, und das kann als Winkel bis zu 45° aus machen. Genau das machen sich Ballonfahrer zunutze, denn das ist eine der wenigen Möglichkeiten, wie ein Heißluftballon zumindest ein bisschen navigieren kann: Will ich weiter nach rechts, werfe ich Ballast ab, sodass ich in Schichten aufsteige, in denen der Wind weiter nach rechts weht. Wenn ich weiter nach links will, lasse ich Gas ab, sodass ich sinke.Unterschiedliche Windverhältnisse lassen Wolken in verschiedene Richtungen driften
Betrachten wir jetzt nochmal unsere Wolken: Im Erdgeschoss der Atmosphäre weht der Wind bis zu 45° schräg im Vergleich zum Wind im ersten Geschoss. Und im Dachgeschoss kann er nochmal ganz anders wehen. Deshalb können die Wolken in den verschiedenen Luftschichten in unterschiedliche Richtungen driften.Wed, 30 Aug 2023 - 04min - 5512 - Wie entsteht ein Akku-Brand?
Hohe Energiedichte
Lithium-Ionen-Akkus haben eine hohe Energiedichte, deshalb sind sie so gut geeignet für leistungsstarke Geräte wie E-Bikes, Notebooks oder auch für selbstfahrende Rasenmäher. Die hohe Energiedichte hat jedoch eine Schattenseite, und das ist die zwar statistisch geringe, aber eben doch vorhandene Brand- und Explosionsgefahr, wenn im Akku die Dinge außer Kontrolle geraten, es zu einem Kurzschluss kommt und sich die viele Energie sozusagen auf einen Schlag entlädt.Bei Beschädigung droht Kurzschluss
Dabei passiert Folgendes: Wie jede normale Batterie hat ein Akku zwei Kammern, eine auf der Anoden- eine auf der Kathodenseite. Zwischen diesen beiden Kammern strömen die Ladungsträger – in dem Fall die Lithium-Ionen – hin- und her, in die eine oder in die andere Richtung, je nachdem, ob der Akku gerade genutzt oder wieder aufgeladen wird. Damit das kontrolliert passiert, befindet sich zwischen den Kammern der sogenannte Separator, eine halbdurchlässige Trennwand. Halbdurchlässig bedeutet, die Ladungsträger im Akku – also die Lithium-Ionen – können den Separator durchdringen, aber nur langsam und wohldosiert. Wenn der Separator beschädigt ist – sei es durch übermäßige Hitze, sei es, weil er auf einen harten Boden gefallen oder einfach durch einen Produktionsfehler –, wird diese Trennwand für die Lithium-Ionen durchlässiger als sie sein sollte. Das heißt im Klartext: Es gibt einen Kurzschluss. Der führt dazu, dass die Lithium-Ionen sehr schnell durch den Akku wandern und es sehr schnell zu chemischen Reaktionen kommt, bei denen in kurzer Zeit sehr viel Energie freigesetzt wird. Das führt zu einer Kettenreaktionen: Je heißer der Akku wird, desto eher geht erstens der Separator noch mehr kaputt und desto schneller laufen zweitens die Reaktionen ab, sodass durchaus Temperaturen von über 1.000 °C entstehen können. Man muss sagen: Das Risiko, dass ein Akku Feuer fängt, ist insgesamt gering, kleiner als 1:1.000.000. Aber dadurch, dass es inzwischen viele Millionen Lithium-Ionen-Akkus gibt, kommt es eben immer mal wieder vor.Wie kann man Akku-Brände vermeiden?
Es gibt ein paar Vorsichtsmaßnahmen, mit denen sich das Risiko verringern lässt. Dazu gehört, Akkus immer mit den Geräten zu laden, die dafür vorgesehen sind. Und zwar bei Temperaturen zwischen 10 °C und 30 °C. Ist es zu kalt oder zu warm, erhöht sich die Kurzschluss-Gefahr. Wenn Lithium-Ionen-Akkus länger nicht genutzt werden – also etwa beim E-Bike in der Winterpause – den Akku vom Gerät entfernen und einigermaßen kühl lagern, und zwar am besten, wenn er halb voll geladen ist. Ist der Akku zu leer, besteht bei längerer Lagerung die Gefahr einer Tiefentladung – auch das erhöht beim Wiederaufladen die Brandgefahr. Wird der Akku aus einer kalten Garage geholt, lässt man ihn am besten bei Zimmertemperatur sich aufwärmen. Und beim ersten Wiederaufladen empfiehlt es sich, in der Nähe zu bleiben und immer mal wieder gucken, ob alles in Ordnung ist.Wie löscht man einen Akku-Brand?
Hat der Akku jedoch einmal Feuer gefangen, lautet die Regel: Nicht versuchen, ihn mit Wasser zu löschen! Denn das kann die eigentliche Explosion erst auslösen. Wegen der großen Hitze können sich nämlich Wassermoleküle in Wasserstoff und Sauerstoff spalten. Und freier Wasserstoff ist hochgefährlich, dann kommt es zur Knallgasreaktion. Besser geeignet ist Löschpulver, was in guten Feuerlöschern auch enthalten ist. Und am besten gleich die Feuerwehr rufen.Sun, 27 Aug 2023 - 03min - 5511 - Können Haustiere Gewitter vorab spüren?
Der "sechste Sinn" bei Tieren ist nur eine Legende
Einen wissenschaftlichen Beweis für so einen höheren Sinn gibt es aber bis heute nicht. Tiere brauchen einen solchen zusätzlichen Sinn auch gar nicht – die Sinne, die sie haben, reichen vollkommen aus, um ein Gewitter frühzeitig zu erkennen. Und zwar früher als wir das tun, denn ihre Sinne sind dafür viel geschärfter.Naturphänomene besser hören, spüren – und vielleicht sogar riechen?
Wie nehmen sie jetzt also das Gewitter wahr? Sie können erstens mit ihren gespitzten Ohren viel früher als wir den Donner hören, wenn das Gewitter noch weiter weg ist. Zweitens geht man auch davon aus, dass sie ein herannahendes Gewitter richtig fühlen können, weil sich da nämlich der Druck der Luft ändert. Und es gibt sogar Theorien, dass Hunde und Katzen Unwetter auch riechen können – und zwar nicht nur den Regen, sondern auch die Blitze, die einen metallischen Geruch in der Luft hinterlassen sollen. Was es jetzt genau ist, das die Vierbeiner vorwarnt, kann natürlich keiner sagen – dafür müssten wir sie schon selbst fragen. Aber wir sehen: Sie bekommen es schneller mit als wir das tun.Vulkanausbruch und Erdbeben: Auch hier zeigen Tiere vorab Auffälligkeiten
Und das ist nicht nur bei Gewittern so: Tatsächlich wurde schon häufig beobachtet, dass Tiere sich auch vor Naturkatastrophen auffällig verhalten – zum Beispiel vor Vulkanausbrüchen oder Erdbeben. Da vermutet man, dass sie auf bestimmte Veränderungen in der Natur vor einem Beben reagieren. Man weiß aber noch nicht so genau, welche Veränderungen das sind. Aber sie scheinen uns Menschen und auch den Messgeräten zu entgehen.Tiere bald als "Warnsystem"? – Forschung analysiert auffälliges Tierverhalten
Tierbeobachter nutzen das auffällige Verhalten von Tieren sogar, um frühzeitig vor der nahenden Katastrophe zu warnen. In China konnten so in den 1970ern sogar einmal tausende Menschen vor einem Erdbeben gerettet werden. Da sind nämlich kurz davor zahlreiche Schlangen auffällig früh aus ihrem Winterschlaf erwacht. Das wurde gemeldet und die Behörden haben einen Katastrophenalarm ausgelöst. Das klappt manchmal – zuverlässig ist das aber leider trotzdem nicht. Dafür verhalten sich die Tiere viel zu häufig auffällig, und das aus den unterschiedlichsten Gründen. Deshalb muss man die Verhaltensarten noch weiter untersuchen – auch bei uns in Deutschland gibt es da gerade Versuche, bei denen das Verhalten von Hunden und Katzen mit Halsbändern getrackt wird. So wollen die Forschenden sehen, ob auch unsere Haustiere auf Erdbeben reagieren – dazu weiß man gerade noch wenig.Wed, 23 Aug 2023 - 02min - 5510 - Sind Algen Pflanzen?
Viele Unterschiede zwischen Algen und Pflanzen
Es gibt verschiedene Definitionen, aber in der Regel werden die Algen nicht zu den Pflanzen gezählt. Unstrittig ist auf jeden Fall die evolutionäre Verbindung: Es waren Grünalgen, aus denen vor Urzeiten die ersten Landpflanzen hervorgegangen sind. Das waren damals vor allem Moose. Unstrittig sind auch die Gemeinsamkeiten: Algen betreiben Photosynthese, genau wie Pflanzen – sie nutzen also Sonnenlicht, um zu wachsen. Speziell die Grünalgen nutzen dafür auch die gleichen Arten von Zellbestandteilen, nämlich die Chloroplasten. Aber es gibt eben auch große Unterschiede: Algen sind viel einfacher gebaut als Landpflanzen, Algen haben keine Wurzeln, keinen Stamm oder Stängel. Das alles brauchen sie nicht, denn sie sind ja von Wasser umgeben. Die Fortpflanzung läuft auch anders ab: Pflanzen sind „Embryophyten“. Sie bilden Samen, über die sie sich vermehren. Algen dagegen vermehren sich hauptsächlich über Zellteilung und über Sporen. Und bei den Algen gibt es auch viele einzellige Arten. Meist denken wir zuerst an die großen Algen, die an die Strände gespült werden oder im Wasser treiben und die man in die Hand nehmen kann. Das sind die sogenannten Makroalgen. Aber für die Meeresökologie fast noch wichtiger sind die einzelligen Algen, die Mikroalgen, die man mit bloßem Auge gar nicht erkennt. Das wird auch Phytoplankton genannt.Mikroalgen: Einzellige Algen unterscheiden sich klar von Bakterien
Diese einzelligen Algen haben mit Landpflanzen noch weniger Ähnlichkeit. Früher hat man die eher mit Bakterien verwechselt. Noch immer kursiert der Ausdruck Blaualge für bestimmte Einzeller, die aber in Wirklichkeit keine Algen, sondern Bakterien sind und heute als Cyanobakterien bezeichnet werden. Der Unterschied zwischen Bakterien und einzelligen Algen ist ganz klar: Algen haben einen Zellkern, Bakterien nicht. Das ist ein eindeutiges Unterscheidungsmerkmal.Algen sind Protoctisten
Weil sich nun Algen sowohl ganz klar von Bakterien als auch recht stark von Landpflanzen unterscheiden, werden sie in der Biologie einer Art „Zwischenreich“ zugeordnet, nämlich den Protoctisten – das ist ein eigenes biologisches Reich irgendwo zwischen den Bakterien und den noch höheren Organismen, also Pflanzen, Tieren und Pilzen. Zu diesen Protoctisten gehören zum Beispiel auch Wimperntierchen und Schleimpilze. Es gibt allerdings auch Definitionen, wonach Algen in einem weiteren Sinn doch zu den Pflanzen gerechnet werden. In dieser Logik bestehen Pflanzen aus Landpflanzen einerseits und Algen andererseits. Das hat auch damit zu tun, dass die Algenkunde traditionell aus der Botanik, also der Pflanzenwissenschaft, hervorgegangen ist. In der Natur sind die Übergänge nun mal fließend – insofern sind verschiedene Definitionen möglich. Nach der vorherrschenden sind Algen aber keine Pflanzen.Algen blühen nicht
Man hört auch immer wieder von "Algenblüten", darf sich davon aber nicht täuschen lassen: Algen blühen nicht; es gibt keine Blüten. Der Begriff "Algenblüte" bezeichnet lediglich ein explosionsartiges Algenwachstum, das in den Weltmeeren immer mal wieder vorkommt. In den letzten Jahren sogar immer häufiger.Mon, 14 Aug 2023 - 02min - 5509 - Wie wird das Wirtschaftswachstum gemessen?
Um das Wirtschaftswachstum auszurechnen, muss erstmal das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ermittelt werden – denn das ist die Definition: Das Wirtschaftswachstum beschreibt, wie stark das Bruttoinlandsprodukt gewachsen ist – zum Beispiel innerhalb eines Quartals im Vergleich zum Vorquartal. Das BIP kann natürlich auch schrumpfen. Wie aber rechnet man das Bruttoinlandsprodukt aus? Unter das BIP fällt alles, was in unserer Volkswirtschaft innerhalb dieses Zeitraums an Waren und Dienstleistungen produziert wurde. Genauer gesagt, der geschaffene Mehrwert. Das bedeutet: Wenn ein Brötchen verkauft wird, dann werden davon unter anderem die Kosten für das eingekaufte Mehl und andere Zutaten abgezogen. Damit nicht doppelt gezählt wird. Die Wertschöpfung der einzelnen Wirtschaftsbereiche wird zusammengerechnet und dann kann man vergleichen, wie sich die Wirtschaftsleistung verändert hat. Wichtig: Natürlich wird wegen der Inflation alles teurer, also auf dem Papier auch "mehr wert". Aber Preissteigerungen werden beim Wirtschaftswachstum rausgerechnet. Ist die Summe der Werte aller Waren und Dienstleistungen gestiegen, zeigt sich, um wie viel Prozent – und das ist dann das Wirtschaftswachstum. Das klingt relativ einfach – aber es ist in der Praxis ein ganz schöner Aufwand: Und den betreibt das Statistische Bundesamt: Es erstellt hunderte amtliche Statistiken, auch mit Hilfe der Statistischen Landesämter. Dafür werden zum Beispiel Unternehmen regelmäßig aufgefordert, Zahlen zu melden. Welche Firmen das konkret sind, wechselt und es ist geheim. Aber die Statistikämter stellen nach eigenen Angaben sicher, dass die Auswahl repräsentativ ist. Sagen wir mal, es wäre eine Firma dabei, die Baumaschinen herstellt. Dann geht es bei den Daten zum Beispiel darum, wie viel Umsatz mit den hergestellten Maschinen gemacht wurde und welche Kosten dabei angefallen sind. Das Bruttoinlandsprodukt wird aber auch von anderer Seite her nochmal gemessen: Und zwar: Wie wurden die Waren und Dienstleistungen verwendet – für den Konsum, als Investition in einem Unternehmen oder als Exportartikel. Nehmen wir einen Laptop: Der kann für den privaten Gebrauch gekauft werden, als gewerblich genutztes Gerät oder er könnte ins Ausland exportiert werden. Das ist wichtig, wenn man wissen will, worauf ein Wirtschaftswachstum konkret zurückgeht. Am Ende werden diese beiden Rechenwege miteinander abgeglichen – also, was wird in der Summe an Waren und Dienstleistungen produziert und: wie werden sie verwendet. Das hilft, um das Bruttoinlandsprodukt so genau wie möglich zu berechnen. Die erste Berechnung für das BIP wird immer 30 Tage nachdem ein Quartal abgelaufen ist veröffentlicht. Das Ergebnis hören, sehen oder lesen wir dann in den Nachrichten.
Was viele aber nicht wissen: Danach wird mehrfach neu gerechnet – einfach, weil viele amtliche Statistiken erst später vorliegen. Übrigens: In das BIP fließen hauptsächlich die Werte an Waren und Dienstleistungen ein, die auch auf dem Markt gehandelt werden. Das heißt, wenn jemand zu Hause seine Eltern oder Kinder betreut, statt eine Betreuungseinrichtung zu nutzen, dann fließt diese Leistung nicht in das Bruttoinlandsprodukt ein. Wohl aber staatliche Leistungen wie Polizei, Justiz oder Verwaltung. Der Wert dieser Dienstleistungen wird vor allem über die Personalkosten im Bruttoinlandsprodukt berücksichtigt.Sun, 13 Aug 2023 - 03min - 5508 - Warum haben wir das Gefühl, Influencer wirklich zu kennen?
Gefühl von Nähe durch regelmäßige Medien-Kontakte und lockere Atmosphäre
In den 1950ern haben sich Menschen bereits eine ganz ähnliche Frage gestellt. Ihnen ging es dabei allerdings noch nicht um Influencer, wie wir sie heute kennen, sondern um Fernsehstars. Denn damals gab es immer mehr Menschen, die einen Fernseher hatten. In den Fernsehshows standen vor allem einzelne Personen im Mittelpunkt. Das waren zum Beispiel Moderatorinnen und Moderatoren in einer Talkshow. Oder auch fiktive Personen in Filmen. Und damals hat man schon festgestellt: Die Menschen vor dem Fernseher hatten das Gefühl, eine Beziehung mit den prominenten oder fiktiven Personen zu haben. Die Zuschauenden fühlten sich durch den regelmäßigen Kontakt und die vermittelte lockere Atmosphäre den Prominenten so nahe, als ob sie wirklich miteinander befreundet wären."Parasoziale Interaktion": Phänomen bereits seit den 1950ern bekannt
Diese Erkenntnis formulierten 1956 zwei Amerikaner – Donald Horton und R. Richard Wohl. Sie nannten den Effekt "parasoziale Interaktion". Diese Studie ist bis heute die Grundlage für das Erforschen solcher Beziehungen. Besonders spannend war die Erkenntnis auch deshalb, weil eigentlich angenommen wurde, dass Zuschauer sich sehr stark mit den Figuren aus dem Fernsehen identifizieren, sich also an ihre Stelle denken. Das ist aber weniger der Fall als angenommen. Sie verhalten sich eher so, als seien diese Figuren reale Freundinnen und Freunde.Gefühlte Nähe, ausgelöst durch Bindungshormon Oxytocin, bleibt eine Illusion
Und so ist es auch heute mit Influencern. Auch zu denen bauen viele Menschen eine "parasoziale Beziehung" auf. Ein wichtiger Unterschied zu Beziehungen mit realen Freundinnen und Freunden ist, dass die Interaktion meist nicht wechselseitig ist. Die gefühlte Nähe ist eine Illusion. Doch die Hormone, die diese Gefühle auslösen, sind ganz real. Das sogenannte Bindungshormon Oxytocin wird bei persönlichen Kontakten zwischen Menschen freigesetzt und sorgt für ein Gefühl von Bindung und Vertrauen. Dieses Oxytocin wird auch bei parasozialen Beziehungen und Interaktionen freigesetzt. Was die Fernsehstars früher machten, um das Gefühl von Intimität aufkommen zu lassen, machen auch die Influencer heute: Ihre Sprache, die lockere Haltung und ihre Spontanität wirken wie in einer privaten Unterhaltung.Influencer und Fan: Social Media ermöglicht wechselseitige Beziehungen
Was sich jedoch seit den 1950ern geändert hat: Durch die sozialen Medien kann manchmal aus einer einseitigen Beziehung auch eine wechselseitige werden. In Kommentaren unter YouTube-Videos, TikToks oder Posts auf Instagram schreiben die Fans mit ihren Idolen. Aber häufig bleibt ein solcher Kommentar auch unbeantwortet. Dass Influencer häufig sehr private Einblicke in ihren Alltag geben – oder es zumindest vorgeben – spielt beim Aufbau von parasozialen Beziehungen auch eine wichtige Rolle. Allerdings sollte klar sein: Sobald wir Medien nutzen, interagieren wir parasozial mit den Influencern, Fernsehstars und fiktiven Figuren.Beziehung ohne Verpflichtungen
Ob daraus eine parasoziale Beziehung entsteht, hängt auch von der Persönlichkeit derer ab, die die Medien nutzen. Man hat herausgefunden: Menschen, die eher introvertiert sind oder weniger reale soziale Kontakte haben, neigen eher zu parasozialen Beziehungen. Solche Beziehungen haben nämlich einen Vorteil: Es sind Beziehungen ohne Verpflichtungen. Man hat das Gefühl, "Freunde" zu haben, ohne dass es mit irgendeiner Verantwortung verbunden wäre. Gleichzeitig ist der Influencer ein scheinbar verlässlicher Beziehungspartner in einer Welt voller Veränderungen und vermittelt so ein Stück Stabilität. Darum ist eine parasoziale Beziehung für alle Menschen relevant, egal wie alt sie sind. Doch besonders interessant sind diese Beziehungen für Menschen, die Orientierung in einer unsicheren Phase suchen, also zum Beispiel für Jugendliche in der Pubertät.Thu, 10 Aug 2023 - 03min - 5507 - Warum erinnern sich Mütter schlecht an die Kindheit der eigenen Kinder?
Stilldemenz: Konzentration der Mutter ist ganz aufs Kind gerichtet
Das ist ganz unterschiedlich, aber das sind tatsächlich spannende Fragen. Wenn die Kinder noch ganz klein sind, sind die Beanspruchung des Körpers und die Aufmerksamkeit so stark auf das Kind gerichtet, dass man hier auch von einer Stilldemenz spricht. Man kann also tatsächlich sehen, dass in den Wochen und Monaten nach der Geburt eines Kindes die Anzahl der synaptischen Kontakte in einem Gehirn, das in einem Körper sitzt, der ein Kind zur Welt gebracht hat, erniedrigt sind. Das bedeutet, dass die Lernfähigkeit und damit auch das Erinnerungsvermögen in dieser Zeit eingeschränkt sind und die volle Aufmerksamkeit eben anderen Aufgaben gilt. Das hält allerdings nicht lange an und ist, zur Beruhigung der Betroffenen, vollkommen reversibel. Man kriegt alles wieder, was man in die Kinder investiert hat.Vieles kann mithilfe von Fotos oder Gesprächen doch noch erinnert werden
Man merkt das auch daran, dass man das, was man aktiv nicht erinnert hat, doch noch gespeichert hat – wenn man Filme aus der Zeit sieht, Fotos anschaut oder wenn Freunde vorbeikommen, die man lange nicht gesehen hat. Die sagen man: "Als der noch klein war, war doch dies und jenes passiert." Und auf einmal denkt man: "Stimmt, da war doch was." Und dann kann man die ganze Episode auch wiedergeben. Es ist also viel mehr da, als wir bewusst abrufen können. Aber in der Tat: Direkt nach der Geburt, aber vor allem auch, wenn man zwei Kinder hat, eins vielleicht noch in den Windeln auf dem Arm, das andere rennt schon weg – das sind Situationen, die die Aufmerksamkeit voll auf die Situation richten und nicht darauf, in der Situation etwas abzuspeichern. Das heißt, unsere Aufmerksamkeit ist ständig geteilt zwischen dem, was wir selber tun, und der Beobachtung, was die Kinder gerade machen beziehungsweise den Alltag zu bewältigen. Bei geteilter Aufmerksamkeit ist es immer extrem schwierig, stabile Erinnerungen zu bilden.Im Vergessen liegt eine Chance fürs Kind
Für den Nachwuchs ist es eine große Chance, wenn die Eltern nicht in jedem Moment vor Augen haben, wie die Kinder früher waren. Denn dann sehen sie die Kinder so, wie sie jetzt sind – und nicht immer nur den kleinen Tollpatsch aus den frühen Kindertagen.Tue, 8 Aug 2023 - 03min - 5506 - Dom, Münster, Kathedrale, Basilika – Was sind die Unterschiede?
Kathedralen sind Bischofssitze
Ein Dom ist ein großes, historisch bedeutsames Kirchenhaus. Das gleiche gilt für eine Kathedrale, aber Kathedrale ist eigentlich kein architektonischer Begriff, sondern sagt nur, dass es sich bei der jeweiligen Kirche um einen katholischen, orthodoxen oder – in Großbritannien – anglikanischen Bischofssitz handelt. Kathedra ist griechisch und heißt "Sitz". Nicht jeder Dom ist also eine Kathedrale. Der Kölner Dom oder der Dom zu Speyer sind gleichzeitig Kathedralen, aber der Frankfurter Kaiserdom zum Beispiel nicht.Unterschied zwischen Dom und Münster meist regional
Jetzt zum Münster. Da steckt das Wort Monasterium drin. Also Kloster. Und das war auch die ursprüngliche Bedeutung, eineKirche mit angeschlossenem Kloster. Aber heute wird der Begriff Münster auch für andere große Stifts- und Pfarrkirchen verwendet, vor allem in Baden-Württemberg und Bayern. Große Kirchen, die anderswo Dom heißen würden, heißen hier eher Münster. Ob eine Kirche Dom oder Münster heißt, hängt also in der Regel vor allem von der Region, nicht der Religion ab.Basilika: mindestens drei Schiffe
"Basilika" ist nun wieder ein architektonischer Begriff. Er bezieht sich auf eine bestimmte räumliche Anordnung einer Kirche, die aus dem Römischen kommt. Eine Basilika ist eine Kirche mit mindestens drei Schiffen, wobei das mittlere Schiff höher ist als die beiden seitlichen und einen eigenen Lichteinfall hat.Unabhängig von der Architektur: Basilika kann auch Ehrentitel sein
Das Wort Basilika wird aber auch vom Vatikan als Ehrentitel für bestimmte Kirchen verliehen – unabhängig davon, wie sie gebaut sind.Sat, 26 Aug 2023 - 01min - 5505 - Woher kommt das Wort "Tohuwabohu"?
"Und die Erde war wüst und leer"
Das Wort kommt aus der hebräischen Bibel, also dem "Alten Testament“, und zwar gleich aus dem zweiten Satz. Der erste lautet bekanntlich: "Am Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde" – "Bereschit bara Elohim et haSchamaim we‘et ha‘arez" – und dann geht es gleich weiter: "va ha‘arez hajita tohu vavohu." – "Und die Erde war wüst und leer." Dieses "wüst und leer“ ist somit nichts anderes als die Lutherübersetzung des biblischen "Tohuwabohu“ ("b“ und "v“ werden im Hebräischen durch den gleichen Buchstaben dargestellt).Bibelübersetzung: Martin Luther nahm sich sprachliche Freiheiten
"Tohu“ bedeutet so viel wie "leer“, "vohu“ entspricht dem deutschen Begriff "öde" oder eben "wüst". Und das "wa“ heißt einfach nur "und“. Also eigentlich steht da, strenggenommen nicht: "Die Erde war wüst und leer", sondern umgekehrt: "leer und wüst". Aber diese Freiheit der Umstellung hat sich Martin Luther genommen. Diesen Ursprung des Ausdrucks kennen heute viele nicht mehr – heute ist Tohuwabohu einfach ein Synonym für Chaos, was ja in der Bibel auch gemeint war: Die Welt war völlig unsortiert. Es gab keine Trennung von Land und Wasser, noch nicht einmal von Licht und Finsternis. Das war das Tohuwabohu der Bibel. Sprachlich interessant ist auch, dass der Bibeltext zwei klanglich ähnliche Wörter verwendet, eben "tohu“ und "bohu“. Das ist ein sprachliches Stilmittel, ein "Homoioteleuton“ – das kennen wir im Deutschen auch in Ausdrücken wie: "Klein, aber fein“, "richtig und wichtig“, "Lug und Trug. Aber diesen Gleichklang von Tohuwavohu ins Deutsche zu übertragen, das hat selbst der sprachverliebte Martin Luther nicht geschafft. Auf "wüst“ reimt sich nun mal nichts Passendes. Wenn man es drauf anlegt, könnte man texten: Die Erde war öde und schnöde … aber das trifft nicht wirklich den Zustand des Tohubabohu.Fri, 21 Jul 2023 - 01min - 5504 - Warum heißt Tee in manchen Ländern "Chai" oder "Cha"?
Verschiedene Varianten von "Tee" gehen aufs Chinesische zurück
Das ist ein interessantes Phänomen und erzählt viel über die Kolonialgeschichte. Tee heißt auf Persisch Chai, ähnlich klingt der Name im Arabischen oder im Türkischen – Çay. Aber Chay heißt er auch in Russland, der Ukraine und in den Balkanstaaten. Doch dann gibt es plötzlich eine Sprachgrenze. Auf Deutsch heißt er eben Tee, auf Englisch "tea". Auf Französisch, Spanisch, aber auch auf Schwedisch und Finnisch wird das Getränk zwar unterschiedlich geschrieben, aber überall mehr oder weniger immer als "Tee" ausgesprochen. So lassen sich fast alle Länder der Welt in zwei Schubladen sortieren. In der einen spricht man das Getränk "Te" oder so ähnlich aus. In der anderen ist es eine Variante von Chay, Cay oder Cha. Das ursprüngliche chinesische Wort war aber das gleiche, so erklärt es der Kieler Tee-Historiker Martin Krieger."Tee und Cha – das sind unterschiedliche chinesische Dialekte. Einige Kaufleute lernten Tee als "Tee" kennen, andere als "Tschai" oder "Tscha". Auf diese Weise entwickelten sich diese beiden Bezeichnungen für Tee und gingen um die Welt."
Quelle: Prof. Martin Krieger
"Chai" kam auf dem Landweg über Indien, Persien und Russland
Die Faustregel lautet: Dort, wo man Chai oder Tschai sagt, kam der Tee einst auf dem Landweg über Indien und Persien oder eben Russland an. Denn Cha war eigentlich sogar das gängigere Wort in China. Und als der Tee in Persien ankam, hatte er einen i-Auslaut verpasst bekommen, sodass aus "Cha" dann "Chai" wurde. Auf diesem Weg gelangte der Tee mit Karawanen noch weiter bis in die Türkei, den Balkan und den ganzen arabischen Raum. Deshalb heißt er fast überall dort Chai oder so ähnlich."Tee" erreichte Westeuropa per Schiff
Doch nach Westeuropa kam der Tee nicht auf dem Landweg, sondern über die Kolonialschiffe der Niederländer, Briten und Dänen. Die Niederländer waren die ersten, die Tee in großem Stil importieren, und deren Hauptanlaufstelle war in den Anfängen des Kolonialhandels die chinesische Südküste. Dort wurde die chinesische Sprache Min Nan gesprochen und in dieser Sprache klingt das Getränk eher wie Tee. Das haben dann auch die Briten und Dänen übernommen. Deshalb verrät der Name des Getränks in der Regel, ob ein Land den Tee ursprünglich über den Landweg oder den Seeweg bezogen hat. Hörtipp: SWR2 Wissen - Tee in der WeltgeschichteGegen die Regel: In Portugal heißt der Tee "Cha"
Doch es gibt eine interessante Ausnahme dieser Faustregel. Zwar ist ganz Westeuropa "Tee"-Land, doch ganz im Südwesten Europas, in Portugal, heißt der Tee plötzlich wieder "Cha". Das kommt daher, dass die Portugiesen in der Nachfolge von Vasco da Gama die ersten Europäer, die Schiffe ins ferne Asien schickten, noch vor den Niederländern. Sie beherrschten die asiatischen Meere im 16. Jahrhundert, ihr wichtigster Umschlagsplatz in China war aber Macau, und dort hieß der Tee nun mal "Cha", wie im überwiegenden Teil Chinas. Deshalb ist Portugal auf der europäischen Tee-Landkarte ein sprachlicher Ausreißer.Herbata und arbata: Polen, Litauen und Belarus leiten vom Lateinischen ab
Ein anderer findet sich Polen, Litauen und Belarus. Diese Länder passen teemäßig in keine der beiden Schubladen Tee oder Chai, sondern dort heißt der Tee herbata oder arbata. Da steckt das lateinische "Herba" drin – zu Deutsch "Kraut". Und tatsächlich war "Herba Thea" eine frühe botanische Bezeichnung für die Teepflanze. Die gibt es zwar nicht mehr, aber in Polen, Litauen und Belaraus hat sie sich gehalten, nur dass aus Herba Thea eben "Herbata" wurde.Fri, 14 Jul 2023 - 03min - 5503 - Wie verbessert man den Boden im Ökogarten?
Sauzahn statt Fräse: Boden nicht zu stark bearbeiten
Der Boden ist die lebende Grundlage für einen schönen Garten, daher müssen wir den richtig pflegen. Das erfordert keine starke Bodenbarbeiung wie umgraben oder fräsen. Das ist nicht notwendig. Außerdem holen wir dadurch den unteren, nicht lebendigen Boden nach oben und schaffen den lebendigen humusreichen Boden nach unten. Den Boden sollte man daher am besten mit einem Dreizahn oder einem Sauzahn bearbeiten. Der Sauzahn ist ein Gerät mit nur einem Haken. Wenn man den durch den Boden zieht, belüftet man den Boden.Mulch und dichte Bepflanzung: Boden möglichst bedeckt halten
Wichtig ist auch, den Boden immer bedeckt zu halten. In einem bedeckten Boden kann Leben wachsen. In einer Handvoll Erde sind so viele Lebewesen wie Einwohner auf der Erde – also ganz schön viele. Diese Lebewesen brauchen Futter in Form von organischem Material, also abgestorbenem Pflanzenmaterial. Am bekanntesten sind die Regenwürmer; die holen sich das organische Material hinunter in den Boden, verarbeiten es und scheiden es wieder aus. Das ist der beste Wurmkompost, den man sich vorstellen kann. Die Würmer durchlüften den Boden. Außerdem gibt es Millionen von Helfern aller Art, Mikroorganismen bzw. Kleinstlebewesen. Die arbeiten das ganze Jahr über den Boden um – futtern, arbeiten, futtern, arbeiten. Dafür brauchen sie einen bedeckten Boden. Wenn wir den Boden kahl machen und nackte Flächen lassen, kann sich darunter kein Leben entwickeln und kein Leben erhalten. Mulchen ist da super. Aber hilfreich ist auch, Pflanzen eng zu pflanzen, also möglichst dicht auf einer Fläche, sodass der Boden immer beschattet ist. Denn je besser der Boden beschattet ist, desto weniger Feuchtigkeit verliert er. Und je weniger Feuchtigkeit er verliert, desto mehr Leben kann im Boden entstehen.Sat, 10 Jun 2023 - 02min - 5502 - Warum ekeln wir uns vor Fäkalien und finden Toiletten besonders unhygienisch?
Ekelgefühl ist Schutzmechanismus
Mikrobiologisch ist die Toilette interessant, aber sie ist in einem normalen Haushalt nicht der unhygienischste Ort. Menschen denken beim Thema Hygiene als erstes an Toiletten, weil sie sich vor Fäkalien ekeln. Dieses angeborene Gefühl ist ein Schutzmechanismus und die Angst vor Fäkalien schützt uns vor Infektionskrankheiten. Interessanterweise ekeln sich Frauen mehr als Männer. Man begründet das damit, dass Frauen, vor allem in der Schwangerschaft, doppelt gut aufpassen müssen – auf sich und das ungeborene Kind. Es gibt nur wenige Dinge, vor denen sich alle Menschen auf der Welt ekeln. Das eine sind Leichen, also tote Menschen, und eben Fäkalien. Wovor man sich sonst ekelt – Insekten, Spinnen, gekochte Entenfüße – ist kulturell geprägt.Klo bietet wenig Spaß für Mikroorganismen
Die Fäkalien verschwinden sehr schnell in der Toilette und die Oberflächen sind zudem sehr glatt und werden mit sehr harter Chemie gereinigt. Nirgendwo sonst im Haushalt kommt so harte Chemie zum Einsatz wie in der Toilette. Andere Stellen wie die Toilettenbrille sind sehr trocken. Gespült wird in der Regel mit Trinkwasser, das sehr wenig Keime enthält. Für eine Mikrobe bietet eine Toilette daher nur wenig Spaß.Wed, 19 Jul 2023 - 02min - 5501 - Warum nimmt man den eigenen Körpergeruch kaum wahr?
Adaptation: Wir gewöhnen uns an Gerüche
Hier gilt das gleiche wie für alle Düfte, die man permanent um sich hat: Man nimmt sie irgendwann nicht mehr wahr. Das ist auch beim Parfüm so: Man trägt es auf, riecht es nach ein paar Minuten schon gar nicht mehr, sprüht nach – und am Schluss stinkt man wie ein Iltis. Die anderen merken es, man selber nicht. Wie alle Sinnessysteme hat unsere Nase die Fähigkeit, sich an bestimmte Reize zu gewöhnen und abzuschalten. Sie meldet dann dem Gehirn gar nicht mehr, dass Düfte in der Luft sind. Denn was die ganze Zeit da ist, muss dass Gehirn nicht ständig erfahren, sonst wird es völlig überlastet. Man nennt das Adaptation. In mancher Hinsicht ist das ein Geschenk, denn wenn es besonders stinkt, kann man sicher sein, dass man sich mit der Zeit auch daran gewöhnt und man diesen Duft nicht mehr riecht.Hunde laufen Zickzack, um die Spur nicht zu verlieren
Hunde können das übrigens auch. Wenn sie einer Beute folgen, laufen sie irgendwann Zickzack. Denn wenn sie immer in der Duftspur blieben, würden sie sich ebenfalls an den Geruch gewöhnen und den Hasen nicht mehr riechen können. Sie laufen also ein Stückchen raus, nehmen eine Prise frische Luft und kommen wieder zurück. Wenn wir einen Raum, in dem es stinkt, verlassen und wieder zurückkommen, bemerken wir auch den Geruch wieder.Sat, 8 Jul 2023 - 01min - 5500 - Welche Vorteile hat ein Hochbeet und wie legt man es an?
Hochbeet lässt sich gut kontrollieren
Obst- und Gemüseanbau gelingen problemlos. Am einfachsten geht das im Hochbeet. Das ist ein begrenzter Raum, der sich gut kontrollieren lässt. Dort kann ich wunderbar Salat anpflanzen – Rucola ist eine Pflanze, die ich immer gut ernten kann, die ist durchgängig einfach. Auch Radieschen und Rettich. In die Ecken des Hochbeets kann ich zum Beispiel Hängeerdbeeren setzen und remontierende Erdbeeren – die tragen das ganze Jahr. Wir haben heute für den Garten tolle Beeren-, Obst- und Gemüsesorten, die man leicht anpflanzen kann. Kleine Tricks sind hilfreich. Wenn man gerne Himbeeren isst, aber die kleinen Würmchen darin nicht mag, nimmt man einfach herbsttragende Pflanzen. Es geht immer darum, den Schädling auszuschalten. Im Herbst gibt es keine Würmer in den Himbeeren, denn die Himbeerfliege fliegt im Frühjahr. Wenn ich also auf diese Dinge achte, brauche ich gar keinen Pflanzenschutz. Und es funktioniert – auch wenn ich keinen grünen Daumen habe.Wie baut man ein Hochbeet?
Ein Hochbett geht ganz einfach. Man braucht einen Holzrahmen, in den füllt man unten grobes Material rein, also Holzschnitzel. Darauf kommt immer feineres Material drauf. Wenn ich davon nicht so viel zur Verfügung habe, etwa Strauchschnitt oder Sonstiges, dann nehme ich einfach einen Strohballen. Auf den Strohballen gebe ich Kompost und Erde – so erhalte ich ein großes Schichtensystem. Der Vorteil: Das organische Material setzt sich um. Das heißt, ich habe Dünger von unten und "warme Füße" für mein Gemüse, sodass Tomaten, Paprika und all die mediterranen Pflanzen wunderbar darin gedeihen.Sat, 3 Jun 2023 - 02min - 5499 - Sollte man Grasschnitt in den Kompost geben?
Vorsicht Fäulnis: Grasschnitt mit gröberem Material mischen
Gras ist sehr gut für den Kompost, aber es sollte durchmischt werden. Denn wenn man einen zu großen Haufen Gras auf einmal auf den Kompost wirft, beginnt das Gras zu faulen. Der Prozess entsteht durch die Wärme. Lassen Sie das Gras also liegen, sodass es antrocknet. Dann geben Sie Holzstückchen dazwischen oder was sonst so anfällt im Garten. Zum Beispiel kleine Zweige, wenn Sie nach der Ernte die Johannisbeeren zurückschneiden. Oder kleine Äste vom Kirschbaum. Legen Sie das dazwischen, Heu und Gras obendrauf.Joghurt als Kompostbeschleuniger
Wenn man das Kompostieren etwas beschleunigen möchte, kann man einen einfach Trick anwenden, nämlich ein Schälchen Joghurt untermischen. Der Joghurt enthält viele Milchsäurebakterien, die die Kompostierung in Gang setzen. So entsteht keine Fäulnis, sondern Humifizierung. Und Sie kriegen einen super Kompost.Keine Angst vor Samen im Kompost
Wegen der Samen müssen Sie sich keine Gedanken machen. In einem Kompost herrschen circa 80 °C, und bei 80 Grad vergeht alles, was an Samen da ist. So werden Sie auch die Samen los, die Sie nicht haben möchten.Sat, 22 Jul 2023 - 02min - 5497 - Wie kann man sich zu erledigende Dinge besser merken?
Unser Gehirn kann nur eine begrenzte Anzahl von Variablen handhaben. Das heißt, in unserer Aufmerksamkeit können wir nur an eine bestimmte Anzahl von Dingen denken, meist sind das sechs bis sieben. Wenn das angefüllt ist mit Dingen, die notwendig sind, um den eigenen Alltag oder den Familienalltag zu organisieren ist es schwierig, in einem konkreten Moment noch zusätzlich Dinge abzuspeichern. Oder Dinge sind abgespeichert, aber wir können sie in einem konkreten Moment nicht abrufen, weil auch hier die Aufmerksamkeit auf etwas anderes gerichtet ist.
Im Arbeitsgedächtnis sind die aktuell wichtigen Informationen
Wir haben in unserem Stirnlappen ein Gehirnareal, das das Arbeitsgedächnis beinhaltet. Das kann wie eine Art Scheinwerfer ein bisschen ins Gehirn "leuchten": Was ist denn wohl wichtig? – Dort werden alle Aufgaben reingefüllt, die wir aktuell erledigen müssen. Dieser Scheinwefer kann auch nach außen gerichtet sein um darauf zu reagieren, ob in der Umwelt etwas Wichtiges passiert."Gnade des Vergessens", um handlungsfähig zu bleiben
Wenn hier die volle Kapazität ausgeschöpft ist, ist es schwierig, noch weitere Dinge abzuspeichern bzw. abzurufen. Da hilft nur, sich Notizen zu machen oder in bestimmten Momenten in der Organisation innezuhalten und bewusst die Dinge zu durchdenken, achtsam stehen zu bleiben, die Augen zu schließen. Dadurch kann man die Welt kurz ausblenden. Indem man eine kognitive Extraschleife einlegt und die Sache noch einmal durchdenkt, kriegt sie ein Markierung im Gehirn, die die Chance des Erinnerns zumindest deutlich erhöht. Man sollte das aber nicht zu häufig machen. Denn es liegt auch eine gewisse Gnade im Vergessen, damit wir in der nächsten Situation handlungsfähig bleiben.Tue, 30 May 2023 - 01min - 5496 - Was tun in Höhenlagen gegen zu kleine Früchte beim Kürbis?
Kürzere Vegetationszeit in Höhenlagen: Zahl der Kürbisblüten reduzieren
In so hohen Lagen sollte man nur 3 Blüten an der Pflanze lassen. Nach der dritten Blüte knipsen Sie die Pflanze ab. Dann haben die Kürbispflanzen genug Kraft, schöne Kürbisse auszubilden. Sie schauen also, wo die Kügelchen sitzen und nach der dritten oder vierten befruchteten Blüte knipsen Sie ab. Diese Kürbisse reifen aus. Weil Sie in der Höhenlage eine kurze Vegetationszeit haben, können Sie nicht so viele Ansätze gebrauchen.Tue, 30 May 2023 - 01min - 5495 - Warum denkt man im Alter öfter an Ereignisse von früher?
Die Fähigkeit, aktuelle Geschehnisse abzuspeichern, wird im Alter schlechter. Daher hat in der Beurteilung von Situationen das, was wir schon mal erlebt und gelernt haben, ein stärkeres Gewicht. Wir haben eine rechte und eine linke Großhirnhemisphäre. Während die rechte Großhirnhemisphäre vor allem etwas mit Neugierde zu tun hat und damit, Neues zu wagen, macht die linke Großhirnhemisphäre eine Musteranalyse anhand dessen, was wir schon alles gelernt haben. Dort stecken also verstärkt diese Langzeiterinnerungen.
Rechte Großhirnhemisphäre altert schneller
Wenn wir älter werden, altert die rechte Großhirnhemisphäre etwas schneller als die linke, sodass wir etwas weniger neugierig werden und wir uns stärker darauf verlassen, eine neue Situation dadurch zu beurteilen, was wir schon einmal erlebt haben, sodass es uns so vorkommt, als wenn diese älteren Erinnerungen uns eher ins Gedächtnis kommen, unsere Erinnerung daran quasi besser wird. Der Suchfilter unseres Gehirns geht eben dahin, eine neue Situation anhand von dem zu beurteilen, was man schon erlebt hat.Erfahrung als wichtiger gesellschaftlicher Beitrag
Das ist eine ganz wichtige Funktion, die ältere Menschen in unserer Gesellschaft haben: All das, was für viele Menschen neu oder schon Gewohnheit ist, mit Erfahrung zu beurteilen aufgrund dessen, was man in seinem Leben schon erlebt hat.Tue, 11 Jul 2023 - 01min - 5494 - Schädigt Alkohol das Gedächtnis?
Alkoholpegel über mehrere Promille: Nervenzellen können absterben
Es gilt wie so oft: Die Menge macht das Gift. Früher sagte man, dass ein Glas Bier 400 Nervenzellen kostet – das ist Quatsch. Dennoch: Wenn man in einem bestimmten Zeitsegment, sagen wir drei oder vier Stunden, viel Alkohol trinkt und der Alkoholpegel mehrere Promille beträgt, kann man tatsächlich Nervenzellen schädigen – bis hin zum Absterben von Nervenzellen. Man muss wissen: In 99 Prozent aller Gehirnareale können diese Nervenzellen nicht mehr ersetzt werden; die sind also unwiederbringlich verloren. Nur im Riechhirn und in einem für das Gedächtnis wichtigen Gehirnareal, dem Hippocampus. können noch neue Nervenzellen zur Regeneration gebildet werden. Insofern ist es ratsam, mit dem Alkohol sehr rationiert umzugehen.Geringe Mengen Alkohol können für bessere Durchblutung im Gehirn sorgen
Es gibt allerdings auch Studien, die zeigen, dass geringe Mengen Alkohol – jeden Tag 0,1 Liter Wein oder andere Alkoholika oder jeden zweiten Tag 0,2 Liter eines nicht zu hochprozentigen alkoholischen Getränks – sogar förderlich für das Gehirn sein können. Denn in der besseren Durchblutung des Gehirns kann man einen Vorteil sehen. Wenn man gar keinen Alkohol trinkt hat man demnach sogar ein ganz leicht erhöhtes Risiko, an Alzheimer zu erkranken.Alkohol in geringen Mengen: keine negative Wirkung aufs Gehirn
Wer nun denkt, er könnte jeden Tag zwei Flaschen Wein trinken, täuscht sich, denn damit geht das Risiko wieder in die andere Richtung. Aber geringe Alkoholmengen, gut verteilt über die Woche oder den Monat, haben keine nachweislich negative Wirkung auf das Gehirn.Fri, 26 May 2023 - 02min - 5493 - Warum vertragen sich manche Pflanzen nicht miteinander?
Phlox: Konkurrenz unter Geschwistern
Wenn man zum Beispiel zwei oder drei schöne Phlox nebeneinander pflanzt, weil sie farblich gut zueinander passen – blau, rosa, weiß – kann es passieren, dass zwei nicht mehr wollen und nur einer übrig bleibt. Der ist der Dominante und drückt die anderen weg.Holunder verdrängt den Sonnenhut
Holunder verträgt sich auch nicht mit jedem. Holunder sind zwar wunderschön, besonders die rotblättrigen, die aussehen wie Ahorn und der Holunder ist eine wunderbare Begleitpflanze. Aber man darf sie nicht neben Echinacea pflanzen, also neben den Sonnenhut. Der Holunder würde den Sonnenhut komplett verdrängen. Man muss also auf die Pflanzengemeinschaften achten. Manchmal riecht eine Pflanze sehr stark und wird daher nicht vertragen, und manchmal mögen sich Geschwister nicht. Wenn man darauf achtet, hat man einen schöneren Garten.Wed, 28 Jun 2023 - 00min - 5492 - Wie bekommt man die Ackerwinde aus dem Garten?
Ackerwinde durch Stinkenden Storchschnabel vertreiben
Gegen die Ackerwinde kann man im Ökogarten eigentlich nichts machen. Was vielleicht hilft ist, Stinkenden Storchschnabel daneben zu pflanzen, denn der vertreibt die Ackerwinde. Der Stinkende Storchschnabel ist eine Konkurrenzpflanze. Es ist das kleine Gewächs, das überall an Wegrändern und Mauern wächst. Den Storchschnabel können Sie kleinhacken und drüberstreuen oder Sie können ihn dazu pflanzen. Eine 100-Prozent-Garantie gibt es leider nicht; der Erfolg ist eine Frage der Dynamik. Fühlt sich die Ackerwinde so richtig wohl, hat beste Voraussetzungen und besten Boden – dann wird es schwierig. Einen Versuch ist es aber wert.Wed, 5 Jul 2023 - 01min - 5491 - Was ist ein ökologischer Garten?
Keine Pestizide, kein Torf – und gerne wilde Ecken
In einem ökologischen Garten versucht man, das Gleichgewicht so hinzubekommen, dass alles Leben im Garten gedeihen kann. Man verzichtet auf jegliche Art von Pestiziden, mineralische Dünger und Torf. Und man versucht, ein Gleichgewicht zu schaffen zwischen Schädlingen und Nützlingen. Man greift in den ökologischen Garten immer nur dann ein, wenn es notwendig ist. Nicht, weil man denkt, dass man einen "sauberen" Garten haben muss. Natur ist schön, aber nicht sauber. Ein schöner Garten kann auch mal wilde Ecken haben. Man muss ein bisschen toleranter sein – ein englischer Garten oder ein Rabattenbeet passen nicht zum Naturgarten.Sun, 25 Jun 2023 - 00min - 5490 - Welche Rolle spielt Artenvielfalt im ökologischen Garten?
Wir haben heute ein Problem mit der fehlenden Biodiversität. Die Vielfalt geht durch viele Monokulturen verloren, ob nun in der Landwirtschaft, im Garten oder in der Stadt.
Blühender Ökogarten lockt Insekten und Vögel an
Im Ökogarten oder Naturgarten achtet man darauf, dass es zum Beispiel viele Zwiebelblumen gibt, dass es vom Frühling bis zum Herbst und vielleicht sogar bis in den Winter hinein blüht. So haben alle Insekten, also nicht nur unsere Honigbienen, sondern auch die Wildbienen, immer genug Nahrung. Und wenn viele Insekten im Garten sind, gibt es auch viele Vögel im Garten. Nur wenn man einen gedeckten Tisch hat, hat man auch Besucher.Tue, 23 May 2023 - 00min - 5489 - Entfernt die Spülmaschine Krankheitserreger?
Infektionskrankheit: Hygienisch sauber wird Geschirr im Normalprogramm
Die Spülmaschine zu benutzen ist das Beste, was Sie machen können, um zu Hauser des Geschirr sauber zu bekommen. Wenn Sie hygienisch auf Nummer sicher gehen wollen, nehmen Sie das Normalprogramm oder sogar das Proramm mit dem Symbol "Topf und zwei Untertassen", also das 75-Grad-Programm. Dann sind Sie absolut auf der sicheren Seite.Energiesparprogramm nutzen, aber gelegentlich Normalprogramm fahren
Die Ökoprogramme, die wir im Augenblick benutzen, um Energie zu sparen, kann man guten Gewissens benutzen, wenn man ab und zu, etwa einmal die Woche, auch das Normalprogramm fährt. Das ist gut für die Hygiene der Maschine und auch die des Geschirrs, das in der Maschine ist.Tue, 21 Mar 2023 - 00min - 5488 - Gibt es eine ideale Geburtsposition?
Aufrechte Haltung ist vorteilhaft
Nein. Entscheidend ist, dass die Schwangere sich gut fühlt. Das kann morgens anders sein als abends. Die Schwangere muss sich bewegen können. Ideal ist es, nicht in der Rückenlage zu sein. In der Eröffungsperiode, also bis sich der Muttermund öffnet, ist eine aufrechte Position gut – laufen, sitzen, zur Entspannung auch in der Badewanne. Wichtig ist, was der Schwangeren gut tut.Fri, 4 Nov 2022 - 00min - 5487 - Woher kommt der "Zapfenstreich"?
Schlag auf den Zapfhahn sollte Zechgelage beenden
Die erste Frage: Wieso Zapfen? Was für ein Zapfen wird da gestrichen? Da geht es nicht um Tannenzapfen, sondern um den Zapfhahn von Bier-, Wein- oder Schnapsfässern. Auch das Wort „Streich“ hatte früher eine andere Bedeutung: Damit war kein sanftes Streichen gemeint, sondern ein Schlag, so wie im englischen „strike“. Auch der Ausdruck „jemandem einen Streich spielen“ rührt daher – dass man also jemandem im übertragenen Sinn einen Schlag verpasst.Profos sorgte für Disziplin unter den Soldaten
Gehen wir zurück ins 16./17. Jahrhundert, in die Zeit der Landsknechte. Das waren Söldner, die von den damaligen Herrschern eingesetzt wurden, gerade auch im Dreißigjährigen Krieg. Denen musste abends klar gemacht werden, dass sie mit dem Trinken aufhören und schlafen gehen sollen. Um das deutlich zu machen, kam der „Profos“. Das war ein Militärbeamter, der vor allem dafür da war, die Disziplin der Söldner aufrechtzuerhalten. Der Profos schlug mit seinem Säbel auf die Zapfhähne der Fässer, um, wie es in Grimms Wörterbuch heißt, „den Zechgelagen der Soldaten Einhalt zu thun“. Um dem Ganzen Nachdruck zu verleihen, wurde diese Aktion von einem Trommler per Trommelwirbel eingeleitet.Preußen: Zapfenstreich wird feierlich – erweitert um Abendlied und Gebet
200 Jahre später wurde das weiter ausgeschmückt, und zwar in den napoleonischen Kriegen, also Anfang des 19. Jahrhunderts. Da veranlasste der preußische König Friedrich Wilhelm III., dass der Zapfenstreich um ein Abendlied und ein Gebet erweitert wurde. 1838 wurde aus dieser Tradition der Große Zapfenstreich als musikalischer Aufmarsch. Erstmals aufgeführt wurde er 1838 in Berlin zu Ehren des russischen Zaren.Tattoo: militärisches Tamtam in Schottland und in der Schweiz
Wer schon mal in der schottischen Hauptstadt Edinburgh war, kennt vielleicht das große „Military Tattoo“. Das ist ein großes militärisches Tamtam, von dem es auch in Basel eine Kopie gibt, das Basel Tattoo. Viele fragen sich, warum das so heißt: Was hat das mit einer Tätowierung zu tun? Die Antwort ist: gar nichts. Im englischen Wort "Tattoo" steckt ebenfalls der Zapfen: „Tap Toe“ hieß das ursprünglich, also: Zapfen zu. Aus "Tap Toe" wurde "Tattoo". Das Wort „Tattoo“ im Sinne von Tätowierung dagegen hat einen ganz anderen Ursprung, das kommt ursprünglich aus dem Samoanischen, also der Sprache, die im polynesischen Samoa gesprochen wird.Fri, 3 Dec 2021 - 02min - 5486 - Woraus produzieren Bienen "Waldhonig"?
Der Name "Waldhonig" täuscht ein bisschen. Bäume blühen zwar auch – aber um ihre Pollen zu verbreiten, brauchen die meisten von ihnen keine Insekten. Das geht über die Luft. Nur wenige Bäume wie die Linde oder der Ahorn werden von Insekten bestäubt. Dann heißt der Honig auch entsprechend, also z.B. Lindenblütenhonig.
Bienen schmarotzen bei anderen Insekten und holen sich deren Honigtau
Waldhonig ist etwas ganz anders. Den Waldhonig produzieren die Bienen nämlich nicht aus Nektar, gehen also nicht direkt an die Blüten. Sie schmarotzen vielmehr bei anderen Insekten, die an Bäumen sitzen. Das sind vor allem Blattläuse.Diese Läuse sitzen an der Rinde, den Blättern oder den Nadeln und zapfen mit ihren Mundwerkzeugen die Pflanzensaft-Leitungen des Baumes an. Weil dieser Pflanzensaft süß ist, sind auch die Ausscheidungen der Blattkäfer ziemlich süß. Das ist der sogenannte Honigtau. Von den Bienen oder Ameisen wird der Honigtau freudig empfangen.Blattläuse und Bienen: Waldhonig wird von zwei Insektenarten verdaut
Genau genommen ist jeder Honig mehrfach verdaut. Honigbienen lagern die aufgenommene Flüssigkeit in ihrer Honigblase zwischen. Die Honigblase ist ein Abschnitt des Darms, in dem dem Inhalt Wasser entzogen wird und Enzyme beigesetzt werden. Im Stock angekommen, "würgt" die Biene die vorverdaute Flüssigkeit hoch und gibt sie an eine andere Arbeiterin weiter, die den Prozess wiederholt. Zuvor hat der Pflanzensaft bereits den Verdauungstrakt der Blattlaus durchquert. Deswegen ist das Besondere beim Waldhonig, dass er von zwei verschiedenen Insektenarten verdaut wird, bevor er im Honigglas landet.Mon, 12 Jun 2023 - 01min - 5485 - Mit dem Rauchen aufhören: Wann ist der Körper wieder auf Nichtraucherniveau?
Raucherhusten und Kurzatmigkeit: nach etwa 9 Monaten verschwunden
Das Rauchen hat viele Auswirkungen auf den Körper. Manche verschwinden, wenn man aufhört, schneller, andere brauchen länger. Recht schnell verschwinden die unmittelbaren Symptome, also der Raucherhusten und die Kurzatmigkeit. Da schafft es die Lunge innerhalb von wenigen Wochen bzw. spätestens nach neun Monaten, sich selbst zu reinigen; die Flimmerhärchen in den Lungenflügeln wachsen wieder nach. In dem Bereich kommt ein Ex-Raucher relativ schnell wieder auf den Stand eines Nicht-Rauchers.Kein erhöhtes Herzinfarktrisiko mehr nach 5 bis 6 rauchfreien Jahren
Etwas länger dauert es bei den schwerwiegenderen Gesundheitsrisiken, die mit dem Rauchen verbunden sind. Es ist bekannt, dass Raucher ein deutlich erhöhtes Herzinfarktrisiko haben. Schon bei täglich fünf Zigaretten steigt dieses Risiko um 50 Prozent. Die Ursache hierfür sind Begleitstoffe im Qualm, Kohlenmonoxid, Stickoxide, Wasserstoffcyanide. Die führen zu ständigen kleinen Entzündungen an den Innenwänden der Blutgefäße. Diese Stoffe machen das Blut buchstäblich dicker, zähflüssiger. Gleichzeitig steigt bei jeder Zigarette der Blutdruck – und alles zusammen steigert die Wahrscheinlichkeit für einen Herzinfarkt, aber auch für Schlaganfälle. Untersuchungen zeigen: Ein 60-jähriger Raucher hat etwa das gleiche Infarktrisiko wie ein 80-jähriger Nichtraucher. Die gute Nachricht ist: Das Risiko sinkt wieder, wenn man mit dem Rauchen aufhört. Auch bei ehemals starken Rauchern ist das Herz-Kreislauf-System nach 5 bis 6 rauchfreien Jahren in der Regel wieder so fit, als wenn man nie angefangenen hätte. Noch vor gar nicht allzu langer Zeit hat das auch eine Studie des Deutschen Krebsforschungszentrums bestätigt: Selbst Menschen, die erst mit 60 aufhören zu rauchen, haben nach ein paar Jahren kein erhöhtes Infarktrisiko mehr.Gilt das auch für Lungenkrebs?
Nein, da dauert es etwas länger. Da berufe ich mich wieder auf das DKFZ: Die Krebsforscher sagen zwar, dass nach 10 Jahren Nichtrauchen das Lungenkrebsrisiko bereits deutlich reduziert sei und nach 20 Jahren "ist das meiste weg". Aber auf das Niveau eines "Nie-Rauchers" sinkt das Risiko nicht mehr.Genetische Schäden in den Lungenzellen sind irreparabel
Das leuchtet auch ein: Krebs entsteht dadurch, dass bestimmte Stoffe im Qualm – gar nicht mal das Nikotin, sondern Stoffe wie Benzol oder Formaldehyd – zu genetischen Schäden in den Lungenzellen führen. Diese Schäden sind irreparabel. Da nimmt mit jedem Jahr Rauchen das Risiko prinzipiell zu, weil die Gefahr, dass Zellen geschädigt werden, steigt. Wenn man aufhört, steigt die Gefahr zwar nicht weiter an – aber von den Zellen, die bei der Entscheidung aufzuhören bereits geschädigt waren, geht weiterhin Gefahr aus.Sat, 1 Jul 2023 - 03min - 5484 - Wie lüftet man richtig?
"Richtig lüften" heißt vor allem: Stoßlüften. Dazu macht man das Fenster weit auf; das ist besser als das gekippte Fenster. Davor warnen Umweltamt und Verbraucherzentrale, weil dabei die Wände rund um das Fenster abkühlen und sich Kondenswasser bilden kann.
Wie lange soll man lüften?
Das Ziel beim Lüften ist ein möglichst umfassender Luftaustausch, ohne die Wände abzukühlen. Im Winter reichen dafür drei bis fünf Minuten. Im Sommer dauert es länger, nämlich bis 20 Minuten, bis die Luft komplett ausgetauscht ist. Denn es gilt: Je geringer der Temperaturunterschied zwischen drinnen und draußen ist, desto länger dauert der Luftwechsel. Deswegen lüftet man im Sommer am besten morgens und abends, wenn die Luft noch kühler ist.Wie oft sollte man lüften?
Das hängt von den Umständen ab: Wenn die Wohnung tagsüber leer steht, reicht es, morgens und abends zu lüften. Ist man aber tagsüber zu Hause, produziert man sehr viel Luftfeuchtigkeit, den man atmet, schwitz, duscht vielleicht auch – in diesem Fall ist ein Luftaustausch drei bis viermal am Tag sinnvoll.Gelten für verschiedene Räume unterschiedliche Lüftungsempfehlungen?
Ja, Räume haben verschiedene Lüftungsbedürfnisse. Im Badezimmer entsteht durch Duschen eine hohe Luftfeuchtigkeit, die in den Wänden und den Handtüchern steckt. Diese Feuchtigkeit sollte am besten direkt rausgelüftet werden. Die Badezimmertür bleibt dabei besser geschlossen, damit die feuchte Luft nicht in den Rest der Wohnung gelangt. Ähnlich ist das in der Küche. Im Schlafzimmer gilt ebenfalls eine besondere Lüftungssituation, denn während wir schlafen atmen und schwitzen wir eine große Menge Feuchtigkeit aus und Decke und Matratze speichern die Feuchtigkeit. Ein weiterer Trick für weniger Feuchtigkeit in der Wohnung ist, Handtücher draußen zu trocknen. Das funktioniert auch im Winter, es dauert dann lediglich länger.Welche Richtwerte gibt es für die Luftfeuchtigkeit in Räumen?
60 Prozent Luftfeuchtigkeit sollte man nicht überschreiten. Ein guter Richtwert liegt zwischen 40 und 60 Prozent relativer Luftfeuchtigkeit bei einer Temperatur zwischen 18 und 22 Grad Celsius. Messen lassen sich die Luftfeuchtigkeit und die Temperatur mit einem Hygrometer. Dabei sollte man darauf achten, nicht nur in der Mitte des Raumes zu messen, sondern auch die Außenwände zu kontrollieren. Werte im Bereich von 70 bis 80 Prozent sind hier kritisch, weil sich dann Schimmelpilze bilden können.Fri, 26 May 2023 - 03min - 5481 - Wie zuverlässig sind Erinnerungen?
Bei jedem Erzählen werden Erinnerungen neu abgespeichert
Die Zuverlässigkeit der Erinnerung ist tatsächlich ungewiss. Wir erinnern die Dinge nicht immer nur, wie man etwa einen Film abspulen würde. Vielmehr erinnern wir die Dinge so, wie wir sie das letzte Mal erzählt haben, denn immer, wenn wir neu erzählen, wird wieder neu abgespeichert.Kein Richtig und kein Falsch: Jeder speichert Erinnerungen anders ab
Manchmal haben wir Dinge auch aus unterschiedlichen Perspektiven gesehen: Eine Oma sieht eine Situation anders als die Mutter oder ein Freund. Die Dinge werden dann in ihrem Kontext unterschiedlich abgespeichert – da hat keiner recht oder unrecht. Häufig muss man aber sagen: Wenn man sich etwas länger darüber unterhält, kann man sich darauf einigen, wie es wohl wahrscheinlich abgelaufen ist, weil wir genügend Eckpunkte einer Lebenssituation abgespeichert haben, um sie gemeinsam rekonstruieren zu können.Mon, 24 Apr 2023 - 00min - 5480 - Wie sinnvoll sind Triggerwarnungen?
Helfen Triggerwarnungen Menschen, die traumatische Erfahrungen gemacht haben, wirklich?
Das Wort "Triggern" wird umgangssprachlich oft gleichbedeutend verwendet mit "es nervt". Psychologisch ist das aber klarer definiert. Es bedeutet, dass traumatische Erfahrungen wieder wachgerufen werden. Ich habe mir das von einem Traumaexperten erklären lassen. Dr. Christian Lüdke ist Kinder- und Jugendpsychotherapeut und behandelt seit vielen Jahren Verbrechensopfer, die Terroranschläge, Amokläufe oder Geiselnahmen miterlebt haben. Er sagt: Traumatisierte Menschen können an sogenannten Flashbacks leiden, bei denen sie sich plötzlich an das traumatische Ereignis erinnern und die Situation wieder durchleben. Diese Flashbacks werden durch unbewusste Reize ausgelöst. Diese Reize, die zum Auslöser für Flashbacks werden, nennt man Trigger. Diese sind immer unbewusst. Sie sind nicht im Ereignis selbst gespeichert, sondern im Nervensystem. Kleine Reize können Trigger werden: Der Geruch eines bestimmten Parfums, ein Geräusch oder eine bestimmte Umgebung. In vielen Fällen ist das also sehr individuell – so individuell, dass die Medien darauf letztlich keine Rücksicht nehmen können. Wir wissen ja nicht, welche Musik bei welchen Menschen einen Flashback triggert. Aber natürlich gibt es auch Fälle, in denen der Auslöser sehr viel Ähnlichkeiten hat mit der traumatisierten Erfahrung. Etwa wenn ein Vergewaltigungsopfer eine Vergewaltigung in einem Film sieht – deshalb liegt der Gedanke nahe zu sagen: Diese Menschen schützt man, wenn man vorher darauf hinweist, dass sie in einem Film mit Beschreibungen einer Vergewaltigung konfrontiert werden und ihnen so die Gelegenheit gibt, auszuschalten.Schützen Triggerwarnungen davor, dass Menschen die traumatischen Situationen innerlich wieder durchleben müssen?
Das Problem ist: Eine Triggerwarnung kann auch das Gegenteil auslösen. Christian Lüdke hat mir erklärt, dass bei Triggerwarnungen ein Nocebo Effekt entstehen kann. Das ist wie bei einer Placebo-Pille, nur umgekehrt. Bei Placebo denken wir, etwas hilft – und dann hilft es auch. Bei einer Triggerwarnung kann es passieren, dass ich Angst bekomme, weil mir die Warnung ankündigt, dass ich Angst bekommen könnte. Die Triggerwarnung weckt eine negative Erwartung, die zur selbsterfüllenden Prophezeiung wird. Gerade Wörter wie "Achtung" oder "Warnung" können selbst Ängste auslösen. Christian Lüdke rät deswegen, eine Triggerwarnung möglichst wegzulassen und dafür den Titel präzise zu formulieren. Beispiel: Es gibt im Podcast SWR2 Wissen eine Folge über "Sexualisierte Gewalt als Kriegswaffe". Hier ist der Titel schon so aussagekräftig, dass eine zusätzliche Triggerwarnung nicht nötig gewesen wäre. Wer diese Folge anklickt, ist sich bewusst, was kommen kann. Auch Triggerwarnungen bei Inhalten mit Spinnen oder Spritzen hält er für übertrieben. Solche Warnungen sollten nicht inflationär eingesetzt werden. Einen Hinweis braucht es nur, wenn der Inhalt überrascht. Der Hinweis sollte nicht als Warnung formuliert werden, sondern einfach neutral über den Inhalt informieren. Wörter wie "Achtung", "Warnung" oder "Angst" lässt man lieber weg. Zum Beispiel: "Hinweis, in dieser Sendung geht es um …“Bestärken funktioniert besser als warnen
Menschen funktionieren laut dem Psychotherapeuten Christian Lüdke eher durch positive Erwartungen als durch Warnungen. Es ist psychologisch gesehen wirksamer zu bestärken, als zu warnen. Deswegen ist ein Hinweis sinnvoll. Ein Beispiel hierfür ist die Triggerwarnung, die beim Podcast "Ein Mensch verschwindet – Daniel Küblböck" eingesetzt wird. Dort heißt es: "Bevor wir beginnen, möchte ich euch auf Folgendes hinweisen: Es werden in dieser und anderen Folgen Suizid, psychische Erkrankungen, Homophobie, Gewalt und Transfeindlichkeit thematisiert. Falls ihr auf diese Themen sensibel reagiert, hört den Podcast vielleicht lieber mit einer vertrauten Person, mit der ihr die Folgen auch unterbrechen könnt, um euch über das Gehörte zu unterhalten." Dieser Hinweis regt dazu an, nicht direkt abzuschalten, sondern ermutigt den Hörenden, eine Situation zu schaffen, in der er die Sendung hören kann.Mon, 22 May 2023 - 04min - 5479 - Was war das Stanford-Prison-Experiment?
Wie intelligente, geistig gesunde Menschen zu Sadisten werden
Hierzulande ist das Stanford-Prison-Experiment vor allem durch den Film "Das Experiment" mit Moritz Bleibtreu bekannt geworden. Das Stanford-Prison-Experiment hat gezeigt, wie auch intelligente und zuvor als geistig völlig gesund eingestufte Menschen sich Rollen aneignen und zu Unmenschen werden können. Und so ging es los:"Männliche Studenten für eine psychologische Untersuchung des Gefängnislebens gesucht. Tagesverdienst 15 $."
So stand es in einer Lokalanzeige im kalifornischen Palo Alto 1971. 70 junge Männer meldeten sich; es waren Studierende der Elite-Uni Stanford. Nach einem Losverfahren wurden sie aufgeteilt. Die eine Hälfte wurde zu "Gefangenen" erklärt, die andere zu "Wärtern". Um diese Rollen so realistisch wie möglich auszufüllen, wurden die sogenannten "Gefangenen" zu Hause verhaftet und dann in ein nachgebautes Gefängnis in der Uni gebracht.Quelle: Zeitungsanzeige
"Wärter" sollen im "Gefängnis" für Ordnung sorgen, die Situation eskaliert
Die Gefangenen wurden behandelt, wie es damals in den USA üblich war. Sie gaben ihre Kleider ab, wurden entlaust, ihnen wurden Nummern zugewiesen. Den Wärtern wurde die Aufgabe gegeben, diese Gefangenen zu bewachen und für Ordnung zu sorgen. Doch genau das Gegenteil trat ein. Die Situation eskalierte rasch. Schon am ersten Tag war zu beobachten, dass die Wärter die Gefangenen Liegestützen machen ließen und dabei ihren Fuß auf den Rücken der Gefangenen stellten. Die Aggressionen auf beiden Seiten waren schon am ersten Tag deutlich spürbar.Deindividuation: Menschen ihrer Individualität berauben
Auslöser für die Eskalation war das, was Sozialpsychologen Deindividuation nennen, erklärt die Mannheimer Professorin Dagmar Stahlberg. Die Teilnehmer werden durch die Situation ihrer Individualität beraubt. Nur noch die Rolle zählt. Dagmar Stahlberg: "Das heißt, die Wärter haben diese Uniform an. Die Gefangenen in dem Experiment mussten von vornherein alle individuellen Kleidungsstücke, alles abgeben, wie es im richtigen Gefängnis ist. Dadurch verliert man dieses persönliche Verantwortungsgefühl. Das führt dann in solchen Situationen ganz stark dazu, dass soziale Normen, die normalerweise unser Verhalten kontrollieren, außer Kraft gesetzt werden."Aufstand an Tag 2: harte Strafen oder Vorzugsbehandlung
Am Morgen des zweiten Tags kam es zu einem Aufstand unter den Gefangenen, auf den die Wärter wiederum mit harten, sadistischen Strafmaßnahmen reagierten. Sie spritzten Trockeneis in die Zellen der Gefangenen, zogen sie nackt aus oder ließen sie Kloschüsseln mit den bloßen Händen putzen. Anderen Gefangenen billigten sie eine Vorzugsbehandlung zu. Ein bisschen besseres Essen, wobei Vorzug auch einfach heißen konnte: Sie durften sich waschen, Zähne putzen und, wann sie wollten, aufs Klo gehen. Dies sollte auch dazu dienen, die Gefangenen untereinander zu spalten.Experimentleiter Zimbardo wird selbst mitgerissen und bricht nach 6 Tagen ab
Zwei Wochen sollte der Versuch dauern, nach sechs Tagen jedoch sah sich Phil Zimbardo dazu gezwungen, ihn abzubrechen. Der Grund war nicht nur die Eskalation. Zimbardo begann vielmehr zu spüren, dass er selbst seine Neutralität verlor. Dagmar Stahlberg: "Er musste dieses Experiment abbrechen, weil er gemerkt hat, dass die Macht der Situation so groß ist, dass bei ihm selbst auch diese Gefühle entwickelt worden sind. Also das Gefühl, man muss die jetzt in ihre Schranken weisen, man muss die fertig machen, diese Gefangenen, die ungehorsam sind und sich nicht den Regeln unterwerfen."Stanford-Prison-Experiment wird heute kritisch gesehen
Die Aussagekraft des Experiments wird heute in der Fachwelt infrage gestellt. Da der Versuchsleiter selbst Teil des Rollenspiels war, habe er möglicherweise darauf Einfluss genommen, wie die Versuchspersonen ihre Rollen ausübten. Spätere Interviews mit Beteiligten ergaben auch, dass Zimbardo den "Wärtern" Vorgaben gemacht und ihnen schon im Vorfeld erklärt hat, was das Experiment am Ende beweisen soll. Das ergaben Recherchen des französischen Filmemachers und Buchautors Thibault Le Texier.Gesellschaftliche Diskussion und Veränderungen als Folge des Experiments
Später wurde es nur noch selten wiederholt, und dabei kam es teilweise zu abweichenden Ergebnissen. Trotzdem hatte das Experiment reale Folgen. In den USA setzte eine Diskussion ein, die Gefängnisse anders zu gestalten und Gefangene weniger ihrer Persönlichkeit zu berauben, um die Gefahr solcher Eskalationen zu mindern.Gruppenverhalten und Situationszwänge: Wie sich Sadismus entwickeln kann
Die allgemeine Erkenntnis, wie sehr Gruppenverhalten und Situationszwänge normale Menschen zu Sadisten machen können, hat auch zu Veränderungen bei uns geführt. Sie werden etwa bei der Offiziersausbildung der Bundeswehr berücksichtigt, um die angehenden Befehlshaber zu sensibilisieren. Der deutsche Film "Das Experiment" übertreibt übrigens: Ganz so drastisch, wie dort dargestellt, war es in Wirklichkeit nicht. Philip Zimbardo selbst hat juristisch sogar durchgesetzt, dass der Film nicht beanspruchen darf, von einer "wahren Begebenheit" zu handeln. SWR 2021Mon, 15 May 2023 - 04min - 5477 - Warum gibt es so viele Insektenarten?
Insekten: 500 Millionen Jahre Zeit zur Entwicklung
Das sind allerdings Hochrechnungen, gerade in den Tropen sind viele noch gar nicht bekannt. Wissenschaftlich beschrieben sind nur knapp eine Million Insektenarten. Doch warum gibt es gerade bei den Insekten eine so unglaubliche Vielfalt? Forscher haben dafür mehrere Erklärungen – die sich vermutlich ergänzen. Zum einen gibt es Insekten schon sehr lange. Es gab sie schon vor mehr als 500 Millionen Jahren – lange bevor es Fische, Saurier oder Säugetiere gab. Und weil es sie schon so lange gibt, hatten sie viel Zeit, sich in der Evolution auseinanderzuentwickeln und in viele Arten aufzuspalten.Kurzes Leben – schnelle Generationenabfolge: Evolution schreitet rasch voran
Begünstigt wurde das auch dadurch, dass Insekten verglichen mit anderen Tieren nur ein kurzes Leben haben. Die Generationsabfolge ist somit viel schneller, es gibt oft mehrere Generationen im Jahr und mit jeder Generation kann es zu kleinen genetischen Veränderungen kommen. Die Evolution der Insekten kann deshalb sehr viel schneller voranschreiten als die der Säugetiere.Hox-Gene: kleine Änderungen im Erbgut ordnen Körperbauteile neu
Es gibt noch einen weiteren Grund für die vielen Insektenarten: Das ist der Körperbau. Insekten sind Gliederfüßer, sie haben somit – technisch gesprochen – einen modularen Aufbau aus Kopf, Beinen, Flügeln, Antennen. Der grundlegende Aufbau ist bei allen Insekten ähnlich. Welche Extremität sich wo genau entwickelt, wie lang sie wird und wozu sie genau genutzt wird – das ist von Insekt zu Insekt jedoch unterschiedlich. Grundsätzlich lässt aber dieser modulare Körperbau unglaubliche viele Variationen zu. Der Körperbau wird dabei von einer bestimmten Gruppe von Genen – sogenannten "Hox-Genen" – gesteuert. Hier führen schon kleine Veränderungen im Erbgut zu neuen Anordnung der Körperbauteile. So können immer wieder neue Körperbaupläne entstehen und somit neue Insektenarten, die sich dann auf neue ökologische Nischen spezialisieren und auseinanderentwickeln können. In diesem Punkt – dem modularen Körperbau – unterscheiden sich Insekten von Quallen oder Würmern, die zwar auch evolutionär schon sehr alt sind, von denen es aber nicht so viele Arten gibt. Das sind also die drei wichtigsten Faktoren, die Forscher für die große Zahl an Insektenarten verantwortlich machen:- Es gab sie schon recht früh in der EvolutionDie Generationenfolge ist sehr schnellSchon kleine genetische Veränderungen führen zu immer neuen Varianten in ihrem Körperbau.
Sat, 3 Jun 2023 - 02min - 5475 - Die AfD sagt: Mehr CO2 fördert das Pflanzenwachstum. Stimmt das?
Zusätzliches CO2 hat "Düngeeffekt"
Diese These wird von Klimawandel-Skeptikern immer wieder bemüht. Sie findet sich auch im Parteiprogramm der AfD. Dort steht: Der Weltklimarat und die deutsche Regierung „unterschlagen die positive Wirkung des CO2 auf das Pflanzenwachstum und damit auf die Welternährung. Je mehr es davon in der Atmosphäre gibt, umso kräftiger fällt das Pflanzenwachstum aus“. Das klingt auf den ersten Blick plausibel: Pflanzen betreiben Photosynthese, sie verwandeln mithilfe von Sonnenlicht CO2 und Wasser zu Biomasse. Man kann also sagen: CO2 ist die „Hauptnahrung“ von Pflanzen – je mehr CO2 in der Luft, desto besser müssten sie also wachsen. Im Labor stimmt das auch, und dieser Effekt wird sogar genutzt. In Gewächshäusern reichert man manchmal die Luft mit CO2 an, sodass die Tomaten besser wachsen. Zusätzliches CO2 hat insofern tatsächlich einen „Düngeeffekt“. Es gibt auch eine vielbeachtete Studie, die 2016 zum Ergebnis kam: Der Globus ist insgesamt grüner geworden – die grünen Flächen haben weltweit zugenommen, und die Ursachen dafür liegen zu etwa zwei Dritteln in der erhöhten CO2-Konzentration der Atmosphäre. Auch das klingt wie ein Beweis für die „Dünge-Theorie“. Doch die Natur ist etwas komplizierter."Düngeeffekt" im Freiland schwächer als im Labor
Der CO2-Düngeeffekt wurde wissenschaftlich recht intensiv erforscht. Die wichtigsten Ergebnisse sind: Im Freiland ist er schon sehr viel schwächer als im Labor. Und es kommt sehr auf die Pflanze an. Bestimmte Pflanzen wie Mais oder Hirse können das zusätzliche CO2 gar nicht verarbeiten. Sie wachsen kein bisschen schneller. Andere Pflanzen wie Soja oder Weizen sehr wohl . Aber – auch das wurde gezeigt – das geht dann zulasten der Qualität, der schneller wachsende Weizen enthält weniger Eiweiß. Ernährungsphysiologisch ist das schlecht. Insofern hat CO2, anders als die AfD schreibt, nicht unbedingt eine „positive Wirkung auf die Welternährung“.Kontraproduktiv im Regenwald: Lianen verdrängen Bäume
Aber es geht noch weiter: In tropischen Wäldern hat man festgestellt, dass bei einer erhöhten CO2-Konzentration Lianen schneller wachsen und dann andere Pflanzen verdrängen – Bäume zum Beispiel. Bäume sind aber wichtige Kohlenstoffspeicher. Und das zeigt schon, wie schwierig es ist, einfach zu sagen „Die grünen Flächen nehmen zu“. Wenn im Regenwald die Bilanz ist: Mehr Lianen, weniger Bäume, dann ist das kontraproduktiv, denn – obwohl ein lianenreicher Wald mehr grüne Blätter haben mag, speichert er dann trotzdem weniger Kohlenstoff.Erhöhter Umsatz, aber stagnierender Gewinn
Bei Bäumen hat man aber noch etwas ganz anderes beobachtet. Es gab Experimente, etwa in der Schweiz, da hat man natürliche Wälder einer erhöhten CO2 -Konzentration ausgesetzt, indem man durch die Kronen perforierte Schläuche gelegt hat, durch die CO2 austritt. Und das über Jahre. Das Ergebnis war: Der Stoffwechsel der Bäume hat sich zwar beschleunigt, sie sind aber trotzdem nicht schneller gewachsen. Die Erklärung war: Die Bäume haben zwar mehr Photosynthese betrieben, konnten also aus dem zusätzlichen CO2 mehr Zucker und Stärke bauen. Aber daraus wurde keine Pflanzenmasse, sondern die Stärke landete im Boden und wurde dort wieder von Mikroorganismen abgebaut. Anders gesagt: Wäre der Wald ein Unternehmen, könnte man sagen: Der Umsatz hat sich durch das zusätzliche CO2 zwar erhöht, der Gewinn dagegen stagnierte.Pflanzen leben nicht von CO2 allein
Und man darf eins nicht vergessen: Keine Pflanze lebt nur von CO2 alleine. Sie kann es nur dann verarbeiten, wenn auch andere Nährstoffe wie Phosphor und Stickstoff ausreichend vorhanden sind. Das ist aber oft nicht der Fall. Der Klimawandel führt in vielen Regionen auch zu verstärkter Trockenheit, und ohne Wasser nützt das zusätzliche CO2 den Pflanzen gar nichts. Im Gegenteil, sie geraten durch den Wassermangel noch eher in Stress.Fazit
Ja, es gibt einen Düngeeffekt durch CO2. Der ist aber kleiner als gedacht und führt insgesamt eher zu einer veränderten Vegetationszusammensetzung. Und was die Welternährung betrifft: Hier werden die möglichen Wachstums-“Gewinne“ durch das zusätzliche CO2 durch die anderen Folgen des Klimawandels – unberechenbarere Wetterlagen, mehr Stürme, in vielen Regionen mehr Trockenheit usw. – mehr als zunichte gemacht.Thu, 5 Jan 2023 - 03min - 5474 - Bekommen attraktive Eltern häufiger Mädchen?
Umstrittene Studie bestätigt das angebliche Phänomen
Es klingt verrückt, aber es gibt tatsächlich eine Studie, die das behauptet. Sie ist allerdings sehr umstritten. Der Wissenschaftler, der sie publiziert hat, Satoshi Kanazawa, ist immerhin Professor an der renommierten London School of Economics. Er hat 3.000 Eltern untersucht. Nach seiner Studie haben die attraktivsten von ihnen tatsächlich ein paar Prozent mehr Mädchen bekommen als die anderen. Oder anders ausgedrückt: Die 600 schönsten Eltern hatten, verglichen mit den anderen Eltern, scheinbar eine um fast 8 Prozent erhöhte Wahrscheinlichkeit, ein Mädchen zu bekommen.Schönheit ist subjektiv
Der springende Punkt bei der Kritik ist die Subjektivität von Schönheit. Denn für diese Theorie ist nicht wichtig, ob die Eltern wirklich in einem "objektiven" Sinne schön sind, sondern ob sie von anderen als attraktiv empfunden werden; das lässt sich durchaus testen. Attraktiv im Sinne der Studie ist also, wer von vielen anderen als attraktiv beurteilt wird. Die Kritik entzündet sich eher daran, ob die Zahlen der Wissenschaftler wirklich so aussagekräftig sind. Kann das Ergebnis nicht auch einfach Zufall sein? Es ist ja so: Wenn wir eine Münze werfen, ist die Wahrscheinlichkeit für "Kopf" bzw. "Zahl" bekanntlich halbe/halbe. Das heißt aber nicht zwangsläufig, dass wir, wenn wir hundert Mal eine Münze werfen, immer genau 50-mal "Kopf" werfen. Wenn wir 55-mal "Kopf" bekommen und nur 45-mal "Zahl", dann wäre das auch noch normal. Wir hätten noch keinen Anlass anzunehmen, dass etwas mit der Münze nicht stimmt. Und ähnlich ist das mit der Geburt von Mädchen und Jungen.Wahrscheinlich Zufall
Es gibt nun in der Statistik sehr ausgefeilte Methoden, um große Datensätze zu analysieren und festzustellen, ob bestimmte Verteilungsmuster wirklich signifikant sind. Das heißt: So auffällig, dass es sich lohnt, nach einem verborgenen Effekt zu suchen, oder ob es sich um "zufällige" Schwankungen handelt. Und wenn man das bei dieser Studie wirklich statistisch fair macht, lautet das Ergebnis klar: Die paar mehr Töchter, die man bei den attraktiven Eltern findet, sind nicht signifikant. Das heißt, es ist wahrscheinlicher, dass sich das in dieser Studie zufällig so ergeben hat.Die "50 schönsten Menschen" der People-Listehaben nicht mehr Töchter
Das heißt, wenn man morgen die Studie wiederholen würde, könnte auch etwas ganz anderes herauskommen. Es gibt zwei amerikanische Wissenschaftler, die das zum Spaß mal mit einer ganz anderen Stichprobe gegengecheckt heben: Die Zeitschrift "People" veröffentlicht jedes Jahr die Liste der angeblich "50 schönsten Menschen". Natürlich ist das auch eine willkürliche Auswahl, aber man kann ja davon ausgehen, dass unabhängig von der Reihenfolge diese Liste einen gewissen Mehrheitsgeschmack abbildet. Haben nun diese schönen Menschen mehr Töchter als der Bevölkerungsdurchschnitt? Nein! Die "50 schönsten Menschen" zwischen 1995 und 2000 haben sogar im Schnitt weniger Mädchen als der Rest der Bevölkerung. Dieses Ergebnis ist zwar auch nicht repräsentativ bzw. signifikant, aber es zeigt, wie leicht man, wenn man es darauf anlegt, irgendwelche Zahlen bekommen kann, die scheinbar auf einen verblüffenden Zusammenhang hinweisen, den es vermutlich in Wirklichkeit gar nicht gibt. Wer das übrigens mal genauer nachlesen möchte: Die Zeitschrift "Spektrum der Wissenschaft" hat in ihrer Februar-Ausgabe 2010 dieses Beispiel mit den schönen Eltern und ihren Töchtern eingehend analysiert.Mon, 26 Dec 2022 - 02min - 5472 - Wie zählt man den Bestand an Vögeln?
Ich mache alle vier Wochen eine Zählung in einem bestimmten Gebiet. Dabei gehe ich in einer Quadratmeterfläche eine vorgegebene Linie ab. Das, was ich von dieser Linie, die etwa drei Kilometer lang ist, rechts und links höre, notiere ich. Man nennt das eine Taxierlinie. Aus den Ergebnissen – das sind pro Durchgang ca. 100 verschiedene Individuen – rekonstruiere ich dann, wie viele Vögel auf der Fläche wohnen.
Fri, 2 Sep 2022 - 00min - 5471 - Woher kommt das Wort "Putsch"?
Schweizer Wort für "Stoß" oder "Vorstoß"
Das Wort stammt Aus der Schweiz: Im Schweizer Dialekt bedeutet "Putsch" das, wonach es klingt: "Stoß" oder "Zusammenprall". Als Ausdruck für einen schnellen militärischen Vorstoß wurde das Wort schon im 16. Jahrhundert verwendet, aber auch allgemein im Sinne von "Vorstoß" – durchaus also auch im positiven Sinn: Wenn jemand mit einem Unternehmen oder einer Initiative vorpreschte, bezeichnete man das als Putsch, und dann eben auch im politischen Sinne von "Volksauflauf" oder "Revolte".Züriputsch 1839 sorgt für internationale Verbreitung
Die ersten politischen Putsche (der original Schweizer Plural lautet übrigens: Pütsch), die als solche bezeichnet wurden, fanden auch in der Schweiz statt. So gab es 1830 den Freiämter Putsch, 1856 den Neuenburger Putsch und dazwischen 1839 den Züriputsch – durch den hat sich das Wort über die Schweiz hinaus verbreitete: Die französischen Zeitungen berichteten von "le putsch" und die englischen von "the putsch".Tue, 6 Jun 2023 - 01min - 5470 - Kann Künstliche Intelligenz beim Unkrautjäten helfen?
Neuer Lehrstuhl „Digital Farming“ an der TU Kaiserslautern
An diesem Beispiel sieht man, wie wichtig es ist, dass verschiedene Berufsgruppen miteinander reden. Seit April 2021 gibt es an der TU Kaiserslautern eine neue Professur: Prof. Dr. Jörg Dörr erweitert unser Team zum Thema digitale Landwirtschaft.Unkraut per Laser zerstören
Das Unkrautjäten mit KI ist tatsächlich ein Projekt, von dem ich gerade gelesen habe. Die machen das mit Lasern, also sie verbrutzeln das Zeug einfach. Das geht zentimetergenau und scheint mir auch eine prima Sache zu sein. Es ist, glaube ich, aber noch im Pilotprojekt. Wie gesagt: Davon habe ich nur gelesen; das ist nichts, was direkt bei uns gemacht wird. Wir haben an der TU Kaiserslautern aber einen Robotik-Lehrstuhl. Prof. Dr. Karsten Berns arbeitet sehr viel mit landwirtschaftlichen Maschinen; da kann man alles Mögliche machen. Die können autonom Fahren und können lernen, wo man wie viel Düngemittel ausbringen muss, damit die Ernte gut beeinflusst wird. Das heißt, Düngemittel kann eingespart werden. Unkraut jäten ist sicherlich auch etwas, was wir in Zukunft sehen werden. Damit könnte man Herbizide einsparen. Ich denke, da kommen großartige Zeiten auf uns zu. Aber der Beruf des Landwirts oder der Landwirtin verändert sich damit natürlich dramatisch: Es wird immer mehr ein Gerätepark, die man dann auch bedienen können muss.Wed, 4 Aug 2021 - 01min - 5469 - Verschwinden Bakterien aus Spüllappen und Schwamm in der Waschmaschine?
Lappen lassen sich besser waschen
Sie können Keimwachstum in Spüllappen und insbesondere in Spülschwämmen nicht verhindern. Die Mikroben wachsen in kürzester Zeit immer wieder hoch. Die Waschmaschine ist wahrscheinlich das Beste, was sie tun können. Spüllappen bei 60°C und Vollwaschmittel in Pulverform waschen, genauso die Handtücher. Das reduziert die Keimzahl massiv. Aber steril ist das Ding danach auch nicht. Das heißt, nach ein paar Tagen müssen Sie es wieder in die in die Waschmaschine tun.Auf Spülschwamm am besten ganz verzichten
In der Küche hat ein Schwamm zum Reinigen eigentlich nichts zu suchen – auch wenn die Leute ihn lieben; das weiß ich mittlerweile. Tücher sind besser, weil sie einfach besser in der Waschmaschine performen. Wenn Sie die Wahl haben zwischen Schwamm und Bürste nehmen Sie die Bürste – die ist besser.Sun, 16 Apr 2023 - 01min - 5468 - Sollten Küche und Bad möglichst keimfrei sein?
Menschen brauchen verschiedene Mikroorganismen
Man würde es nie schaffen, in einem modernen Haushalt irgendetwas wirklich steril zu bekommen. Das macht auch keinen Sinn und wäre energetisch viel zu aufwendig.Manche Mikroben machen krank – vor denen muss man sich schützen
Der Mensch braucht viele verschiedene Mikroorganismen, um gesund zu leben. Die Kunst ist, die guten Mikroorganismen bzw. die, die für den Menschen gesundheitsförderlich sind, zuzulassen. Aber die Krankheitserreger muss man ausschließen und unter Kontrolle haben. Das ist manchmal nicht so einfach.Müssen wir über gute und schlechte Keime reden?
"Gut" und "böse" mag ich eigentlich nicht, denn die Mikrobe ist weder gut noch böse. Man kann eher sagen: Es gibt Mikroben, die unter bestimmten Bedingungen für den Menschen förderlich sind. Und andere sind KrankheitserregerWed, 12 Apr 2023 - 01min - 5466 - Wie oft muss ich die Bettwäsche wechseln, um vor Milben sicher zu sein?
Bettmilben sind nur für Allergiker wirklich ein Problem
Gesundheitlich sind Milben nur dann ein Problem, wenn jemand tatsächlich allergisch auf die Ausscheidung dieser Tiere reagiert.Bettzeug gut lüften, Bettwäsche alle ein bis zwei Wochen wechseln
Was Sie gegen Milben tun können: Sie sollten das Bett morgens, nachdem sie aufgestanden sind, nicht gleich machen. Lassen Sie es erst mal offen liegen zum Auslüften. Das ist ganz wichtig. Wenn Sie können, hängen sie es raus in die Sonne, an die frische Luft, sodass es gut durchtrocknet. Eine typische Frage ist immer: Wie häufig muss sich die Bettwäsche wechseln? Das hängt ein bisschen von der eigenen Hygiene ab. Alle ein, zwei Wochen – je nachdem, wie Sie schlafen.Faustregeln für die Betthygiene
Ganz wichtig: Tiere gehören nicht ins Bett. Und gegessen wird eigentlich auch nicht im Bett. Das sind ein paar Faustregeln für die Betthygiene. Grundsätzlich holt man sich im Bett durch die Bettwäsche keine Infektionskrankheit.Fri, 31 Mar 2023 - 01min - 5465 - Wie heiß sollte das Wasser sein, mit dem man den Tee brüht?
Unstrittig ist: Bei höheren Temperaturen werden mehr Bitterstoffe freigesetzt – das sind die vor allem im grünen Tee vorhandenen Katechine. Mit kochendem Wasser übergossener Tee schmeckt also tendenziell bitterer – aber auch schlechter? Das ist weniger eine Frage der Wissenschaft als der Geschmacksnerven. Für beides gibt es Argumente:
Gründe für die 70-Grad-Regel
Prof. Thomas Vilgis vom Max-Planck-Institut für Polymerforschung in Mainz befasst sich mit den naturwissenschaftlichen Grundlagen des Essens und Trinkens – und ist Feinschmecker. Er hält an der alten 60-bis-70-Grad-Regel fest: "Es gibt ja tolle Jahrgangstees aus China, die man im klassischen Teeladen gar nicht bekommt. Die sind so fein und so erdig, fast champignon-artig. Die sollte man natürlich nicht mit einem sehr heißen Wasser überbrühen, denn dann sind die schönen tollen Aromen weg." Vilgis spricht dabei von hochwertigen Tees. Ähnliches gilt auch z.B. für den japanischen Gyokuro-Tee. Dessen Sträucher wird ständig beschattet, wächst also langsam, um ein intensives Aroma zu erzeugen. Entsprechend ist der Ertrag niedrig und der Preis sehr hoch. Das sind Liebhabertees, die man in der Regel auch nicht kannenweise trinkt. Wenn einem danach der Sinn ist, sollte man bei diesen Tees tatsächlich kein kochend heißes Wasser verwenden. Denn dies würde die feinen Aroma-Nuancen kaputt machen, die diese Tees kennzeichnet. Ansonsten rührt der Rat zur niedrigen Temperatur noch aus der chinesisch-japanischen Tradition, die gleichen Teeblätter mehrmals aufzubrühen. Und klar ist: Wenn der zweite Aufguss noch nach etwas schmecken soll, darf der erste nicht zu heiß sein, denn sonst holt er schon alles an Geschmack heraus, was drin steckt.Gründe gegen die 70-Grad-Regel
Doch die wenigsten Alltagskonsumenten "recyceln" ihren Tee auf diese Weise, und die wenigsten konsumieren auch die genannten sehr teuren Tees. Abgesehen davon ist es auch um ein Vielfaches umständlicher, das Wasser erst aufzukochen, um es dann kontrolliert auf 70° C abkühlen zu lassen. Die Erfahrung lehrt: Da fängt man nebenbei etwas anderes an – und wenn man sich ans Wasser erinnert, ist es schon lauwarm. Es gibt zwar inzwischen Wasserkocher, die man auf eine bestimmte Temperatur programmieren kann – aber die sind teuer und auch nur etwas für Liebhaber. Sie sind auch gar nicht nötig, meint Teehändler Ernst Janssen. Er plädiert aus noch ganz anderen Gründen für das "100-Grad-Ziel": "Der Handel hat früher 70° C empfohlen, um möglichst viel Tee zu verkaufen. Der Hintergedanke: Je schwächer der Tee schmeckt, desto mehr Pulver ist nötig. Ich sage heute Verbrauchern: Kaufen Sie lieber weniger, aber dafür besseren Tee, und nehmen Sie kochendes Wasser. – Denn damit werden auch alle möglichen Keime zerstört. Über jede Teeplantage fliegen auch mal Vögel und lassen etwas hernieder. Deshalb sagt man: 100° C Aufbrüh-Temperatur für ein sicheres Lebensmittel." Janssen beruft sich dabei auch auf das Bundesinstitut für Risikobewertung, das zumindest bei Kräutertees aus hygienischen Gründen ebenfalls unbedingt zu kochendem Wasser rät. Einen Unterschied gibt es allerdings: Grüner Tee wird nach der Ernte ohnehin mit heißem Wasserdampf behandelt, um die Oxidation zu unterbinden (das was den Grünen zu Schwarzem Tee machen würde). Zumindest hygienischen Gründen dürfte kochend heißes Wasser somit nicht unbedingt nötig sein. Geschmacklich wiederum gibt es kein richtig oder falsch. Es kommt darauf an, was man vom Tee erwartet. Manche mögen ihn eben ein wenig bitter. Ein weiteres Argument der 100-Grad-Fraktion: Wenn die bitteren Katechine im Grüntee wirklich so gesund sind, wie ihnen oft nachgesagt wird, wäre es ja gerade gut, wenn sich viele davon im Tee lösen. Ob die Katechine aber überhaupt so gesund sind, ist eine andere Frage …Wed, 29 Mar 2023 - 02min - 5464 - Sind braune Fugen im Bad gesundheitsschädigend?
Silikonfugen werden von Mikroorganismen besiedelt
Die braune Verfärbung ist typisch für Silikonfugen. Die Silikonfugen können von Mikroorganismen besiedelt werden, von Schimmelpilzen, aber auch von Hefen. Die fressen das Substrat oder die Hautschuppen des Menschen, die da drauf fallen, oder auch die Duschgel-Rückstände – das weiß man.Braune Fugen sind vor allem ein ästhetisches Problem
Es gibt Silikon, das "antimikrobiell ausgerüstet" ist. Das verzögert diesen Effekten ein bisschen. Allerdings ist es tatsächlich mehr ein ästhetisches als tatsächlich ein gesundheitliches Problem.Wed, 29 Mar 2023 - 00min - 5463 - Welche Schneidebretter sind hygienischer: Kunststoff oder Holz?
Brettchen: Kunststoff für Fleisch und Gemüse, Holz für Brot
Diese Diskussion hat schon fast was Religiöses: Nehme ich jetzt ein Holzbrett oder ein Kunststoffbrett? Beides hat Vorteile und Nachteile. Fleisch enthält viele Mikroorganismen – da würde ich Kunststoff nehmen, denn das kann ich anschließend in die Spülmaschine geben, um es ordentlich sauber zu bekommen. Auch Gemüse kann nennenswerte Mengen von Mikroorganismen enthalten. Da würde ich auch eher zu Kunststoff tendieren. Wenn es aber um Brot geht - da geht auch ein Holzbrett.Tue, 28 Mar 2023 - 00min - 5462 - Was sagt die Forschung über die Wirkung des Genderns?
Grammatik hat Einfluss auf Bilder und Vorstellungen
Beim Streit ums Gendern geht es in den meisten Fällen um das sogenannte "generische Maskulinum", also die Frage: Reicht es, von "Schülern" zu sprechen, wenn man Schülerinnen mitmeint. Konservative Gender-Gegner argumentieren oft: Ja, das reicht, das sei ja eine rein grammatische Definition, dass die maskuline Mehrzahl auch die Frauen mitmeint. Man dürfe das grammatische Geschlecht – Fachausdruck: Genus – nicht mit dem natürlichen Geschlecht, dem sogenannten "Sexus" verwechseln. Die Sprachforschung zeigt aber, dass das grammatische Geschlecht sehr wohl einen Einfluss darauf hat, was für Bilder und Vorstellungen erzeugt werden. Ein harmloses Beispiel: Im Deutschen ist es die Sonne und der Mond. Im Spanischen ist es umgekehrt: El sol, la luna. Tatsächlich gibt es Untersuchungen, wonach im spanischen Sprachraum die Sonne eher mit männlichen, sozusagen väterlichen Attributen versehen wird, der Mond mit weiblichen-mütterlichen. Im französischen Sprachraum, wo die Sonne ebenfalls männlich ist, wurde Ludwig XIV passenderweise als "Sonnenkönig" dargestellt. Wir Deutschen dagegen kennen den "Mann im Mond". Auch auf Kinderbildern oder Karikaturen bekommt der Mond im deutschen Sprachraum ein entsprechend männliches Gesicht. Die Grammatik hat also selbst dann einen Einfluss, wenn es um an sich geschlechtslose Objekte geht – auch wenn dasAusmaß dieses Effekts umstritten ist. Wenn es allerdings um Personen geht, ist inzwischen recht gut belegt, dass wir bei Formulierungen wie "Die Lehrer" tatsächlich eher Männer vor Augen sehen als bei "Lehrerinnen und Lehrer".Wann Bilder von "Männern" entstehen und wann eher nicht
Allerdings ist das keineswegs immer so. Darauf weist auch die Linguistin Carolin Müller-Spitzervom Leibniz-Institut für Deutsche Sprache im Podcast von SWR2 Wissen hin. Aber es deutet sich eine Art Faustregel an: Bilder von "Männern" entstehen demnach vor allem dort, wo die Begriffe selbst bildhaft sind und sich auf anschauliche Tätigkeiten beziehen. Wenn wir also Formulierungen hören wie "die Bäcker", "die Ärzte" oder "die Politiker", neigen wir schon dazu, nur Männer vor unserem geistigen Auge sehen. Bei anderen Begriffen besteht diese Gefahr weniger. Etwa wenn "die Stuttgarter auf die Straße gehen", oder wenn "Impfgegner protestieren". Denn die Wörter "Stuttgarter" und "Impfgegner" beschreiben keine anschauliche Tätigkeit. Allerdings: So viel Forschung gibt es dazu noch gar nicht, um aus den Daten eindeutige Schlüsse zu ziehen.Gendersternchen erzeugt nicht zwangsläufig "geschlechtergerechte" Assoziationen
Umgekehrt ist es auch ein bisschen Wunschdenken zu glauben, dass man beim Lesen oder Hören eines Gendersternchens sofort an Menschen jeglicher geschlechtlicher Ausprägung denkt. Gerade in gesprochenen Texten hören viele statt der "Patient*innen", mit denen beide Geschlechter gemeint sind, eben doch die "Patientinnen" und wundern sich, warum die Männer nicht genannt werden. Hinzu kommt, dass Formulierungen mit Sternchen oder Doppelnennungen dazu führen, dass die Geschlechtsidentität in gewisser Weise überbetont wird, selbst bei Texten, in denen es überhaupt nicht um Geschlechterfragen geht. Wie viele Geschlechter gibt es? Diese Art zu sprechen ist zwar geschlechtergerecht gemeint, wirkt aber nicht immer so. Wenn ein Text von Politiker*innen spricht, sehen viele eben nicht Männer und Frauen in der Politik vor ihrem geistigen Auge, sondern sind mit ihren Gedanken eher bei dem- oder derjenigen, die diesen Text verfasst hat. Das alles sind keine Argumente, nicht zu gendern, sondern eher dafür, dass es für geschlechtergerechte Sprache kein Patentrezept gibt. Wie man "schön gendert", ohne dass es auffälltTue, 28 Mar 2023 - 03min - 5461 - Waschlappen und Handtücher: Wie oft wechseln und wie heiß waschen?
Handtücher alle zwei bis drei Tage wechseln
Alles, was direkt mit der Haut des Menschen in Kontakt kommt – also etwa Handtücher und Waschlappen – muss regelmäßig gereinigt werden. Das heißt, dass zu Hause bei normalem Gebrauch ein Handtuch alle zwei, drei Tage in die Wäsche gehört. Es kommt aber auch darauf an, ob jemand Sportler ist, sehr aktiv ist und zwei oder dreimal am Tag duscht. Handtücher sind feucht, haben direkten Kontakt mit der Haut und da können sich Mikroorganismen durchaus vermehren.Bei Hautkrankheiten auf Hygiene achten
Einen gesunden Menschen haut es nicht um, wenn er sich eine Woche mit demselben Handtuch abtrocknet; das kennt man auch vom Camping. Schwierig wird es aber, wenn man Hauterkrankungen hat, gereizte Haut oder Neurodermitis. Da muss man stärker auf Sauberkeit achten.Baumwollhandtücher bei 60°C mit Pulver-Vollwaschmittel waschen
In der Regel sind die Handtücher aus Baumwolle. Die wäscht man bei 60°C. Wichtig ist, dass man Vollwaschmittel in Pulverform verwendet. Dann ist eigentlich alles tot. Nur Vollwaschmittel enthält Bleiche. Also kein Colorwaschmittel nehmen.Waschlappeneinsatz "unterhalb der Hüfte": nach jeder Benutzung waschen
Das gilt letztlich auch für Waschlappen. Wenn man den Waschlappen oberhalb der Hüfte benutzt, ist es nicht ganz so kritisch. Waschen Sie sich allerdings unterhalb der Hüfte mit dem Waschlappen, sollten Sie ihn nach jeder Benutzung waschen.Sun, 26 Mar 2023 - 01min - 5460 - Fördert heißer Tee Speiseröhrenkrebs?
Temperatur spielt eine Rolle, nicht das Getränk
Ganz allgemein gesprochen: Ja. Aber, wenn man die Studien genauer liest, stellt sich der Zusammenhang längst nicht so dramatisch dar, wie es teilweise auch im Internet zu lesen ist. Die meisten Teetrinker dürften davon nicht betroffen sein. Das Gleiche gilt übrigens auch für Kaffeetrinker – denn auch wenn die Studien mit Tee durchgeführt wurden, wird der Effekt ausschließlich auf die Temperatur zurückgeführt, nicht auf das Getränk als solches. Bekannt wurde vor einigen Jahren eine Langzeitstudie aus dem Iran, die zu dem Ergebnis kam: Wer täglich mehr als 0,7 Literheißen Tee mit einer Temperatur von mehr als 60°Ctrinkt, hat ein fast doppelt so großes Risiko, an Speiseröhrenkrebs zu erkranken, als der Rest der Bevölkerung. Genauer geht es um eine bestimmte Form von Speiseröhrenkrebs, das Plattenepithelkarzinom. Es gibt auch noch eine Studie aus Japan, die in eine ähnliche Richtung weist wie die aus dem Iran.Prospektive Studie aus dem Nordosten des Iran bestätigt Zusammenhang
Nehmen wir also diese Studie aus dem Iran. Die ist insofern bemerkenswert, als dieser Studie Daten von 50.000 Männern und Frauen zugrunde liegen. Die Studie wurde in der Region Golestan im Nordosten des Iran, am Kaspischen Meer, durchgeführt. Sie gilt auch deshalb als besonders relevant, weil es eine prospektive Studie ist, d.h. man hat erst geschaut, wer trinkt wie heißen Tee – und dann hat man über mehr als zehn Jahre beobachtet, wer Speiseröhrenkrebs bekommt. Dort hat sich also dieser Zusammenhang bestätigt. Aber: Warum wurde gerade die Region ausgesucht? Der Grund war, dass dort überdurchschnittlich viele Menschen an Speiseröhrenkrebs erkranken und gleichzeitig dort traditionell viel Tee getrunken wird und das auch noch heißer als anderswo. Die Forschenden berichten selbst, dass schon während die Studie lief, die Veröffentlichung erster Daten zu einer Aufklärungskampagne geführt hat und dazu, dass die Leute in der Region ihren Tee nicht mehr ganz so heiß trinken und seitdem auch die Zahl der Erkrankungen zurückgegangen ist. Ich habe das selbst getestet. In Deutschland ist es üblich, den Tee wie folgt zu trinken: Man kocht Wasser auf, gießt es in eine Kanne, lässt den Tee mindestens 3 Minuten ziehen und gießt ihn dann in eine Tasse. So hat er unmittelbar nach dem Einschenken tatsächlich eine Temperatur von etwas über 60 Grad. In der Tasse kühlt er aber rasch ab – vor allem an der Oberfläche, wo man den Tee ja normalerweise, wenn er heiß ist, wegschlürft. Und ich muss sagen: Mehr als diese 60 Grad – also die erste Tasse aus der Kanne – wäre mir persönlich auch zu heiß. Und die zweite Tasse ist ja schon kühler.Voraussetzungen werden in Deutschland beim Teetrinken kaum erfüllt
Das ist die erste beruhigende Nachricht: Selbst unter den passionierten Tee- und Kaffeetrinkern wird es hierzulande wenige geben, auf die die Voraussetzungen zutreffen, nämlich dass sie täglich mehr als 0,7 Liter trinken, die heißer sind als 60 Grad.Plattenepithelkarzinom ist vergleichsweise selten
Die zweite gute Nachricht: Selbst wenn man zu den wenigen gehört, die regelmäßig so viel heißen Tee oder auch Kaffee trinken, muss man die Zahlen ins Verhältnis setzen. Generell ist das Risiko, an einem Plattenepithelkarzinom zu erkranken, relativ gering im Vergleich etwa zu Lungenkrebs, Darmkrebs, Brust- oder Prostatakrebs. Jede einzelne diese anderen Krebsarten kommt mehr als zehnmal häufiger vor. Also auch wenn regelmäßiger heißer Tee-Konsum das Risiko verdoppelt, ist die Wahrscheinlichkeit, daran zu erkranken, immer noch gering. Speziell, was Speiseröhrenkrebs betrifft, bleiben die Hauptrisikofaktoren nach wie vor Rauchen und regelmäßiger Alkoholkonsum. Heißer Tee spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle. Trotzdem ist es natürlich sinnvoll, Tee und Kaffee nicht unnötig heiß zu trinken. Aber wenn man einfach darauf achtet, dass man sich nicht den Mund verbrennt, ist man da schon ziemlich auf der sicheren Seite. Wobei Raucher insofern gefährdeter sind, als sie tendenziell im Mundraum weniger hitzeempfindlich sind. Hier haben wir noch viel mehr Tee-Wissen für Euch.Thu, 23 Mar 2023 - 03min - 5458 - Wie sollte man Perlatoren und den Duschkopf reinigen?
Sie sollten den Perlator, also den Aufsatz am Wasserhahn, regelmäßig reinigen. Das gilt auch für den Duschkopf. Legen Sie sie dazu in Essig oder Zitronensäure und holen Sie den Kalk heraus.
Säure entfernt Kalk und Mikroben
Kalk ist eine wunderbare Grundlage für mikrobielles Wachstum und schafft eine große Oberfläche. Mit der Säure, die man benutzt, um den Kalk wegzumachen, holt man auch die Mikroben heraus. Auf Metallen wächst weniger mikrobieller Bewuchs als auf Kunststoffoberflächen. Wasserhähne und Duschköpfe aus Metall sind zwar teurer, aber hygienisch gesehen sind sie besser.Tue, 21 Mar 2023 - 00min - 5457 - Klimawandel: Führt mehr Hitze zu mehr Waldbränden?
Zündquelle und trockenes Brennmaterial sind Voraussetzung für Waldbrand
Grundsätzlich führt mehr Hitze zu mehr Waldbränden, aber die Zusammenhänge sind nicht ganz so simpel, wie man denken könnte. Lassen wir den Klimawandel kurz beiseite und klären: Was hat Hitze mit Waldbränden zu tun?- Durch heißes Wetter allein fängt kein Wald an zu brennen. Selbst Hitzetage von 40°C reichen nicht, das müssen schon 200°C, eher 300°C Grad sein. Sprich: Es braucht eine Zündquelle – also eine weggeworfene Zigarette oder einen Idioten, der absichtlich ein Feuer legt. Manchmal entstehen Waldbrände auch durch Blitzeinschlag, aber das sind im Vergleich sehr wenige. Und entgegen landläufiger Meinung spielen Glasscherbeneine vernachlässigbare Rolle. Ohne eine Zündquelle entstehen keine Waldbrände, egal wie heiß es ist. Es braucht ausgetrocknetes, leicht entzündliches Brennmaterial. Waldbrände entstehen in der Regel nicht an den Bäumen, sondern am Boden – an herumliegendem Laub und anderen toten Pflanzenresten. Und die sind vor allem dann besonders trocken, a) wenn sie schon lange dort liegen und b) wenn es lange nicht geregnet hat. Das unabhängig von der Temperatur.
Hitze entzieht dem Waldboden Feuchtigkeit
Aber Waldbrände entstehen auch im Sommer, und an der Stelle kommt die Hitzedoch ins Spiel. Hätten wir jeden Tag einen schönen Sommerregen, wäre die Hitze kein Problem. Sie spielt aber eine Rolle, wenn es länger nicht regnet. Denn je heißer es ist, desto mehr Feuchtigkeit kann die Luft aufnehmen, desto schneller verdunstet der Rest an Feuchte, der im Boden oder in der Bodenauflage ist. Bei anhaltenden Dürreperioden trocknet der Boden deshalb bei heißen Temperaturen schneller aus und, das, was am Boden rumliegt kann sich in der Folge umso leichter entzünden. Und wenn erstmal ein kleiner Brandherd entstanden ist, breitet sich das Feuer umso schneller aus. Das hängt aber auch vom Wind ab, der ist ein wesentlicher Faktor bei der Ausbreitung von Bränden.Mehrere Faktoren spielen zusammen, damit es zum Waldbrand kommt
Die Hauptfaktoren bei Waldbränden sind also Dürren – egal zu welcher Jahreszeit – sowie die Zahl von Leuten, die absichtlich oder versehentlich Feuer legen. Hitze spielt nicht die wichtigste Rolle. Trotzdem, wenn alle anderen Faktoren gleichbleiben – die Zahl der weggeworfenen Kippen, die Zahl der regenfreien Tage und so weiter, dann erhöht Hitze das Risiko von Bränden, weil die Böden schneller austrocknen.Waldbrandrisiko steigt durch längere Dürreperioden
Jetzt zum Klimawandel. Der Klimawandel könnte durchaus die Wahrscheinlichkeit von Waldbränden erhöhen. Und zwar gar nicht so sehr wegen der höheren Temperaturen. Klimawandel heißt ja nicht einfach, dass jeden Tag alles ein bisschen wärmer wird. Der Klimawandel verändertaber die Verteilung von Niederschlägen. Er führt dazu, dass wir im Schnitt häufigere, teilweise lokale Starkregen haben, dazwischen aber längere Dürreperioden. Das ist der eigentliche Faktor, der dazu führen könnte, dass bei steigenden globalen Temperaturen das Waldbrandrisiko steigt. Außer, wenn die Vernunft der Menschen im Umgang mit Brandgefahren im gleichen Maße wächst.Sat, 15 Jul 2023 - 03min - 5456 - Wie klimaschädlich ist Wein?
Wenn man sich die CO2-Bilanz von Getränken anschaut, bewegt sich Wein im oberen Mittelfeld. Für eine normale Flasche Wein fällt ungefähr so viel CO2 an wie bei einer 5 Kilometer langen Autofahrt. Das ist aber nur die Flasche; wenn der Wein abgefüllt ist, kommt noch der Transport hinzu. Je nachdem, wohin die Reise der Flasche geht, fällt die CO2-Bilanz deutlich höher aus. Bei der Traubenproduktion im Weinberg kommen 20 Prozent der Treibhausgas-Emissionen zustande – für Dünger, Diesel und Pflanzenschutzmittel. Letztere machen in der Gesamtbilanz aber nur ein Prozent aus. Wer also Bio-Wein kauft, tut zwar etwas Gutes für die Umwelt, nicht aber zwingend fürs Klima. Weitere 25 Prozent der Emissionen fallen im Weinkeller an. Hier spielen vor allem der Stromverbrauch und die Wärmeenergie bei der Weinproduktion eine Rolle.
Energieintensive Produktion: Klimakiller Einweg-Weinflasche
Über die Hälfte der Emissionen von Wein entsteht durch die Verpackung – der versteckte Klimakiller ist hier die Glasflasche. Deren Herstellung ist nämlich echt energieintensiv. Die Bilanz ist vor allem deswegen mies, weil wir die Flasche nur einmal benutzen und dann ins Altglas werfen. Alternativen zur Glasflasche gibt es schon – zum Beispiel ein Pappkarton mit Schlauchbeutel, wie man ihn kennt, wenn man frischen Apfelsaft vom Hofladen kauft. Bag-in-Box nennt sich das. Bei der Herstellung so eines Kartons fällt nur ein Achtel der Emissionen von einer normalen Glasflasche an. In den skandinavischen Ländern ist so eine Papp-Verpackung für Wein schon so was wie Standard, in Deutschland setzt sie sich bisher aber nicht durch. Und zwar weil Weinliebhaber gelernt haben, dass Qualitätswein vor allem in schweren Glasflaschen daherkommt – und man aus dem Tetrapack im Supermarkt eben eher Fusel erwartet. So richtig effektiv fürs Klima wäre nach Meinung von Weinexpertin Helena Ponstein ein Mehrwegsystem für Weinflaschen, wie es in Deutschland auch für andere Flaschen üblich ist.Mehrwegsystem ist bei Weinflaschen schwer umzusetzen
Das umzusetzen ist aber aus mehreren Gründen schwierig, denn zum einen kommt ein großer Teil unseres Weins aus dem Ausland, und zum anderen müssten sich die Winzer dann auf eine einheitliche Flasche einigen – bisher haben sie da recht freie Hand: Es gibt 0,75- und 1-Liter-Flaschen in den Farben rot, grün, braun und weiß – und häufig ist so eine Flasche mit viel Tradition und Marketingstrategie verbunden. Auch sind die Verschlüsse der meisten Weinflaschen nicht darauf ausgelegt, häufig recycelt zu werden. Allerdings bieten einige Winzerinnen und Winzer bereits regionale Mehrwegsysteme an.Nachhaltig: Wein regional kaufen und möglichst nicht in der Einweg-Flasche
Laut Weinexpertin Helena Ponstein wäre es möglich, durch ein Mehrweg-System, Ökostrom und kurze Transportwege bis zu 50 Prozent der CO2-Emissionen von Wein einzusparen. Nachhaltiger Weintrinken heißt also: Wein beim regionalen Winzer kaufen und möglichst nicht aus der Einweg-Glasflasche.Tue, 14 Mar 2023 - 02min - 5454 - Was hilft gegen Prokrastination ("Aufschieberitis")?
Dieses Symptom hat mit der Evolution zu tun. Wir Menschen haben immer das Problem, dass wir kurzfristige Ziele oft höher werten als die langfristigen Ziele. [...]
Fri, 26 Nov 2010 - 01min - 5452 - Wie oft sollte man den Kühlschrank reinigen?
Ein- oder zweimal im Monat sollte man den Kühlschrank mit Spüli-Wasser auswischen. Man kann auch Essigwasser oder Zitronensäure nehmen. Man sollte die Dichtungen nicht vergessen und bei der Lagerung der Lebensmittel darauf achten, dass nichts offen ist.
Wed, 1 Mar 2023 - 00min - 5451 - Schadet zu viel Hygiene der Gesundheit?
Hygienehypothese: frühkindliche Exposition mit Mikroorganismen schützt
Das Stichwort ist hier die sogenannte Hygienehypothese: Der Mensch braucht, um gesund zu sein, Kontakt mit vielen verschiedenen Mikroorganismen. Das weiß man. Nehmen wir mal an, man würde ein Experiment machen, bei dem man Menschen steril aufzieht. Dann werden diese Menschen nicht gesund. Das darf man nicht. Die Kunst ist, im Leben Kontakt mit Mikroorganismen zuzulassen – also viel rauszugehen, auch mal im Dreck zu spielen. Bei Kindern wird der Schnuller, der runtergefallen ist, nicht mit Sagrotan desinfiziert, sondern nur mit dem Taschentuch ab gewischt. Und man ernährt sich vielfältig – das sind wichtige Punkte.Keine Masernpartys!
Es wäre aber falsch zu sagen: Ich suche zum Beispiel bewusst den Kontakt mit Infektionskrankheiten und mache eine Masernparty. Wenn also ein Kind krank ist, stecke ich alle zusammen, damit die bewusst krank werden und sich so das Immunsystem abhärtet. Das wäre total falsch.Bei Kindern Kontakt mit Mikroben zulassen
Man muss eine gewisse Balance hinkriegen. Den Kontakt mit Mikroben, den ich als Säugling und als Kind habe, ist entscheidend. In meinem Alter, um die 50, ist es total egal. In Bezug auf die Hygienehypothese ist es total egal, was ich in dem Alter mache; da ist schon alles gelaufen. Aber bei Kindern ist es wichtig, dass man Kontakt mit Mikroben zulässt.Sun, 12 Mar 2023 - 01min - 5450 - Was sind die drei größten Keimschleudern im Haushalt?
1. Spülschwamm
Die absolute Nummer 1 als größte Keimschleuder im Haushalt ist der Spülschwamm.2. Kühlschrank
Hygiene im Kühlschrank ist total wichtig, weil dort Lebensmittel gelagert werden.3. Mensch und Tier
Was viele nicht wissen: Zu den größten Keimschleudern zu Hause gehören auch die Menschen, mit denen man zusammenlebt. Und Tiere.Mon, 13 Mar 2023 - 00min - 5448 - Bleibt Vitamin C beim Erhitzen erhalten?
Grundsätzlich ist es immer besser, Vitamin C nicht zu erwärmen. Aber das hängt vom ph-Wert, der Säure ab. Sauerkraut entwickelt z.B. sehr viel Vitamin C; selbst wenn Sie das stundenlang kochen, bleibt aufgrund der Säure das Vitamin C recht gut erhalten.
Vitamin C bleibt in Säure besser erhalten
Das gilt generell: Wenn Sie saure Zubereitungen haben, baut sich weniger Vitamin C ab als bei weniger sauren Zubereitungen. Je saurer das Gericht, desto besser der Vitamin C-Gehalt. Ich empfehle aber, die Zitrone oder Orange relativ spät zum Gericht zu geben, sodass mehr erhalten bleibt.Tue, 14 Dec 2021 - 01min - 5447 - Wie viel Aberglaube steckt in Ritualen von Sportlern?
Magisches Denken und kindliche Allmachtsfantasie
Da spielt eine Art von magischem Denken mit rein. Man könnte es Aberglauben nennen, aber ich mag den Begriff „magisches Denken“ lieber. Darin steckt etwas sehr Kindliches nämlich dass ich selbst der Mittelpunkt der Welt bin und alles mit meinem Verhalten beeinflusse. Und wenn ich morgens beim Bäcker nicht mein Rosinenbrötchen mit dem Schokoguss gekriegt habe, weil das gerade aus war, dann ist vollkommen klar, dass am Nachmittag im Stadion meine Mannschaft nicht gewinnen kann. Dass man alles auf ich selbst und seine persönlichen Rituale bezieht – dahinter steckt eine Art von Allmachtsfantasie. Kinder haben in einer bestimmten Entwicklungsphase genau diese Allmachtsfantasien und beziehen alles auf sich. Das ist in dieser Phase auch richtig und wichtig. Aber irgendwann muss man da rauskommen, denn sonst ist es ein magisches Denken und ein Aberglaube, der irgendwann auch krankhaft wird.Thu, 10 Jun 2021 - 01min - 5446 - Warum sind Teekannen anders geformt als Kaffeekannen?
Das hat zum einen historische Gründe, die sich aus der traditionellen Zubereitung beider Heißgetränke herleiten. Kaffee wurde früher aufgekocht. Dabei schäumt er; deshalb die hohe Kaffeekanne. Die bauchigen Teekannen aber kamen mit ihrer Form der früher gängigen Tee-Zubereitungsart entgegen, sagt Teehändler Ernst Janssen: „In einer bauchigen Kanne entwickelte sich der Tee besser, weil er – als Siebe noch nicht gebräuchlich waren– einfach freier schwimmen konnte.“
Zartes Porzellan – besseres Aroma
Die Form der Kannen wiederum wurde zum Teil auf die Tassen übertragen, damit sich ein einheitliches Bild ergibt: Zur bauchigen Teekanne passen eher weite rund geschwungene Tassen. Aber es gibt auch geschmackliche Gründe: Aus einer weiten Tasse getrunken, möglichst mit dünnem Rand, entfaltet sich das Aroma deutlich besser als etwa aus einem typischen Mug –also einer dieser hohen zylinderförmigen Tassen mit dicker Wand, wie sie gerne in Büros stehen. Die sind zwar schön stabil und es passt viel rein – aber für den wahren Teegenuss sind sie weniger empfehlenswert als das klassische Teegeschirr.Tassenhenkel: eine europäische Erfindung
Tassen mit Henkel sind übrigens eine Erfindung der Europäer. Als die europäischen Händler im 18. Jahrhundert Tee aus China importierten, brachten sie auch Tassen aus Porzellan mit – die hatten aber noch keine Henkel. Henkel wurden erst in Europa nachträglich „drangebappt“. Und erst mit der Zeit stellten sich auch die Chinesen auf diese Vorliebe der Europäer ein und stellten Tassen mit Henkel her.Warnung vor dem Stövchen
In der deutschen Teekultur hat sich darüber hinaus ein weiteres Utensil verbreitet, vor dem Ernst Janssen ausdrücklich warnt. Denn etwas sollte man mit Tee nicht tun: ihn aufs Stövchen setzen. Warum? Weil die Hitze durch die Kerze im Stövchen dafür sorgt, dass der Tee „nachzieht“. Sie macht ihn dadurch immer bitterer und ungenießbarer.Thu, 24 Oct 2019 - 02min - 5445 - Nach welcher Uhrzeit lebt man auf der ISS?
Wenn man die Erde innerhalb von 90 Minuten einmal umrundet, hat man 15 bis 16 Sonnenauf- und -untergänge am Tag; da muss man sich natürlich einigen. Bei der Raumstation hat man die Weltzeit genommen, die UTC. Die stimmt mit der London-Zeitzone überein. Demnach ist es jetzt auf der Raumstation 14.14 (Uhr (bei uns 16.14 Uhr). Da bedeutet, dass meine Kollegin Samantha Cristoforetti – sie ist ja Italienerin – wahrscheinlich gerade ihren Nachmittagsespresso zu sich nimmt und die Nachmittagsarbeit beginnt.
Mon, 18 May 2015 - 00min - 5442 - Wozu haben wir Augenbrauen?
Augenbrauen verhindern, dass Schweiß in die Augen kommt
Es gibt zwei mögliche Gründe: Zum einen verhindern Augenbrauen, dass einem der Schweiß von der Stirn direkt ins Auge läuft. Das ist wohl die wichtigste Funktion. Für unsere Vorfahren in Afrika, die in der Hitze der Savanne viel herumgerannt sind oder gekämpft haben, war das wichtig. Denn wenn einem der Schweiß in die Augen tropft, ist das hinderlich. Und wenn man sich im falschen Moment den Schweiß aus den Augen wischt, kann es tödlich sein.Augenbrauen: Die Stelle, wo der Mensch Haare dazubekommen hat
Tatsächlich scheinen sich Augenbrauen erst entwickelt zu haben, als der Mensch die afrikanische Savanne erobert hat, denn unsere nächsten Verwandten, die Schimpansen, haben über dem Auge keine ausgeprägte Behaarung. Und das fällt auf: Eigentlich sind weniger behaart als Schimpansen, nur über dem Auge sind Haare dazugekommen. Der Schimpanse hat dafür etwas anderes, was die Menschen kaum noch besitzen, nämlich sogenannte Überaugenwülste. Dort, wo wir die Augenbrauen haben, stehen beim Affen – und das war auch noch beim Neandertaler so – die Knochen ein wenig heraus, sodass über den Augen die Stirn ein bisschen vorspringt.Sind Augenbrauen Ersatz für die Überaugenwülste?
Damit ergibt sich eine zweite mögliche Erklärung: In der menschlichen Kommunikation spielt Mimik eine große Rolle. Wir drücken über die Augenbrauen viele Gefühle aus. Wenn wir mürrisch sind, ziehen wir sie zusammen; sind wir freudig überrascht, ziehen wir die Brauen hoch. Und ganz ähnlich kommunizieren Affen mit ihren Überaugenwülsten. Der frühe Mensch hat diese markanten Wülste über den Augen verloren, weil das Gesicht im Lauf der Menschwerdung immer flacher geworden ist. Möglicherweise sind also Augenbrauchen ein Ersatz für die Überaugenwülste beim Affen bzw. beim Neandertaler. Sie tragen gewissermaßen dazu bei, dass die Mimik besser erkennbar ist. Aber das sind alles Vermutungen – beweisen lassen sie sich kaum.Fri, 25 Nov 2022 - 02min - 5441 - Kann man Flugzeugtüren abschließen?
Türen am Flugzeug können nicht verschlossen werden
Wer sich Flugzeuge von außen ansieht, wird schnell feststellen, dass an der Tür kein Schloss ist. Es gibt nur einen Entriegelungshebel, mit dem man von außen die Tür öffnet – aber man braucht dazu keinen Schlüssel. Flugzeugtüren können nicht verschlossen werden, weder von innen noch von außen. Das ist auch gut so, denn die Vorstellung, dass Menschen versehentlich oder gar absichtlich in einem Flugzeug eingeschlossen sind und etwa im Fall eines Unfalls nicht herauskommen, wäre beängstigend. Aber natürlich müssen Flugzeuge auch davor geschützt werden, dass sie jemand Unbefugtes betritt, etwa, wenn sie nachts auf dem Flughafen herumstehen.Kein Zutritt für Unbefugte: Flugzeuge werden per Video überwacht
Nach Auskunft der Lufthansa passiert das hauptsächlich durch Überwachung. Zum einen durch Flughafenpersonal, zum anderen durch Videoüberwachungsanlagen, die Alarm schlagen, wenn jemand Unbefugtes sich dem Flugzeug nähert. Man kann Flugzeugtüren auch versiegeln, etwa mit einem Klebestreifen, den man von der Tür zum Rumpf zieht und der zerrissen wird, wenn jemand die Tür heimlich öffnet. Es gibt dafür spezielle Klebestreifen, die eindeutig nummeriert sind, sodass man es merken würde, wenn jemand einen kaputten durch einen neuen Klebestreifen ersetzt. Diese Klebestreifen sind noch auf dem Markt, die Lufthansa verwendet sie aber nach eigener Auskunft nicht mehr, sondern verlässt sich auf das Überwachungspersonal und die Kameras.Sind Passagiere davor sicher, dass ein Verrückter mitten im Flug die Tür öffnet?
So etwas ist leider schon vorgekommen, zumindest hat es jemand versucht. Es ist aber nichts passiert; der Mann konnte vorher durch das Flugpersonal überwältigt werden. Und selbst wenn das nicht gelungen wäre, hätte er die Tür kaum aufbekommen. Denn die Tür wird durch den großen Druckunterschied zwischen der Kabine und der Außenluft in eine Sicherungshalterung gepresst – um sie gegen den Druck da herauszulösen, bräuchte man die Kraft von mindestens 100 Menschen.Tue, 15 Nov 2022 - 03min - 5440 - Infektionsgefahr im Krankenhaus: Wie sollte ich Kleidung nach einem Klinikaufenthalt reinigen?
Wenn Sie fürchten, dass sich auf der Kleidung Keime befinden, waschen Sie die Wäsche bei 60°C mit einem Vollwaschmittel. Dabei werden die Bakterien zerstört. Das wird noch unterstützt, wenn sie die Wäsche im Sommer beim Trocknen der Sonne aussetzen; die Sonne tötet auch einen Teil der Bakterien ab. Auch das Bügeln trägt dazu bei.
Auf Vorwäsche verzichten und Vollwaschmittel verwenden
Auf eine Vorwäsche sollten sie dabei verzichten, denn die Vorwäsche verteilt die Bakterien eher in der Maschine und bringt sie auch auf Kleidungsstücke, die vorher nicht belastet waren. Bei Schuhen reicht es aus, die Sohle mit Wasser und Seife abzuwischen. Haben Sie keine Angst vor diesen Krankenhauskeimen. Was man in den Medien dazu liest macht oft Angst. Diese Krankenhauskeime sind aber häufig im Privatbereich kein Problem. Sie sind ein Problem des Krankenhauses.Sun, 13 Nov 2022 - 01min - 5439 - Träumen Tiere?
Man weiß, dass Tiere im Schlaf, besonders im REM-Schlaf, Verhaltensweisen wiederholen. Der französische Traumforscher Michel Jouvet (1925 - 2017) hat dazu geforscht und konnte durch Ausschalten der Muskelblockade erreichen, dass Tiere sich während des Schlafes bewegen und Dinge tun, die sie auch im Wachzustand tun würden. Man vermutet, dass sie im Traum bzw. im Schlaf Dinge des Wachzustandes wiederholen. Ob sie träumen, ist schwer zu sagen. Denn der Traum wird als psychisches Erleben definiert und man kann kein Tier fragen, was es geträumt hat.
Sat, 12 Nov 2022 - 00min - 5438 - Was passiert, wenn Gliedmaßen einschlafen?
Abgeklemmt – Signalübertragung unterbrochen
Das Einschlafen von Händen oder Füßen beruht in den meisten Fällen darauf, dass ein Nerv abgeklemmt ist. Dann nämlich ist die Signalübertragung unterbrochen. Die Reize aus der Hand oder dem Fuß kommen nicht mehr im Gehirn an. Oder sie kommen nur bruchstückhaft an. Dann spürt man dieses unangenehme Kribbeln – aber natürlich kribbelt da nichts wirklich, es fühlt sich nur so an. Das ist analog dem Rauschen bei einer schlechten Handy-Verbindung – da rauscht es ja auch nicht wirklich am Ende der Leitung, aber durch die gestörte Verbindung kommt es eben so an.Wie können Nerven abgeklemmt werden?
Das kann verschiedene Gründe haben; wenn zum Beispiel das entsprechende Gelenk abgeknickt ist. Sitzt man längere Zeit im Schneidersitz, tritt das häufiger auf. Bei manchen Leuten passiert das auch, wenn sie zu enge Schuhe tragen. Da hilft dann im Zweifel, die Schnürsenkel zu lösen oder die Schuhe auszuziehen. Häufig kommt so etwas auch von Deformationen an der Wirbelsäule. Zum Beispiel von einem Bandscheibenvorfall. Wenn die Bandscheibe zwischen den Wirbeln herausgestülpt ist, drückt sie auf die Nervenbahnen, die hinter dem Wirbel verlaufen und die Verbindung vom Bein oder vom Arm zum Gehirn darstellen. Das hießt: Ein taubes Gefühl in den Füßen kann auf einen Bandscheibenvorfall im Lendenwirbelbereich zurückgehen. Bei einem tauben Gefühl in Schultern und Armen wiederum ist die Ursache eher im Hals- und Brustwirbelbereich zu suchen.Ist das auch auf schlechte Durchblutung zurückzuführen?
Das kann indirekt auch mal sein. Denn die Nervenzellen werden ja auch von den Blutgefäßen versorgt. An vielen Stellen des Körpers verlaufen Nervenbahnen und Blutgefäße parallel – so ähnlich wie man in einem Haus für Telefonkabel und Stromkabel die gleichen Leerrohre nutzt. Wenn aber Adern und Nerven parallel verlaufen, kann es passieren, dass wenn der Nervenstrang abgeklemmt ist, die benachbarten Blutgefäße gleich mit abgedrückt werden. Das führt dann dazu, dass die Nervenbahnen noch schlechter mit Blut versorgt sind und dann erst recht nicht mehr funktionieren. So was erkennt man dann daran, dass die entsprechenden Gliedmaßen ganz weiß und schlecht durchblutet sind. Im Extremfall ist es dann so – das haben manche Leute in der Nacht – dass man zum Beispiel die Hand nicht nur nicht spürt, sondern auch nicht mehr bewegen kann, weil auch die motorischen Nerven betroffen sind.Sat, 12 Nov 2022 - 02min - 5437 - Hilft Cannabis gegen chronische Schmerzen?
Unterscheiden zwischen Akutschmerzen und chronischen Schmerzen
Vorab möchte ich deutlich sagen, dass chronische Schmerzen nicht fortdauernde Akutschmerzen sind. Das ist ganz wesentlich zu verstehen. Akutschmerzen lassen sich heutzutage gut behandeln, sei es operativ, medikamentös. Bei chronischen Schmerzen sieht es anders aus. Dagegen haben wir keine Medikamente.Veränderung des chronischen Schmerzgedächtnisses
Der Fall der Panalgesie oder Fibromyalgie ist anders gelagert. Dahinter steht häufig eine Belastungssituation, die die Schmerzsymptomatik zwar nicht unbedingt ausgelöst hat, sie aber ungünstig beeinflusst. Für diese Patienten ist es wichtig, dass sie gleichzeitig medikamentös und psychotherapeutisch behandelt werden. Man nennt das multimodale Therapie. Diese Therapieform zielt auf eine Veränderung des chronischen Schmerzgedächtnisses ab. Sie muss über lange Zeit erfolgen. Ziel ist es, dem Patienten einen Raum zu schaffen, wieder positiver zu denken und dadurch das Schmerzgedächtnis sozusagen zu überschreiben. Wir nennen das Re-Learning. Möglich ist das z.B. durch verschiedene positive Reize wie eine angenehme Umgebung. Und im Rahmen dessen ist es möglich, auch Cannabis einzusetzen.Thu, 27 Oct 2022 - 03min - 5436 - Welche Art Musik verführt zum Tanzen?
Der Rhythmus und seine Komplexität
Ob ein Musikstück bei uns das Bedürfnis auslöst, uns instinktiv dazu zu bewegen oder gar zu tanzen, wird stark vom Rhythmus beeinflusst. Oder von dem, was man auch als "Groove" bezeichnet. Welche Faktoren das genau sind, dazu gab es 2019 ein sehr interessantes Experiment der dänischen Universität Aarhus. Dort gab es eine Studie mit 200 Menschen im Alter zwischen 17 und 70. Die haben natürlich einen sehr unterschiedlichen Musikgeschmack, aber ob ein Musikstück als groovig empfunden wird, man sich also mitbewegen will, lässt sich trotzdem an ein paar wenigen Faktoren festmachen. Vor allem an der rhythmischen Komplexität.Heino-Schlager: schlichtes Bumbum – Jazz: wechselhaft und zu komplex
Musik verführt uns dann zum Mitbewegen, wenn der Rhythmus mittelkomplex ist, also nicht zu simpel und nicht zu anspruchsvoll. In diesem Stück von Heino z.B., völlig unabhängig davon, ob es einem gefällt oder nicht, ist der Rhythmus zu schlicht, um groovig zu sein. Es ist ein einfaches Bumm Bumm Bumm – und damit kein Rhythmus, der einem einen Tanzimpuls in die Beine jagt. Das andere Extrem wären sehr komplexe Rhythmen wie etwa im Jazz-Stück „Ghosts“ von Albert Ayler. Da ist der Rhythmus so komplex und wechselhaft, dass sich auch kein Groove entwickelt.Optimaler Tanz-Verführer: "Happy" von Pharrell Williams
Rhythmen, die zum Bewegen animieren, müssen sich zwischen diesen Extremen bewegen. Die Forscher nennen explizit ein Stück, das sie für ziemlich optimal halten, nämlich "Happy" von Pharrell Williams. Der entscheidende Punkt ist, dass es zwar einen erkennbaren Grundrhythmus gibt, aber insgesamt ist das Stück sehr synkopisch, d. h. es ist kein Tak-Tak-Tak, sondern es gibt versetzte Zwischenschläge, die stärker betont sind als die eigentlichen Hauptschläge.Synkopen-Trick: Gehirn will fehlende Hauptschläge durch Bewegung "füllen"
Genau das ist der Trick: Wir fühlen uns dann zum Mitbewegen animiert, wenn unser Gehirn die Hauptschläge zwar erwartet, sie aber nicht kommen, sondern stattdessen solche synkopischen Zwischenschläge. Denn das weckt das Bedürfnis, die fehlenden Hauptschläge – also die Lücken im Rhythmus – durch eigene rhythmische Bewegungen zu füllen. Das macht typische Funk-Musik aus, aber auch bei den Salsa-Klassikern funktioniert das so. Die mittelkomplexen Rhythmen sind also der wichtigste Faktor, um ein Stück groovig zu machen. Auch die Harmonieführung scheint eine Rolle zu spielen, auch wenn der Zusammenhang hier weniger klar ist. Vor allem aber hat die Harmonieführung einen Einfluss darauf, ob wir ein Stück mögen – und das wirkt sich dann natürlich auch darauf aus, wir Lust haben, darauf zu tanzen.Sat, 1 Oct 2022 - 03min - 5435 - Fördert gründliches Lüften der Wohnung die Hygiene?
Kompletter Luftausstausch beim Stoßlüften
Beim Stoßlüften, also etwa 5 Minuten lang, wird die Luft in der Wohnung mehrfach komplett ausgetauscht und die Wohnung kühlt nicht aus. So werden Gerüche und Ausdünstungen entfernt. Besser ist es, mehrmals kurz als ein- oder zweimal lange zu lüften. Außerdem spart man so eine Menge Heizkosten.Was muss ich bei modernen, gut gedämmten Wohnungen beachten?
Gerade in diesen hermetisch dichten Häusern ist das Lüften wichtig. Wichtig aber auch: Im Winter nicht die Fenster kippen und die Luft sehr lange langsam wälzen, sondern maximal 5 Minuten öffnen und danach schließen.Thu, 25 Aug 2022 - 01min - 5434 - Wie kann ich meinem Hund übermäßiges Lecken abgewöhnen?
Lecken gehört zum Sozialverhalten des Hundes
Das Lecken ist sicher als eine Art Liebkosung zu deuten. Lecken und Knabbern gehören in den Bereich des Schmusens. Das ist soziales Verhalten, das über die reine Fellpflege weit hinausgeht. Es zeigt eine bestehende Beziehung an und macht deutlich, dass man den anderen mag.Den Hund ablenken, wenn das Lecken unangenehm wird
In manchen Fällen kann es aber auch dazu eingesetzt werden, um etwas zu erreichen. Ich würde den Hund zu mir rufen und mit ihm weggehen oder etwas anderes mit ihm machen, wenn er zu exzessiv leckt. Ihn einfach anders beschäftigen.Thu, 25 Aug 2022 - 01min - 5433 - Für wie viele Tage kann man eine seriöse Wettervorhersage machen?
Ab 7 Tagen wird die Vorhersage schwammig
Eine 100-prozentige Vorhersage gibt es nicht; nicht für den nächsten Tag und nicht einmal für die nächsten Stunden. Man geht davon aus, dass man eine Prognose für 5 Tage relativ gut machen kann, dabei muss man aber immer eine gewisse Toleranz einkalkulieren. Je nach Toleranzbereitschaft kann man dann die Prognosen akzeptieren. Es lässt sich auch ein 7-Tage-Trend errechnen. Der Deutsche Wetterdienst versucht darüber hinaus in Zusammenarbeit mit dem Europäischen Zentrum für Mittelfristvorhersage in Großbritannien längere Prognosen für 10 bis 14 Tage zu erstellen. Ab 7 Tagen wird das aber schon sehr schwammig und kann nur noch als Trend betrachtet werden.Welche Faktoren machen eine Vorhersage über 5 Tage hinaus schwierig?
Eine genaue Analyse lässt sich nur dann zuverlässig machen, wenn man den Ausgangszustand exakt kennt. Das ist aber niemals der Fall. Man weiß nie genau, wie das Wetter auf der gesamten Erde ist. Das ist aber die Grundlage der Vorhersage. Es gibt jedoch sehr viele physikalische Prozesse in der Atmosphäre, die man modellmäßig gar nicht erfassen kann. Die Störungen der Atmosphäre, die ständig stattfinden, kann man nicht vorhersagen. Deswegen wird die Fehlerhaftigkeit mit zunehmender Vorhersage immer größer.Fri, 19 Aug 2022 - 01min - 5432 - Warum sind Wespen so aufdringlich?
Süßes liefert Energie fürs anstrengende Fliegen
Fliegen ist ein sehr energieverbrauchender Prozess. Vor allem Kohlehydrate sind da als Energielieferanten begehrt, und die stecken z.B. in Süßigkeiten.Wespenlarven brauchen Fleisch
Zuckerkuchen und Marzipanecken sind für das räuberische Insekt aber nur ein willkommener Tankstopp für den Weiterflug. Die Larven im nahe gelegenen Wespennest brauchen etwas anderes – Fleisch: Wenn es keine Menschen gäbe, würden die Wespen andere Insekten an ihren Nachwuchs verfüttern. Da der Mensch aber entsprechende Nahrungsquellen bereitstellt, holen sie sich das Fleisch gerne vom Schnitzel.Nicht schlagen: Wespengift ruft weitere Wespen auf den Plan
Massenhaft treten die schwarz-gelb gebänderten Wespen immer im Spätsommer auf, wenn in den Nestern tausende von Larven ernährt werden müssen. Nach den schwirrenden Tiere zu schlagen ist übrigens keine gute Idee. Wenn eine Wespe sticht ist die Gefahr sehr groß, dass andere zu Hilfe kommen. Denn das Wespengift enthält einen Duftstoff, der die anderen Wespen alarmiert .Wespenstachel hat keinen Widerhaken
Wespen können mehrfach stechen, weil der Stachel keinen Widerhaken hat wie bei den Bienen. Sogar tot geglaubte Wespen, die reglos auf dem Tisch liegen, können plötzlich zustechen. Im Herbst, wenn es kälter wird, ist der Spuk aber schnell vorbei.Mon, 25 Jul 2022 - 01min - 5431 - Woher stammt der Name Weimar?
"Wei" – heilig und "mar" – Gewässer?
Das weiß leider niemand, und es gibt dazu nur Vermutungen. Die Namen auf "mar" sind nämlich alle ein wenig schwierig. Das trifft auch auf Wismar zu. Die meisten Forscher nehmen an, dass in diesem "mar" ein altes Wort für "Gewässer", "See" oder "Meer" steckt. Denken Sie an die Maare in der Eifel. Im Fall von Weimar haben wir in dem "wei" wahrscheinlich ein uraltes Wort für "heilig". Das passt sehr gut in die Zeit, denn an "Weihnachten" wird ja nichts geweiht, sondern es sind die "heiligen Nächte". Wir finden das auch in Weihenstephan; den Ort gibt es zweimal in Bayern und bedeutet "beim heiligen Stephan". Bei Weimar vermutet man, dass die Bedeutung "heilige Quelle" oder "heiliger See" ist. Sicher sagen kann man das aber nicht.Thu, 21 Jul 2022 - 01min - 5430 - Was unterscheidet Süß- von Salzwasserfischen?
Der Unterschied liegt hauptsächlich in der Physiologie. Das Blut ist bei Fischen ähnlich wie bei uns Menschen leicht salzig und entspricht dem leicht brackigen Wasser. Süßwasserfische leben in einem Milieu, das weniger salzig ist als sie selbst. Sie müssen Salz mit ihrer Nahrung aufnehmen und dann Wasser aus ihrem Körper ausscheiden, damit sie nicht aufquellen. Bei Salzwasserfischen ist es genau umgekehrt: Die müssen zwar Wasser trinken, schon allein, um Sauerstoff aufzunehmen. Über die Kiemen und den Darm scheiden sie aber fortwährend Salz aus, damit sie nicht zu salzig werden. Die Physiologie ist also völlig unterschiedlich.
Tue, 28 Jun 2022 - 00min - 5429 - Wie schwer ist das Raumschiff Enterprise?
Die Enterprise wiegt inklusive Besatzung nur 158 kg. Sehen kann man das in der Folge "Ebenbild" der dritten Staffel der Enterprise-Serie mit Captain Archer. Da wird genau gesagt, mit welcher Kraft die Enterprise gezogen wird und welche Geschwindigkeitsänderung dadurch erzeugt wird. Kraft ist gleich Masse mal Beschleunigung. Da wir also die Kraft und die Beschleunigung kennen, können wir die Masse ausrechnen und kommen auf 158 kg. Das ist wohl einer der größten Fehler, den die sich bei Star Trek geleistet haben.
Wed, 20 Apr 2022 - 00min - 5428 - Warum gibt es in Moscheen keine Bilder?
Nichts außer Gott verehren
Das hat den gleichen Hintergrund wie beim Singen: Es soll nichts außer Gott angepriesen, angebetet und verehrt werden. Wenn man nun Bilder hätte mit den Gesichtern von Menschen, könnte man das ja schön finden. Und ganz texttreue Muslime würden das bereits als Apostasie bzw. nicht mehr strikten Monotheismus werten.Sehr texttreue Auslegung des Islam in Saudi-Arabien
Deshalb lebt man zum Beispiel in Saudi-Arabien einen sehr strengen Islam, der sehr textgetreu ausgelegt und gelebt wird. Darum gibt es dort auch keine Bilder, sondern nur Kalligraphien. Islamische Miniaturen, auf denen Mohammed von Muslimen mit Gesicht gemalt worden ist, stammen aus einer Zeit, als das offensichtlich kein Problem war. Heute, und das meine ich mit Rückschritt, reiben sich Muslime sehr wohl an diesen Miniaturen.Thu, 14 Apr 2022 - 00min - 5427 - Warum bestimmt heute in manchen Ländern noch die Scharia die Rechtsordnung?
Der Koran ist nicht interpretierbar – oder etwa doch?
Weil es unterschiedliche Auffassungen von Religion gibt. Der Koran ist für die Muslime das wörtlich überlieferte Wort Gottes, an dem es keinen Zweifel gibt. Für einige Muslime bedeutet das, dass sie dieses Wort Gottes auch nicht interpretieren dürfen. Für mich ist der Koran aber durchaus interpretierbar und in die heutige Zeit übertragbar. Sie verlangen nun von mir, etwas zu rechtfertigen, was ich selbst nicht in Ordnung finde. Da beginnen die Schwierigkeiten und das verleitet leicht zu dem Fehler, der häufig begangen wird: Man denkt, dass alle Muslime die Scharia gut finden. Dabei finde ich die Scharia genauso "schlimm" wie Sie. Ich würde heute die Scharia auch nicht als Staatssystem haben wollen.Hintergründe liegen meist in politischen Interessen
Die wenigsten Iraner sagen ja, dass sie die Scharia oder den Gottesstaat toll finden. Die Hintergründe sind meist ein politisches Interesse und politisches Gezerre. Schauen Sie sich die Länder einmal an, in denen die Scharia heute noch große Teile des Gesetzes ausmacht. Das sind meist Länder, die eine ganz rigide und diktatorische politische Führung haben. Das sind meist keine Demokratien. Es ist fatal, dass Religion und Politik oft zurechtgebogen und passend gemacht werden. Und warum gibt es diese ganzen Aufstände? – Weil die Menschen mit diesem Regime nicht mehr leben wollen. Die Zeit schreitet weiter voran: Und wenn man Religion quasi konservieren will, liegt es auf der Hand, dass die Kluft irgendwann riesig ist.Gibt es Ansätze, die Einheit von Kirche und Staat aufzuheben?
Sie nennen als Beispiel den Iran, das ist mehr oder weniger ein Gottesstaat, eine Theokratie. Aber gehen Sie einmal nach Tunesien oder Marokko – da gibt es zig Beispiele, wo die Scharia nicht in diesem Maß Einzug gehalten hat. Da bitte ich wirklich um mehr Differenzierung. In Indonesien ist die Scharia nicht das Grundgesetz. Es gibt diese Staaten wie Saudi-Arabien, Sudan oder den Iran – das will ich gar nicht verheimlichen. Das finde ich genauso schlimm wie Sie. Aber es gibt genügend islamische Staaten, wo das längst nicht so ist. Und da muss man zumindest relativieren und sagen, das sind einzelne Staaten. Es ist schlimm genug, dass es so ist. Aber das bedeutet nicht, dass alle muslimischen Staaten die Scharia ganz toll finden und überall durchgesetzt haben.Thu, 14 Apr 2022 - 02min - 5426 - Schlafen Ameisen auch mal?
Ameisen schlafen – der Ameisenstaat funktioniert 24 Stunden rund um die Uhr
Ja, die Ameise schläft auf jeden Fall. Es wäre furchtbar, wenn die ihr ganzes Leben lang nur hin- und herlaufen würde. Die Mär der fleißigen Ameise stimmt in dem Sinne auch nicht. Es gibt schon Ruhephasen, die das einzelne Individuum macht. Was so fleißig ist, ist ja der gesamte Ameisenstaat, den man als Superorganismus bezeichnen könnte. Dort übernimmt jedes Individuum nur eine kleine Aufgabe. Der gesamt Staat – der gesamte Organismus – der läuft tatsächlich 24 Stunden am Tag. Da sind die vielfältigsten Aufgaben zu erledigen. Die einzelnen Individuen haben aber Ruhepausen. Wie lang die sind, hängt sehr stark von ihren einzelnen Aufgaben ab. Die Königin, die ja viele Eier produzieren muss, wird wahrscheinlich weniger Ruhepausen haben (weil sie gar nicht erst dazu kommt) als die Arbeiterin, die extrem starke Lasten transportieren muss. Die Ameisen sind ja unter anderem auch dafür berühmt, dass sie – verglichen mit ihrem Körpergewicht – extrem viel tragen können und somit auch viel Energie verbrauchen.Wie sehen die Ruhepausen aus? Zehn Minuten krabbeln, zehn Minuten Pause?
Nein, das sind in jedem Fall längere Ruhepausen. Der Schlaf der Insekten ist anders als bei den Menschen. Die legen sich nicht irgendwo hin. Sie können ja auch die Augen nicht schließen. Die krabbeln ins Nest, suchen sich dort eine Stelle, wo sie sitzen können und bleiben dann in dieser Stellung ein paar Stunden.Bei Insekten gibt es Diapausen
Es gibt Insekten, die auch ganz lange Ruhepausen machen, die halten eine Art Winterschlaf. Das nennt man bei Insekten auch Diapause. Das können sowohl Insekten im Larvenstadium machen als auch Puppenstadien. Auch erwachsene Tiere können lange Ruhephasen haben. Das ist immer abhängig von den einzelnen Arten; auch bei den Ameisen gibt es ja eine Vielzahl von Arten. Bisher sind weltweit weit mehr als 11.000 Arten beschrieben. Da gibt es „fleißigere“, und es gibt auch welche, die mehr ruhen als andere.Sun, 10 Apr 2022 - 02min - 5425 - Warum ist das "Aprilwetter" so unbeständig und wechselhaft?
Großräumige Zirkulation und großräumige Sonneneinstrahlung
Das liegt an der Umstellung des Wetters von der Winterzirkulation auf die Sommerzirkulation. Im Winter sind sowohl die See als auch das Land relativ kalt und es herrscht eine gewisse Beständigkeit. Wenn die Sonne im April höher steigt, erwärmt sich das Land stärker, während die Meere noch kalt sind. Es kommt zu einen Luftaufstieg über dem Land und es bildet sich eine neue Zirkulation.Viele Tiefdruckgebiete im April bringen Regen
Wir haben dann sehr viele Tiefdruckgebiete, die in rascher Folge über die Region hinwegziehen. Die bringen Regen; dann scheint wieder die Sonne und es ist warm. So kann man gerade im April die gesamte Palette aller Wettererscheinungen beobachten. Gründe sind also die großräumige Zirkulation und die großräumige Sonneneinstrahlung.Sun, 2 Apr 2023 - 00min - 5424 - Welche Folgen hat ein Blitzschlag für den Körper?
Innere und äußere Verletzungen
Ein Blitzschlag kann zu Verbrennungen führen. Denn wenn ein Blitz einschlägt, dann ist der Mensch für den Blitz so etwas wie ein elektrischer Leiter, der den Strom zum Erdboden abführt. Der größte Teil des Stroms fließt an der Haut entlang. Dabei entsteht – wie in einem Glühdraht – eine große Hitze, die zu Verbrühungen und Verbrennungen führen kann. Zum Teil können aber auch Verbrennungen im Körper entstehen, die von außen nicht so leicht zu erkennen sind, aber durchaus innere Vernarbungen und chronische Schmerzen zur Folge haben können. Der zweite Typ von Verletzungen betrifft alles, was mit dem Nervensystem zu tun hat. Die Signalübertragung in den Nerven funktioniert elektrochemisch. Und je nachdem, welche Stelle im Körper der Blitz genau trifft, kann er das Nervensystem durcheinander bringen. Im glimpflichen Fall leiden die Menschen kurzfristig unter Übelkeit oder Schwindel.Nerven und Gehirn können betroffen sein
Blitzschläge können zu Seh- oder Riechstörungen führen. Auch Gedächtnisverlust ist eine mögliche Folge. Wenn das Nervensystem sonstwo im Körper getroffen wird, können – zusammen mit den Verbrennungen – auch Muskeln beeinträchtigt sein. Sie sind dann nicht mehr aktivierbar. Wenn es sich um den Herzmuskel handelt und das Herz aussetzt, ist das lebensgefährlich. Ebenso, wenn der Atemreflex bzw. die Atemmuskulatur nicht mehr funktioniert – auch das kann tödlich sein. Daneben gibt es noch die psychischen Folgen. Zum einen kann es durch Schädigungen im Gehirn zu Persönlichkeitsveränderungen kommen – auch das wurde schon beobachtet. Etwa, dass Menschen ihre Impulse nicht mehr kontrollieren können und schnell aggressiv werden oder beleidigt reagieren. Aber natürlich ist ein Blitzschlag auch eine traumatische Erfahrung mit all den möglichen Folgen, die damit verbunden sind – bis hin zu Depressionen.Mon, 14 Aug 2023 - 01min - 5423 - Sind Geschmacksverstärker schädlich?
Glutamat: lebenswichtiger natürlicher Stoff
Glutamat ist ein natürlicher Stoff, der im menschlichen Körper enthalten ist; insgesamt 2 kg, größtenteils fest in die Knochen eingebaut. 10 g sind frei und 2 g spielen als Botenstoff eine wichtige Rolle im Gehirn. Glutamat ist ein lebenswichtiger Stoff, den man praktisch gar nicht vermeiden kann und der auch in vielen natürlichen Lebensmitteln enthalten ist: Sojasoße, Roquefort-Käse, Parmesan, Tomaten, Bratensoße, Muttermilch usw. Was bewirkt aber das zugesetzte Glutamat, das zum Beispiel in der Tütensuppe oder in Chips enthalten ist? Kritiker sagen, dass dieses Glutamat im Hirn zu sogenannten Läsionen führen kann; bei großen Mengen erleidet das Gehirn also Schaden.Glutamat verursacht Schäden im Gehirn und stört die Gewichtsregulation
Kritiker sagen außerdem, dass Glutamat bei sogenannten neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer und Parkinson eine Rolle spielen kann. John Olney hat als erster amerikanischer Wissenschaftler bereits in den 1960er-Jahren dazu geforscht. Neu ist die Erkenntnis, dass Glutamat die Gewichtsregulation und das hormonelle Gleichgewicht stören kann. Das sogenannte „Schlankheitshormon“ Leptin, das erste Hormon aus dieser Sättigungsriege, das man 1994 entdeckt hat, wird im Fettgewebe gebildet. Es signalisiert dem Gehirn den Versorgungszustand des Körpers. Ist der Level hoch, erhält das Gehirn die Nachricht: „Wir haben genug im Körper, es muss nicht gegessen werden.“ Sobald der Leptinlevel sinkt, bekommt das Gehirn die Botschaft, dass Nahrung aufgenommen werden muss. Das Glutamat sorgt nun dafür, dass der Leptinlevel gesenkt wird, obwohl der Versorgungszustand okay ist. Es manipuliert also das Gehirn. Das führt dazu, dass der Mensch mehr isst, als er braucht. Es gibt aber auch Verteidiger des Glutamats, zum Beispiel an der Universität Hohenheim. In der ersten Runde war die Runde der Professoren von der Glutamatindustrie beauftragt und bezahlt. In der zweiten Runde, dem „Hohenheimer Konsensusgespräch“, wurde ein Update gemacht. Dort kam man zu dem Schluss, dass jemand meiner Körpergröße 500 g Glutamat am Tag essen könnte. Ob die Professoren selbst das schon gemacht haben, ist mir nicht bekannt. Der Sprecher ist der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, Prof. Peter Stehle aus Bonn.Mon, 7 Mar 2022 - 02min - 5422 - Warum fällt das Butterbrot immer auf die Butter-Seite?
Butterbrot fällt in der Regel nicht zufällig
An der Kasse im Supermarkt landet man grundsätzlich in der langsamsten Schlange. Und das Butter- oder Marmeladenbrot landet beim Herunterfallen immer mit der geschmierten Seite auf dem Boden. Aber ist das wirklich so oder bilden wir uns das nur ein? Bei der Kasse am Supermarkt muss man sagen, ist es Einbildung. Aber das mit dem herunterfallenden Brot stimmt tatsächlich. Das klingt merkwürdig, denn man könnte ja meinen, dass es wie beim Würfeln Zufall ist, wie es fällt. Tatsächlich ist es aber gar nicht so zufällig, denn die normalen Ausgangsbedingungen sind immer ähnlich.Fall von der Tischkante: standardisierte Sturzbedingungen
Wir haben einen Esstisch mit einer typischen Höhe von 80 cm, an dem wir sitzen. Dazu ein handliches Butterbrot, das auf der Tisch- oder Tellerkante liegt und irgendwie über den Rand fällt. Unter diesen Standardbedingungen – Fallhöhe 80 cm, Breite des Brotes ca. 10 bis 15 cm – schafft das Brot beim Herunterfallen in der Regel tatsächlich eine halbe Drehung. Vorausgesetzt, wir geben ihm nicht noch zusätzlich eine Drehung mit. Deshalb landet es in der Mehrzahl der Fälle auf der geschmierten Seite. Sie können das übrigens ausprobieren. Vielleicht nicht mit einem Marmeladenbrot, dazu ist der Boden zu schade. Nehmen Sie lieber eine Münze und ein Buch. Legen Sie das Buch flach auf den Boden, die Münze oben drauf und schieben Sie sie langsam über den Rand. Je nachdem, wie dick das Buch ist, wird sie keine, eine oder zwei Umdrehungen machen, aber das immer wieder. Wenn Sie immer das gleiche Buch und die gleiche Münze nehmen, werden Sie fast immer das gleiche Ergebnis bekommen – und so ähnlich ist das auch mit dem Butterbrot.Thu, 10 Feb 2022 - 02min - 5421 - Wofür steht der Ausdruck "jwd"?
Berliner Dialekt und Humor
Das kann ich leicht erklären, denn mein Vater ist in Berlin groß geworden. Dort gab es in alten Zeiten Zustellbezirke. Die wurden erst eingeführt, als Berlin immer größer wurde. Dann gab es zum Beispiel den Zusatz "s. w." Das war dann einfach der Südwesten. In dieser Art sagte man dann irgendwann "janz weit draußen". Und hiervon hat man die Abkürzung ähnlich wie diese Postzustellungsbezirke genannt, nämlich "j. w. d."Sat, 15 Jan 2022 - 00min - 5420 - Wie kann man Intelligenz fördern?
Umgang mit Symbolsystemen einer Gesellschaft erlernen
Man kann seine Intelligenz nur entwickeln – egal wie die genetische Ausstattung ist – wenn man mit den Symbolsystemen, die eine Gesellschaft zur Verfügung stellt, umzugehen lernt. Dazu gehört Sprache, aber auch Mathematik. Wenn ein Mensch keine Möglichkeit hat, in die Schule zu gehen, dann wird er nicht den IQ erreichen, den er erreichen würde, wenn er die Möglichkeit zum Schulbesuch gehabt hätte. Es ist deshalb auch nicht sinnvoll, schon in der frühen Kindheit Intelligenztests zu machen.Hochbegabtendiagnose frühestens ab 10 Jahren
Es gibt einige Hinweise darauf, welches Kind bessere Chancen hat, Intelligenz zu entwickeln. Aber eine zuverlässige Intelligenzmessung kann man nicht vor einem Alter von 10 Jahren vornehmen. Kein seriöser Psychologe würde eine Hochbegabtendiagnose stellen, bevor ein Kind 10 Jahre alt ist. Man braucht die Zeit in der Schule. Erst, wenn man mit dem Material, das in der Schule bearbeitet wird, konfrontiert wird, kann man seine Intelligenz entwickeln. Da braucht man auch keine spezifische Förderung; da reicht es, dass man Lesen und Schreiben lernt.Qualität des Unterrichts ist wichtig
Allerdings spielt die Unterrichtsqualität eine Rolle bei der Frage, wie gut man bestimmte Inhalte lernt. Wenn ein Kind, das seine Intelligenz voll entwickelt hat, schlechten Mathematikunterricht hat, besteht die Gefahr, dass es trotzdem nicht so gut in Mathematik wird, wie es hätte sein können. Es hat die Intelligenz, also den Rohstoff, aber es hatte nicht die Möglichkeit, ihn optimal zu investieren.Tue, 28 Dec 2021 - 01min - 5419 - Wie kommen die Westindischen Inseln zu ihrem Namen?
Die "Westindischen Inseln" liegen in der Karibik. Sie waren also das erste, was Kolumbus nach seiner Atlantiküberquerung zu Gesicht bekam. In der Logik eines "Indienreisenden" müssten diese Inseln also Indien im Osten vorgelagert sein. Den Namen „westindisch“ bekamen die Inseln allerdings nicht von Kolumbus selbst. Sie erhielten ihn erst viele Jahre später, als längst klar war, dass Kolumbus nicht Asien erreicht hat, sondern einen neuen Kontinent namens Amerika. Es war zu dem Zeitpunkt also klar, dass diese Inseln nichts mit Indien zu tun haben. Das Rätsel löst sich, wenn man sich die Kolumbus-Geschichte genauer anschaut.
Kolumbus wollte nach Asien, aber nicht explizit nach Indien
Entgegen dem weit verbreiteten Mythos hat Kolumbus zu keinem Zeitpunkt wirklich geglaubt, Indien erreicht zu haben. Er wollte zwar Asien erreichen, aber nicht explizit Indien. In seinen Aufzeichnungen, auch in seinen Bordbüchern steht nicht "India", sondern es findet sich immer der Ausdruck "Las Indias". Das ist ein Plural, wörtlich: "Die Indien", als ob es mehrere Länder dieses Namens gäbe. Gemeint waren damit aber im damaligen Sprachgebrauch all die Ländereien in und jenseits von Indien – also der gesamte ostasiatische Raum. Als Kolumbus in der Karibik war, wähnte er sich in der Höhe von Japan. Später glaubte er, China erreicht zu haben – aber nicht Indien.Zwei Gruppen von indischen Inseln
Als ein paar Jahre nach Kolumbus' Tod klar war, dass er gar nicht in Asien war, sondern einen neuen Kontinent entdeckt hatte, blieb der Ausdruck "Las Indias" dennoch bestehen – als Ausdruck für eben jene Inseln in der Karibik, die Kolumbus tatsächlich angefahren hat. So gab es aus Sicht der europäischen Seefahrer schließlich zwei Gruppen von "indischen Inseln": Zum einen diejenigen, die buchstäblich in Indien und dahinter liegen – also in Asien – und die anderen vor dem amerikanischen Kontinent. Die einen lagen Richtung Osten, die bezeichnete man als ostindisch – da gab es dann ja auch die berühmte Ostindien-Handelskompanie. Und die anderen lagen, wieder von Europa aus gesehen, Richtung Westen. Also nannte man sie westindische Inseln. Die Ausdrücke Ost und West beziehen sich also nicht auf die Lage innerhalb eines vermeintlichen Indiens, sondern auf die Perspektive der Seefahrer.Sun, 14 May 2023 - 02min - 5416 - Kann man Moleküle sehen?
Moleküle: Verbindungen von mehreren einzelnen Atomen
Mit bloßem Auge natürlich nicht. Moleküle sind Verbindungen von mehreren einzelnen Atomen, entsprechend klein sind sie. Zum Vergleich: Ohne Mikroskop kann unser Auge gerade noch Strukturen von etwa einem Fünftel Millimeter erkennen und Punkte voneinander unterscheiden. Die meisten Moleküle liegen aber in der Größenordnung von Nanometern. Ein Nanometer ist ein Millionstel eines Millimeters. Unvorstellbar klein!Mikroskop: Moleküle mit Hilfsmitteln sichtbar machen
Um Moleküle sichtbar zu machen, brauchen wir also Hilfsmittel. Lichtmikroskope, wie man sie aus dem Biounterricht kennt, steigern das Auflösungsvermögen immerhin um den Faktor 1.000. Sie schaffen es also, bis zu 200 nm kleine Objekte sichtbar zu machen. Das reicht zum Betrachten einzelner Zellen. Um noch kleinere Strukturen zu sehen, braucht man Elektronenmikroskope. Wie der Name schon sagt, wird hier nicht mit Licht, sondern mit Elektronen gearbeitet. Die werden bei der Interaktion mit Atomen und Molekülen von ihrem ursprünglichen Weg abgelenkt. Durch diese Ablenkung ergeben sich Muster, die man dann sichtbar machen kann. Durch Elektronenmikroskopie können wir Objekte sehen, die bis zu 0,5 nm klein sind! Also ein Faktor 400 gegenüber den Lichtmikroskopen. Das reicht für Moleküle und sogar einzelne Atome. So entstanden z.B. gestochen scharfe Bilder von DNA und Wassermolekülen. Bei diesen Proben ist aber eine spezielle Vorbereitung nötig.Beschichtung mit leitfähigem Material: Proben fürs Mikroskop vorbereiten
Um kontrastreiche Bilder zu bekommen, sollte die Probe elektrisch leitfähig sein. Das sind natürlich nicht alle Stoffe! Darum werden Proben zuerst mit einem leitfähigen Material, wie Gold beschichtet. Die Messung findet dann im Vakuum statt, was zum Beispiel lebende Zellen nicht aushalten. Die gehen bei der Vorbereitung kaputt.Atomgenaue Auflösung mithilfe von Rasterkraftmikroskopie
Aber dafür gibt es eine Lösung: Die Rasterkraftmikroskopie ist eine Möglichkeit, Moleküle und Atome sichtbar zu machen, ohne sie aufwendig und möglicherweise unter Zerstörung der Probe vorbereiten zu müssen. Dabei wird die Oberfläche der Probe mit einer ultrafeinen Spitze abgefahren. Diese Spitze ist der Oberfläche dabei so nah, dass sie die schwachen Anziehungskräfte durch die Oberfläche registrieren kann. Damit ist eine atomgenaue Auflösung von bis zu 0,1 nm möglich. Der Nachteil: Man kann die Atome nicht über einen längeren Zeitraum beobachten wie beim normalen Mikroskop. Es lässt sich immer nur eine Momentaufnahme der Probe anfertigen.Fluoreszenzmikroskopie: Beobachtung über längeren Zeitraum möglich
Das aber geht mit einem weiteren Verfahren, der sogenannten ultrahochauflösendenFluoreszenzmikroskopie. Kurioserweise sind wir damit fast wieder am Anfang, denn die Fluoreszenzmikroskopie arbeitet wieder mit Licht.Seit 1999 neue Möglichkeiten in der Mikroskopie
Mehr als 100 Jahre galt es als unmöglich, mit Lichtmikroskopie Objekte sichtbar zu machen die kleiner als 200 nm sind. Das hat mit dem Wellencharakter von Licht zu tun. Aber 1999 ist es gelungen, diese Grenze zu durchbrechen. Das geht, wenn man fluoreszierende Moleküle einsetzt. Diese können Licht in Form von Energie aufnehmen. Man sagt, sie werden „angeregt“. Diese Energie geben sie nach einigen Nanosekunden wieder ab – in Form von Licht. Das allein reicht aber noch nicht. Denn selbst wenn man das registrierte Licht beobachtet, kann man nicht sagen, ob es von einem bestimmten Molekül kommt, oder von einem anderen Molekül 10 nm daneben.Fluoreszenzmikroskopie arbeitet mit zwei Lichtstrahlen
Der Trick bzw. die Lösung: Es werden zwei Lichtstrahlen eingesetzt. Der erste Lichtstrahl ist dazu da, die Moleküle anzuregen. Doch schon bevor sie fluoreszieren, also selbst Licht ausstrahlen, wird ein zweiter Strahl hinterhergeschickt. Dieser kann Moleküle „abregen“, also das Fluoreszieren verhindern. Dieser Strahl hat nun in der Mitte ein Loch, sodass alle Moleküle am Fluoreszieren gehindert werden – außer dem einen innerhalb dieses Loches. So kann man die Position der Lichtquelle auf das Innere dieses Loches eingrenzen. Inzwischen ist man in der Lage, zwei Punkte zu unterscheiden, die nur 1 bis 3 nm voneinander entfernt sind. Und da diese Methode mit lebenden Zellen funktioniert, können sogar Videos von Zellprozessen aufgenommen werden, z. B. wie Botenstoffe zwischen zwei Nervenzellen ausgetauscht werden. Die Forschung arbeitet daran, noch bessere Methoden zu entwickeln, um Prozesse innerhalb von Zellen zu verstehen. Für die Entwicklung gab es 2014 auch den Nobelpreis.Mon, 23 Aug 2021 - 05min - 5415 - Was ist für den Garten in trockenen Sommern wichtig?
Boden ist die Grundlage eines guten Gartens
Wichtig ist, dass man die richtigen Pflanzen im Garten hat. Aber das A und O beim Gärtnern ist der Boden. Der Boden muss gut vorbereitet sein, damit er Wasser sehr gut halten kann. Dafür müssen wir durch Mulchen eine Humusschicht aufbauen: Der Boden sollte immer abgedeckt sein durch organisches Material. Das kann Rasenschnitt sein, Laub, Kompost – alles, was im Garten anfällt. Dadurch bildet sich Humus. Dieser Humus verhindert, dass das Wasser aus dem Boden von unten nach oben driftet. Das Wasser bleibt also im Boden. Außerdem werden die Nährstoffe vom Humus an die Pflanzen abgegeben. Dieser gute Boden ist die Grundlage eines guten Gartens.Wed, 9 Jun 2021 - 00min - 5414 - Stimmt es, dass der Mars kein Magnetfeld hat?
Magnetisiertes Gestein, aber kein Magnetfeld
Ja, das ist richtig. Allerdings hatte der Mars in seiner frühen Geschichte ein Magnetfeld. Man muss hier unterscheiden zwischen einem Magnetfeld, das unsere Planeten selbst erzeugen können, und Magnetisierung, die Gestein annehmen kann. Auf dem Mars gibt es Gestein, das magnetisiert ist. Wir gehen davon aus, dass dieses Gestein früher, vor etwa viereinhalb bis vier Milliarden Jahren, in dem damaligen Magnetfeld des Mars magnetisiert worden ist. Wenn wir mit dem Kompass in der Nähe dieser Gesteine herumlaufen würden, würden wir tatsächlich eine Abweichung der Kompassnadel sehen.Früher hatte Mars starkes Magnetfeld
Die Erde zeichnet sich hingegen dadurch aus, dass sie ein relativ starkes Magnetfeld hat. Der Mars hatte das früher, hat es heute aber nicht mehr. Auch der Mond hatte früher ein Magnetfeld, aber auch kein so starkes. Heute hat er ebenfalls keines mehr. Von den Erdähnlichen, den Gesteinsplaneten, hat nur Merkur noch ein solches Feld – allerdings sehr viel schwächer als die Erde. Und der Merkur ist auch überhaupt nicht lebensfreundlich. Zudem haben noch die Riesenplaneten, also Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun, selbst erzeugte Magnetfelder. Im Hinblick auf Leben und Habitabilität, also Bewohnbarkeit, ist die Erde auch durch dieses Magnetfeld ausgezeichnet.Tue, 9 Mar 2021 - 03min - 5413 - Wann bekommt der neue US-Präsident den Koffer mit den Atomcodes?
Notfallranzen: gut bewacht immer in der Nähe des Präsidenten
Der legendäre Atomkoffer des US-Präsidenten ist in Wirklichkeit eine relativ unscheinbare schwarze Aktentasche aus Leder. Im Amerikanischen wird sie auch „nuclear football“ oder „president’s emergency satchel“ genannt. Dieser 20 Kilogramm schwere „Notfallranzen“ wird stets von einem Soldaten getragen und befindet sich immer in unmittelbarer Nähe des Präsidenten – egal ob der sich gerade an Bord der Air Force One oder auf dem Golfplatz befindet. Entgegen der Legende befindet sich der rote Atomknopf, den der US-Präsident drücken muss, um einen nuklearen Angriff auszulösen, nicht in der Aktentasche. Was genau drin ist, ist streng geheim. Aber man weiß immerhin, dass sich in der Tasche ein weiterer Aluminiumkoffer der Marke Zero Halliburton befindet. Darin wiederum soll das sogenannte Black Book liegen, eine Sammlung von nuklearen Angriffsplänen. Außerdem die „Go Codes“, mit denen der Präsident die Angriffspläne umsetzen kann, ein Handbuch, das u.a. alle Atombunker der USA auflistet, und ein abhörsicheres Telefon.Biscuit: Plastikkarte enthält Nuklearcodes
Zum dem Atomkoffer gehört auch das sogenannte Biscuit, ein kreditkartengroßes Stück Plastik, das der Präsident immer bei sich tragen muss. Auf diesem Biscuit befinden sich die Nuklearcodes, mit denen der Präsident den Befehl zum Zünden einer Atomrakete geben könnte.Übergabe an den Nachfolger am Tag der Inauguration
Der Atomkoffer wird um Punkt 12 am Tag der Amtsübergabe – das nächste Mal also am 20. Januar 2021 – übergeben. Und zwar nicht von Präsident zu Präsident, sondern ein Militärangehöriger übergibt ihn an den nächsten. Ab dem Zeitpunkt wird auch die Code-Karte elektronisch scharfgeschaltet. Dann ist der neugewählte Präsident der Oberbefehlshaber über die US-Truppen und damit auch verantwortlich für den Atomkoffer.Tue, 19 Jan 2021 - 02min - 5412 - Werden Batterien leichter, wenn sie leer sind?
Batterie ist geschlossenes System
Das Wörtchen "leer" führt an dieser Stelle auf eine falsche Fährte. Wir sprechen von "vollen" und "leeren" Batterien, dabei sind "leere" Batterien nicht wirklich "leer" in dem Sinn, dass weniger "drin" ist als vorher. Die Batterie ist ein geschlossenes System – da tritt im Normalfall nichts aus. Wenn Batterien in Betrieb sind, findet nur eine elektrochemische Reaktion statt, bei der Elektronen von einem Ende der Batterie zum anderen wandern. Aber die Masse, also die Zahl der Atome in der Batterie, bleibt erhalten. So gesehen verlieren die Batterie nicht an Gewicht.Einstein und die Relativitätstheorie
Eine winzige Einschränkung kommt aber durch Albert Einsteins Relativitätstheorie und seine berühmte Gleichung E = mc². Das E in der Gleichung ist die Energie eines Systems im Ruhezustand. Einstein sagt mit der Gleichung: Je größer die Masse eines Körpers, desto größer ist seine Ruheenergie. Im Umkehrschluss heißt das: Wenn ein Körper – in dem Fall die Batterie – Energie verliert, also in Form von Strom an die Umgebung abgibt, verliert sie Masse. Das ist jedoch so wenig, dass man das praktisch nicht messen kann; es bewegt sich im Bereich von Milliardstel Gewichtsprozenten. Insofern müsste die ganz korrekte Antwort lauten: Ja, eine verbrauchte Batterie ist laut Relativitätstheorie um einen winzigen Bruchteil leichter, aber damit kann man im Alltag nichts anfangen. Es hilft leider nicht, volle und leere Batterien durch Abwiegen voneinander zu unterscheiden.Wed, 6 Sep 2023 - 01min - 5411 - Hilft eine Stuhltransplantation gegen Übergewicht?
Stuhltransplantation wirkt beim Menschen nicht gegen Adipositas
Das wäre schön wenn es so wäre, und es gab bereits viele Anfragen zu diesem Punkt. Es gibt recht gute Studien darüber, dass man durch Mikrobiom-Übertragung von einer Maus auf eine andere aus einer dünnen Maus eine dicke Maus machen kann und umgekehrt. Das klingt vielversprechend, ist aber beim Menschen nicht ganz so einfach. Momentan gibt es also keine Evidenz dafür, dass eine Stuhltransplantation bei Adipositas wirken kann. Aber das Thema Mikrobiom ist trotzdem wichtig für Adipositas. Es gibt manche Bakterienstämme, die extrem gute Futterverwerter sind und damit eine Adipositas noch verstärken. Und es kann durchaus sinnvoll sein, gemeinsam mit einer Ernährungsberatung genauer hinzuschauen, ob beispielsweise mit Prä- oder Probiotika oder einer Ernährungsumstellung geholfen werden kann.Thu, 2 Mar 2023 - 01min - 5410 - Gibt es Bäume ohne Jahresringe?
Jahresring: Wechsel zwischen hellem Frühholz und dunklem Spätholz
Das dachte man früher – und zwar von Tropenbäumen. Jahresringe entstehen ja durch den Wechsel der Jahreszeiten, vor allem Winter und Sommer. Dahinter steckt folgender Vorgang: Nach der Wachstumspause im Winter folgt eine Phase, in der sich von der Rinde her zunächst eine Schicht von sogenanntem Frühholz bildet. Dieses Frühholz wächst schnell. Schnell heißt, es bilden sich große Zellen mit vergleichsweise dünnen Wänden. Diese Zellen sind hell. Und daran wiederum schließt sich eine zweite langsamere Wachstumsphase an; dabei entstehen kleine Zellen mit dickeren Wänden. Diese dichtere Zellsubstanz erscheint dunkel. Eine solche Abfolge aus hellem Frühholz und dunklem Spätholz definiert einen Jahresring.Auch tropische Bäume haben Jahresringe
In den Tropen sind die Wachstumsbedingungen aber ganz anders. Da gibt es keinen Winter in dem Sinn, keine echte Wachstumspause. Deshalb galt es früher als gängige Lehrmeinung, dass tropische Bäume keine oder höchstens schwach ausgeprägte Jahresringe haben. Inzwischen weiß man, dass das nicht stimmt. Manchmal sind die Jahresringe zwar mit dem Auge kaum erkennbar, sie sind aber trotzdem da.Wechsel von Regenzeiten und Trockenzeiten
Auch in den Tropen herrschen ja nicht immer gleiche Bedingungen. Es gibt zwar keinen Winter und Sommer, aber es gibt oft einen Unterschied zwischen Regenzeiten und Trockenzeiten. In manchen tropischen Regionen gibt es auch zwei Regenzeiten im Jahr, sodass man keine Jahres- sondern "Halbjahres-Ringe" findet. Selbst in Gegenden wie dem Amazonasbecken, wo es praktisch jeden Tag regnet, gibt es unterschiedliche Wachstumsbedingungen zum Beispiel dadurch, dass das Wasser des Amazonas unterschiedlich hoch steht, weil er ja Wasser aus den weit entfernten Anden mit sich bringt. Wenn der Amazonas richtig Hochwasser führt und die Bäume unter Wasser sind, wachsen sie zum Teil schlechter, als wenn der Pegel niedrig ist. Und so entstehen auch dort Jahresringe.Jahresringe bei Tropenbäumen oft nur chemisch nachweisbar
Warum nun glaubte man früher, dass es keine Jahresringe gibt – wenn man doch anscheinend nur genau hinschauen muss? Die Antwort: Weil man sie eben nicht immer sieht. Rein optisch sind die Ringe bei vielen tropischen Bäumen mit dem Auge nicht zu erkennen, weil die Ringe nicht farblich hervortreten, sondern sich nur bei chemischen Untersuchen zeigen. Man kann also chemisch nachweisen, dass das Holz in bestimmten Phasen schnell, in anderen langsam gewachsen ist. Beispielsweise lagern manche Bäume in der Hauptwachstumsphase besonders viel Kalzium ein. Das sieht man zwar nicht mit dem Auge, man kann es aber im Labor nachweisen.Wed, 7 Jun 2023 - 02min - 5409 - Wie träumen blinde Menschen?
Blinde Personen haben genauso Träume wie sehende Personen. Allerdings fehlt eine Sinnesmodälität: das Sehen. Dazu gibt es eine ganze Reihe von Studien. Interessanterweise kann man den Traumbericht eines Blinden oft nicht von dem eines Sehenden unterscheiden. Es geschehen im Traum Dinge, welche blinde Personen tagsüber machen. Die die sind vergleichbar mit dem, was sehende Personen machen. Bei bestimmten Seherlebnissen oder der Frage nach Farben gibt es natürlich Unterschiede. Aber die Träume von blinden Personen sind genauso reich an Sinneseindrücken wie die Träume von Sehenden – ohne eben die Wahrnehmung von visuellen Reizen oder Sinnesreizen des Sehens.
Thu, 16 Feb 2023 - 00min
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