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Woher stammt die "Quarantäne"? Wie entsteht ein Schwarzes Loch? Warum fallen Wolken nicht vom Himmel? SWR Redakteur Gábor Paál und Gäste aus der Wissenschaft erklären im Wechsel jeden Tag ein kleines Stückchen Welt. Texte unter http://1000-antworten.de Viele Episoden dieses Podcasts stehen unter einer Creative-Commons-Lizenz. Ihr könnt diese Episoden unter Angabe der Quelle und der Lizenz unverändert in Eurem eigenen Digitalangebot dauerhaft veröffentlichen. Die Episoden dürfen dabei nicht verändert oder kommerziell genutzt werden. Die Lizenz lautet CC BY-NC-ND 4.0.
- 5809 - Woher kommt der Begriff "Seemannsgarn"?
Taue wurden von Seeleuten repariert
Mein Vater war selbst Seemann; deshalb weiß ich sehr genau, woher das kommt. Mein Vater hat nämlich Taue spleißen müssen. Das tut man auf dem Festland eher selten. Es geht dabei darum, Taue in einer komplizierten Art und Weise der Flechttechnik wieder zu verbinden. Diese Taureparatur oder neue Taue flechten hat man miteinander an Bord gemacht und sich dabei Geschichten erzählt – Döntjes, wie man im Norden sagt. Es war also genau wie in den Spinnstuben. Deshalb hat man auch auf dem Festland "Garn spinnen" gesagt und meinte genau das Gleiche: irgendwelche Geschichten erzählen, die zwar nicht immer wahr waren, aber jedenfalls nett.Abenteuerliche Geschichten sorgten für Unterhaltung bei der Arbeit
Bei den Seeleuten war das natürlich noch viel mehr. Man fuhr ja früher nicht in Urlaub, sondern war hauptsächlich daheim. Die Seeleute kamen aber viel rum und erzählten dann manchmal ganz unglaubliche Geschichten, wie sie eben auch beim Spleißen oder Taureparieren erzählt und ausgedacht wurden. Und so sagt man dann eben auch "Seemannsgarn spinnen".Mon, 23 Jun 2025 - 01min - 5808 - Warum nimmt man den eigenen Körpergeruch nicht wahr?
Adaptation: Wir gewöhnen uns an Gerüche
Hier gilt das gleiche wie für alle Düfte, die man permanent um sich hat: Man nimmt sie irgendwann nicht mehr wahr. Das ist auch beim Parfüm so: Man trägt es auf, riecht es nach ein paar Minuten schon gar nicht mehr, sprüht nach – und am Schluss stinkt man wie ein Iltis. Die anderen merken es, man selber nicht. Wie alle Sinnessysteme hat unsere Nase die Fähigkeit, sich an bestimmte Reize zu gewöhnen und abzuschalten. Sie meldet dann dem Gehirn gar nicht mehr, dass Düfte in der Luft sind. Denn was die ganze Zeit da ist, muss dass Gehirn nicht ständig erfahren, sonst wird es völlig überlastet. Man nennt das Adaptation. In mancher Hinsicht ist das ein Geschenk, denn wenn es besonders stinkt, kann man sicher sein, dass man sich mit der Zeit auch daran gewöhnt und man diesen Duft nicht mehr riecht.Hunde laufen Zickzack, um die Spur nicht zu verlieren
Hunde können das übrigens auch. Wenn sie einer Beute folgen, laufen sie irgendwann Zickzack. Denn wenn sie immer in der Duftspur blieben, würden sie sich ebenfalls an den Geruch gewöhnen und den Hasen nicht mehr riechen können. Sie laufen also ein Stückchen raus, nehmen eine Prise frische Luft und kommen wieder zurück. Wenn wir einen Raum, in dem es stinkt, verlassen und wieder zurückkommen, bemerken wir auch den Geruch wieder.Sun, 22 Jun 2025 - 01min - 5807 - Warum krähen Hähne bei Sonnenaufgang?
Hahnenschrei: Inbegriff des Tagesbeginns
Hähne krähen nicht nur bei Sonnenaufgang, sondern über den Tag hinweg immer wieder. Nur nachts legen sie eine Krähpause ein. Deshalb fällt es morgen umso mehr auf; zu Sonnenaufgang ist ja noch nicht viel los. Hähne krähen somit in die Stille hinein. Deshalb ist das Krähen zum Inbegriff des Tagesbeginns geworden. Das Krähen dient dabei hauptsächlich als Imponiergehabe. Die Hähne markieren auf diese Weise ihr Revier, signalisieren ihren potentiellen Rivalen ihre Kampfbereitschaft und den Hennen, wie stark und toll sie sind. Gockel-Verhalten eben.Hähne folgen ihrer inneren Uhr und nicht dem Tageslicht
Lange glaubte man, dass die Tiere mit dem Krähen beginnen, wenn sie die ersten Sonnenstrahlen registrieren. Aber offenbar brauchen sie die Sonne gar nicht. Tatsächlich fangen sie oft ja auch schon vor der Dämmerung, also vor den ersten Sonnenstrahlen an zu krähen. Es gab 2013 eine Studie japanischer Wissenschaftler. Die haben Hähne unter Laborbedingungen beobachtet. Einige dieser Hähne haben sie einem konstanten Dämmerlicht ausgesetzt, sodass sie objektiv gar nicht mehr die Tageszeit erkennen konnten. Und trotzdem haben sie zuverlässig frühmorgens gekräht. Das deutet darauf hin, dass sie hauptsächlich ihrer inneren Uhr folgen – das funktioniert sogar über Wochen hinweg.Bei hellerem Licht wird häufiger gekräht
Natürlich wird diese Innere Uhr wie bei Menschen auch regelmäßig durch das Tageslicht geeicht – aber die Hähne brauchen am jeweiligen Morgen kein Licht als Startsignal. Trotzdem hat das Licht insgesamt einen gewissen Einfluss. Die Forscher haben geschaut, was passiert, wenn sie die Lichtverhältnisse variieren, es also mal ein bisschen heller, mal ein bisschen dunkler werden lassen. Da zeigte sich schon, dass die Hähne bei hellerem Licht häufiger krähten. Ein Hahn wird offenbar auch dann zum Krähen animiert, wenn er einen anderen Hahn krähen hört. Das kann durchaus auch früh morgens der Fall sein. Auf dem Land fällt das auf: Wenn einer anfängt, kräht bald der zweite hinterher. Aber einer muss ja den Anfang machen – und das funktioniert offenbar über die innere Uhr, also den biologischen Tag- und Nachtrhythmus.Sat, 28 Jun 2025 - 02min - 5806 - Weinen Tiere vor Schmerz oder Rührung?
Da gehen die Meinungen auseinander. Die meisten Verhaltensbiologen sagen eher, dass Tiere zwar durchaus Schmerz und Gefühle empfinden und auch so etwas wie Trauer fühlen können, dass sie aber deswegen nicht weinen. Das „Heulen“ vor Schmerz oder Rührung ist nach gängiger Lehrmeinung eine spezifisch menschliche Eigenschaft.
Krokodilstränen: kein Ausdruck von Trauer
Es gibt Krokodilstränen – also nicht nur in der Redensart, wo die Krokodilsträne ja der Inbegriff der Heuchelei ist – sondern Krokodile produzieren tatsächlich Tränen. Das war lange nicht klar, weil sich Krokodile ja viel im Wasser bewegen und deshalb immer wieder irgendwelche Tropfen an ihnen herunterkullern. Vor ein paar Jahren haben Forscher den Nachweis erbracht, dass das, was man schon seit Jahren für Krokodilstränen hielt, tatsächlich welche sind. Die entscheidende Frage ist aber: Was löst diese Tränen aus? Das hat wahrscheinlich nichts mit Trauer oder Schmerz oder sonstigen Gefühlsausbrüchen zu tun, sondern mit Druck. Die Krokodile produzieren die Tränen nämlich beim Fressen. Da sperren sie bekanntlich ihr Maul weit auf. Dies drückt nach hinten aufs Auge bzw. die dort befindlichen Tränendrüsen.Tränen: Auge befeuchten, reinigen, mit Nährstoffen versorgen
Tiere haben also Tränendrüsen, aber hauptsächlich, um die Augen zu befeuchten, zu reinigen und um die Hornhaut mit Nährstoffen zu versorgen – wie beim Menschen auch. Wir produzieren ja auch ständig Tränenflüssigkeit, ohne dass wir gleich weinen. Die Wissenschaft unterscheidet übrigens zwei Arten von Tränen. Das eine sind die sogenannten reflektorischen Tränen. Die produzieren wir, wenn wir z. B. Schmutz im Auge haben oder beim Zwiebelschneiden. Das ist die ganz normale Tränenflüssigkeit. Wenn wir aber weinen, dann sind das emotionale Tränen. Die haben eine etwas andere chemische Zusammensetzung; insbesondere enthalten sie mehr Proteine, mehr Mineralstoffe und eine erhöhte Konzentration an Serotonin. Das ist ein Botenstoff im Gehirn, der unter anderem bei Schmerz ausgeschüttet wird. Man kann Tränen also chemisch unterscheiden.Emotionale Tränen bei Tieren?
Standardlehrmeinung ist, dass Tiere keine emotionalen Tränen produzieren. Aber beweisen kann man es nicht. Denn nur weil man es noch nie wissenschaftlich beobachtet hat, kann man ja nicht ausschließen, dass es solche Tränen in ganz bestimmten Situation nicht doch gibt. Es gibt einen schönen Film: "Die Geschichte vom weinenden Kamel". Das ist ein ganz ruhiger, halb fiktiver, halb dokumentarischer Film, der in der Mongolei spielt – eine deutsch-mongolische Produktion. Es geht um Nomaden in der Wüste Gobi. Die haben ein Kamel, das ein Fohlen zur Welt bringt, allerdings unter so starken Schmerzen, dass es das Fohlen verstößt und nicht säugen will. Das Fohlen droht also zu verhungern. Am Ende gelingt es mithilfe von Musik, speziell einer mongolischen Geige, die Kamelstute in eine Stimmung zu versetzen, die dazu führt, dass sie ihr Junges doch wieder annimmt. Und in dem Moment kullert der Kamelmutter tatsächlich eine Träne aus dem Auge. Das ist ein sehr rührender Moment. Natürlich ist das ein Film, aber eben mit einem hohen dokumentarischen Anteil. Die Regisseure beteuern, dass diese Reaktion des Kamels, diese Tränen echt waren. Das sei nicht inszeniert gewesen – also keine Zwiebel oder sonst was –, sondern eine authentische Reaktion. Insofern: Wer weiß? Früher haben die Wissenschaftler gesagt, Tiere haben keine Gefühle. Heute sieht man das anders. Und möglicherweise ist auch bei den Tränen der Tiere das letzte Wort noch nicht gesprochen.Sat, 21 Jun 2025 - 03min - 5805 - Wirkt es sich emotional auf das Kind aus, wenn die Mutter in der Schwangerschaft singt?
Das Kind im Mutterleib kann ab der 21. Schwangerschaftswoche hören und das erste, was das Kind hört, ist die Stimme der Mutter. Fühlt sie sich gut, wirkt sich dieses Wohlbefinden körperlich direkt auf das Kind aus, es wird besser wachsen und bessere Anlagen haben. Nicht umsonst bemüht man sich weltweit, nett zu Schwangeren zu sein. [...]
Thu, 12 Mar 2015 - 02min - 5804 - Hat der Genuss von Rotwein positive Auswirkungen?
Diese Annahme geht zurück auf das sogenannte "French paradox". Eine US-amerikanische Studie aus den 1990er-Jahren sorgte weltweit für Furore: Demnach bleiben Franzosen, obwohl sie ungesunde Fette zu sich nehmen, gesund bzw. haben weniger Herzkrankheiten, weil sie zum Essen Rotwein trinken. [...]
Thu, 27 Sep 2012 - 01min - 5803 - Warum wurde der Euro-Kurs bei 1,95582 DM festgelegt?
Banken rechneten seit 1979 mit dem ECU
Der genaue Euro-Kurs wurde am Tag der Einführung des Euro als Buchgeld festgelegt, d.h. am 1.1.1999. Der Wert des Euro war nicht aus der Luft gegriffen, sondern der Euro hatte einen Vorläufer, den ECU – die European Currency Unit (Europäische Währungseinheit). Den ECU hatten wir zwar noch nicht im Portemonnaie, aber auf der Ebene der europäischen Banken wurde damit bereits seit 1979 gerechnet. Und als 20 Jahre später der Euro eingeführt wurde, wurde der Wert des ECU einfach 1:1 als Euro fortgeführt.Wie wurde der Kurs des ECU festgelegt?
Das Prinzip war das des Währungskorbs. Man kann es mit einem Obstkorb vergleichen: Im Obstkorb sind verschiedene Früchte. Die Früchte – Äpfel, Birnen, Bananen – haben jeweils einen eigenen Kilopreis. Und aus der Summe ergibt sich der Wert des Obstkorbs. So hat man es auch mit den Währungen gemacht: Man stellte sich einen großen Korb vor und hat dort fiktiv Geld von allen Ländern, die am Europäischen Währungssystems teilgenommen haben, hineingetan: D-Mark, französische Francs, italienische Lira usw. Die verschiedenen Währungen waren dabei aber nicht gleichwertig, sondern wurden gewichtet. Zum Beispiel ein Drittel des gesamten Währungskorbs wurde durch die DM bestimmt, weil Deutschland eine große, starke und damit wichtige Volkswirtschaft war. Das irische Pfund dagegen hat am ECU nur ein Prozent ausgemacht. Diese verschiedenen Währungen gewichtet ergaben zusammen einen ECU. Das musste später etwas angepasst werden, denn es kamen weitere Länder und damit weitere Währungen dazu. Aber das Prinzip wurde beibehalten. 1999 wurde der Wert des ECU dann 1:1 als Euro übernommen. An Silvester 1998 vormittags um 11 gab es eine Telefonkonferenz der Notenbankchefs der europäischen Staaten. Da wurden noch mal die einzelnen Währungen untereinander auf 5 Stellen hinterm Komma verglichen und darauf wurde dann für jede Währung der endgültige Umrechnungskurs zum Euro festgelegt.Warum wurde der ECU so festgelegt? Man hätte ja mehr oder weniger "Obst" in den Korb tun können?
Das hätte man machen können, denn letztlich ist es egal, wie hoch man den absoluten Wert ansetzt. Hauptsache, das Verhältnis der Währungen untereinander stimmt. Jetzt müssen wir noch ein bisschen weiter zurückgehen. Denn auch der ECU hatte eine Art Vorgänger; der nannte sich "Europäische Rechnungseinheit" (ERE). Das war eine Einheit, die bereits Anfang der 1970er-Jahre eingeführt wurde, um eine einheitliche Messlatte zu haben, mit der man die verschiedenen europäischen Währungen vergleichen konnte. Diese Europäische Rechnungseinheit wurde Anfang der 1970er-Jahre in Parität zum Dollar definiert. Also ursprünglich war eine ERE gleich einem Dollar. 1979, als der ECU als Währungskorb eingeführt wurde, hat man diesen Korb so gepackt, dass alle Währungen zusammen den Wert von einer Europäischen Rechnungseinheit bildeten. Wenn man also fragt, warum wir einen Euro haben, der ungefähr 2 Mark entspricht und nicht 10 Mark oder 100 Mark, dann liegt das daran, dass der Vorvorgänger des Euro dem Dollar gleichgesetzt wurde.Mon, 16 Jun 2025 - 04min - 5802 - Wie und warum leuchten Glühwürmchen?
Glühwürmchen glühen nicht, sondern erzeugen "Kaltes Licht"
Mit Chemie! Das ist ein Beispiel, wie die Natur dem Menschen mal wieder weit voraus war. Der Name Glühwürmchen ist nämlich irreführend – Glühwürmchen glühen überhaupt nicht. Glühen heißt ja, dass etwas so heiß wird, dass es leuchtet. Wie eben heiße Kohle oder auch der Draht in der Glühlampe. Die Glühlampen wurden nach und nach verboten. Warum? Weil sie so uneffektiv sind: Die meiste Energie wird in Wärme umgewandelt, nur 5 Prozent in Licht. Deswegen sage ich: Die Glühwürmchen waren dem Menschen voraus, weil sie nicht glühen, sondern die Energie viel effizienter nutzen. Sie erzeugen nämlich sogenanntes "Kaltes Licht" – Das ist das gleiche Prinzip, das die Menschen erst seit 20 Jahren bei den sogenannten LEDs nutzen, also den Leuchtdioden, die jetzt zunehmend Verbreitung finden – dieses Prinzip verwenden die Glühwürmchen bereits seit Jahrmillionen. Physikalisch passiert dabei Folgendes: Wenn man Atomen Energie zufügt, werden sie angeregt. Ihre Elektronen springen dann auf ein höheres Energieniveau. Dort bleiben sie aber nur winzige Sekundenbruchteile. In dem Moment, wenn sie wieder auf das alte Niveau zurückfallen, wird die entsprechende Energie in Licht umgewandelt. Und genau das passiert sowohl in den Leuchtdioden als auch im Glühwürmchen.Glühwürmchenlicht: kühl wie ein LED-Lämpchen
Das Licht der Glühwürmchen wirkt auch recht kühl, eben ähnlich wie bei LED-Lämpchen; es ist die gleiche Art von Licht. Der Unterschied besteht darin, wie die Atome angeregt werden. Bei den LEDs geht das mit elektrischem Strom, bei den Glühwürmchen wird die Energie chemisch erzeugt, durch chemische Reaktionen.Gar nicht teuflisch: Wenn Luciferin mit Luciferase reagiert
Und jetzt wird’s schön: Die Glühwürmchen besitzen nämlich eine Substanz, die den teuflischen Namen Luciferin trägt – allerdings nicht deshalb, weil die Substanz was Teuflisches hätte, sondern weil Lucifer ja wörtlich "Licht-Träger" bedeutet. Dieses Luciferin reagiert mit einem entsprechenden Enzym – der Luciferase – und bei dieser Reaktion entstehen diese angeregten Atome. Wenn die sich wieder "abregen", geben sie – wie eben die Leuchtdiode auch – Licht ab. Und zwar hoch effizient: 95 Prozent der dabei verbrauchten Energie wird in Licht umgewandelt – bei der Glühlampe sind es nur 5 Prozent.... und Würmchen sind sie auch nicht: Das Glühwürmchen ist ein Käfer
Die Glühwürmchen leuchten nicht am ganzen Körper, sondern nur das Hinterteil leuchtet. Der Name "Glühwürmchen" ist nämlich noch aus einem anderen Grund falsch – die Glühwürmchen glühen nicht nur nicht – es sind auch keine Würmer, sondern Käfer. Das Hinterteil der Käfer ist transparent. Darauf befindet sich eine Schicht aus Salzkristallen, die das Licht reflektiert. Das ist vergleichbar mit einem Autoscheinwerfer, der eine reflektierende Schicht und eine durchsichtige Scheibe besitzt, die das Licht nach außen lässt.Leuchten lockt die Partner an
Mit dem Leuchten locken die Glühwürmchen Partner an. Es gibt Arten, bei denen nur die Weibchen leuchten, bei anderen auch die Männchen. Der Normalfall ist: Laue Sommernacht: Die Weibchen sitzen im Gras oder auf Büschen und leuchten. Dadurch werden die Männchen ganz heiß – es entsteht praktisch ein natürlicher Rotlichtbezirk. Dann begeben sich die Männchen Richtung Weibchen – und zielgenau über dem Weibchen lassen sie sich fallen.Sat, 14 Jun 2025 - 02min - 5801 - Wie wirkt Hitze auf Körper und Psyche?
Hitze erhöht Risiko für psychische Erkrankungen
Nicht nur unser Körper arbeitet bei Hitze auf Hochtouren, um uns runterzukühlen, auch die Psyche ist betroffen: Wenn die Temperaturen steigen, steigt auch das Risiko für psychische Erkrankungen, warnt das Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim: Bei Hitze steigt die Zahl der aggressiven Zwischenfälle, es kommt zu mehr Notaufnahmen in Akutpsychiatrien. Und sogar die Zahl der Suizide steigt, wenn es heiß ist.Körper leistet bei Hitze Schwerstarbeit
Unser Körper steht ebenfalls unter großem Stress, um zu verhindern, dass das System überhitzt. Unabhängig von der Außentemperstur muss er seine Temperatur konstant auf ca. 37°C halten. Das ist nötig, damit die lebensnotwendigen Stoffwechselprozesse stattfinden können. Steigt die Körpertemperatur zu sehr, dann zerfallen die körpereigenen Proteine. Deshalb leistet der Körper bei Hitze Schwerstarbeit: Die Blutgefäße erweitern sich und vergrößern ihre Oberfläche, um möglichst viel Wärme abgeben zu können. Wasser wird dabei aus dem Blut über die Schweißdrüsen aus dem Körper gepumpt – und wir fangen an zu schwitzen. Die Verdunstung von Schweiß auf unserer Haut kühlt dann unseren Körper herunter; Schwitzen ist unser wirksamster Mechanismus, um nicht zu überhitzen. Doch durch die Erweiterung der Blutgefäße sinkt unser Blutdruck. Das Herz-Kreislauf-System ist dann besonders gefordert. Das Herz muss schneller pumpen und durch die stärkere Hautdurchblutung werden die inneren Organe mit weniger Blut versorgt. Das kann zu einer Abnahme der körperlichen Leistungsfähigkeit führen. Wir fühlen uns schneller erschöpft. Außerdem wird warmes Blut zur Abkühlung in die Extremitäten wie Hände und Füße gebracht. Die können in der Folge anschwellen.Hitze: vor allem Belastung für Kinder, Senioren und Schwangere
Gerade für Kinder, ältere Menschen und Schwangere ist Hitze besonders belastend. Kinder schwitzen viel weniger als Erwachsene und können schlechter hohe Außentemperaturen ausgleichen. Ältere Menschen schwitzen ebenfalls zu wenig, denn die Zahl der Schweißdrüsen und die Durchblutung der Haut nimmt mit dem Alter ab. Außerdem nimmt altersbedingt in der Regel auch die Leistungsfähigkeit des Herz-Kreislauf-Systems ab. Und Schwangere sind bei Hitze besonders gefährdet, denn ihr Körper muss sowieso schon eine größere Menge Blut pumpen, um den Fötus mit ausreichend Sauerstoff zu versorgen. Bei Hitze steigt auch das Risiko für Frühgeburten.Flüssigkeitsverlust verursacht viele Beschwerden
Eine zu hohe Hitzebelastung merken wir häufig durch Schwindel, Kopfschmerzen, Erschöpfung oder Benommenheit. Meist hängen die Beschwerden mit dem Flüssigkeitsverlust zusammen, der beim Schwitzen entsteht. Deshalb sollten wir bei Hitze mehr trinken als normal. Außerdem – wenn irgend möglich – sollten wir draußen im Schatten bleiben und die direkte Sonne meiden.Thu, 12 Jun 2025 - 02min - 5800 - Soll man täglich duschen und Haare waschen?
Täglich waschen, aber nicht unbedingt duschen
Das Duschen bzw. Waschen ist immer ein bisschen dem Zeitgeist geschuldet. Beim normalen Menschen, der keine schwere körperliche Arbeit verrichtet, ist das tägliche Duschen und Haarewaschen nicht unbedingt notwendig. Wenn man sich täglich wäscht, also körperliche Reinheit einhält, muss das nicht unbedingt durch Duschen erfolgen, sondern man kann sich auch am Waschbecken waschen. Die Häufigkeit der Haarwäsche hängt vom Haartyp ab. Auch wenn man lange Haare nicht täglich waschen möchte, werden sie deshalb nicht unhygienisch.Ist häufiges Haarewaschen sogar schädlich?
Durchaus. Genauso wie das häufige Duschen. Bei jedem Duschen wird die Haut strapaziert. Und je nach Seife – wenn diese z. B. Zusätze wie Farb- oder Duftstoffe enthält oder besonders aggressiv ist – wird unser Säureschutzmantel und der Talg – das Fett – an unserer Haut abgewaschen. Die Haut wird dadurch trocken und damit anfälliger, denn wir stören die Haut bei der Abwehr von Keimen.Thu, 12 Jun 2025 - 01min - 5799 - Warum werden wir in der Sonne braun?
Braune Haut schützt vor UV-Strahlung
Wenn man davon ausgeht, dass Sonnenlicht im allgemeinen Gegenstände aufwärmt, dann ja. So hat die dunklere Haut den gleichen Effekt, wie wenn man sich ein dunkles T-Shirt anzieht; darunter ist es auch wärmer, als wenn man ein weißes T-Shirt trägt. Allerdings soll uns die braune Haut nicht vor Wärmestrahlung schützen – sondern vor der gefährlichen UV-Strahlung, und dafür ist diese Bräune wiederum wichtig.Bräune: Farbpigment Melanin in Kombination mit UV-Strahlung
Die Bräune entsteht durch ein bestimmtes Farbpigment, das Melanin heißt. Es bildet sich unter der Haut, wenn UV-Strahlung auf die Hautzellen kommt. Diese UV-Strahlung, vor allem die UV-B-Strahlung, produziert das Melanin. Das normale Sonnenlicht enthält sowohl UV-B- als auch UV-A-Strahlen. Die UV-A-Strahlen lassen das Melanin wiederum mit Blutsauerstoff reagieren – und das ergibt eine braune Färbung der Haut.Braune Haut "schluckt" gefährliche UV-Strahlung
Die Verdunkelung der Haut ist ein Nebeneffekt. Eine komplett weiße Haut, die wie eine Farbe das Sonnenlicht reflektiert, ist biologisch sehr schwer zu bewerkstelligen. Das Melanin wiederum hat den Effekt, dass es die gefährlichen UV-Strahlen schluckt; es absorbiert sie. Genau das tun ja dunkle Pigmente: Sie absorbieren die Sonnenstrahlen, in dem Fall die gefährlichen UV-Strahlen. Und genau darum werden wir in der Sonne braun.Wed, 11 Jun 2025 - 01min - 5798 - Ist es hygienischer, wenn man den Körper rasiert?
Rasierter Körper entspricht dem Zeitgeist
Nein. Waschen bzw. körperliche Sauberkeit ist wichtig. Dabei kann man die Haare genauso gut waschen wie die glatte Haut. Vielleicht ist es etwas einfacher, die glatte Haut zu waschen. Aber die Mode, sich heute den Körper zu rasieren, entspricht dem Zeitgeist und ist nicht der Hygiene geschuldet.Körperbehaarung schützt
Haare schützen Körperöffnungen und sollen Reibung minimieren, z. B. unter den Achseln oder im Schambereich. Deshalb erfüllen sie biologisch betrachtet einen Zweck.Tue, 10 Jun 2025 - 01min - 5797 - Sind Menschen bei Flut leichter als bei Ebbe?
Ja, das sind sie in der Tat, auch wenn sich das auf einer normalen Badezimmer-Waage nicht bemerkbar macht. Flut und Ebbe werden ja ausgelöst durch die Anziehungskraft des Mondes. Dabei zieht der Mond aber nicht nur das Meerwasser an bestimmten Stellen der Erde zusammen, sondern er hebt auch das Festland. Das heißt, der Boden unter unseren Füßen hebt und senkt sich zweimal am Tag um etwa einen halben Meter.
Gravitationskraft hängt von der Erdentfernung ab
Wir sind also bei Flut einen halben Meter weiter vom Erdmittelpunkt entfernt als bei Ebbe. Nun hängt aber die Gravitationskraft von der Entfernung ab: Je weiter wir vom Erdmittelpunkt weg sind, desto geringer ist die Schwerkraft. Wie viel das ausmacht, kann man ausrechnen: Bis zum Erdmittelpunkt sind es etwa 6.000 km. Der halbe Meter, den wir uns täglich heben und senken, macht im Verhältnis dazu also nur einen winzigen Bruchteil aus, nämlich ungefähr ein Zehnmillionstel. Das ist nicht viel, aber man kann sagen: Bei Flut sind wir im Schnitt etwa ein Zehnmillionstel leichter als bei Ebbe.Mit einer hochpräzisen Waage könnte man das also messen?
Theoretisch ja, wobei man sagen sollte: Die Physik unterscheidet ja zwischen Masse und Gewicht. Und die Gewichtskraft ist das, was sich ändert. An unserer Masse ändert sich nichts. Also wenn ich genau 76,000000 Kilogramm wiege, ändert sich daran überhaupt nichts – die wiege ich bei Flut und bei Ebbe. Was sich allerdings ändert, ist die Kraft, mit der ich auf die Erde (und somit auf die Waage) gezogen werde. Die Waage zeigt zwar Kilogramm an – was sie aber in Wahrheit misst, ist die Gewichtskraft, die ich auf sie ausübe. In der Physik werden Kräfte in der Einheit Newton angegeben, aber die Waage rechnet das auf die Masse um, deshalb zeigt sie "Kilogramm" an.Beispiel Mond
Man kann sich das vielleicht vorstellen, wenn man an die Situation auf dem Mond denkt. Wir wissen, auf dem Mond ist die Gravitationskraft sechs Mal kleiner als auf der Erde. Als Astronautin oder Astronaut hätte man da immer noch eine Masse von 76 Kilogramm, trotzdem wäre die Gewichtskraft, mit der man auf den Boden gezogen wird, sechs Mal kleiner. Und so ist das auch bei Ebbe und Flut – nur dass wir hier über winzige Schwankungen in der Größenordnung von 1:10.000.000 reden.Mon, 9 Jun 2025 - 02min - 5796 - Wie heiß ist die Sonne?
Worte verkümmern zur Endung
Ein Beispiel kann eine ungefähre Vorstellung geben, wie sich Sprache und grammatische Wortendungen entwickelt haben. Nehmen wir unsere Vergangenheitsformen bei den regelmäßigen Verben. Wir hängen ein –te an: Ich sag-te, ich koch-te usw. Die Sprachforscher gehen davon aus, dass dieses te, dieser t-Laut ursprünglich ein eigenständiges Wort war, das mit der Zeit zu einer Endung verkümmerte. Dieses ursprüngliche Wort ist wohl verwandt mit unserem Wörtchen "tut" oder "tat". "Ich redete" war demnach im Protogermanischen ein Ausdruck – wie wenn man heute sagen würde: "Ich reden tat", der dann zu einem Wort mit Endung – "redete" – verschliffen wurde. Ein anderes Beispiel: Wir kennen alle die Vorsilbe "un-": unglücklich, Unsitte, ungefähr. Dieses un-, mit dem wir so viele Wörter in ihr Gegenteil verkehren können, war ursprünglich ein verkürztes "ohne". Das Wörtchen "ungefähr" ist vom Ursprung her genau das, was wir von der Lottofee kennen: nämlich eine Zahl "ohne Gewähr". Das sind nur kleine Beispiele, die aber vielleicht einen Eindruck geben, wie man sich die Sprachentwicklung vorstellen muss.Wie erklärt man sich die Fälle: Genitiv, Dativ usw.?
Im Grunde ähnlich. Es gibt ein Bedürfnis, bestimmte Situationen zu unterscheiden: Beißt der Hund den Mann oder der Mann den Hund? Die Frage ist: Wie unterscheidet man das? Entweder durch die Satzstellung – wie heute im Englischen – oder aber durch Wortformen, also Endungen. Man kann sich vorstellen, dass das genauso war wie bei den Verben, dass also die Genitiv-Endung ursprünglich ein eigenständiges Wort war, eine Art Besitzindikator. Oder dass die Dativ-Endung in den verschiedenen Sprachen ursprünglich so etwas ausgedrückt hat wie "für" – denn das drückt der Dativ ja in der Regel aus, dass etwas jemandem zusteht.Werden Sprachen immer einfacher?
Tatsächlich werden Sprachen nicht immer nur einfacher, sondern es gibt auch heute noch Entwicklungen in beide Richtungen. Auf der einen Seite gibt es das Phänomen, dass bestimmte Elemente der Sprache einfacher werden, reduzierter. Ein Beispiel im Deutschen wäre das Verschwinden des Dativ-e. Man sagt heute kaum noch: Ich befinde mich "im Hause" und gebe mich dem "Spiele" hin; dieses Dativ-e ist aus der Mode gekommen. Aber solche Vereinfachungstendenzen gehen immer nur solange, wie es dadurch nicht zu Missverständnissen kommt. Sobald Missverständnisse drohen, wird das an anderer Stelle kompensiert. Dazu ein Beispiel aus den romanischen Sprachen: Vergleichen wir das Spanische mit dem Französischen. Im Spanischen ist es wie ursprünglich im Lateinischen: Sie brauchen im normalen Satz keine Personalpronomen. Nehmen wir das Wort "Pensar": Wenn ich das konjugiere – pienso, piensas, piensa – lassen sich durch die Verb-Endung die Personen ich, du, er, sie, es etc. klar auseinanderhalten. Im Französischen wird die ursprüngliche Wortendung gar nicht mehr ausgesprochen. Je pense, tu penses, il pense – das klingt alles gleich. Deshalb brauchen die Franzosen das Personalpronomen, um unterscheiden zu können, um wen geht’s jetzt eigentlich? Die Verbformen haben sich einerseits stark vereinfacht, aber durch das zusätzliche Personalpronomen ist es wieder komplizierter geworden. So entwickelt sich Sprache.Literatur
Steven Pinker: Wörter und Regeln – Die Natur der SpracheSun, 8 Jun 2025 - 02min - 5795 - Wie hat sich die Grammatik von Sprachen entwickelt?
Worte verkümmern zur Endung
Ein Beispiel kann eine ungefähre Vorstellung geben, wie sich Sprache und grammatische Wortendungen entwickelt haben. Nehmen wir unsere Vergangenheitsformen bei den regelmäßigen Verben. Wir hängen ein –te an: Ich sag-te, ich koch-te usw. Die Sprachforscher gehen davon aus, dass dieses te, dieser t-Laut ursprünglich ein eigenständiges Wort war, das mit der Zeit zu einer Endung verkümmerte. Dieses ursprüngliche Wort ist wohl verwandt mit unserem Wörtchen "tut" oder "tat". "Ich redete" war demnach im Protogermanischen ein Ausdruck – wie wenn man heute sagen würde: "Ich reden tat", der dann zu einem Wort mit Endung – "redete" – verschliffen wurde. Ein anderes Beispiel: Wir kennen alle die Vorsilbe "un-": unglücklich, Unsitte, ungefähr. Dieses un-, mit dem wir so viele Wörter in ihr Gegenteil verkehren können, war ursprünglich ein verkürztes "ohne". Das Wörtchen "ungefähr" ist vom Ursprung her genau das, was wir von der Lottofee kennen: nämlich eine Zahl "ohne Gewähr". Das sind nur kleine Beispiele, die aber vielleicht einen Eindruck geben, wie man sich die Sprachentwicklung vorstellen muss.Wie erklärt man sich die Fälle: Genitiv, Dativ usw.?
Im Grunde ähnlich. Es gibt ein Bedürfnis, bestimmte Situationen zu unterscheiden: Beißt der Hund den Mann oder der Mann den Hund? Die Frage ist: Wie unterscheidet man das? Entweder durch die Satzstellung – wie heute im Englischen – oder aber durch Wortformen, also Endungen. Man kann sich vorstellen, dass das genauso war wie bei den Verben, dass also die Genitiv-Endung ursprünglich ein eigenständiges Wort war, eine Art Besitzindikator. Oder dass die Dativ-Endung in den verschiedenen Sprachen ursprünglich so etwas ausgedrückt hat wie "für" – denn das drückt der Dativ ja in der Regel aus, dass etwas jemandem zusteht.Werden Sprachen immer einfacher?
Tatsächlich werden Sprachen nicht immer nur einfacher, sondern es gibt auch heute noch Entwicklungen in beide Richtungen. Auf der einen Seite gibt es das Phänomen, dass bestimmte Elemente der Sprache einfacher werden, reduzierter. Ein Beispiel im Deutschen wäre das Verschwinden des Dativ-e. Man sagt heute kaum noch: Ich befinde mich "im Hause" und gebe mich dem "Spiele" hin; dieses Dativ-e ist aus der Mode gekommen. Aber solche Vereinfachungstendenzen gehen immer nur solange, wie es dadurch nicht zu Missverständnissen kommt. Sobald Missverständnisse drohen, wird das an anderer Stelle kompensiert. Dazu ein Beispiel aus den romanischen Sprachen: Vergleichen wir das Spanische mit dem Französischen. Im Spanischen ist es wie ursprünglich im Lateinischen: Sie brauchen im normalen Satz keine Personalpronomen. Nehmen wir das Wort "Pensar": Wenn ich das konjugiere – pienso, piensas, piensa – lassen sich durch die Verb-Endung die Personen ich, du, er, sie, es etc. klar auseinanderhalten. Im Französischen wird die ursprüngliche Wortendung gar nicht mehr ausgesprochen. Je pense, tu penses, il pense – das klingt alles gleich. Deshalb brauchen die Franzosen das Personalpronomen, um unterscheiden zu können, um wen geht’s jetzt eigentlich? Die Verbformen haben sich einerseits stark vereinfacht, aber durch das zusätzliche Personalpronomen ist es wieder komplizierter geworden. So entwickelt sich Sprache.Literatur
Steven Pinker: Wörter und Regeln – Die Natur der SpracheSat, 7 Jun 2025 - 03min - 5794 - Wie viele Gigabyte an Daten kann das Gehirn speichern?
Nur Schätzungen sind möglich
Das kann man kaum abschätzen. Man kann allenfalls eine untere Grenze angeben, die sich vielleicht bei 1.000 Gigabyte bewegt. Aber auch diese Angabe ist im Grunde eine ziemlich willkürliche Schätzung. Das Problem ist, dass das Gehirn Information deutlich anders verarbeitet als ein Computer. Erster Unterschied: Computer und Festplatten werden von Menschen gebaut, die einen Plan haben und wissen, wie viele Schaltkreise sie verbauen und somit auch, wie viel Speicherkapazität das Gerät am Ende hat. Gehirne dagegen werden nicht gebaut, sondern sie wachsen organisch. Zweiter Unterschied: Die Computer funktionieren streng digital und die Elementarbausteine arbeiten binär, d.h. nach dem Prinzip 0 oder 1: Strom fließt oder Strom fließt nicht. Beim Gehirn ist das viel komplizierter.100 Billionen Synapsen
Das Gehirn besteht größenordnungsmäßig aus 100 Milliarden bis einer Billion Nervenzellen. Aber die Information steckt ja nicht in den einzelnen Zellen, sondern in den Synapsen, d.h. in den Verbindungen zwischen den Nervenzellen. Man sagt, dass jede einzelne Gehirnzelle im Schnitt 1.000 bis 10.000 Verbindungen zu anderen Nervenzellen hat. So kommt man auf mindestens 100 Billionen Synapsen. Anders als bei Computerschaltkreisen gilt hier nicht das Prinzip: Strom fließt oder fließt nicht bzw. Nervenzelle feuert oder feuert nicht. Vielmehr ist hier die Aktivität abgestuft; die Nervenzellen können in verschiedenen Intensitäten feuern. Man kann das also nicht so einfach in "Nullen" und "Einsen" umrechnen.Filtern, verarbeiten, speichern
Das nächste Problem ist, dass nicht jede Aktivität im Gehirn bedeutet, das Information gespeichert wird – ein Großteil der Aktivität dient ja einfach nur dazu, Reize zu filtern, zu verarbeiten. Technisch gesprochen kann man sagen: Anders als beim Computer ist beim Gehirn nicht so klar, wie viel Leistung in den "Prozessor" geht – also in die Verarbeitung von Information – und wie viel wirklich in die Informationsspeicherung. Schließlich verarbeiten wir eine Menge Information, die wir gleich wieder vergessen, die also nicht mal ins Kurzzeitgedächtnis geht.Hirnforschung hat noch viele offene Fragen
Ganz abgesehen davon können die Hirnforscher immer noch nicht sagen, wie das Gedächtnis genau arbeitet, was genau im Gehirn passiert, wenn ich ein Gesicht erkenne oder mir wieder einfällt, wie die Hauptstadt von Botswana heißt. Werden da einfach eine bestimmte Menge an Synapsen aktiv oder liegen Gedächtnisinhalte auch in Form chemischer Verbindungen vor? Und auf wie viel Informationen greife ich wirklich zurück, wenn mir die Antwort auf eine Frage einfällt? Das alles ist noch so wenig erforscht, dass es vermessen wäre, dem Gehirn eine bestimmte Speicherkapazität zuzuschreiben.Thu, 5 Jun 2025 - 03min - 5793 - Wie entstehen am Strand die typischen Wellenmuster im Sand?
Diese wellenartigen Muster, die man bei Ebbe am Strand sieht, kennt jeder. Dafür gibt es einen wissenschaftlichen Fachbegriff: Rippelmarken. Diese Muster kommen auch in Wüsten vor. Und in Schneeverwehungen bilden sich manchmal ebenfalls solche wellenförmige Muster aus. Rippelmarken entstehen auf ähnliche Weise wie Dünen.
Wie entstehen Dünen?
Voraussetzung ist eine Fläche mit Sand. Über diese Fläche streicht der Wind. Er nimmt einzelne Sandkörner auf, transportiert sie weiter oder schubst sie an. Unter den Sandkörnern gibt es leichtere und schwerere, damit auch schnellere und langsamere. Die behindern sich gegenseitig ein bisschen: Die langsamen Sandkörner stehen den schnelleren im Weg und bremsen sie aus. Auf diese Weise entstehen erste kleine Cluster, also Anhäufungen von Sand am Boden. Wo sich eine kleine Erhebung gebildet hat, behindert diese weitere Sandkörner, die angeweht werden. Die bleiben an der Erhebung liegen und die Erhebung wird noch größer. Dieser Prozess verstärkt sich also von selbst. Immer mehr Sand prallt an die Erhebung, bleibt liegen und so weiter – bis eine ordentliche Düne heranwächst.Jeder Sandhaufen wird ab einem bestimmten Punkt instabil
Allerdings geht das nur bis zu einem bestimmten kritischen Punkt. Denn jeder Sandhaufen wird ab einem bestimmten Punkt instabil, und zwar vor allem dann, wenn der Wind drüberweht. Man kann sich das leicht vorstellen: Wenn die Düne immer höher wird, ist die Spitze einer Düne gleichzeitig immer stärkerem Wind ausgesetzt (Stichwort: Düseneffekt). Ab einem bestimmten Punkt also kann die Düne nicht weiter wachsen. Jetzt passiert aber noch etwas: Hinter der Düne kommt es zu Wind-Verwirbelungen. Die wiederum blasen den Sand hinter der Erhebung weg und schaffen somit eine zusätzliche Vertiefung. Ab einer bestimmten Entfernung hinter der Düne hören diese Wirbel aber auf, sodass sich in einigem Abstand die nächste Erhebung bilden kann.Rippelmarken entstehen, wenn Wasser über den Sand strömt
Nach dem gleichen Prinzip entstehen die kleinen Rippelmarken, die man bei Ebbe am Strand sieht. Der Unterschied ist: Bei den Dünen ist es Wind, der drüberströmt, bei den Rippelmarken am Strand ist es das Wasser. Ein zweiter Unterschied ist: Dort, wo der Wind immer mehr oder weniger in die gleiche Richtung weht, sind die Erhebungen asymmetrisch: Auf der Luv-Seite steigt die Düne langsam an, auf der Lee-Seite fällt sie relativ steil ab. Die meisten Rippelmarken am Meer sind dagegen symmetrisch, weil das Wasser in beide Richtungen strömt: erst zum Strand hin, dann wieder zurück. Dadurch gleicht sich das aus.Sun, 1 Jun 2025 - 02min - 5792 - Warum sind Gewitterwolken dunkel?
Dunkle Wolken sind Ergebnis des Lichteinfalls
Wer im Flugzeug über die Wolken fliegt, weiß, dass Wolken von oben weiß sind, weil die Sonne drauf scheint. Von unten aber sind manche dunkler als andere. Wolken bestehen aus vielen winzigen Wassertröpfchen und Eiskristallen und die haben selbst keine Farbe. Dunkle Wolken sind also nicht "schmutzig", sondern das Ergebnis des Lichteinfalls. Schönwetterwolken sind kleiner und nicht so mächtig. Wenn auf so eine Wolke Sonnenlicht fällt, wird es an den einzelnen Tröpfchen gebrochen und gestreut. Aber die Lichtstrahlen kommen trotzdem noch unten an. Außerdem ist die Wolkendecke bei schönem Wetter so locker, dass das Sonnenlicht auch seitlich noch einfallen kann – also erscheinen diese Wolken weiß.Mächtige Gewitterwolken lassen kaum Licht durch
Gewitterwolken dagegen sind mächtig, oft mehrere Kilometer dick und bilden meist eine geschlossene Decke. Deshalb kommt dort das Licht von oben nicht mehr durch. Es wird zwar auch an den vielen Tröpfchen gestreut, aber je mehr Tröpfchen im Weg sind, desto weniger Licht kommt unten an. So wie im Meer ab einer bestimmten Tiefe auch kein Licht mehr hinkommt.Sat, 31 May 2025 - 01min - 5791 - Orange: Farbe, Frucht, Niederlande – wie hängt das zusammen?
Ist die Farbe Orange nach der gleichnamigen Zitrusfrucht benannt – oder umgekehrt? Und warum werden die Niederländer im Fußball oft als "Oranje" bezeichnet? Und dann gibt es ja noch die Stadt Orange in Südfrankreich – was hat die mit all dem zu tun? Das ist kurios, weil das Wort Orange und seine Bedeutungen zwei verschiedene Wurzeln hat, die überhaupt nichts miteinander zu tun hatten, dann aber verschmolzen sind.
Wie Naranga zur Orange wurde: aus dem Sanskrit ins Französische
Das mit der Frucht und der Farbe ist schnell erklärt: Die Orange als Frucht stammt aus Asien. Darauf weist ja auch der Alternativname Apfelsine hin: "chinesischer Apfel". Die Orange kam im Mittelalter nach Europa, zuerst als Bitterorange, dann als die süßere Orange, die wir heute kennen. Mit der Frucht kam auch der Name. Dieser Name lässt sich über die gesamte Seeroute nachvollziehen: Im indischen Sanskrit hieß sie Naranga, im Arabischen Naransch, im Spanischen Naranja, in Frankreich fiel das N dann weg und es wurde zu so etwas wie Auranja und schließlich Orange. Nachdem diese Zitrusfrucht in Europa Fuß gefasst hatte, wurde sie namensgebend für die Farbe. Auch das lässt sich schon im Mittelalter nachweisen, dass königliche Kleidungsstücke als "orangefarben" bezeichnet wurden. Mit der Zeit wurde aus dem Wort "orangefarben" die Farbe Orange. Warum ist aber jetzt Orange auch eine Art Nationalfarbe der Niederlande? Die einfache Antwort findet man im Namen des Königshauses. Die niederländischen Könige stammen aus dem Adelshaus Oranien-Nassau. Oranien spricht sich niederländisch Oranje und französisch Orange – da ist das Wort wieder. Der Witz ist allerdings, dass der Name mit der gleichnamigen Frucht und der Farbe gar nichts zu tun hat, sondern zurückgeht auf die Stadt Orange – die liegt bekanntlich nicht in den Niederlanden, sondern im Süden Frankreichs, in der Provence, an der Rhône.Wilhelm I. von Oranien – Gründungsvater der Niederlande
Um diese Stadt Orange herum bildete sich im Mittelalter eine gleichnamige Grafschaft und später das Fürstentum Orange. Durch eine Heirat Anfang des 16. Jahrhunderts verbindet sich dieses Fürstentum schließlich mit einem anderen Adelsgeschlecht, nämlich dem Haus Nassau, dem große Teile der heutigen Niederlande gehörten. Und aus diesem Fürstentum geht schließlich im 16. Jahrhundert Fürst Wilhelm I. von Oranien hervor – er war gleichzeitig Graf von Nassau-Dillenburg. Dieser Fürst hatte eine bedeutende Stellung im Reich. Er wurde nämlich vom spanischen König zum Statthalter in den Niederlanden ernannt – die Niederlande waren damals unter spanischer Herrschaft. Wilhelm hat dann aber die Seiten gewechselt und die Niederlande erstens vereinigt und zweitens in den Unabhängigkeitskrieg gegen Spanien geführt. 1581 erklärten die Niederlande ihre Unabhängig von Spanien – deshalb betrachten die Niederländer Wilhelm von Oranien als Gründungsvater der Nation. Bis heute stellt das Haus Oranien-Nassau den König bzw. die Königin. So kommt Orange/Oranje zu den Niederlanden.Name eines keltischen Wassergotts als Ursprung der französischen Stadt Orange
Die Niederländer spielen daher in orange-farbenen Trikots. Mit der Pointe, dass dieses Orange mit der Frucht bzw. Farbe eigentlich gar nichts zu tun hat. Wie gesagt, der Name der Frucht leitet sich aus dem Arabischen bzw. aus der indischen Sprachen ab. Die Stadt Orange in Frankreich hieß ursprünglich nämlich Arausio, benannt nach einem keltischen Wassergott. Hatte also mit Orangen nichts zu tun. Mit der Zeut wurde daraus Orenga.Homophonie bei Orange und Leberkäs
Es sind sprachhistorisch also zwei Fäden, die sich miteinander verbinden. Denn es passiert nun das, was Sprachforscher Homophonie nennen: Wörter, die ähnlich klingen, werden einander angeglichen. Ein Beispiel für dieses Phänomen habe ich schon mal in einem anderen Beitrag beschrieben, wo es um die Frage ging: Woher der Leberkäse seinen Namen hat. Auch der Name hat mit weder mit Leber noch mit Käse was zu tun. Und so ähnlich war es mit Orange. Die Stadt liegt ja an der Rhône – einer auch im Mittelalter wichtigen Handelsroute, die vom Mittelmeer ins Landesinnere führte. Als die Orange nach Europa kam, war sie dort natürlich auch bekannt. Und das hat wohl mit dazu beigetragen, dass der Name der Stadt von Orenga langsam zu Orange mutierte und auch irgendwann so geschrieben wurde. Das passierte nämlich nachweislich erst mit der Zeit, nachdem dieses Wort durch die eingeführte Frucht aus Asien bekannt wurde. Damit ist die Geschichte immer noch nicht zu Ende. Vielmehr schließt sich jetzt der Kreis, denn auch unser Wilhelm von Oranien, der niederländische Staatsgründer, kam auf die Idee, sich die Farbe zu eigen zu machen, auch wenn sein Fürstentum nur zufällig so hieß wie die Frucht. So integrierte er die Farbe in die Flagge seiner Unabhängigkeitsbewegung im Kampf gegen Spanien.Orange auch in Irland von Bedeutung
Die Farbe Orange kam also im Prinzip nur wegen des Klangs zum Haus Oranien. Die Orange hatte mit dem Fürstentum Oranien ursprünglich gar nichts zu tun hatte, und doch hat sich Wilhelm bewusst dafür entschieden, sich diese Farbe zu eigen zu mache. Und sie wurde damit nicht nur eine Farbe für die Niederlande, sondern – das war ja auch ein Kampf Protestanten gegen Katholiken – orange wurde auch die Farbe für die protestantische Bewegung. So kam das Orange auch in die irische Flagge. Wobei dort das Grün wiederum für die katholische Bewegung steht. Der Name der Frucht und der Farbe haben also einen komplett anderen Ursprung als die französische Stadt und das niederländische Königshaus – und doch wuchs alles zusammen. Ein bisschen so, wie der Bär irgendwann zum Wappentier von Berlin wurde, obwohl der Name Berlin nichts mit Bären zu tun hat.Fri, 30 May 2025 - 05min - 5790 - Warum gibt es in der Nordsee Gezeiten, in der Ostsee nicht?
Nordsee: Wassermassen aus Richtung Schottland
Wenn man auf eine Europakarte guckt, sieht man sofort: Von der Nordsee gibt es vor allem nördlich von Schottland eine sehr breite Öffnung zum Atlantik. Von dort kommen bei Flut die Wassermassen. Die Ostsee dagegen ist fast ein Binnenmeer, sie hat nur eine relativ schmale Verbindung zur Nordsee.Ostsee ist durch Meerenge geschützt
Ebbe und Flut wechseln sich ja bekanntlich ungefähr in einem 6-Stunden-Rhythmus ab. Denn ausgelöst werden die Gezeiten durch die Anziehungskraft des Mondes bzw. der Fliehkraft auf der Erde. Und in diesen 6 Stunden gibt es keine Chance, dass diese Kräfte so viel Wasser durch die relativ schmale Meerenge zwischen Dänemark und Skandinavien in die Ostsee "ziehen", dass es für eine ordentliche Flut ausreicht. Es gibt zwar Gezeiten an der Ostsee, aber da bewegt sich der Meeresspiegel nur innerhalb von 10 bis 15 Zentimetern.Auswirkungen von Tschernobyl noch heute in der Ostsee messbar
Dieser geringe Wasseraustausch macht sich noch anders bemerkbar: Nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl 1986 gelangten durch die radioaktive Wolke viele radioaktiven Teilchen in die Nord- und Ostsee. In der Nordsee war die Belastung nach ein paar Monaten schon wieder abgeklungen; in der Ostsee dagegen sind heute noch erhöhte Mengen an Cäsium messbar.Sat, 24 May 2025 - 01min - 5789 - Warum sind Juli und August am heißesten, obwohl die Sonne im Juni am steilsten steht?
Im Juni hat sich noch nicht so viel Wärme angesammelt
Die Hitzewelle kommt, gemessen am Sonnenstand, erst mit einer gewissen Zeitverzögerung. Denn die Temperatur hängt ja nicht nur davon ab, wie viel Energie die Sonne im jeweiligen Moment auf die Erde strahlt; vielmehr heizen sich Erde und Atmosphäre im Lauf der Sommermonate auf. Im Mai und Juni liefert die Sonne bereits einiges an Wärme und kann vor allem das Meer erwärmen. Unser Klima hier in Europa ist stark geprägt von den Westwinden, die vom Atlantik herkommen. Bis zum Juni hatten die westlichen Wassermassen noch nicht so viel Gelegenheit, sich richtig aufzuheizen, deshalb ist es im Juni bei uns zwar schon warm, aber noch nicht so heiß wie im Juli. Im Mai und Juni, wenn die Sonne relativ steil über uns steht, heizt sich das Wasser jeden Tag weiter auf.Wärme ist in den Meeren gespeichert
Im Juli und August wiederum steht die Sonne zwar nicht mehr ganz so steil wie am 21. Juni, der Einstrahlwinkel und die Tage sind schon wieder etwas kürzer – aber im Juli und August sind die Luftmassen zusätzlich aufgeheizt durch die Wärme, die vor allem in den Meeren gespeichert ist und die das Meer an die Luft gibt. Dadurch erreichen die Temperaturen erst im Juli / August ihr Maximum. Dann ist die Summe aus aktueller Einstrahlung und gespeicherter Wärme am größten.Die Summe macht's: Im Sommer ist es zwischen 14 und 16 Uhr am wärmsten
Nach dem gleichen Prinzip lässt sich auch erklären, weshalb es, gerade im Sommer, nachmittags zwischen 14 und 16 Uhr am wärmsten ist – und nicht um 12 Uhr mittags, wenn die Sonne am höchsten steht. Denn vormittags und über Mittag heizt die Sonne die Atmosphäre und die Erdoberfläche immer weiter auf. Bis zum Nachmittag kommt immer mehr Strahlungsenergie dazu. Erst am späten Nachmittag, wenn sich die Sonne wieder senkt, also immer weniger Strahlkraft hat, kommt die Erde langsam dazu, abzukühlen. Diese Verzögerung ähnelt also der im Jahresverlauf, nur dass beim jahreszeitlichen Hitzemaximum im Juli und August vor allem das Meer eine wichtige Rolle spielt, während der Tagesrhythmus mit der Hitze am Nachmittag mit dem Meer nicht so viel zu tun hat. Da geht es mehr um die unmittelbare Wärmespeicherung im Boden und in den bodennahen Luftschichten.Wed, 21 May 2025 - 02min - 5788 - Wie misst man im Meer den Seegang, also die Höhe der Wellen?
Früher – bis vor 50 Jahren – haben die Seeleute das einfach mit Augenmaß gemacht. Sie haben auf die Wellen geschaut und aufgrund ihrer Erfahrung den Seegang geschätzt. Heute gibt es verschiedene Methoden.
Messung mithilfe von Bojen
Am wichtigsten sind Messungen mithilfe von Bojen, die an einer Art elastischer Leine am Meeresboden verankert sind. In den Bojen wiederum befinden sich Beschleunigungssensoren. Die messen ständig, ob und wie weit die Bojen sich im Wellengang nach oben und unten bewegen, und das Gleiche horizontal. Anhand dieser Bewegungen kann man den Seegang messen, das heißt nicht nur wie hoch die Wellen sind, sondern auch, in welche Richtung sich die Wasseroberfläche bewegt. Normalerweise werden diese Daten über einen Zeitraum von 20 Minuten erfasst. In diesen 20 Minuten kommen mal höhere und mal niedrigere Wellen, aber nur die höheren sind von Interesse. Das heißt konkret: Von allen Bewegungen – auf und ab – wird das oberste Drittel genommen, und aus diesem Drittel wird der Mittelwert gebildet. So ist die Wellenhöhe definiert, wie sie dann auch im Seewetterbericht angegeben wird.Wird das denn ständig gemacht?
Ja, und zwar nicht nur für die Schifffahrt, sondern zum Beispiel auch für die Betreiber von Ölplattformen oder Windparks. Für die sind diese Hinweise wichtig – gar nicht so sehr für die Windräder – die drehen sich ja hoch überm Meer. Aber für die ganze Logistik und Wartung. Für die Leute, die zwischen den Offshore-Windkraftanlagen unterwegs sind und dort anlegen wollen, kann hoher Seegang zu einem Hindernis werden.Aber das mit den Bojen funktioniert ja vermutlich nur in Küstennähe?
Je nachdem, wie man Küste definiert. Wenn wir über deutsche Meeresgebiete reden, sprechen wir über Ost- und Nordsee. Da ist der Meeresgrund bis auf ganz wenige Stellen nicht tiefer als 200 Meter. Das heißt konkret, dass es 6 Messpositionen in der Nordsee gibt und weitere 3 in der Ostsee. Was es auch schon in Ansätzen gibt, sind Radar- oder Lasermessgeräte an Land. Dabei schickt man zum Beispiel von einem Gebäude an Land aus Radarstrahlen in bestimmten Winkeln aufs Meer. Diese werden von der Wasseroberfläche reflektiert. Anhand der Zeit, die der Radarstrahl braucht, um wieder zur Radarstation zurückzukommen, können die Computer dann ausrechnen, wie weit weg die Welle war und entsprechend, wie hoch sie gewesen ist.Draußen auf offener See, z.B. im Atlantik, wie macht man es da?
Da wird der Wellengang noch überwiegend vom Schiff aus per "Augenmaß" geschätzt, ansonsten kommen da auch Satellitenaufnahmen zum Einsatz. Die liefern allerdings nur ein sehr grobes Bild. Immerhin: Gerade diese Satellitenbeobachtungen haben vor ein paar Jahren erst zutage gebracht, dass es auf dem offenen Meer fast jeden Tag riesige sogenannte Monsterwellen gibt – nicht zu verwechseln mit Tsunamis, die bei Erdbeben entstehen. Diese Monsterwellen entstehen durch Überlagerung von normalen Wellen, die zusammenschwappen und sich dann zu bis zu 40 Meter hohen Wellen auftürmen. Davon hatten früher auch immer wieder Kapitäne berichtet, aber erst vor wenigen Jahren konnte mit Satelliten bewiesen werden, dass fast jeden Tag irgendwo in den Ozeanen solche Monsterwellen entstehen. Danke an: Bundesamt für Seeschifffahrt und HydrographieTue, 20 May 2025 - 03min - 5787 - Wenn mir streunende Hunde hinterherlaufen – was soll ich tun?
Diese Hunde haben andere Verhaltensweisen als die Hunde, die mit uns Menschen leben. Die Streuner leben untereinander, haben wesentlich weniger Kontakt zu Menschen. Sie arbeiten zusammen und sind in der Gruppe sicher nicht ganz ungefährlich. Allerdings würde ich nicht davon ausgehen, dass diese Hunde auf Streit aus sind. Sie haben sich sehr an ihr halbverwildertes Leben angepasst und handeln daher eher zielorientiert. Deshalb haben sie in Bezug auf Menschen evtl. sogar eher positive Absichten und hoffen, an Futter zu gelangen. Ich würde versuchen, mich möglichst normal und angstfrei den Hunden gegenüber zu verhalten. Nicht ängstlich umdrehen oder überhaupt ein verändertes Verhalten diesen Hunden gegenüber zeigen. Das könnte vielmehr dazu beitragen, sie in eine angriffslustige Stimmung zu versetzen.
Fri, 20 May 2022 - 01min - 5786 - Warum zerfällt meine Sauce Hollandaise, wenn ich sie über warmen Spargel gebe?
Temperatur bei warmen Emulsionen möglichst stabil halten
Das ist ein Phänomen, das oft bei warmen Emulsionen auftritt. Sie haben eine gewisse Stabilität bei einer bestimmten Temperatur. Wenn Sie die Temperatur zum Beispiel im Wasserbad verändern, verändern Sie die Molekülgeschwindigkeiten und Sie verändern auf molekularer Ebene Kräfte. Dann kann es passieren, dass die Sauce Hollandaise gerinnt. Um das zu vermeiden, könnte man etwas weniger Butter zugeben oder etwas mehr Eigelb. Da muss man immer eine gute Balance der Bestandteile finden, damit diese Emulsion stabil bleibt.Auf das richtige Verhältnis der Bestandteile kommt es an
Das hat sehr viel mit Molekularküche zu tun, weil man wissen muss, wie viele Emulgatoren man hat. Man kann sich behelfen, indem man zum Beispiel noch etwas Wasser zugibt – also versucht, die Mischung etwas zu verdünnen. Das sind aber immer nur kleine Rettungsanker, die man nutzen kann. Eigentlich möchte man das ja nicht. Man muss also immer auf das richtige Verhältnis der Bestandteile achten.Tue, 13 May 2025 - 01min - 5785 - Was tun, wenn der Hund an der Leine aggressiv ist?
Angst und Frust können Ursache sein
Wie bei allen Problemen sollte man zunächst die Ursache der Leinenaggression finden. Es gibt viele Möglichkeiten: schlechte Erfahrung oder Schmerzen. Eine der häufigsten Ursachen ist, dass der Hund Angst hat, wenn ein anderer Hund oder ein Mensch frontal auf ihn zukommt. Vor allem, wenn das auf einem Fußweg passiert: Keiner weicht aus, sondern man geht frontal aufeinander zu. Für den Hund ist das bedrohlich. Eine zweite mögliche Ursache ist Frustration. Die Hunde können gefrustet sein, weil sie an der Leine nicht zu anderen Hunden laufen können, um hundetypisch „hallo“ zu sagen. Der Besitzer möchte von A nach B laufen und hat keine Zeit, dass die Hunde Kontakt aufnehmen. Das ist für das Tier frustrierend und der Frust entlädt sich häufig in bellen oder zeigt sich durch aggressives Verhalten.Auf die Bedürfnisse und Interessen des Hundes achten
Man kann mit dem Hund trainieren, damit sich das bessert und er den Frust besser aushält. Er lernt dann, mit der Angst umzugehen bzw. lernt ein anderes Verhalten, sodass er nicht aggressiv reagiert. Man sollte aber auch mit dem Besitzer trainieren, Verständnis für den Hund zu haben. Wenn er die Ursache kennt, kann er als Besitzer anders reagieren. Man kann die Straßenseite wechseln oder einen Bogen laufen, damit der Hund nicht frontal auf das zulaufen muss, was er als Gefahr wahrnimmt.Sat, 1 Jan 2022 - 01min - 5783 - Warum können Babys tauchen, ohne sich zu verschlucken?
Säuglingen haben angeborenen Tauchreflex
Vereinfacht könnte man sagen: Weil sie das im Bauch der Mutter, wo sie im Fruchtwasser geschwommen sind, so gelernt haben. Säuglinge haben noch einen angeborenen Tauchreflex. Dagegen muss man älteren Kindern, wenn sie tauchen, zuerst erklären, dass sie unter Wasser die Luft anhalten müssen. Sie müssen das also bewusst tun; Säuglinge tun es automatisch. Sobald sie ins Wasser getaucht werden, wird dieser Reflex ausgelöst – das heißt, die Luftröhre wird verschlossen, die Atmung hört auf – aber es passiert noch mehr: Der Herzschlag wird langsamer – nicht etwa schneller vor Aufregung – sondern langsamer, um den Sauerstoffbedarf zu reduzieren; und die Blutversorgung im Körper reduziert sich aufs Nötigste.Wodurch wird der Reflex ausgelöst?
Es scheint mehrere Auslöser zu geben, aber der erste ist wohl tatsächlich: Wenn die Gesichtshaut mit Wasser, vor allem mit kaltem Wasser in Berührung kommt. Dann wird bei Babys dieser Reflex ausgelöst. Das kann man als Relikt ansehen aus der Zeit, als sie noch im Bauch der Mutter waren. Denn da werden Babys einerseits mit Sauerstoff über die Nabelschnur versorgt, trotzdem aber üben sie in den letzten Schwangerschaftswochen auch schon das Atmen, das heißt sie machen mit der Lunge Atembewegungen. Manchmal verschlucken sie sich dabei und bekommen Schluckauf – oft zur großen Freude der werdenden Mütte. Aber im Grunde machen sie diese Atembewegungen, ohne wirklich zu atmen. Über diesen Weg, so scheint es, wird der Tauchreflex ausgebildet, der nach der Geburt noch eine Weile erhalten bleibt, sodass die Babys unter Wasser automatisch die Atmung einstellen.Voraussetzung für Unterwassergeburt und Babyschwimmen
Dieser Reflex verschwindet ungefähr ab dem 4. bis 6. Lebensmonat. Aber er schafft die Voraussetzung zum einen für die sogenannte „sanfte“ Unterwassergeburt. Zum anderen für das von manchen propagierte Babyschwimmen, bei dem man ja auch nicht möchte, dass die Babys sich verschlucken, wenn sie unter Wasser sind.Sun, 11 May 2025 - 02min - 5782 - Ist grüner Spargel gesünder als weißer?
Grüner Spargel wächst oberirdisch und bildet Chlorophyll aus
Der Unterschied zwischen weißem und grünem Spargel ist die Anbaumethode. Grüner Spargel wächst oberirdisch, also an der Sonne. Deshalb bildet er grünes Chlorophyll aus. Wenn man den Spargel dagegen in angehäuften Erddämmen aufzieht oder unter Folie, bekommt er keine Sonne ab und bleibt weiß.Im Verhältnis zum Nährwert hat Spargel viele Mineralstoffe und Vitamine
Sowohl weißer als auch grüner Spargel sind in dem Sinn „gesund“, dass sie viele wertvolle Inhaltsstoffe enthalten – und grüner Spargel enthält von manchen noch ein bisschen mehr. Man muss aber genau hinschauen, denn warum ist Spargel überhaupt gesund? Weil er im Verhältnis zu seinem Nährwert relativ viele wichtige Mineralstoffe und Vitamine enthält. Ich betone: Im Verhältnis zu seinem Nährwert. Da Spargel zu mehr als 92 Prozent aus Wasser besteht, hat er nur 150 bis 200 Kilokalorien pro Kilogramm. Und in den wenigen Bestandteilen, die nicht "Wasser" sind, konzentrieren sich hohe Mengen an Kalium, Kalzium und Stickstoff. Kalium ist gut für die Nerven, Kalzium gut für die Knochen und Stickstoff wirkt harntreibend und somit entwässernd und entgiftend. Außerdem enthält Spargel die Vitamine A, C, E und K. Das alles enthält der Grüne Spargel auch, allerdings – da er vor der Ernte mehr Sonnenlicht abbekommen hat – zum Teil etwas mehr als der weiße Spargel. Ich tue mich aber schwer damit zu sagen, er sei deshalb "gesünder". Wie gesund Spargel ist, hängt letztlich vom gesamten Speiseplan ab. Man kann sich auch ohne Spargel gesund ernähren. Und wenn man sich nicht gesund ernährt, dann ist es letztlich egal, ob man statt weißem grünen Spargel isst; das macht dann keinen Unterschied. Bei der Entscheidung im Zweifel also lieber nach dem Geschmack gehen.Vorsicht bei Gicht
Allerdings ist Spargel nicht uneingeschränkt gesund, denn er enthält auch Substanzen, die im Körper zu Harnsäure umgewandelt werden. Da kann es passieren, dass überschüssige Harnsäure kristallisiert und sich in den Gelenken absetzt. Das wiederum kann Menschen, die eine Anfälligkeit für Gicht haben, Schmerzen bereiten.Fri, 9 May 2025 - 02min - 5781 - Beruht die Strandung der Arche Noah am Berg Ararat auf Fakten?
Meeresspiegel reichte nicht bis zum Berg Ararat
Nein. Der Berg Ararat, der an der türkisch-armenischen Grenze steht, ist über 5.000 Meter hoch. Dort auf geologisch nachvollziehbare Weise einen Meeresspiegel hinzubekommen, ist schlichtweg unmöglich – wenn man davon ausgeht, dass es sich dabei um eine historische Tatsache handelt. Man könnte natürlich auch sagen: "Arche Noah am Ararat gestrandet" muss ja nicht heißen, dass die Arche gleich auf 5.000 Metern Höhe gestrandet ist. Sie könnte ja auch weiter unten gestrandet sein, etwa bei 1.000 oder auch 2.000 Metern. Aber auch das ist geologisch eigentlich völlig ausgeschlossen. Denn selbst wenn man annimmt, dass alles Eis auf der Erde einmal schmelzen würde, dann hätte man noch einen Anstieg von einigen 10 Metern, aber das war es dann auch. Im Vergleich: In der letzten Eiszeit, als sehr viel mehr Eis gebunden war und als es sehr viel mehr Gletscher gab, war der Meeresspiegel 100 bis 120 Meter tiefer als heute. Wenn man das ganze Eis schmelzen lassen würde, wäre er vielleicht noch einmal etwa 80 bis 100 Meter höher. Das würde aber nicht reichen, um eine "Arche Noah" am Ararat stranden zu lassen. Deswegen ist es für mich auch kein Wunder, dass man dort nichts gefunden hat. Man hat Steinbögen gefunden. Da hat man vermutet, dass das fossile bzw. versteinerte Überreste der "Arche Noah" sein könnten. Aber das hat sich alles nicht als Wahrheit oder tatsächliche Sensation herausgestellt.Gigantische Flutung am Schwarzen Meer vor 7.500 Jahren?
Es gibt Informationen darüber – das hat mit dem Ararat allerdings weniger zu tun – dass es vor 7.500 Jahren am Schwarzen Meer zu einer gigantischen Flutung gekommen sein könnte. Das heißt, das Schwarze Meer war auch während der Eiszeiten 100 bis 120 Meter tiefer als heute. Das war ein Süßwassersee. Und dann – so die Theorie – ist nach der Eiszeit durch das Schmelzen von Gletschern der Meeresspiegel gestiegen, das Mittelmeer ist gestiegen. Irgendwann hat es dann auch den Bosporus überschwemmt. Und dann kam jede Menge Wasser den Bosporus herunter: 20-mal stärker als der Niagarafall, so heißt es. Dadurch wurde das Schwarze Meer erstens salzig und zweitens ist der Meeresspiegel gestiegen. Aber nicht wesentlich höher als er heute ist. Das ist die andere Theorie, für die es einige Belege gibt, aber da ist noch vieles unsicher. Die Suche am Ararat hat aber mit diesen neueren Erkenntnissen nichts zu tun.Flutung: möglicherweise Einfluss auf das Gilgamesch-Epos
Wenn es diese Überschwemmung tatsächlich gegeben hat vor 7.500 Jahren, dann, so eine Überlegung, könnte dieses Ereignis möglicherweise das Gilgameschepos im Zweistromland ausgelöst haben. Aus diesem Epos wäre dann später die Geschichte der "Arche Noah" entstanden. Der Haken: Wenn es die große Sturzflut am Schwarzen Meer wirklich gab, hätte hat das Ereignis 5500 v. Chr. stattgefunden. Das Gilgamesch-Epos selbst ist aber erst 2.000 Jahre später entstanden. Das heißt, diese 2.000 Jahre hätten durch mündliche Überlieferung überbrückt werden müssen. Und ob das so sein kann oder nicht, ist schwer zu beantworten.Thu, 24 Apr 2025 - 03min - 5780 - Warum bilden sich im Winterschlaf die Muskeln von Tieren kaum zurück?
Bär baut 23 Prozent Muskelkraft ab, Mensch würde 90 Prozent verlieren
Das ist noch gar nicht so lange erforscht und man weiß es bisher auch nur von einem einzigen Tier, nämlich dem Bären. Und der Bär hält streng genommen auch keinen Winterschlaf, sondern eine Winterruhe. Der Unterschied ist, dass beim echten Winterschlaf auch die Körpertemperatur runtergefahren wird. Es sind eher kleinere Tiere, die das machen, etwa Fledermäuse oder Hamster. Bären halten nur eine Winterruhe, die Körpertemperatur bleibt also hoch und sie sind zwischendurch öfters mal wach. Allerdings nicht lang genug, dass das erklären würde, warum die Muskeln kaum zurückgehen. Untersuchungen haben gezeigt, dass nach monatelanger Winterruhe beim Bären die Muskelkraft nur um 23 Prozent reduziert ist, also nicht mal ein Viertel. Zum Vergleich: Wenn ein Mensch so lange im Bett liegen und sich nicht rühren würde, würden die Muskeln um 90 Prozent zurückgehen. Deswegen sollten sich auch bettlägerige Menschen im Rahmen ihrer Möglichkeiten bewegen bzw. ihre Muskeln trainieren. Das heißt umgekehrt: Wenn man weiß, wie das beim Bären funktioniert, könnte man möglicherweise solchen Menschen helfen.Bären: regelmäßiges Zittern und Proteinzufuhr auch im Winterschlaf
Vor ein paar Jahren kam man dem Geheimnis beim Bären auf die Spur. Es scheinen zwei Faktoren eine Rolle zu spielen:- Bären trainieren ihre Muskeln auch im Winterschlaf immer ein bisschen, nämlich durch unwillkürliches ständiges Zittern. Etwa viermal am Tag zittern die Muskeln und spannen sich an. Dadurch werden sie angeregt und bleiben "im Training". Ob dieses Zittern allein ausreicht, um den Muskelschwund aufzuhalten, ist fraglich. Offenbar kommt ein zweiter Faktor dazu: Der Körper hält die Muskeln durch ständige Zulieferung von Proteinen, also von Eiweißen, instand. Er "füttert" sie gewissermaßen.
Harnstoff nicht ausscheiden, sondern zur Proteinproduktion verwenden
Nun ist die Frage: Wo kommt dieses Eiweiß her? Denn die Winterschläfer fressen ja in dieser Zeit nichts. Aber sie spalten aus Harnstoff, der ja normalerweise ausgeschieden wird, Stickstoff ab. Dieser Stickstoff ist das zentrale Element für Proteine. Der Körper "recycelt" also den Stickstoff, den er eingelagert hat, und stellt daraus Proteine her. Diese werden den Muskeln zugeführt. Auch das verhindert offenbar, dass sich die Muskeln abbauen. Das ist so bisher aber nur bei den amerikanischen Schwarzbären untersucht worden. Ob das bei anderen Winterschläfern und Winterruhern auch so ist, weiß man nicht.Bärenforschung kann für Patienten und Astronauten nützlich sein
Die Erkenntnisse aus der Tierforschung können auch für den Menschen hilfreich sein. Zum einen für Patienten, die zum Beispiel nach einem Unfall lange bettlägerig sind. Eine andere Möglichkeit ist es für Astronauten, die vielleicht mal zum Mars oder noch weiter fliegen sollen. Da besteht ebenfalls das Problem, dass Muskel- oder Knochenabbau droht. Hierfür existiert die bisher einzig bekannte Lösung derzeit nur in Science-Fiction: Was machen die Astronauten bei "2001 – Odyssee im Weltraum"? Sie halten Winterschlaf! Vielleicht wäre also das Problem gelöst, wenn dieser Winterschlaf beim Menschen genauso funktionieren würde wie beim Bären. Und wenn man den Menschen überhaupt in einen künstlichen Winterschlaf versetzen kann.Mon, 24 Mar 2025 - 03min - 5779 - Exodus: Gab es den Auszug aus Ägypten wirklich?
Ich denke, es gab den Auszug; die Frage ist, in welcher Form der stattfand. Die Texte entstanden in der Zeit um 600 bis 650 v. Chr., also mit rund 600 Jahren Abstand zu den geschilderten Ereignissen. Es sind also eher fiktive Texte darüber, wie man sich die Frühgeschichte Israels vorgestellt hat. Die hat man sich so vorgestellt, wie man das durch die Assyrer in dieser Zeit erlebt hat, nämlich als kriegerische Landnahme.
Historische Fakten zum Auszug aus Ägypten
In der Zeit des 14., 13. Jahrhunderts gab es einen völligen Zusammenbruch der damaligen Gesellschaft. Das hat mehrere Gründe. Es gab eine Klimakatastrophe und zeitweise sehr geringe Niederschläge. Der Wasserspiegel des Toten Meeres ist in dieser Zeit so extrem gesunken wie noch nie. Die Klimakatastrophe führte dazu, dass viele Städte aufgegeben werden mussten. Dazu kamen innere Unruhen. Das ist verständlich, denn wenn Menschen keine ausreichenden Verdienste mehr haben, überfallen sie Händler. Das führt mittelfristig zum Zusammenbruch des Handels und zur weiteren Entvölkerung der Städte. Es sind damals viele Leute nach Ägypten abgewandert, das können wir anhand semitischer Personennamen in ägyptischen Texten nachweisen. Die Ramsesstadt, die in Exodus 1 erwähnt wird, ist in dieser Zeit von Pharao Ramses II. groß aufgebaut worden. Da waren sicher auch Arbeitskräfte – Gastarbeiter – aus Palästina bzw. dem späteren Israel dabei.Aus Stadtstaaten wird allmählich ein Flächenstaat
Die Leute kehrten aber wieder zurück und wir können feststellen, dass es in dieser Zeit um 1200 eine völlige Neustrukturierung gab. Vorher hatten wir lauter weitgehend autarke Stadtstaaten. Die sind zusammengebrochen und stattdessen entstand im Verlauf von 200 Jahren ein Flächenstaat. Es entstand ein lockeres Bündnis verbündeter Stämme.Es fand kein organisierter Auszug statt
Es handelte sich also nicht um einen organisierten Auszug. Das ist bereits eine sehr alte Erkenntnis: Wenn man sich die Zahlen anschaut, die im Numeri-Buch stehen, und sich vorstellt, die Leute wären in Fünferreihen ausmarschiert, dann sind die ersten schon in Palästina, während die letzten sich noch in Ägypten befinden. Das funktioniert nicht.Fri, 18 Apr 2025 - 03min - 5778 - Was sagt die Archäologie über David und Salomo?
Inschrift "Beth David" aus Tel Dan belegt Davids Existenz
Bei David tun wir uns schwer, irgendetwas archäologisch sicher nachzuweisen. Es gibt seit etwa 30 Jahren eine Inschrift, die in Tel Dan gefunden wurde, mit der Aufschrift "Beth David", also Haus Davids. Diese Kombination "Beth" plus Personenname wurde im Vorderen Orient häufig verwendet, um ein bestimmtes Territorium zu beschreiben. Deshalb ist heute ziemlich akzeptiert, dass es diese Person David gegeben hat. Aber richtig verbinden können wir eigentlich mit ihm nichts. Denn wenn man David biblisch betrachtet, dann war das ursprünglich ein Söldnerführer, der eine relativ große Truppe um sich geschart hat, die für Unruhe sorgte und das Land halbwegs kontrolliert hat. Als die Auseinandersetzungen mit den Philistern immer schwieriger wurden, hat man diese "Freischärlertruppe" angeheuert. David scheint da ganz gute Vertragsverhandlungen geführt zu haben.David setzte sich dauerhaft als König durch
Normalerweise hat man solche Söldner für einen begrenzten Zeitraum angeheuert, für irgendeinen Kriegszug. David hat da offensichtlich herausgeschlagen, dass er dauerhaft als König eingesetzt wird und damit eben ein festes Territorium hat, für das er zuständig ist, dessen Sicherheit er garantiert, aber das ihn auch entsprechend versorgen muss.Kein Strahleheld, aber Vereinigung verschiedener Stämme
Das zieht sich bei vielen Texten durch. David war nie der große Strahleheld, wie wir das normalerweise mit ihm verbinden. Es gibt eine ganze Reihe Texte, wo erzählt wird, dass David bedroht wird, dass er von allem mit Steinen beworfen wird, dass er teilweise fliehen muss, weil er mit seiner Herrschaft nicht durchkommt. Aber was ihm gelungen ist – und da war er wirklich Glückspilz der damaligen Zeit: Er hat die verschiedenen Stämme, die im Alten Testament erwähnt werden, vereint. Das war ein mehr oder weniger wilder Haufen, der manchmal zusammengehalten hat, mal nicht. Ihm ist es gelungen, auch durch einigen Druck, diese Stämme zu vereinigen und damit ein stabiles Reich zu gründen.Salomo schaffte Strukturen
Salomo oder war der erste, der richtige Strukturen geschaffen hat. Wir kennen zwar den Tempel und den Palast nicht, weil wir dort nicht graben können. Das ist heute der Haram al-Sharif in Jerusalem, das drittwichtigste Heiligtum des Islam. Es ist völlig unmöglich, dort irgendwelche Grabungen zu machen. Wir haben aber sehr genaue Beschreibungen, wie der Tempel ausgesehen hat im Alten Testament, und man kann das rekonstruieren. Das lässt sich auch gut mit etwa zeitgleichen Funden zusammenbringen. Das scheint also in seiner Basis, auch wenn er später überarbeitet wurde, ein alter, authentischer Text zu sein, der beschreibt, wie dieser Tempel ausgesehen hat.Wirtschaftlich autark durch Kupferbergwerk
Salomo hatte offensichtlich auch das große Glück, dass er wirtschaftlich einigermaßen autark war. Das wird im Alten Testament nicht genannt, aber wir wissen durch archäologische Funde, dass in dieser Zeit südöstlich des Toten Meers in Feinan, dem biblischen Punon, Kupferbergwerke eröffnet wurden. Das gab ihm Möglichkeiten für eine Ausgestaltung des Tempels. Er hatte plötzlich reichlich Metall zur Verfügung, konnte das auch handeln – nach Ägypten oder in andere Länder. Es war eine Zeit, in der der traditionelle Kupferhandel, der von Zypern her kam (im Namen "Zypern" steckt ja "Kupfer"), mehr oder weniger zusammengebrochen war. Wenn man dennoch Kupfer brauchte, musste man auf die Funde von Feinan zurückgreifen. Also da scheint sich manches, was im Alten Testament gar nicht klar gezeigt wird, durch die archäologischen Funde doch zu einem Puzzle zusammenzufügen lassen, das halbwegs stimmig ist.Thu, 17 Apr 2025 - 04min - 5777 - Woher kommt das Schweinefleischverbot?
Erste Belege in Palästina aus der nachexilischen Zeit
Erste schriftliche Belege stammen aus der nachexilischen Zeit, also dem 5., 4. oder 3. Jahrhundert. Solche Verbote haben aber auch kulturgeschichtliche Wurzeln. So gibt es bei uns z. B. kein Verbot, Schlangenfleisch zu essen, und trotzdem isst niemand dieses Fleisch. Durch die Archäologie können wir feststellen, dass es beim Schweinefleischverbot unterschiedliche Praktiken gab. Wir haben in fast allen Ortschaften Schweineknochen nachgewiesen. Interessant dabei: Im Philistergebiet – die Philister sind ja vom Mittelmeerraum her eingewandert – haben wir eine relativ hohe Prozentzahl an Schweineknochen, während wir in vielen Orten des Gebietes, das später Israel wurde, schon im 12. bzw. 11. Jahrhundert eine ganz geringe Anzahl an Schweineknochen haben; sie liegt bei etwa ein bis zwei Prozent.Wurzel des Verbots: Schwein als Nahrungsmittelkonkurrent
Zum einen ging es einfach um den Geschmack. Dazu kommt aber sicher, dass das Schwein ein Nahrungsmittelkonkurrent für die Menschen ist. Es geht also nicht um Reinheit, sondern schlicht um Nahrungsmittelkonkurrenz. In einem Land, in dem man sich mühsam durch Ackerbau über Wasser halten muss, stellen Schweine eine große Gefahr dar, weil sie die Felder verwüsten könnten. Daher wollte man ganz bewusst möglichst wenige Schweine haben. Vor allem im Jordangraben gab es Wildschweine, die reichlich Schaden angerichtet haben. Der Wunsch, diese Gefahr einzudämmen, stellt wohl die historische Wurzel des Schweinefleischverbots dar.Thu, 17 Apr 2025 - 02min - 5776 - Sind die Ostfriesen wirklich Weltmeister im Teetrinken?
Sind die Ostfriesen wirklich Weltmeister im Teetrinken?
Das liest man zwar überall und ich habe diese Behauptung in früheren Berichten auch ungeprüft übernommen. Laut Deutschem Teeverband trinken die Ostfriesen pro Kopf 300 Liter Schwarz- und Grüntee im Jahr und demnach mehr als die Menschen in Libyen (287 Liter) und der Türkei (277 Liter), die nach Angaben des Internationalen Teehandelsverbands ITC die Rangliste im Ländervergleich anführen. Wer schon mal in Ostfriesland war, weiß, dass dort viel Tee getrunken wird. Trotzdem gibt es mehrere statistische Gründe, den angeblichen Weltrekord infrage zu stellen.Statistische Rosinenpickerei
Der erste Grund ist: Die Türkei ist ein Staat, Ostfriesland eine Region. Da geht die statistische Rosinenpickerei schon los: Eine deutschen Region, von der man weiß, dass dort sehr viel Tee getrunken wird, zu vergleichen mit einem Durchschnittswert anderer Staaten. Dabei gibt es innerhalb dieser großen Länder ebenfalls regionale Unterschiede. An der türkischen Schwarzmeerküste, wo Tee angebaut wird, dürfte der Verbrauch höher liegen als im Rest der Türkei. Und wenn er nur 10 Prozent höher läge als der türkische Durchschnitt, könnten die Schwarzmeerküstenbewohner den Ostfriesen den Weltmeistertitel streitig machen. Doch auch an der Zahl von 300 Litern pro Kopf drängen sich Zweifel auf.Wie der Teekonsum berechnet wird
Denn wie werden diese Verbrauchszahlen überhaupt ermittelt? Das Internationale Teekomitee (ITC) hat dafür eine einfache Formel: Wie viel Tee importiert ein Land? Wie viel Tee produziert es selber? Das wird addiert, und davon abgezogen wird die Menge, die ein Land exportiert. Daraus ergibt sich die Summe an Teepulver in Tonnen, die in einem Land bleibt und naheliegenderweise von den dortigen Bewohnern in flüssiger Form konsumiert wird. Aus einem Kilogramm entstehen ungefähr 90 Liter Tee, das ist die gängige Umrechnungsformel. Im Fall von Ostfriesland kommt man dann auf 140 Millionen Liter Tee, die sich auf knapp 470.000 Einwohner verteilen. Macht ziemlich genau 300 Liter pro Ostfriese und Jahr.Statistische Falle beim "Pro-Kopf"-Verbrauch
Das klingt erstmal plausibel, aber wenn man auf diese Weise einen Pro-Kopf-Konsum ermittelt, kann man leicht in eine statistische Falle tappen. Für die gibt es ein Lehrbuchbeispiel aus der Statistik: Welches Land hat die höchste Kriminalitätsrate. Antwort: Der Vatikan. Warum? Weil der Petersplatz viele Besucher und viele Taschendiebe anlockt. Hunderte Delikte werden dort pro Jahr gemeldet. Aber der Vatikan hat offiziell nur knapp 500 Einwohner. Die Kriminalitätsrate ist aber per Definition die Zahl der Delikte geteilt durch die Zahl der Einwohner. Wenn man so rechnet, kommt man beim Vatikan im Schnitt auf ein Verbrechen pro Einwohner. Also wäre fast jeder Vatikan-Bewohner – aber nur deshalb weil die vielen Besucher bei der Berechnung der Kriminalitätsrate unter den Tisch fallen. In diese Falle kann man auch tappen, wenn man den Teekonsum in Ostfriesland errechnet. Denn auch Ostfriesland hat überdurchschnittlich viele Urlauber im Verhältnis zur Einwohnerzahl. In Ostfriesland wohnen 460.000 Menschen, aber zusätzlich halten sich zwischen Emden und Norderney 100.000 Touristen auf. Die trinken aber ebenfalls Tee, das gehört schließlich dazu, oder sie kaufen als Mitbringsel für sich oder andere Ostfriesentee, den sie für sich oder für andere nach Hause mitnehmen. Wenn diese Urlauber nicht berücksichtigt werden, sondern man die Teemenge nur durch die Zahl der Einwohner teilt, erscheint der Pro-Kopf-Verbrauch in Ostfriesland höher als er tatsächlich ist. Der Effekt ist natürlich nicht so krass wie bei der Kriminalitätsrate des Vatikan, kann aber durchaus 10 bis 20 Prozent ausmachen."Ostfriesischer" Teekonsum findet auch außerhalb Ostfrieslands statt
Ein weiterer Fehler kann auftauchen, wenn die veranschlagte Teemenge größer ist als es der Realität entspricht. Auch das ist hier sehr wahrscheinlich der Fall. Denn ermittelt wird diese Zahl regulär über die Differenz aus Import und Export. Doch die großen ostfriesischen Teehäuser schicken ihren Tee auch an Läden oder Endkunden außerhalb Ostfrieslands, ohne dass dies offiziell als "Export" irgendwo registriert wird. Der größte Teehändler Bünting etwa verkauft ein Drittel seines Tees über Teegeschäfte außerhalb Ostfrieslands. Plus über den Online-Versand an Endkunden an Deutschland und im Ausland. Dieser Online-Versand macht nach Angaben von Bünting 6 Prozent des Absatzes aus.Zähler zu groß, Nenner zu klein – das treibt den "Teeverbrauch" in die Höhe
Werden diese Fehlerquellen nicht berücksichtigt, würde das bedeuten: In Ostfriesland verbleibt weniger Tee als offiziell ausgewiesen, und dieser Tee wird auch noch von deutlich mehr Menschen konsumiert als nur von den Einwohnern. In der Rechnung: Menge pro Kopf wird also der Zähler zu groß und der Nenner zu klein angesetzt. So würde der offizielle Teeverbrauch künstlich in die Höhe geschraubt. Und selbst wenn es jeweils nur 10 Prozent sind, macht das schon fast 20 Prozent Unterschied. Statt 300 Liter pro Kopf läge der Verbrauch bei nur 240 Litern, und das wäre noch vorsichtig gerechnet. Der Verdacht, dass wirklich falsch gerechnet wurde, liegt nahe, denn erstens entsprechen die angeblichen 300 Liter pro Kopf ja genau der Zahl, die herauskommt – wenn man also die offizielle Teemenge durch die offizielle Zahl der Einwohner teilt und somit die Fehlerquellen nicht berücksichtigt. Und zweitens lassen sich diese Fehlerquellen ja auch nur schwer beseitigen. Der Teekonsum durch Urlauber etwa wird ja nicht separat erfasst, sodass man ihn herausrechnen könnte.Intransparente Berechnung des Teekonsums
Zur Sicherheit habe ich trotzdem beim Deutschen Teeverband nachgefragt, ob diese möglichen Fehlerquellen berücksichtigt werden. Die Auskunft war so knapp wie ernüchternd.Wir bitten um Ihr Verständnis, dass wir interne Berechnungsdetails nicht weitergeben.
Das ist ungewöhnlich: Der Teeverband verkündet eine Rekordzahl, verrät aber nicht, wie sie zustande kommt. Das widerspricht den Grundlagen jeder Wissenschaft und jeder Statistik. Das alleine wäre schon ein Grund, die Zahl und den damit verbundenen "Weltmeister"-Titel nicht länger zu verbreiten. Doch auch das Deutsche Rekordinstitut erscheint in keinem guten Licht. Es hat sich die Zahl zu eigen gemacht und dem Land 2021 den Weltmeistertitel in einer offiziellen Urkunde bestätigt. Auf seinen Webseiten erweckt das Rekordinstitut den Eindruck, es hätte die Angaben nochmal geprüft. Doch auf Nachfrage erklärt es:Quelle: Deutschen Teeverband
"Leider haben wir keine Informationen zur Methodik der damaligen Untersuchung."
Die einen sagen nichts, die anderen wissen nichts. Seriös geht anders.Quelle: Rekord-Institut für Deutschland
Tourismusmarketing mit angeblichem Weltmeistertitel
Jetzt könnte man fragen: Ist das nicht egal? Warum ist dieser Weltmeistertitel überhaupt so wichtig? Ist er eigentlich nicht – aber er wird natürlich zu Marketingzwecken genutzt. 2016 wurde die Ostfriesische Teekultur in das Immaterielle Kulturerbe der Unesco aufgenommen, und der pseudo-amtliche Tee-Weltmeistertitel setzt dem nochmal die Krone auf. Das zeigt schön ein vom niedersächsischen Wirtschaftsministerium mitfinanzierter "Praxisleitfaden nachhaltiger Kulturtourismus", in dem Tipps gegeben werden, wie die Ostfriesische Teekultur inklusive Weltmeistertitel in Wert gesetzt werden kann.Die Teekultur nimmt im Regionalmarketing einen zentralen Stellenwert ein.
Das wiederum ist offensichtlich. Natürlich hat Ostfriesland ein besonderes Verhältnis zum Tee. Alleine aufgrund seiner Geschichte. Der Tee kam dort über die benachbarten Niederländer schon relativ früh an. "Vor rund 300 Jahren hat sich in Ostfriesland eine eigenständige Teekultur entwickelt. Tee wird seitdem auf ritualisierte Art während der ostfriesischen Teezeremonie getrunken." So steht es im Bundesweiten Verzeichnis für das Immaterielle Kulturerbe der Unesco.Quelle: Praxisleitfaden nachhaltiger Kulturtourismus
Wie authentisch ist die "Ostfriesische Teezeremonie"?
Die "Ostfriesische Teezeremonie" mit "Kluntje" (Kandiszucker) und Sahne ist ebenfalls fester Teil des Regionalmarketings. Und auch ein bisschen übertrieben, meint der Historiker Martin Krieger im SWR-Podcast "Das Wissen". Er hat ein ganzes Buch über die Geschichte des Tees geschrieben und sich die Quellen genauer angeschaut.Der ostfriesische Tee ist in allererster Linie ein Mythos. Wenn wir uns die Statistiken angucken aus dem siebzehnten, aus dem achtzehnten Jahrhundert, dann werden wir sehr schnell feststellen, dass in Ostfriesland in dieser Zeit in ebenso großem Maße Kaffee wie Tee getrunken wurde. Das heißt also, man trank in Ostfriesland nicht mehr Tee als beispielsweise in Hamburg als in Schleswig-Holstein.
Tatsächlich vollzog sich der Teeboom in Ostfriesland erst viel später, nämlich in der Mitte des 19. Jahrhunderts. "In der ärmlichsten Hütte kommt der Theetopf den ganzen Tag nicht vom Feuer." Heißt es damals in einem Aufsatz über das ostfriesische Armenwesen. Aber auch: "Milch wird regelmäßig in Ostfriesland zum Thee nicht genommen, dagegen wenn irgend der letzte Pfennig es gestattet, etwas Kandiszucker" Also: Kluntje ja, aber keine Milch und keine Sahne, und auch sonst unterschied sich die Teezubereitung die meiste Zeit nicht von der in anderen Gegenden Norddeutschlands. "Die ostfriesische Teezeremonie war eigentlich gar keine", sagt Martin Krieger:Quelle: Martin Krieger, Historiker
Denn so, wie man heute den Tee aus Friesland serviert, so hat man ihn im neunzehnten Jahrhundert praktisch überall serviert in Deutschland. Erst zu Beginn des zwanzigsten, Jahrhunderts gab es den Versuch, eine ostfriesische Identität zu konstruieren, und so schafft man einen Mythos nach dem Motto: Wir trinken Tee eigentlich schon immer.
Quelle: Martin Krieger, Historiker
Thu, 17 Apr 2025 - 07min - 5775 - Wurden die Mauern von Jericho tatsächlich durch Posaunen zum Einsturz gebracht?
Unterschied zwischen Text und Archäologie
Man muss hier unterscheiden zwischen Textuntersuchung und Archäologie: Der Text wurde nicht in der Zeit um 1200 v. Chr. geschrieben, also zurzeit der Landnahme, sondern rund 600 Jahre später. Das sieht man schon allein daran, dass die Grenze Israels am Jordan lag, denn sonst würde das gar nicht nach Jericho verlagert werden. Während es in der Zeit um 1200 auch nur im Ostjordanland Stämme gab, nämlich Gad und Teile von Manasseh und Reuben, sodass die Außengrenze des Stämmeverbundes Israels ganz woanders lag. Es ist also ein relativ junger Text, der deutlich machen will: Dieses Land ist euch von Gott geschenkt worden. – Bei den archäologischen Grabungen um 1909 in Jericho fand man eine eingestürzte Mauer und sagte: Da sind wir bei Josua, damit haben eine absolute Datierung; das ist 1200 v. Chr. Später hat sich gezeigt, dass man sich um rund 1000 Jahre geirrt hat, denn das ist eine Mauer, die aus der Zeit 2300 v. Chr. stammt, also sehr viel älter ist.Jericho: in der Zeit der Landnahme unbesiedelt
Jericho war in der Zeit, als die Landnahme stattgefunden hat, überhaupt nicht besiedelt. Es ist ein Ort, der um 1300 v. Chr. aufgegeben wurde und dann erst wieder ab 1100 neu besiedelt wurde. Diese Texte wollten aber nie historische Texte sein. Wir denken heute immer stark als Historiker. Das war bis zur Aufklärung überhaupt nicht der Fall. Gehen Sie in ein Museum und schauen sich ein Bild an, z. B. eine Geburtsgeschichte, die im 13., 14. oder 15. Jahrhundert gemalt wurde. Da haben Sie die biblische Geburtsgeschichte und dahinter eine italienische Stadt und Maria und Joseph tragen Kleider, die für die damalige Zeit in der Gegen typisch war und keine orientalische Kleidung. Die Leute haben also immer von ihrer Zeit her gedacht und nicht von der Vergangenheit her, weil sie dieses Wissen auch gar nicht mehr hatten. Also keine Trompeten vor Jericho und auch keine Posaunen.Wed, 16 Apr 2025 - 02min - 5774 - Warum feiert die orthodoxe Kirche Ostern oft später?
Papst Gregor XIII. Kalenderungenauigkeiten beseitigt
Das lässt sich mit der Kalendergeschichte erklären: Es gibt den julianischen Kalender, so wie Cäsar ihn konstruiert hat, und den gregorianischen Kalender. Den hat Papst Gregor XIII. nachgeschärft, um Kalenderungenauigkeiten zu beseitigen. Heute divergieren der julianische und der gregorianische Kalender 13 Tage; in einigen Jahrzehnten werden es 14 Tage sein. Das heißt also: Alle Feste, die an fixen Terminen im Kirchenjahr gefeiert werden, sind zwischen der orthodoxen und der christlichen weströmisch-katholischen Kirche um 13 Tage verschoben.Frühlingsvollmond und 13 Tage Differenz
Da Ostern vom Frühlingsvollmond abhängt, muss man diese 13 Tage nehmen. Und dann kommt es darauf an, wie der Frühlingsvollmond jeweils zu liegen kommt. Da können dann sehr viel größere Differenzen zwischen dem römisch-katholischen Kalender einerseits und dem griechisch- und russisch-orthodoxen Kalender andererseits auftauchen. Und so kommt es zu großen Divergenzen.Tue, 15 Apr 2025 - 01min - 5773 - Meerwasser brennt in den Augen. Warum salzige Tränen nicht?
Weil die Salzkonzentration niedriger ist. Meerwasser enthält dreimal so viel Salz wie die Tränenflüssigkeit. Tränen haben eine Salzkonzentration von etwas unter 1 Prozent, sie enthalten somit etwa genau so viel Salz wie das Blut. Sie bilden somit eine "isotonische" Lösung und deshalb brennen Tränen nicht nur nicht – sondern sie enthalten genau die Salzkonzentration, die auch unsere Schleimhäute gerade als angenehm empfinden.
Könnten wir in einem Meer von Tränen tauchen – für die Augen gäbe es nichts Angenehmeres
Tränen enthalten auch viel weniger Salz als etwa Schweiß – die Salzkonzentration von Schweiß entspricht der im Meerwasser – und deshalb brennt Schweiß in den Augen. Tränen aber nicht. Deshalb brennt Schweiß ja auch in den Augen, Tränen nicht. Könnten wir in einem Meer von Tränen tauchen – für die Augen gäbe es nichts Angenehmeres.Wed, 9 Apr 2025 - 00min - 5772 - Was ist der Unterschied zwischen Demenz und Alzheimer?
Oberbegriff: Demenz
Demenz ist der Oberbegriff. Es gibt ganz viele verschiedene Demenzerkrankungen. Die Alzheimer-Demenz ist mit circa zwei Drittel bis drei Viertel der Fälle die häufigste Form einer Demenzerkrankung. Das heißt: Jeder Mensch, der Alzheimer hat, ist dement. Aber wer dement ist, muss nicht unbedingt Alzheimer haben.Tue, 8 Apr 2025 - 00min - 5771 - Wie verbreitet waren Kreuzigungen im Römischen Reich?
Die Kreuzigung war eine besonders schlimme und perfide Art der Hinrichtung, die im Orient bereits vor den Römern Praxis war und von den Römern übernommen wurde. Die Römer praktizierten sie dann zum Beispiel auch in Italien, und zwar immer dann, wenn eine besondere Illoyalität begangen worden war, zum Beispiel von Sklaven. Darum ließen sie nach dem Aufstand des Spartakus in Italien sehr viele dieser aufständischen Sklaven ans Kreuz schlagen. So ähnlich gingen sie auch mit den Feinden der römischen Ordnung um, die sie "Räuber" nannten. Zu denen gehörten Aufrührer aller Art, und Jesus Christus wurde ebenfalls in diese Kategorie eingeordnet. Daher ist er als Aufrührer am Kreuz gestorben wie viele, viele andere auch, gerade in Judäa.
Mon, 14 Apr 2025 - 01min - 5769 - Warum wurden manche Saurier so groß?
Sauropoden mit langem Schwanz und Hals
Richtig groß wurden hauptsächlich die Langhalsdinosaurier, die Sauropoden. Und das Größte an denen waren Schwanz und Hals. Der Rumpf selbst war nicht so wuchtig und massig. Außerdem waren die Knochen zum Teil mit Luft gefüllt; die waren also viel leichter.Vorteil: geringer Energieverbrauch
Der Vorteil der Größe liegt darin, dass ein großes Tier viel langsamer auskühlt. Und ein Tier, das keine Energie braucht, um seine Körpertemperatur zu halten, braucht viel weniger zu essen. Die Langhalsdinos standen also rum und haben einfach alles abgefressen, was der Hals erreicht hat. Mit nur einem Schritt erreichten sie wieder dieselbe Menge. Sie waren also sehr sparsam. Diese Gewichte waren für die Knochen ohne Weiteres tragbar, weil die schwersten Teile, nämlich die Wirbelsäule, luftgefüllt waren.Wed, 2 Apr 2025 - 01min - 5768 - Wird auch das Meer nach unten immer wärmer?
Meerwasser wird nach unten immer kälter
Nein, nach unten hin wird das Wasser generell immer kälter. Das Meerwasser hat am Boden eine Temperatur von 2 Grad Celsius oder kälter. Es ist also anders als an Land, im festen Gestein. Das wird nach unten tatsächlich immer wärmer; man sagt: 3 Grad pro hundert Meter. Das ist im Meer nicht so, weil das Meer in Bewegung ist: Warmes Wasser ist leichter als kaltes und steigt auf, während kaltes Wasser absinkt. Das passiert ständig. Nehmen wir den Atlantik: Der Golfstrom transportiert warmes Wasser aus den Tropen Richtung Norden. Je weiter das Wasser Richtung Norden strömt, desto mehr kühlt es ab. Irgendwann ist es so kalt und dicht, dass es im Nordatlantik in die Tiefe sinkt. So haben wir insgesamt eine klare Schichtung im Meer: Oben ist das von der Sonne erwärmte warme Wasser. Und nach unten hin wird es immer kälter – zum Teil herrschen sogar Temperaturen unter Null.Wird das kalte Wasser am Meeresgrund zu Eis?
Nein, denn am Meeresgrund herrscht ein ziemlich hoher Druck und das Meerwasser ist salzig. Salzwasser hat einen niedrigeren Gefrierpunkt als Süßwasser, kann also im flüssigen Zustand kälter werden. Gerade im Bereich der Antarktis ist das Meerwasser zum Teil noch deutlich salziger als normal. Und je salziger es ist, desto schwerer ist es. Außerdem ist das Wasser sehr kalt, und weil es so salzig und kalt ist, ist es besonders schwer und sinkt an den Meeresgrund. Deshalb kann das Wasser am Meeresboden Temperaturen von 1 bis 2 Grad unter Null haben.Ausnahme: heiße Thermalquellen am Meeresgrund
Die einzige Ausnahme bilden die im weitesten Sinn vulkanischen Stellen des Erdbodens, wo heißes Gestein am Meeresboden austritt, oder bei den sogenannten Schwarzen Rauchern. Das sind Stellen, an denen aus dem Meeresboden aktiv kochend heißes mineralreiches Wasser austritt, also superheiße Thermalquellen. Die können 400 Grad heiß sein. Schwarze Raucher finden sich dort, wo der Meeresboden auseinanderreißt, also bei den Mittelozeanischen Rücken. Das sind aber nur punktuelle Zonen mit wärmerem Wasser.Tue, 1 Apr 2025 - 02min - 5767 - Warum ist das Aprilwetter so wechselhaft?
Großräumige Zirkulation und großräumige Sonneneinstrahlung
Das liegt an der Umstellung des Wetters von der Winterzirkulation auf die Sommerzirkulation. Im Winter sind sowohl die See als auch das Land relativ kalt und es herrscht eine gewisse Beständigkeit. Wenn die Sonne im April höher steigt, erwärmt sich das Land stärker, während die Meere noch kalt sind. Es kommt zu einen Luftaufstieg über dem Land und es bildet sich eine neue Zirkulation.Viele Tiefdruckgebiete im April bringen Regen
Wir haben dann sehr viele Tiefdruckgebiete, die in rascher Folge über die Region hinwegziehen. Die bringen Regen; dann scheint wieder die Sonne und es ist warm. So kann man gerade im April die gesamte Palette aller Wettererscheinungen beobachten. Gründe sind also die großräumige Zirkulation und die großräumige Sonneneinstrahlung.Sun, 30 Mar 2025 - 00min - 5766 - Wo hat der Aprilscherz seinen Ursprung?
Geburtstag von Judas als Erklärung
Für die Scherze am 1. April gibt es unterschiedliche Erklärungen. Die meist genannte ist die, dass im April der Geburtstag des Judas sei. Und weil Judas so unverlässlich gewesen sei und Christus verraten habe, würde man die Leute am 1. April auch täuschen. Ob das eine wirklich stichhaltige Erklärung ist, weiß ich nicht.Monat April: unzuverlässig wie das Aprilwetter
Wir schicken die Leute auch nicht zuletzt deswegen in den April, weil der April so ein wenig verlässlicher Monat ist; das Wetter ist überhaupt nicht vorhersehbar.Marzo pazzo: In Italien ist es der verrückte März
In Italien übrigens ist die ganze Geschichte rein meteorologisch einen Monat früher. Die Italiener sagen Marzo pazzo dazu. Dort ist der März so wechselhaft, und die Italiener feiern in besonderer Weise den 1. März. Vor allem aber feiert man das zum Beispiel im Engadin. Nicht so, dass man jemanden in den März schickt, sondern man erinnert an den altrömischen Jahresbeginn. Das altrömische Jahr hat nämlich im März begonnen, am 1. März. Der Kriegsgott Mars war ja auch der Schutzpatron Roms; deswegen begann dort das Jahr.Fri, 28 Mar 2025 - 01min - 5765 - Warum werden Missionen zum Mars geplant und nicht zur Venus – die liegt doch näher?
Erste menschliche Sonde landete 1970 erfolgreich auf der Venus
Rein vom Abstand her läge die Venus tatsächlich näher. Sie ist 38 Millionen Kilometer entfernt, der Mars dagegen 55 Millionen Kilometer. Da Strecke und Reisezeit ein kritisches Moment in der ganzen Raumfahrt sind – zum Mars dauert es zwei Jahre – würde man natürlich Fahrzeit sparen, wenn der Flug stattdessen zur Venus ginge. Und doch hört man fast nur von Mars-Missionen und Mars-Robotern. Die Venus dagegen steht im Schatten der Aufmerksamkeit. Blickt man in die Vergangenheit, war das nicht immer so. Der erste fremde Planet, auf dem eine menschliche Sonde landete, war 1970 die Venus – nicht der Mars. Und es folgten weitere Missionen, auch erfolgreiche Landungen, bei denen die Sonden sogar Signale von der Oberfläche zur Erde geschickt haben. Das Problem: Das taten sie nie länger als knapp 2 Stunden – dann war es vorbei.Venus ist verdammt heiß und hat sehr mächtige Atmosphäre
Der Haken ist nämlich: Auf der Venus ist es verdammt heiß, über 400 °C. Das liegt zum einen daran, dass sie viel näher an der Sonne ist, zum anderen herrscht auf ihr ein enorm hoher Luftdruck. Der Mars dagegen hat eine ziemlich dünne Atmosphäre und es ist eher kalt – im Schnitt -50 °C, auf der sonnenabgewandten Seite können es auch mal -120 °C sein. Diese Kälte stellt hohe Anforderungen an die Astronauten und ihre Geräte. Doch ist es immer noch leichter, sich vor dieser Kälte zu schützen als sich vor Temperaturen von über 400 °C, wie sie auf der Venus herrschen. Während der Mars fast seine ganze Atmosphäre verloren hat, dort also ein extrem niedriger Druck herrscht, ist die Venus das komplette Gegenteil – sie hat eine sehr dichte Atmosphäre und dort herrscht ein 90-mal höherer Druck als auf unserem Heimatplaneten. Der Druck auf der Venus entspricht somit dem Druck in einer irdischen Meerestiefe von 900 Metern. Man kann in solchen Druckverhältnissen irgendwie zurechtkommen. Das hat u.a. auch der Regisseur James Cameron 2012 mit seiner Tiefseefahrt zum Marianengraben bewiesen, der mehr als zehnmal tiefer ist. Trotzdem tun sich Astronauten in der sehr dünnen Marsatmosphäre leichter als in der sehr dichten Venusatmosphäre.Mars ist für Menschen geeigneter als die Venus
So ist der Weg zum Mars zwar weiter, aber der Mars ist nicht ganz so unwirtlich. Und wenn man langfristig denkt, geht es nicht nur darum, dort Sonden hinzuschicken, sondern vielleicht auch mal Menschen – für die ist der Mars immer noch wesentlich geeigneter als die Venus.Thu, 27 Mar 2025 - 02min - 5764 - Verdampft Alkohol beim Kochen vollständig?
Alkohol verdampft nicht vollständig
Ich habe, auch als Kind, den Alkohol herausgeschmeckt. Allerdings wurde damals immer gesagt, das sei nur noch der Geschmack, der Alkohol sei verdampft. Man hat das aber nachgemessen und ausgerechnet. Dabei hat sich herausgestellt, dass der Alkohol nicht vollständig verdampft.Flambierter Pudding enthält noch viel Alkohol
Das hängt ein bisschen von den Bedingungen ab, also zum Beispiel davon, ob beim Kochen der Deckel auf dem Topf ist oder nicht, wie warm es ist usw. Aber man hat bei verschiedenen Speisen festgestellt, dass immer ein Restalkohol übrig bleibt. Manchmal sind es nur 4 Prozent von der ursprünglichen Menge, manchmal aber auch 50 Prozent. Und in flambiertem Pudding hat man sogar noch 80 Prozent des ursprünglichen Alkohols gemessen.Bedenklich für Kinder und trockene Alkoholiker
Das ist mit Sicherheit nichts für Kinder. Und vor allem ist es nichts für trockene Alkoholiker, die ja ein Suchtgedächtnis haben, das sehr schnell durch auch nur geringste Mengen von Alkohol wieder reaktiviert werden kann. Es ist also nicht nur der Geschmack, sondern es ist tatsächlich der Alkohol selbst, der noch in den Speisen verblieben ist. Und wenn man z.B. Kuchen kauft, sollte man immer fragen, ob Alkohol enthalten ist.Wed, 26 Mar 2025 - 01min - 5763 - Haben Vögel im Frühling mehr Hunger als im Winter?
Aufzucht der Jungen kostet im Frühjahr viel Energie
Auf alle Fälle haben Vögel mehr Hunger, weil sie unter Umständen jetzt Junge betreuen müssen und nicht mehr viel Zeit übrig haben. So ein Weibchen oder auch ein Männchen, je nach Arbeitsteilung, muss den größten Teil des Tages auf dem Gelege zubringen, dem Gelege Wärme spenden, das heißt Energie, von ihren 42°C. Das kostet mehr Energie, das ist klar.Was ist ein guter Ort, um Vögel zu füttern?
Ich habe im Winter Meisenknödel rausgehängt, die wurden gar nicht angenommen. Und ich glaube, dass da auch die Umgebung eine Rolle spielt. Das heißt, wenn die frei hängen und frei zugänglich sind für die Meise, aber unter Umständen auch für den Sperber, dann mögen die nicht über längere Strecken dort hin fliegen. Vögel vermeiden solche gefährlichen Flugstrecken, wo sie hin- und herfliegen. Besonders, wenn der Sperber schon ein paar Mal gekommen ist; sie gehen da dann unter Umständen nicht dran. Mehr Deckung und Gebüsch kann helfen. Wenn es irgendwo etwas Tolles gibt mit viel Weichfutter und Haferflocken oder die Nachbarn vielleicht einen Moment früher angefangen haben zu füttern, dann sind die Vögel dahin gebunden, wenn sie leichten Zugang haben.Thu, 20 Mar 2025 - 02min - 5762 - Gibt es Herzschmerz wirklich?
Nicht jeder verspürt bei Liebeskummer tatsächliche Herzschmerzen. Für viele ist "Herzschmerz" nur eine emotionale Reaktion ohne körperliche Folgen. Doch intensiver emotionaler Stress, wie bei Liebeskummer oder dem Verlust eines geliebten Menschen, kann den Körper und das Herz tatsächlich belasten.
Der Körper im Drogenentzug
Wenn man verliebt ist, erlebt der Körper einen regelrechten Serotonin- und Dopaminrausch. Wir empfinden starke Glücksgefühle und sind auf Wolke sieben. Doch wenn dann die Trennung und der damit einhergehende Liebeskummer kommt, sinkt die Dopaminausschüttung und es wird vermehrt Adrenalin freigesetzt. Diese Kombination – Dopaminentzug plus Adrenalin – kann zu echten Entzugserscheinungen führen und den Herzmuskel zusätzlich belasten. Adrenalin versetzt unseren Körper in den "Kampf-oder-Flucht"-Modus und bereitet uns auf Gefahrensituationen vor: Unser Herz schlägt schneller, der Blutdruck steigt, was zu Druckgefühlen oder Brustschmerzen führen kann. Man fühlt den Schmerz dann tatsächlich eher mittig-links, weil das Herz dort sitzt – und nicht, wie viele fälschlicherweise denken, auf der linken Seite der Brust. Dazu kommt, dass unsere Atmung schneller wird, um mehr Sauerstoff fürs Gehirn bereitzustellen. Das kann Atemnot verursachen und den Kreislauf belasten. Manche sind sogar der Ohnmacht nah. All das sind auch Symptome eines Herzinfarktes. In extremen Fällen von emotionalem Stress kann sich Herzschmerz also ganz ähnlich anfühlen.Broken-Heart-Syndrom – eine medizinische Erkrankung
Der Unterschied zum echten Herzinfarkt ist, dass beim Broken-Heart-Syndrom nicht die Blutgefäße blockiert sind, sondern der Herzmuskel durch die extreme Stressreaktion vorübergehend schwächer wird. Wie schlimm das Syndrom wird, ist individuell unterschiedlich. Manche müssen stationär und mit Medikamenten behandelt werden, bis die Herzschwäche vorübergeht. Das passiert meistens innerhalb von drei Wochen. Natürlich kann hinter solchen Symptomen auch immer eine echte Herzerkrankung liegen, wie beispielsweise der Herzinfarkt oder eine Durchblutungsstörung im Herz. Daher ist es in jedem Fall sinnvoll, eine ärztliche Praxis aufzusuchen.Hat Herzschmerz eine Funktion?
Diese Ansicht gibt es tatsächlich in der Wissenschaft. Schmerzen haben ja grundsätzlich eine Funktion: Sie lenken unsere Aufmerksamkeit dorthin, wo wir verletzt sind und wo wir uns schützen müssen. Und so könnte es im übertragenen Sinn auch beim Herzschmerz sein. In früheren Zeiten, als wir noch in kleinen Gruppen als Jäger und Sammler gelebt haben, war es überlebenswichtig, Teil einer Gemeinschaft zu sein. Denn ohne Gruppe gab es auch keine Versorgung, wenn man mal krank war oder Hilfe gebraucht hat. Emotionalen Schmerz erleben wir nicht nur bei Liebeskummer, sondern auch, wenn wir einen geliebten Menschen verlieren oder von anderen abgelehnt oder ausgeschlossen werden. Wenn das Herz schmerzt, ist das ein Signal, dass wir uns von der Gruppe, die uns eigentlich schützt, entfernen oder sogar entfremden. Das Signal könnte uns darauf hinweisen, dass es wichtig ist, etwas gegen diese Isolation zu tun und wieder Nähe zu suchen.Was hilft gegen Herzschmerz?
Wie man es vielleicht ganz klassisch aus Filmen kennt: Wenn man traurig ist, greift man dann doch direkt zur Schokolade oder dem Eisbecher als Seelentröster. Studien zeigen tatsächlich, dass uns Essen über sozialen Schmerz wie Herzschmerz hinweghelfen kann. Doch Essen als Ersatz fördert auch emotionale Essattacken bis hin zu Essstörungen. Ist also keine echte Dauerlösung. Was auch kurzfristig helfen kann, sind tatsächlich Schmerzmittel: Denn interessanterweise wird sozialer Schmerz im Gehirn fast genauso wahrgenommen wie körperlicher Schmerz, so dass sie auch ähnlich mit Medikamenten gelindert werden können. Studien haben gezeigt, dass Schmerzmittel wie Paracetamol und Ibuprofen auch sozialen Schmerz, wie Trauer oder Ausgrenzung, verringern können. Zusammengefasst: Herzschmerz ist nicht nur emotional ist, sondern er hat auch eine echte physische Grundlage.Quellen und Literatur
Brenton Boyd: Takotsubo cardiomyopathy – Review of broken heart syndrome. Journal of the American Academy of Physician Assistants 33(3), März 2020 | https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32039951/Mary F. Dallman, Norman C. Pecoraro, Susanne E. la Fleur: Chronic stress and comfort foods: self-medication and abdominal obesity - PubMed | Brain, Behavior, and Immunity | Volume 19, Issue 4, July 2005, Pages 275-280 | https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0889159104001527?via%3DihubHow the Brain Feels the Hurt of Heartbreak: Examining the Neurobiological Overlap Between Social and Physical Pain | Request PDF | https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/B9780123970251001445?via%3DihubC. Nathan DeWall, Geoff MacDonald, Gregory D. Webster, Carrie L. Masten, Roy F. Baumeister, Caitlin Powell, David Combs, David R. Schurtz, Tyler F. Stillman, Dianne M. Tice, Naomi I. Eisenberger: Acetaminophen Reduces Social Pain: Behavioral and Neural Evidence. 2010 | https://journals.sagepub.com/doi/10.1177/0956797610374741Attachment figures activate a safety signal-related neural region and reduce pain experience | PNAS | https://www.pnas.org/doi/full/10.1073/pnas.1108239108Wed, 19 Mar 2025 - 04min - 5761 - Woher kommt "Da beißt die Maus keinen Faden ab"?
Gertrud von Neville – Schutzheilige vor Mäusen und Ratten
Das geht zurück auf einen Heiligentag, und zwar hat die Heilige Gertrud von Neville am 17. März ihren heiligen Tag. Das war für die bäuerliche Landwirtschaft ein sehr wichtiger Termin, denn da hörte die Winterarbeit auf und die Sommerarbeit begann. Die Heilige Gertrud war auch die Schutzheilige vor Mäusen und Ratten und wird deswegen auch immer mit einer Maus dargestellt.Gertrudentag: Spinnen endete, Sommerarbeit begann
Die Winterarbeit bestand hauptsächlich aus Spinnen. Die Maus, die mit der Gertrud abgebildet wurde, biss sozusagen am 17. März den Faden ab: Man hörte auf mit dem Spinnen, man ging hinaus aufs Feld. Als man das nicht mehr so richtig verstanden hat, wandelte sich die Redewendung etwas. Man hat es nun so gesehen, dass nicht einmal an einem Faden eine Maus etwas abbeißt. Das heißt, die Sache ist so; es wird nichts mehr daran geändert.Sun, 16 Mar 2025 - 01min - 5760 - Wie wird der Ostertermin errechnet?
Pessach orientiert sich am Frühlingsmond
Zum Osterfesttermin kam es folgendermaßen: Der Termin der Passion Christi und des Kreuzestodes Christi ist historisch nachweisbar; er lag in unmittelbarem Umfeld des jüdischen Pessachfestes. Dieses Pessachfest wiederum war, da die Juden einen Mondkalender hatten, am Frühlingsvollmond orientiert.Ostern und Pessach liegen zeitlich nah beieinander
Deswegen hat man schon sehr früh entschieden, man müsste auch diesem Mondkalender folgen. Allerdings gab es zunächst zwei Modelle. Das eine Modell, das im Mittelmeerraum, im Osten erdacht wurde, war das, dass man das jüdische Pessachfest und das christliche Ostern einfach am selben Termin begehen sollte – Ostern also am Pessachtermin. Eine andere Auffassung aus dem Westen des Mittelmeerraums war allerdings, dass Ostern fixiert werden sollte, also nicht beweglich sein sollte im Kirchenjahr. Es sollte am 25. März gefeiert werden, denn dieser 25. März galt nach dem Altem Testament als der Weltschöpfungstag. Das passe mit der Auferstehung zusammen; das ist ja sozusagen die Neuschöpfung der Welt.Konzil von Nicäa: Ostern ist am Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond
Im Konzil von Nicäa 325 wurde der Ostertermin endgültig festgelegt – und keines der beiden Modelle kam zum Tragen. Man hat zum einen tatsächlich den Mondkalender respektiert und gesagt, Ostern soll sich am Mondkalender orientieren. Man hat aber als Alleinstellungsmerkmal, so würde man heute sagen, nicht die Identität mit dem Pessachtermin hergestellt, sondern gesagt, Ostern im christlichen Bereich soll immer am Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond sein. Wenn der Frühlingsvollmond auf einen Sonntag fällt, dann ist Ostern acht Tage später.Ostern: immer zwischen dem 22. März und dem 25. April
Das bedeutet, dass der Ostertermin um insgesamt 35 Tage variieren kann, nämlich um eine Mondumlaufphase von 28 plus maximal 7 weitere Tage, macht zusammen 35. Ostern kann also nie vor dem 22. März und nie nach dem 25. April sein.Sat, 12 Apr 2025 - 02min - 5759 - Ist der Pegel eines mäandrierenden Flusses überall gleich hoch?
Wenn, dann nur in einem geringen Maß. Richtig ist: Flüsse sind, vor allem in Biegungen – wenn sie also "mäandrieren" – asymmetrisch: An der "Außenkurve" ist das Flussbett meist deutlich tiefer als an der Innenkurve. Das kommt daher, dass die Wassermassen in einer Kurve nach außen drängen und deshalb das Wasser dort deutlich schneller fließt. Das Wasser verhält sich in einer Biegung im Grunde wie ein Minigolfball in einer Kurve – es prallt gegen das äußere Ufer. Dieses Ufer heißt in der Geografie deshalb auch "Prallhang".
Zwischen Prallhang und Gleithang
Die Strömung ist hier stark, mit der Folge, dass das Ufer zum einen immer mehr unterspült und deshalb relativ steil ist. Zum anderen frisst sich der Fluss durch die starke Strömung auch in die Tiefe. Weil aber das meiste an die Außenseite drängt, fehlt es an der Innenseite der Kurve. Die Folge: Dort ist die Strömung relativ langsam, deshalb hat sie auch keine Erosionskraft, sondern kann sogar Sand und Kies ablagern. Im Gegensatz zum Prallhang sprechen die Geografen hier vom Gleithang, weil das Wasser dort sanft entlang bzw. vom Ufer weggleitet. So entsteht also tatsächlich eine Asymmetrie im Profil des Flussbetts: Es ist tief und steil an der Außenseite, flach und seicht an der Innenseite. Das Verhalten des Wassers kann man auch mit der Zentrifugalkraft beschreiben: Es erfährt eine Kraft nach außen. Wenn Sie den Kaffee in einer Tasse umrühren, können Sie beobachten, dass die Oberfläche außen etwas höher ist als innen. Die Situation in der Kaffeetasse ist insofern extrem, als die Tasse sehr klein und dadurch die "Kurve" sehr eng ist. Aber im Prinzip verhält sich das Wasser in einem Fluss ähnlich. Nur ist der Effekt sehr viel kleiner. Im Ergebnis kann der Pegelunterschied zwischen Innen- und Außenseite je nach Breite des Flusses einige Zentimeter bis Dezimeter betragen. Zumindest rechnerisch. Ich habe allerdings keine Quelle gefunden, dass das jemand mal nachgemessen hätte. Danke an: Dr. Kirsten von Elverfeldt und Klaus BiekerWed, 12 Mar 2025 - 02min - 5758 - Können graue Haare wieder farbig werden?
Der Teil der Haare, der grau ist, kann nicht plötzlich wieder farbig werden. Aber graue Haare können an der Wurzel wieder farbig weiterwachsen, zumindest für einen gewissen Zeitraum. Forschende an der Columbia Universität haben das 2021 an einer kleinen Gruppe von Menschen untersucht.Dabei kam heraus: Stress kann Menschen tatsächlich ergrauen lassen. Und in stressigen Phasen hatten die 14 Teilnehmenden auch mehr graue Haare.
Weniger Stress: Einige graue Haare wachsen farbig nach
Die gute Nachricht: Sobald es wieder entspannter wurde, sind einige der grauen Haare farbig weitergewachsen. Bei einem 35-jährigen Mann haben beispielsweise zwei Wochen Urlaub gereicht, dass graue Haare wieder mit seiner braunen Haarfabe weitergewachsen sind. Allerdings halten die Forschenden es für unwahrscheinlich, dass das Haar eines 70-Jährigen wieder dunkel wird, nur weil er stressfrei lebt. Wer schon ganz grau ist, für den bleibt nur noch die Farbe aus der Tube.Tue, 11 Mar 2025 - 00min - 5757 - Sind Stofftaschentücher unhygienisch?
Der entscheidende Unterschied ist, dass man das Papiertaschentuch nach Benutzung normalerweise wegwirft, das Stofftaschentuch dagegen nicht. Nur deshalb spielt das Material überhaupt eine Rolle.
Virus oder Allergie? Auf die Art des Schnupfens kommt es an
Zusätzlich kommt es auf die Art des Schnupfens an. Bei einem infektiösen Virus-Schnupfen ist Zurückhaltung geboten mit Stofftaschentüchern, die man sich nach Gebrauch in die Hosentasche steckt. Nicht, weil man sich selbst nochmal anstecken könnte. Das passiert nicht. Die Erreger sind ja längst im Körper und der hat schon angefangen, Abwehrkräfte dagegen zu entwickeln. Da machen ihm die paar zusätzlichen Keime im Taschentuch auch nichts mehr aus. Anderen Menschen allerdings schon. Ein benutztes Taschentuch in der warmen Hosentasche ist ein Paradies für Krankheitserreger. Wenn man es zum nächsten Schnäuzen aus der Tasche holt, wedelt man die Keime unter Umständen durch die Luft und stecken andere Menschen an.Heuschnupfen ist nicht ansteckend
Anders ist es bei Allergien: Heuschnupfen ist nicht ansteckend. Ebenso wenig eine winterliche Triefnase, die einfach nur auf Kälte reagiert, bei der aber keine Krankheitserreger im Spiel sind. In solchen Fällen kann man guten Gewissens zum Stofftaschentuch greifen. Sicherheitshalber sollte man aber auch die regelmäßig waschen – und wenn man auf Nummer sicher gehen will – bügeln. Kein Witz! Nicht aus Ordnungsliebe, sondern weil das Bügeln mögliche Keime, die die 60-Grad-Wäsche überlebt haben, auf jeden Fall vernichtet.Mon, 10 Mar 2025 - 01min - 5756 - Woher stammt der Nachname Kämpfer?
Mit dem Kampf hat der Name nichts zu tun, höchstens in Ausnahmefällen. Es gibt gerade in Nordrhein-Westfalen ganz häufig den Flurnamen Kamp; das ist also das Feld. Und jemand, der auf oder an dem Feld wohnte, das war der Kamp oder der Kampmann oder auch der Kämper.
Kämpfer ist ein Wohnstättenname
Wenn sich nun jemand nicht so schön auf Niederdeutsch mit "p" schreiben wollte, hat er versucht, sich schön auf Hochdeutsch mit "pf" zu schreiben. Und so ist "Kämpfer" ein durch Versehen verhochdeutschter Kamper oder Kämper, der am Kamp gewohnt hat. Es ist also ein sogenannter Wohnstättenname.Sat, 8 Mar 2025 - 01min - 5755 - Wie entstand das Patriarchat? Gab es früher ein Matriarchat?
Es gibt wenige belastbare Belege, dass es früher, etwa in der Steinzeit, ein echtes Matriarchat gab – also ein gesellschaftliches System, in dem die Frauen die herrschende Klasse bildeten. Was manche als einen Hinweis werten, sind die bekannten frühen Frauen-Skulpturen – etwa die berühmte Venus vom Hohlefels aus der Schwäbischen Alb oder die Venus von Willendorf aus Österreich und andere. Es wurde früher schnell spekuliert, dass diese Skulpturen Göttinnen dargestellt haben. Angenommen, die Deutung ist richtig, dann findet man also aus der Zeit – das war die Eiszeit, vor 25.000 bis 40.000 Jahren – Darstellungen von Göttinnen, aber keine von Göttern. Also scheint es, dass die Frauen irgendwie wichtiger waren. Das Problem: Das mit den Göttinnen ist reine Spekulation. Rein theoretisch können die Figuren genauso gut dekoratives Spielzeug gewesen sein oder steingewordene Männerfantasien. Das wird man vermutlich nie genau herausfinden. Insofern beweisen diese Figuren in Bezug auf ein Matriarchat ziemlich wenig.
Was gibt es sonst für Belege aus der Steinzeit, die etwas über die Rollen von Männern und Frauen verraten?
Ich bleibe mal in Europa. Da kann man sich Gräber anschauen: Wie wurden Männer und Frauen jeweils bestattet? Gab es da Unterschiede? Tatsächlich hat die Untersuchung von Gräbern schon geholfen, mit einem Mythos aufzuräumen. Früher gab es das Bild: Männer waren die Jäger, die die Nahrung herbeischafften, Frauen haben allenfalls ergänzend Früchte gesammelt und sich ansonsten um die Familie gekümmert. Das Bild wurde über den Haufen geworfen, als man Gräber fand, die umfangreich mit Jagdutensilien dekoriert waren – aber die Leiche sich als Frau entpuppte. Also haben auch Frauen gejagt, aber auch das beweist noch kein Matriarchat, sondern allenfalls eine gewisse Gleichstellung. Auch an anderen Befunden zeigt sich, dass es in der europäischen Steinzeit bis zu einem bestimmten Punkt zwar kein ausgeprägtes Matriarchat gab, aber die Geschlechter eher gleichgestellt waren."Bis zu einem gewissen Punkt" – wann und warum kippte das in Richtung Patriarchat?
Da hilft eine weitere Spur weiter: Die Genetik. Die Wissenschaft kann inzwischen die Gene von Steinzeitskeletten immer besser analysieren, und diese Gene können einiges verraten: Waren die Toten, die zusammen in Gräbern liegen, miteinander verwandt? Und wenn ja, wie? Kam es bei der Frage, wer wird mit wem zusammen bestattet wird, auf die väterliche oder die mütterliche Linie an? Die Gene verraten auch: Wer war alteingesessen, wer ist hinzugezogen oder eingewandert? Diese Informationen sind sehr aufschlussreich. Sie deuten darauf hin, dass sich vor knapp 6.000 Jahren einiges verändert hat.Was hat sich vor etwa 6.000 Jahren verändert?
Zum einen wurde die Landwirtschaft intensiviert. Ackerbau gab es schon vorher, da waren auch die Frauen beteiligt. Aber vor knapp 6.000 Jahren, im weiteren Ostseegebiet, kamen Bauern auf den Gedanken, ihre Felder mithilfe von Ochsen zu pflügen. Das war schwere körperliche Arbeit, bei der man nicht nebenher kleine Kinder beaufsichtigen konnte. Das könnte ein Faktor gewesen sein, der dazu führte, dass sich die Ernährerrolle einseitig zu den Männern verschoben hat. Das andere, was sich in dieser Zeit nachweisen lässt, sind verstärkte Handelsaktivitäten. An der Atlantikküste wurde Salz gewonnen und gehandelt, auch Jade. Das Händlerdasein ist männlich, denn man ist viel unterwegs mit Booten oder zieht auf Ochsenkarren übers Land. Auch das geht schwer mit kleinen Babys. Und zweitens war Handel etwas, womit man zu Wohlstand und damit auch zu Einfluss kommen konnte. Auch hier entsteht eine Verknüpfung von männlicher Rolle und höherem sozialem Status.Das klingt plausibel. Aber kann man belegen, dass die Männer dadurch dominanter wurden?
Dass genau das die Gründe waren, kann man nicht beweisen. Aber es fällt auf, dass zeitgleich mit Ochsenpflug und Salzhandel die Männer bedeutsamer wurden. Das zeigt sich in der Grabkultur. Jetzt entstanden nämlich die großen Hügelgräber, aber auch die Megalithgräber, die wir vor allem aus Frankreich und Großbritannien kennen. Die deuten darauf hin, dass es jetzt zum einen eine deutliche stärkere soziale Schichtung gab als vorher. Und dass zum anderen dort, wo Familien bestattet wurden, die Väterlinie relevant war.Was heißt das konkret?
Ein gutes Beispiel ist ein Großsteingrab in Südengland, in Hazleton. Dort sind 35 Personen aus fünf Generationen bestattet. Von diesen 35 stammen 15 von einem einzigen Mann ab, der offenbar mit vier Frauen Kinder gezeugt hat. Er war sozusagen das, was man sich unter einem waschechten Patriarchen vorstellt. Aus mehreren Generationen waren jeweils die Söhne bestattet – aber keine einzige erwachsene Tochter. Denn die Töchter, so sieht es aus, zogen regelmäßig weg – auch das ein Merkmal patriarchaler Strukturen. Die Männer bleiben, , die jungen Frauen werden anderswohin verheiratet. Das sind typische Funde, die zeigen: Um diese Zeit, vor knapp 6.000 Jahren, haben sich die Verhältnisse erkennbar Richtung Männer verschoben.Und das hat sich dann verfestigt?
Ja, und es kam noch etwas hinzu. Ein paar Jahrhunderte später, also vor 5.000 Jahren, kam aus den Steppen der heutigen Ukraine und Russlands eine große Einwanderungswelle. Das haben Archäologen schon länger vermutet, aber 2015 haben das zwei genetische Untersuchen bestätigt. Das war nicht irgendeine Einwanderung, sondern nach der Einwanderung des Homo sapiens aus Afrika und einer zweiten Welle von frühen Ackerbauern aus Anatolien, war das die dritte ganz große Einwanderungswelle, die das frühe Europa geprägt hat. Das waren die sogenannten Schnurkeramiker, auch bekannt als Jamnaja-Kultur. Die da eingewandert sind, waren Hirten, Reiter, und zwar überwiegend Männer. Die kamen nach Mittel- und Westeuropa und haben in relativ kurzer Zeit die Landschaft dominiert. Sie haben, so der genetische Befund, mit den Frauen der alteingesessenen Bauernkultur Familien gegründet. Dabei hat sich die Männer-Dominanz noch verstärkt und verfestigt. Fazit: Ob es in der Urzeit jemals ein echtes Matriarchat gegeben hat, ist reine Spekulation, die Belege dafür sind sehr schwach. Zumindest aber waren die Geschlechter lange Zeit relativ gleichgestellt. Vor knapp 6.000 Jahren ist die gesellschaftliche Struktur dann offenbar in mehreren Schritten immer mehr Richtung Männerdominanz gekippt. Ein Tipp für die, die sich mehr für diese Zusammenhänge interessieren, ist das Buch "Mütter Europas: Die letzten 43.000 Jahre" von Karin Bojs. Sie schreibt darin über die ganzen Diskussionen, die es seit Jahrzehnten in der Archäologie über das Thema gibt. Ich habe hier nur von Europa geredet. In anderen Weltgegenden, etwa in Indonesien, gibt es durchaus auch heute Beispiele für matriarchale Strukturen.Fri, 7 Mar 2025 - 07min - 5754 - Warum gibt es zu Ostern Prozessionen?
Vor der Passion: Menschen jubeln Jesus in Jerusalem mit Palmzweigen zu
Am Sonntag vor Ostern, am Palmsonntag, wird daran erinnert, dass Christus vor seiner Passion triumphal in Jerusalem eingeritten ist, auf einem Esel sitzend. Das war nicht lächerlich, sondern der Esel war in der semitischen Tradition durchaus ein königliches Reittier. Die Menschen haben ihm mit Palmzeigen zugewinkt. Das wird nachvollzogen, indem man Palmgebinde macht. Bei uns, wo es keine Palmen gibt wie im südeuropäischen Raum, werden sie in den unterschiedlichsten Formen gestaltet: mit Ostereiern dran, mit Lebensbaum, mit Buchszweigen oder mit irgendwelchen Papierverzierungen.Prozession am Karfreitag: Leiden Christi wird nachgespielt
Besonders pittoresk sind diese Traditionen rund um Ostern natürlich im südeuropäischen Raum. Dort beginnen am Gründonnerstag, mit Höhepunkt natürlich am Karfreitag, die großen Leidensprozessionen, bei denen das Leiden Christi nachgespielt wird. Das kennt man in der sogenannten Settimana Santa, also in der heiligen Woche in Italien, oder in der Semana Santa in Spanien, wo große Prozessionen diese Pasos herumtragen. Das sind riesige Gestelle, auf denen Szenen der Leidensgeschichte gezeigt werden. Da gibt es unzählige Varianten, die sehr beeindruckend sind. Und diese Prozessionen setzen sich fort bis an Ostern selber.Ballo dei Diavoli in Sizilien
Ein ganz spannender traditioneller Brauch ist etwa in Prizzi in Sizilien am Ostersonntagmorgen der Ballo dei Diavoli, das ist der Tanz der Teufel. Da gehen am Ostersonntagmorgen verkleidete Figuren herum: Der Tod mit einer Armbrust, begleitet von zwei Teufeln. Und die führen einen gewaltigen Tanz auf. Wessen der Tod habhaft wird, der muss ihn einladen und im Haus verköstigen. Dieses wilde Spiel währt so lange, bis die Figuren des auferstandenen Christus einerseits und der Mutter Gottes andererseits aus zwei verschiedenen Kirchen herausgetragen werden. Die Begegnung dieser beiden Figuren, des Auferstandenen und der Mutter Gottes, versuchen Tod und Teufel um jeden Preis zu verhindern. Das allerdings gelingt ihnen nicht: Wenn es zur Begegnung dieser beiden religiösen Figuren kommt, dann kommt der Erzengel Michael – natürlich auch gespielt von einem Ortsbewohner – und macht Tod und Teufel ein Ende. Damit haben sie das Jahr über wieder ausgespielt.Wed, 5 Mar 2025 - 03min - 5753 - Entwickeln sich in Biotonnen gefährliche Keime?
Geruch und Maden: vor allem ein ästhetisches Problem
In den Sommermonaten stellt die Biotonne quasi einen Komposthaufen dar. Bei uns sind die Tonnen braun, werden also von der Sonne noch schön aufgewärmt. Da tut sich eine Menge, was man beim Vorbeilaufen riechen kann. Außerdem kriechen nach einer gewissen Zeit auch Maden darin herum; meist von Fliegen, die in dem Biomüll ihre Eier ablegen. Hygienisch in dem Sinn ist das natürlich nicht. Wenn man aber die Tonne geschlossen hält und nicht darin herumwühlt, streuen die Keime nicht in die Wohnung. Der Geruch und der Anblick der Maden stellen lediglich ein ästhetisches Problem dar. Im Biomüll wirken verschiedene Keime. Wenn durch den geschlossenen Deckel wenig Sauerstoff herankommt, werden da eher Fäulnisbakterien aktiv. Der offene Kompost dagegen wird schön durchlüftet, sodass sich der Gestank nicht sammeln kann. Außerdem findet man im Kompost eine andere Bakterienpopulation. Man kann den Biomüll in Zeitungspapier wickeln, muss das aber nicht tun. Der Eimer bleibt natürlich sauberer, wenn der Müll in Papier gepackt wird. Aber das, was im Biomüll steckt, bleibt auf jeden Fall erhalten – daran ändert das Papier nichts. Biomüll ist ein Nährboden für alle möglichen Keime und er gärt und fault vor sich hin. Und das möchte man letztlich ja auch.Nach dem Hantieren mit der Biotonne die Hände waschen
Im Eimer selbst ist das kein Problem. Es wird nur dann zum Problem, wenn man mit der Biotonne hantiert und danach die Hände nicht wäscht, sodass die Keime aus der Biotonne in den Mund gelangen können. Das gilt natürlich in besonderem Maße für die Beschäftigten der Müllabfuhr. Die müssen sich entsprechend schützen und auf ihre persönliche Hygiene achten.Wed, 5 Mar 2025 - 02min - 5752 - Warum geht einem etwas "durch die Lappen"?
Abgesperrtes Areal bei der Treibjagd
Hierbei geht es um die Jagd. Man hat bei der Treibjagd ein Areal mit Seilen abgesperrt. Über diese Seile hat man Tücher gehängt, die teilweise sogar – wie man auf alten Kupferstichen sehen kann – mit Fratzen bemalt waren. Davon sollten die Tiere, die den Jägern zugetrieben wurden, abgeschreckt werden und immer in dieselbe Richtung laufen. Aber ab und zu lief ein Tier in Panik einfach durch diese Lappen, diese Tücher hindurch und war somit entkommen. Von seiner Warte aus sehr positiv. Von der Warte der Jäger aus war es durch die Lappen gegangen und damit entwischt.Tue, 4 Mar 2025 - 01min - 5751 - Hat Ostern germanische Ursprünge?
Die Vermutungen, dass hinter Ostern germanische Ursprünge stecken, sind sehr vage. Wir sind in der heutigen Volkskunde bzw. der Europäischen Ethnologie von diesen sogenannten Kontinuitätsprämissen abgerückt und zweifeln die germanischen Kontinuitäten an. Auch die Namensherleitung von Ostern geht in eine ähnliche Richtung – den Namen in Verbindung zu bringen mit einer angeblichen germanischen Göttin namens Ostara ist äußert schwierig. Denn es spricht vieles dafür, dass es eine solche germanische Göttin nie gegeben hat.
Vermutlich indogermanische Wurzeln
Sehr viel wahrscheinlicher ist, dass aus dem Indogermanischen ein Wort wie "Eostra" im Hintergrund gestanden haben könnte, das so viel bedeutet wie "Morgenröte". Und das macht ja auch Sinn. Mit Ostern kommt sozusagen neues Licht in die Welt – die "Morgenröte der Erlösung". Das ist sehr viel besser nachvollziehbar.Fri, 29 Mar 2024 - 01min - 5750 - Warum bleiben Tautropfen an der Grasspitze hängen?
Tau verteilt sich auf der Fläche
Tau ist Wasser, das nachts, wenn es kalt ist, aus der Luft kondensiert und sich an den Blättern niederschlägt. Und zwar in Minitröpfchen auf der ganzen Fläche; da ist das ganze Blatt nass.Guttationstropfen: von der Pflanze an der Spitze ausgeschieden
Die größeren Tropfen an der Spitze sind meist gar keine Tautropfen, sondern sogenannte "Guttationstropfen". Diese schlagen sich nicht aus der Luft nieder auf das Blatt, sondern sie werden aktiv durch die Spaltöffnungen vom Blatt ausgeschieden. Und das passiert eben an der Spitze. Diese Tropfen können nachts durchaus mal runterrutschen, wenn sie richtig schwer werden. Aber morgens bleiben sie aufrgund der Adhäsionskräfte oben hängen. Tagsüber verdunsten sie ohnehin sofort. Das passiert auch bei den Gräsern. Es gibt aber auch einen anderen Fall, wo sich dann tatsächlich Tautropfen auf dem Blatt niederschlagen und sich auch an der Spitze sammeln. Das passiert besonders bei solchen Blättern, die besonders stark gekrümmt sind, wie etwa bei Farnen. Da wiederum sorgt die Krümmung dafür, dass die Adhäsionskräfte am stärksten wirksam werden und dass deshalb der Tautropfen oben bleibt und nicht herunterrutscht.Ist Raureif eine Art Tau?
Genau. Beim Raureif entstehen im Winter keine Tropfen, sondern gefrorene Fläche. Es ist eigentlich genau das Gleiche, nur eben in gefrorenem Zustand.Fri, 28 Feb 2025 - 02min - 5749 - Warum läuft die Nase, wenn man weint?
Tränenkanal endet in der Nase
Was aus der Nase läuft, ist Tränenflüssigkeit. Augen und Nase sind nämlich durch den Tränenkanal verbunden. Auch wenn wir nicht weinen, produzieren die Tränendrüsen ständig Tränenflüssigkeit. Sie tun das, um die Augen feucht und sauber zu halten, aber auch, um die Hornhaut mit Nährstoffen zu versorgen. Diese Tränenflüssigkeit fließt von außen nach innen, d.h. unsere Tränendrüsen führen dem Auge Flüssigkeit zu. Diese Flüssigkeit verdunstet zum Teil; zum anderen Teil fließt sie innen, über den Tränenkanal, wieder ab – und dieser Kanal endet nun mal in der Nase.Wenn das Auge "Hochwasser" hat
Normalerweise merken wir das nicht, weil nur geringe Mengen Flüssigkeit dort verschwinden und diese sich sozusagen in den Weiten der Nasenschleimhäute verlieren. Aber wenn wir weinen, produzieren wir einen kräftigen Überschuss an Tränenflüssigkeit; das Auge hat dann "Hochwasser": Ein Teil tritt über die Ufer – das sind die Tränen, die übers Gesicht fließen. Aber es fließen auch größere Mengen Tränenflüssigkeit über den Tränenkanal ab und kommen als salziges triefendes Nass aus der Nase heraus.Thu, 27 Feb 2025 - 01min - 5748 - Warum fallen wir nachts nicht aus dem Bett?
Kinder fallen gelegentlich aus dem Bett, weshalb man sie oft in Gitterbetten legt. Erwachsene dagegen brauchen das nicht. Da scheint es tatsächlich einen unbewussten Lernprozess zu geben. Eigentlich bewegen wir uns im Schlaf kaum, weil unsere Muskeln "lahmgelegt" sind. Deswegen können wir auch relativ gefahrlos träumen, denn nicht alles, was wir im Traum tun, übersetzen wir in reale Bewegungen. Nur die Augen bewegen wir, vor allem natürlich in der REM-Phase. REM steht für Rapid Eye Movement, also für die typischen schnellen Augenbewegungen in dieser Schlafphase.
Bewegung im Halbschlaf
Ansonsten bewegen wir uns im Schlaf selbst so gut wie nicht. Das mag überraschen – schließlich wachen wir oft in einer anderen Position auf, als wir einschlafen. Oder wir beobachten unseren Partner, wie er sich von einer Seite auf die andere wälzt. Das alles passiert aber nicht im eigentlichen Schlaf, sondern in einer Art Halbschlaf. Das heißt, wir wachen auf – manchmal mehrmals pro Stunde – schlafen aber gleich wieder ein und vergessen diese Episoden deshalb auch sofort wieder. Genau diese Momente sind es, in denen wir uns bewegen. Sei es, weil wir frieren und die Decke suchen, oder weil irgendwas drückt. Es kommt auch vor, dass wir etwas träumen und dann tatsächlich eine Bewegung machen. Faktisch sind wir in diesen Momenten aber mehr wach als dass wir schlafen. Und deshalb sind wir auch in der Lage zu merken, wenn wir dem Bettrand nahe kommen oder wenn ein Arm schon über die Bettkante hängt. Dann können wir das – meist unbewusst – gleich korrigieren.Grenzen des Bewegungsrahmens unbewusst spürbar
Genauso übrigens, wenn jemand gehandicapt ist und sich deshalb zum Beispiel nicht auf eine bestimmte Seite drehen sollte. Etwa weil ein Arm oder Bein in Gips ist. Auch dann passiert in der Regel nichts – wir machen keine Bewegung, die uns schaden oder die schmerzhaft werden könnte, weil wir unbewusst die Grenzen unseres Bewegungsraums spüren und rechtzeitig gegensteuern. Kinder aber können all das noch nicht so gut. Denn das ist eine Lernsache. So wie Kinder laufen lernen oder Fahrradfahren lernen ohne umzufallen, lernen sie mit der Zeit, sich im Bett zu bewegen, ohne rauszufallen. Der Unterschied ist vielleicht, dass man sich das Fahrradfahren am Anfang bewusst aneignet und die Bewegungen dann später ins Unbewusste übergehen, während das Nicht-aus-dem-Bett-Fallen von Anfang an eher unbewusst erfolgt.Wed, 23 Apr 2025 - 03min - 5747 - Woher kommt die Redewendung "nach Strich und Faden"?
Qualitätsausdruck der Schneiderzunft
Dabei geht es um die Schneiderzunft. "Strich und Faden" hängt damit zusammen, dass sich das Gewebe aus zwei sich kreuzenden Fäden zusammensetzt. Die nennt man "Strich" und "Faden". Mit einem Fadenzähler – Sie kennen vielleicht diese kleinen Lupen – kann man feststellen, ob das Gewebe in Ordnung ist. Das haben die Meister gemacht. Wenn der Geselle nach Strich und Faden gut gearbeitet hatte, dann war das eine sehr gute Arbeit. Aus dieser Verwendung, die positiv war, hat sich dann die Bedeutung "umfangreich" oder "im genauen Sinne" oder "vollkommen" herausgebildet. Wenn man also man jemanden nach Strich und Faden belügt, dann macht man das in vollkommener Weise. Aber eigentlich war es ein Qualitätsausdruck im Bereich der Schneiderzunft.Aus dem maritimen Bereich, wo man in "Faden" misst, kommt der Ausdruck nicht?
Ich muss Sie enttäuschen, es ist leider nicht maritim. Ich habe für die Zeitschrift "mare" einen Essay über maritime Redensarten geschrieben. Da gibt es wundervolle Ausdrücke wie : "Den Wind aus den Segeln nehmen" oder eine "Breitseite" oder "auf Grund laufen", "durch den Wind sein" – das ist ein ganz wunderbarer Bereich.Tue, 25 Feb 2025 - 02min - 5746 - Warum bekommt man dunkle Augenränder, wenn man müde ist?
Dieser optische Effekt kommt vor allem dadurch zustande, dass die Haut unter dem Auge ziemlich dünn ist und darunter die Blutgefäße verlaufen. Wenn wir schlecht geschlafen haben, ist die Haut insgesamt oft schlechter durchblutet. Dadurch sind wir blasser und durch die mangelnde Durchblutung ist die Haut noch transparenter. Und so schimmern dann die dunklen Blutgefäße umso auffallender durch.
Sun, 23 Feb 2025 - 00min - 5745 - Warum teilt man Kreise in 360 Grad ein?
Wer hat's erfunden? Die Babylonier! – Vermutlich ...
Das hat historische Gründe. Die ältesten Belege dafür stammen von griechischen Astronomen im zweiten Jahrhundert vor Christus. Auch die haben den Kreis schon in 360 Einheiten eingeteilt. Es spricht aber vieles dafür, dass sie das ihrerseits von den Babyloniern übernommen haben. Denn die Babylonier hatten ein 60er-Zahlensystem: So wie wir das Dezimalsystem benutzen, das aus zehn Ziffern besteht, so baute ihre Zahlenwelt auf 60 "Ziffern" auf. Das 60er-System finden wir heute noch in der Zeitmessung: Eine Stunde hat 60 Minuten und eine Minute 60 Sekunden. In der Zahl 360 steckt die 60 ebenfalls drin: 6 x 60 = 360.Warum sind es 360 Grad und nicht 60?
Das ist nicht ganz klar, aber es gibt mehrere Vermutungen. Zum einen ist 360 nicht nur ein Vielfaches von 60, sondern auch von 12 und von 24. Das waren ebenfalls zwei wichtige Zahlen. Das Jahr wurde ja schon früh in 12 Monate unterteilt und der Tag in 24 Stunden. Die hat man auch gern in Form von Kreisen dargestellt – der Schatten einer Sonnenuhr dreht sich ebenfalls im Kreis. Auch das könnte für die 360 Grad gesprochen haben, denn die lassen sich bequem in 24 Portionen zu je 15 Grad einteilen. Eine andere Hypothese hat eher mit Geometrie zu tun. Die einfachste geometrische Flächenform, die es gibt, ist ein gleichseitiges Dreieck. Also ein Dreieck mit drei gleichen Seiten und drei gleichen Winkeln. Mit solchen gleichseitigen Dreiecken kann man tolle Sachen machen: Man kann eine ganze Fläche damit zupflastern oder man kann sechs solcher Dreiecke zusammenfügen und bekommt Sechsecke. Mit Sechsecken kann man wiederum – ähnlich wie bei Bienenwaben – eine Fläche zupflastern. Auch der berühmte Davidstern – der ja im Altertum gar nichts speziell Jüdisches war, sondern ein verbreitetes Symbol – besteht aus solchen gleichseitigen Dreiecken. Diese Dreiecke waren also so etwas wie die "elementarste" geometrische Flächenform. Die Winkel in einem solchen Dreieck betragen alle 60 Grad. Das kam vielleicht genau daher, dass die Babylonier diesen Winkel durch die für sie so wichtige Zahl 60 geteilt und gesagt haben: Das ist jetzt unsere Winkel-Basiseinheit – ein Grad. Und wenn man sechs von diesen "Dreieckswinkeln" aneinanderfügt, erhält man einen Vollkreis – 360 Grad. Wie gesagt: Das sind Mutmaßungen. Klar ist nur, dass die 360-Gradeinteilung irgendwie auf das 60er-System der Babylonier zurückgeht. Aber was die sich genau dabei gedacht haben, weiß man nicht.Sat, 22 Feb 2025 - 02min - 5744 - Politisch "links" und "rechts" – woher kommt diese Einteilung?
Sitzordnung in der Pariser Nationalversammlung
Die Begriffe "links" und "rechts" in der Politik kommen ursprünglich aus der Zeit nach 1789, also der französischen Revolution. Damals wurde erstmals ein demokratisches Parlament eingeführt, die Pariser Nationalversammlung. Das war eine Zeit voller Unruhen. Das Volk hatte sich gegen die Herrschaft des Königs aufgelehnt und kämpfte für Gerechtigkeit. Das waren die großen Themen der Zeit, und im Wesentlichen gab es zwei Lager: Das eine saß links im Parlament, das andere rechts. Auf der linken Seite kämpfte man für eine Republik, in der alle Bürger gleiches Recht habe und mitbestimmen können. Die rechte Seite dagegen wollte den französischen König und seine Regierung stützen. Statt gleiches Recht für alle wollten sie die Gesellschaft weiterhin in Klassen teilen. Die Bürger sollten also je nach Reichtum oder Macht unterschiedliche Rechte und Freiheiten haben.Zwei politische Lager: Republikaner saßen links, Konservative rechts
Wichtig ist hierbei auch, dass man dabei eben nicht von zwei verschiedenen Parteien gesprochen hat, so wie wir es heute kennen, sondern von zwei großen politischen Strömungen oder auch Lagern: das republikanische Lager und das konservative Lager. Und weil es einfach schneller ging, hat man diese dann nur noch nach ihrer Sitzordnung benannt: "die Linken" und "die Rechten".Interessant: politische Haltung wichtiger als soziale Stellung
Interessanterweise hat die Sitzordnung so die gesellschaftlichen Unterschiede gebrochen. Egal, ob jemand reich oder mächtig war – wer links oder rechts saß, hatte nichts mit sozialer Stellung zu tun. Wichtig ist dabei nur der politische Austausch zwischen den beiden unterschiedlichen Meinungen gewesen.Frankfurter Nationalversammlung übernahm die Sitzordnung
Im Laufe der Zeit hat sich die Sitzordnung dann immer wieder in Parlamenten durchgesetzt. Ähnlich war es 1848 in der Frankfurter Nationalversammlung in Deutschland: Die sozialistischen Parteien saßen links und die konservativen Parteien rechts. Heute sieht man die gleiche Sitzordnung auch im Bundestag. Politische Meinungen kann man also als ein Spektrum sehen, bei dem sich verschiedene Meinungen und Positionen von ganz rechts bis ganz links ziehen.Einteilung der Parteien in eindeutig links oder rechts heute kaum möglich
Ganz so einfach ist die Einteilung der Parteien in politisch links oder rechts heute aber nicht mehr. Das liegt daran, dass sich die Parteien in ihren Inhalten oft verändern und in manchen Punkten sogar ähnlich werden. Vereinfacht gesagt, steht "links" in der Politik oft für soziale Gerechtigkeit und den Kampf für die Rechte aller Menschen. Bei "rechts" geht es oft eher um den Schutz der eigenen Nationen und ihrer Traditionen.Fri, 21 Feb 2025 - 02min - 5743 - Warum sondert der Mensch beim Schwitzen Salz ab?
Ohne Salz könnte der Mensch nicht schwitzen. Und wir brauchen Salz vor allem für den Stoffwechsel und die Verdauung. Was passiert da im Körper?
Salz als Transportvehikel für Körperflüssigkeiten
Anders als Fett oder Eiweiße ist Salz weder etwas, woraus wir Energie gewinnen noch etwas, was sich im Körper als Masse einlagert. Vielmehr dient das Salz unter anderem als Transportvehikel für Körperflüssigkeiten in den Zellen. Das heißt, wenn in einer bestimmten Stelle im Körper Flüssigkeit, also Wasser, benötigt wird, dann wird nicht primär das Wasser dorthin gepumpt, sondern es wird zuerst die Salzkonzentration erhöht bzw. Salz ausgeschieden. Das Salz zieht dann die Flüssigkeit nach sich – wie bei einer aufgeschnittenen Tomate: Wenn man die von außen salzt, dann tritt Flüssigkeit aus den Zellen von innen nach außen, weil es die Flüssigkeit immer dorthin zieht, wo die Salzkonzentration höher ist. Das Gleiche passiert auch überall dort, wo wir Salz ausscheiden. Die Schweißdrüsen produzieren zunächst kein Wasser, sondern sie sondern Salz ab; das Salz zieht die Flüssigkeit nach sich. – Das gleiche Prinzip passiert übrigens auch in den Tränendrüsen. Der Schweiß ist also salzig, weil es ihn sonst gar nicht geben würde. Wir könnten kein Süßwasser schwitzen, weil der Körper das Salz einfach braucht, um den Schweiß überhaupt erst nach außen zu transportieren.2 bis 3 Gramm Salz pro Tag genügen
Eigentlich bräuchten wir nur 2 bis 3 Gramm frisches Salz pro Tag. In der Regel nehmen wir aber viel mehr Salz auf, als wir ausschwitzen. Das überschüssige Salz scheiden wir wieder aus. Dabei spielt der Schweiß nur eine untergeordnete Rolle. Das meiste überschüssige Salz scheiden wir über den Urin aus.Fri, 21 Feb 2025 - 02min - 5742 - Was sind pyroklastische Ströme?
Glutlawinen: heiße Gemische von Asche und Gas
Pyroklastische Ströme oder einfacher ausgedrückt Glutlawinen sind Mischungen von heißen Aschepartikeln oder größeren Lapilli und Gasen, die nicht in einem Vulkan viele 100 Meter hochgeschossen werden und durch Einsaugen von Luft in bis zu 30 km Höhe steigen können. Die sind vielmehr so schwer, dass sie als heiße Gemische von Asche und Gas den Hang eines Vulkans herunterfließen. Diese Glutlawinen sind besonders gefährlich, weil sie wie alles, was fließt, in Tälern fließen, wo die Menschen wohnen. Täler sind an Vulkanen daher immer besonders gefährdet.Bimsmassen auf Pompeji, pyroklastische Ströme in Herculaneum
Die berühmte Eruption des Vesuvs 79 n. Chr. kann man daher in zwei Teile teilen. Am Nachmittag fielen große Bimsmassen als sogenannter Fallout auf die Stadt Pompeji. Dort starben die Menschen durch einbrechende Dächer und Gase. Um Mitternacht änderte sich das Verhalten des Vulkans: Da flossen mit großer Geschwindigkeit die pyroklastischen Ströme bzw. Glutlawinen über Herculaneum und bedeckten die Stadt. Dort kamen sehr viele Menschen ums Leben; sie hatten sich in den Stunden zuvor in Bootshäusern am Strand gesammelt.Tue, 18 Feb 2025 - 01min - 5741 - Hatte der Mond Einfluss auf die Entstehung des Lebens?
Mond hatte wohl Einfluss auf die Weiterentwicklung des Lebens
So ganz grundsätzlich kann man die Frage nicht beantworten. Da müsste man ein Gegenexperiment machen, den Mond wegtun und die Erde sich noch mal entwickeln lassen – und dann schauen, was dabei herauskommt. Dieses Experiment können wir nicht machen. Aber die Vorstellung, die wir im Moment haben, ist tatsächlich, dass der Mond einen erheblichen Einfluss zumindest auf die weitere Entwicklung des Lebens gehabt hat.Für die Entwicklung höherer Lebewesen benötigt man Stabilität
Stabilität erzeugt der Mond für unsere Erde auf zweierlei Art. Zum einen ist die Erdachse leicht gekippt; dadurch erzeugt man schöne Jahreszeiten. Jetzt ist die Erde aber ein Kreisel, der in gewisser Weise instabil ist. Die anderen Planeten, die zwar sehr weit entfernt sind, haben einen ganz kleinen Einfluss. Das führt im Sinne der Chaostheorie zu enormen Schwankungen über die Milliarden Jahre. Wenn wir den Mond nicht hätten, könnte es also sein, dass sich die Erdachse immer mal wieder auf den Kopf stellen würde, quer liegen, wie auch immer. Das heißt, ein stabiles Klima kann man sich dann überhaupt nicht mehr vorstellen.Unsere Erdachse ist über Milliarden Jahre stabil, weil wir den Mond haben
Der Mond ist auch ein Kreisel und der stabilisiert das Gesamtsystem. Das heißt, unsere Erdachse ist über Milliarden Jahre stabil, weil wir den Mond haben. Andererseits hat es auf der Erde tatsächlich über Milliarden Jahre ein stabiles Klima gegeben. Wichtig dabei ist, dass die Erdkruste sich verschieben kann. Die einzelnen Kontinentalplatten können sich gegeneinander verschieben. Das wirkt, mit etwas komplizierteren chemischen Prozessen, wie ein großer Thermostat. Die Erdkruste versinkt im Meer, an bestimmten Zonen kommen durch Vulkane wieder neue Gase aus dem Boden raus. Dieser Regelmechanismus kann nur deshalb funktionieren, weil sich die Erdplatten gegeneinander verschieben können. Und verschieben kann sich nur etwas, wo Lücken sind.Venus als Treibhaushölle ohne Plattentektonik
Schauen wir uns den Schwesterplaneten Venus an. Der ist genauso groß wie die Erde. Trotzdem gibt es dort keine Plattentektonik und wahrscheinlich war das sein Verderben. Und zwar in dem Sinne, dass er zu einer Treibhaushölle geworden ist. Dort können sich die Platten nicht gegeneinander verschieben. Bei der Erde sieht die Vorstellung so aus: Die Urerde kollidierte, kurz nach ihrer Entstehung, mit einem marsgroßen anderen Planeten. Der hobelte uns große Teile der Erdkruste weg, die wir heute als Mond im Orbit haben. Dadurch fehlt uns Krustenmaterial – die einzelnen Platten können sich jetzt frei gegeneinander bewegen und können diese Thermostate bilden. Man könnte sagen: Allein die Tatsache, dass der Mond entstanden ist mit dieser Großkatastrophe der Kollision, ist die Ursache dafür, dass unser Planet überhaupt ein stabiles Klima hatte. Und dass der Mond dann da war, stabilisiert uns die Erdachse, und zwar in einer ganz hervorragenden Weise. Die Erde ist einfach – unterm Strich – etwas ganz Besonderes.Mon, 17 Feb 2025 - 03min - 5740 - "Das geht mir auf den Keks" – Woher kommt der Spruch?
Man geht davon aus, dass dieser Ausdruck, der in Berlin um 1900 modern geworden ist, wahrscheinlich aus der Jugend- oder zumindest aus der Umgangssprache kommt.
Weil's lustig ist: Erst trampelte man auf dem Geist, dann auf dem Keks
Ursprünglich sagte man "das geht mir auf den Geist" oder "der trampelt auf meinen Nerven herum". Letzteres ist ja schrecklich; das muss sehr wehtun. Von den Nerven kam man auf den Geist und fand dann immer neue Varianten. Irgendjemand dachte dann, dass man da ja einfach irgendwas einsetzen könnte und sagte aus Spaß: "Das geht mir auf den Keks." Das fanden andere so lustig, dass es sich unglaublich verbreitet hat. Es hat aber eigentlich keinen rechten Sinn, außer dem, dass es eben sehr lustig ist. Und inzwischen verstehen wir alle, was damit gemeint ist.Mon, 17 Feb 2025 - 01min - 5739 - Woher kommt "man hat schon Pferde kotzen sehen"?
Pferde beherrschen Peristaltik nur in einer Richtung
"Man hat schon Pferde kotzen sehen" – das klingt natürlich sehr drastisch. Aber wenn man überlegt, dass die Pferde dazu physiologisch gar nicht in der Lage sind, wird ein Schuh daraus. Es ist tatsächlich so, dass Pferde in der Regel die Peristaltik nur in einer Richtung beherrschen – sie können sich nicht übergeben. Wenn also jemand sagt "ich werde mein Abitur garantiert mit 1,0 machen", dann kann der andere sagen "na ja, man hat schon Pferde kotzen sehen". Da man das nicht gesehen hat – Pferde sterben, wenn sie so krank sind, dass sie sich tatsächlich übergeben müssten – wäre das also so gut wie am Sankt Nimmerleinstag.Warum sollten Pferde vor der Apotheke kotzen?
Dass sie das vor der Apotheke machen, ist eine Erweiterung. Die kommt daher, dass man gesagt hat, dass die Pferde sich genau da übergeben müssen, wo sie vielleicht ein Mittel kriegen könnten gegen die Übelkeit. Das wäre dann die Apotheke. Mein Vater hat es sogar noch weiter geführt indem er gesagt hat, "man hat schon grüne Pferde vor der Apotheke kotzen sehen". Da wird dann ganz klar, worum es bei der Sache geht und wohin der Hase läuft.Sat, 15 Feb 2025 - 01min - 5738 - Wie tief ist die Tiefsee?
Durchschnittlich 4.000 m – an den tiefsten Stellen deutlich tiefer
Der tiefste Punkt der Erde liegt im Pazifik, im Marianengraben. Allerdings ist noch immer nicht ganz klar, wie tief der tatsächlich ist. Man würde es gerne ganz genau wissen. Es sind auf jeden Fall über 11.000 m, also viel tiefer, als der höchste Berg der Erde hoch ist. Aber leider ist es sehr schwierig, in dieser Tiefe das Maß auf den Zentimeter genau festzustellen. Außerdem dem Marianengraben gibt es in den Weltmeeren noch mehr solcher Gräben, die über 5.000 oder 6.000 m tief sind. Der Puerto-Rico-Graben ist zum Beispiel über 9.000 m tief. Auch im Mittelmeer gibt es um Rhodos und Kreta herum Tiefseegräben. Im Durchschnitt aller Weltmeere ist die Tiefsee fast 4.000 m tief. Aber die spektakulärsten Tiefen liegen bei 11.000 m.Thu, 13 Feb 2025 - 00min - 5737 - Sollte man Haferflocken vor dem Essen einweichen?
Calcium, Magnesium, Zink: Hafer enthält wichtige Nährstoffe
Ja, denn das verbessert die Nährstoffaufnahme. Viele Nährstoffe, die wir zu uns nehmen, werden im Dünndarm aufgenommen. Das gilt auch für lebenswichtige Mineralien wie Calcium, Magnesium und Zink. Die sind in verhältnismäßig großen Mengen auch im Hafer enthalten.Phytinsäure: Antinährstoff im Hafer verhindert Nährstoffaufnahme
Der Hafer enthält aber auch Phytinsäure. Und die bewirkt, dass Mineralien nicht richtig aufgenommen werden können. Mit Zink beispielsweise verbindet sich die Säure zu einem festen chemischen Komplex, der die Darmwand nicht durchdringt und somit nicht vom Körper aufgenommen wird. Solche Stoffe wie Phytinsäure, die die Nährstoffaufnahme verhindern, nennt man deshalb auch Antinährstoffe.Phytinsäuregehalt nimmt durch Einweichen der Haferflocken ab
Möchte man also das volle Potenzial der sehr nährstoffreichen Haferflocken ausschöpfen, sollte man sie vorher einweichen. Im Idealfall über Nacht – aber auch schon 30 Minuten sorgen dafür, dass der Phytinsäure-Gehalt abnimmt. Durch das Aufweichen in Wasser oder Milch wird das Enzym Phytase aktiviert. Das baut die Säure ab, und die Mineralien können besser aufgenommen werden. Das mit dem Einweichen gilt auch für diejenigen, die ihre Haferflocken als Porridge zubereiten. Denn durch kurzes Aufkochen allein wird die Phytinsäure nicht zerstört. Und für die, die es sauer mögen noch ein Tipp: Eine Studie zeigt, dass Zitronensaft auf den Haferflocken die Aufnahme von Mineralstoffen ebenfalls verbessern kann.Quellen und Literatur
Ekholm, P., Virkki, L., Ylinen, M., & Johansson, L. (2003). The effect of phytic acid and some natural chelating agents on the solubility of mineral elements in oat bran. Food Chemistry, 80(2), 165-170. https://doi.org/10.1016/S0308-8146(02)00249-2Larsson, M., Rossander-Hulthén, L., Sandström, B., & Sandberg, A. S. (1996). Improved zinc and iron absorption from breakfast meals containing malted oats with reduced phytate content. British Journal of Nutrition, 76(5), 677-688. https://doi.org/10.1079/BJN19960075Tue, 11 Feb 2025 - 01min - 5736 - Wie viel Kilogramm kann der Rücken tragen?
Dauerbelastung des Rückens vermeiden
Es gibt hierzu unterschiedliche Angaben, aber es sollte im Kindesalter nicht mehr als 5 bis 7 Kilogramm sein. Für Erwachsene sind 10 Kilogramm auch schon sehr viel. Kurzzeitig ist das sicherlich okay, aber es sollte auch für Erwachsene keine Dauerbelastung sein.Teufelskreis von Druckschmerz und Verspannung kann entstehen
Wenn man die Schultern zu stark belastet, reagiert die Muskulatur darauf – in der Regel mit Verspannungen, aber auch mit Druckschmerzen. Die entstehen durch die Belastung der Träger; die rufen Druckstellen hervor. Die Verspannungen sind schmerzhaft und es kann zu einem Teufelskreis kommen: lokaler Schmerz, Verspannung, noch mehr Schmerz und weitere Verspannung – dann auch in anderen Regionen des Körpers.Mon, 10 Feb 2025 - 01min - 5735 - Hat sich der Frühlingspunkt verschoben?
Frühlingspunkt ist ein Ort
Es ist tatsächlich so, dass sich der Frühlingspunkt gegenüber den Sternbildern verschiebt. Wobei man aufpassen muss: Der Frühlingspunkt ist ein Ort – nämlich der Punkt auf der Erdumlaufbahn, wo sich die Erde zum Frühlingsbeginn befindet. Dieser Punkt verschiebt sich; dieses Jahr am Frühlingsbeginn steht die Erde also nicht genau am gleichen Punkt in ihrer Erdumlaufbahn wie letztes Jahr, sondern ein kleines bisschen zurückversetzt. Und die Folge ist, dass wir jedes Jahr am Frühlingsbeginn von einem anderen Punkt auf die Sonne schauen und sich somit auch die Sonne scheinbar gegenüber den Sternen am Himmel etwas verschiebt. Was sich nicht verschiebt – wenn man mal die Schaltjahre außer acht lässt – ist das Datum. Das heißt, den astronomischen Frühlingsanfang werden wir jetzt und in Zukunft auch weiterhin im März erleben. Aber was sich verschiebt ist der Punkt, wo sich die Erde an diesem Datum befindet. Das klingt ein bisschen widersprüchlich, denn wir haben ja alle gelernt: In einem Jahr dreht sich die Erde einmal um die Sonne. Das stimmt zwar ungefähr, ist aber in unserem Kalender nicht der springende Punkt. Sondern unser Kalenderjahr ist der Abstand von einem Frühlingsbeginn zum nächsten oder von einem Herbstbeginn zum nächsten. Der Grund für diese Lücke ist die Stellung der Erdachse. Frühlingsbeginn ist die berühmte Tag- und Nachtgleiche, wenn die Tage länger werden als die Nächte. Das ist genau der Moment, in dem die Erdachse, wenn man so will, parallel zur Sonne steht.Erdachse ist 23,5 Grad geneigt
Die Erdachse ist geneigt. Die steht nicht senkrecht zur Umlaufebene, sondern ist gekippt. Deswegen gibt es ja überhaupt Frühling, Sommer, Herbst und Winter, weil die Erdachse gekippt ist und es deswegen Zeiten gibt, wo die Tage länger bzw. kürzer werden. Diese Erdachse dreht sich ihrerseits, vergleichbar mit einem Kreisel. Wenn man einen Kreisel schief auf eine Tischplatte stellt, dreht sich nicht nur der Kreisel, sondern die Achse selbst rotiert ebenfalls. Diese Präzessionsbewegung der Erdachse braucht fast 26.000 Jahre. Das ist das sogenannte platonische Jahr: In knapp 26.000 Jahren macht die Erdachse, und mit ihr natürlich die ganze Erde, so eine Kreiselbewegung. Das macht jedes Jahr nur ein kleines bisschen aus, aber deshalb ist auch der Punkt, wo die Achse parallel zur Sonne steht – also der Frühlingsanfang – jedes Jahr ein bisschen verschoben. Das kann man ausrechnen, das macht im Jahr 20 Minuten aus. Das heißt, die Zeitspanne von Frühlingsanfang zu Frühlingsanfang ist 20 Minuten kürzer als eine vollständige Umkreisung der Sonne. Und deshalb blicken wir jedes Jahr am Frühlingspunkt von einer etwas anderen Position auf die Sonne.Das "Zeitalter des Wassermanns"
Vor 2.000 Jahren stand die Sonne an der Grenze zwischen Fische und Widder, heute steht sie am Frühlingsbeginn klar im Sternbild Fische. Und wenn wir noch ein paar Jahrzehnte warten, wird sie im Frühling im Sternbild Wassermann stehen – das ist dann das berühmte Zeitalter des Wassermanns, das im Musical "Hair" besungen wird. Das heißt, der räumliche Frühlingspunkt verschiebt sich; das ändert aber nichts daran, dass der Frühling nach unserem Kalender immer am 20. bzw. 21. März beginnt.Mon, 10 Feb 2025 - 03min - 5734 - Sind jüngere Menschen narzisstischer als ältere?
Junge Erwachsene sind narzisstischer als Ältere
Stark verkürzt lautet die Antwort: Ja. In einer groß angelegten Studie wurden Fragebögen von 270.000 Menschen ausgewertet. Das Ergebnis: junge Erwachsene sind narzisstischer als Ältere. Woran liegt das?Möglicher Grund: unterschiedliche Lebenssituationen
Es könnte mit den allgemeinen Lebenssituationen zusammenhängen. Vermeintlich sind junge Erwachsene bestrebt, viele neue Menschen kennenzulernen und sich materielle und immaterielle Ressourcen aktiv zu erarbeiten. Hierfür könnte ein erhöhter Narzissmus von Vorteil sein. Bei älteren Menschen hingegen liegt der Fokus häufig auf dem Erhalt des bereits erreichtem. Oft legen diese Menschen Wert auf wenige enge Beziehungen. Eine starke narzisstische Ausprägung wäre hierbei ein Hindernis. Das hat aber eben mit dem Alter zu tun und nicht mit der Generation. Beim Narzissmus gibt es auch einen Geschlechterunterschied. Männer scheinen durchschnittlich narzisstischer zu sein als Frauen. Aber auch das sind nur Mittelwerte – individuell gibt es große Unterschiede. Es gibt sehr bescheidene junge Männer, ebenso wie sehr narzisstische ältere Frauen.Was ist Narzissmus?
Narzissten sind Menschen mit einer starken Ich-Bezogenheit und einem übertriebenen Bedürfnis nach Anerkennung. Sie neigen dazu, sich selbst als besonders wichtig oder einzigartig wahrzunehmen. Zudem erwarten sie, dass andere sie ständig bewundern. Zeitgleich ist Narzissmus häufig mit wenig Empathie für die Gefühle anderer verbunden. Bekommen narzisstische Menschen nicht die Aufmerksamkeit, die sie sich wünschen, sind sie schnell gekränkt. Dann kann es passieren, dass sie über das Ziel hinausschießen, andere Entwerten und beleidigend werden. Bei alldem sollte aber berücksichtigt werden: Es gibt unterschiedliche Arten des Narzissmus. Zum einen ist da die narzisstische Persönlichkeitsstörung. Sie wird häufig als klinischer Narzissmus bezeichnet. Das ist eine ernst zu nehmende Erkrankung, die häufig mit einem hohen Leidensdruck der Mitmenschen einhergeht. Auf der anderen Seite gibt es den subklinischen Narzissmus – das heißt, einen nicht pathologischen Narzissmus. In der Persönlichkeitsforschung wird der subklinische Narzissmus als ein Persönlichkeitsmerkmal von vielen verstanden. Narzisstische Ausprägungen sind demnach in jedem Menschen vorhanden und können wie alle anderen Persönlichkeitsmerkmale mehr oder weniger stark ausgeprägt sein. Ein gewisses Maß an Ich-Bezogenheit wird dabei sogar mit positiven Eigenschaften verbunden, die im Gegensatz zum klinischen Narzissmus als durchaus funktional angesehen werden.Quellen und Literatur
Miller, J. D., Back, M. D., Lynam, D. R. & Wright, A. G. C. (2021). Narcissism Today: What We Know and What We Need to Learn. Current Directions in Psychological Science, 30(6), 519–525.https://doi.org/10.1177/09637214211044109Weidmann, R., Chopik, W. J., Ackerman, R. A., Allroggen, M., Bianchi, E. C., Brecheen, C., ... & Back, M. D. (2023). Age and gender differences in narcissism: A comprehensive study across eight measures and over 250,000 participants. Journal of personality and social psychology, 124(6), 1277. https://doi.org/10.1037/pspp0000463Sun, 9 Feb 2025 - 02min - 5733 - Warum heißt es DIE Donau, aber DER Rhein? Wovon hängt das Geschlecht von Flüssen ab?
Was das Geschlecht von Flussnamen betrifft, ist die wichtigste Regel im Deutschen, dass es keine Regel gibt – anders als zum Beispiel im Lateinischen, wo die Flüsse grundsätzlich männlich sind, wo auch die Donau "Danuvius" heißt. Im Deutschen hängt das Geschlecht von mehreren Dingen ab.
Auf die Endung achten
Einmal, ob in dem Flussnamen vielleicht ein anderes Wort steckt. Zum Beispiel enden viele Flüsse im süddeutschen Raum auf "ach" wie die Schwarzach, die Wutach oder die Salzach. Die sind weiblich, weil die Ach ein altdeutscher Ausdruck für Fluss ist. Die Schwarzach ist also nichts anderes als der schwarze Fluss. Ähnlich die Donau: In ihr steckt die gleiche Wurzel wie im russischen Fluss Don, nämlich das indogermanische Wort "Duna", "Fluss". Und die Don-Aue ist also die Aue des Flusses. Und weil die Aue weiblich ist, ist es auch die Don-au.Kelten, Römer, Germanen – alle hinterließen Spuren
Das zeigt auch, dass die Namen unserer Flüsse aus ganz unterschiedlichen Epochen kommen. Kelten, Römer, Germanen – alle waren sie hier. Und je nachdem, wer einem Fluss den Namen gab, dessen Spuren haben sich gehalten. Die Germanen haben den Flüssen meist weibliche Namen gegeben, die Römer eher männliche, weil zumindest die großen Flüsse gern mit Göttern in Verbindung gebracht wurden.Panta rhei – alles fließt
Beim Rhein ist nicht ganz klar, ob der Name und somit auch das männliche Geschlecht von den Römern eingeführt wurde – eben als Rhenus – oder schon zuvor von den Kelten. Interessant ist hier, dass im Rhein vermutlich die gleiche Wortwurzel steckt wie in der französischen Rhone, nämlich "rhei" – fließen. Die Altphilologinnen und Altphilologen unter uns kennen noch den Satz des Heraklit: Panta rhei – alles fließt. Das ist offenbar das gleiche "rhei" wie im Rhein. Es steckt auch im deutschen Wort "rinnen", wobei der Rhein natürlich alles andere ist als ein Rinnsal. Diese wenigen Beispiele zeigen: Bei uns sind die meisten Flüsse weiblich, einige männlich. Aber es gibt keine klare Regel und vieles hängt an den historischen Umständen der Namensgebung. Und manchmal springt es auch: Die Rhone heißt im französischen "le Rhône" – ist also männlich. Danke an Prof. Konrad KunzeThu, 6 Feb 2025 - 02min - 5732 - Verrotten Bananenschalen im Wald oder schaden sie der Umwelt?
Das Wegwerfen von Bananenschalen ist eine Ordnungswidrigkeit – es handelt sich um eine unerlaubte Abfallentsorgung und kann mit einem Bußgeld bestraft werden. Das vorweg. Im Fall der Bananenschalen gibt es dafür auch gute Gründe, denn sie verrotten tatsächlich extrem langsam – das kann fünf Jahre dauern. Zwar verändert sich die Bananenschale bereits zu Beginn dieses Prozesses – sie schrumpft etwas, wird schwarz und bekommt eine ledrige Konsistenz – aber so bleibt sie dann eben auch eine ganze Weile.
Optisches Problem, störend in der Natur
In erster Linie handelt es sich zunächst um ein optisches Problem. Eine einzelne Bananenschale richtet keinen wirklichen ökologischen Schaden an; die Tiere im Wald lassen die Bananenschalen in der Regel liegen. Aber es sieht nicht schön aus, und wenn viele Menschen viele Bananenschalen einfach wegwerfen würden und die Schalen den Boden bedecken, stört das auch die Natur.Tropische Früchte verrotten langsamer als einheimische
Man hört oft als Gerücht, dass sich auf den Schalen so viel Chemie, Pestizide usw. befinden, dass sie nicht mehr verrotten. Das langsame Verrotten hat aber nichts damit zu tun, dass die Schalen chemisch besonders behandelt wären – auch Biobananen verrotten langsam. Vielmehr gilt die Faustregel, dass gerade die Schalen von tropischen oder subtropischen Früchten langsamer verrotten als andere. Orangen und Zitronenschalen, Ananas, Kiwi, Bananen und Mangos zersetzen sich in unseren Breiten relativ schlecht. Das hat damit zu tun, dass die Früchte in wärmeren Gegenden beheimatet sind. Der biologische Abbau hängt sehr stark von der Temperatur ab. Man kennt das vom Komposthaufen: Im Winter passiert da fast nichts, der biologische Abbau ruht – im Sommer dagegen verrotten Speisereste sehr schnell, weil einfach alles – Bakterien, Pilze usw. – bei Wärme viel aktiver sind. Deshalb legen wir Gemüse in den Kühlschrank – es hält dort länger.Natürlicher Schutz vor Schädlingsbefall und Verrottung
Umgekehrt heißt das: Tropenfrüchte sind von Natur aus an ein warmes, oft auch feuchtes Klima angepasst, in dem es vor Mikroben und Parasiten nur so wimmelt. Deshalb sind sie besonders geschützt und haben auf der Schale Abwehrstoffe, die sie vor Schädlingsbefall bewahren. Die gleichen Abwehrstoffe sind es dann, die später, wenn die Frucht abgefallen ist, den Verrottungsprozess hemmen. Und wenn es so kalt ist wie bei uns, geht das eben besonders langsam. Man kann das mit der Situation beim Tropenholz vergleichen – das wird deshalb so gerne für Gartenmöbel verwendet, weil es recht witterungsresistent ist. Und so ähnlich ist es mit den Schalen von tropischen Früchten.Thu, 6 Feb 2025 - 03min - 5731 - Werden die Menschen immer narzisstischer?
Gibt es eine Narzissmusepidemie?
Aus heutiger Sicht lautet die Antwort "Nein". Früher wurde aber das Gegenteil behauptet. Das ging los mit dem Soziologen Christopher Lasch. Der veröffentlichte 1979 einen Bestseller mit dem Titel "Das Zeitalter des Narzissmus". Er spricht in seinem Buch davon, dass Egoismus, Selbstdarstellung und Empathielosigkeit in unserer Gesellschaft immer weiter zunehmen. Als Grund sieht er einen übermäßigen Fokus auf Individualismus, Selbstverwirklichung und Konsum. Allerdings waren das offenbar mehr persönliche Eindrücke, entscheidend sind aber valide Daten. Den ersten großen Versuch einer quantitativen Untersuchung unternahm die Psychologin Jean Twenge: 2008 veröffentlichte sie mit ihrem Team eine Studie, die auf einem psychologischen Fragebogen beruht. Der wurde in den Jahren 1982 bis 2006 von über 16.000 Studierenden an verschiedenen Universitäten ausgefüllt.NPI-Fragebogen bis heute in der Forschung weit verbreitet
Bei dem Fragebogen handelte es sich um das "Narcissistic Personality Inventory" kurz "NPI". Er ist bis heute in der Forschung weit verbreitet. Den Test muss man sich so vorstellen: Die Versuchspersonen bekommen immer zwei mehr oder weniger gegensätzliche Aussagen vorgestellt. Beispielsweise die Aussage "Ich habe gern Autorität über andere" und die Aussage "Es macht mir nichts aus, Anordnungen zu befolgen". Die Versuchspersonen müssen 40-mal den Satz wählen, der am ehesten zutrifft – "Forced Choice" nennt sich das. Im Anschluss bilden Psychologen auf Basis aller gewählten Sätze einen Summenscore. Bei dem gilt vereinfacht gesagt: je höher die Zahl, desto narzisstischer. Man kann sich das wie eine hierarchische Pyramide vorstellen. Unten stehen 40 Fragen, in der Mitte 6 Subskalen und oben, an der Spitze, das Konstrukt "Narzissmus". Alle 40 Fragen stehen in einem positiven oder negativen statistischen Zusammenhang zu den 6 Subskalen. Das sind beispielsweise Autoritätsanspruch, Angeberei und Manipulationsneigung. Und die stehen wiederum in einem positiven Zusammenhang zum Narzissmus.Untersuchung von 2008 schien Narzissmusepidemie zu bestätigen
Das bedeutet im Umkehrschluss aber auch: Bei hohen Werten in nur einer von sechs Subskalen wie "Autoritätsanspruch" würde man noch nicht von einem narzisstischen Menschen sprechen. Die Summe aus allen 6 Subskalen ist entscheidend. Genau "die" hat Twenge über viele Jahre untersucht und sie kam zu dem Ergebnis: Die narzisstischen Persönlichkeitsmerkmale nehmen zu. Jede Generation sei narzisstischer als ihre Vorherige. Aber schon kurz nach der Veröffentlichung haben einige die Studie infrage gestellt. Sie würde zu sehr verallgemeinern. Das hat Jean Twenge aber nicht davon abgehalten, die populärwissenschaftlichen Bücher The Narcissism Epidemic und Generation Me zu schreiben. Beide waren Bestseller. So kam die Idee einer angeblichen narzisstischen Epidemie in die Welt.Eine narzisstische Epidemie gibt es wohl nicht – im Gegenteil
In der Wissenschaft blieb das aber umstritten. Und im Oktober 2024 erschien eine umfangreiche Metastudie, die für Klarheit sorgte: Eine Forschungsgruppe aus Wien hatte über 1.000 Studien analysiert, in denen der NPI-Fragebogen verwendet wurde. Dabei wertete sie die Daten von knapp 550.000 Menschen aus. Die Forschungsgruppe kam zu dem Schluss, dass es eine narzisstische Epidemie nie gegeben hat – auch nicht in Nordamerika. Zwar sind die Werte dort höher als beispielsweise in Europa oder Asien, aber zwischen 1982 und 2023 konnte kein signifikanter Anstieg festgestellt werden – im Gegenteil, die Werte scheinen sogar rückläufig. Zusammenfassend lässt sich sagen: Auf Grundlage der heute vorliegenden Daten und der verwendeten Messinstrumente zur Erfassung von Narzissmus, lässt sich über die Generationen kein Anstieg feststellen.Quellen und Literatur
Oberleiter, S., Stickel, P., & Pietschnig, J. (2024). A Farewell to the Narcissism Epidemic? A Cross‐Temporal Meta‐Analysis of Global NPI Scores (1982–2023). Journal of Personality.https://doi.org/10.1111/jopy.12982Trzesniewski, K. H., & Donnellan, M. B. (2010). Rethinking “Generation Me”: A study of cohort effects from 1976-2006. Perspectives on psychological science, 5(1), 58-75.https://doi.org/10.1177/1745691609356789Trzesniewski, K. H., Donnellan, M. B., & Robins, R. W. (2008). Do today's young people really think they are so extraordinary? An examination of secular trends in narcissism and self-enhancement. Psychological Science, 19(2), 181-188. https://doi.org/10.1111/j.1467-9280.2008.02065 Twenge, J. M. & Campbell, W. K. (2009). The narcissism epidemic: Living in the age of entitlement. New York: Free PressTwenge, J. M. & Foster, J. D. (2008). Mapping the scale of the narcissism epidemic: Increases in narcissism 2002–2007 within ethnic groups. Journal of Research in Personality, 42(6), 1619–1622.https://doi.org/10.1016/j.jrp.2008.06.014Twenge, J. M., Konrath, S., Foster, J. D., Campbell, W. K. & Bushman, B. J. (2008). Egos inflating over time: a cross-temporal meta-analysis of the Narcissistic Personality Inventory. Journal of personality, 76(4), 875–902; discussion 903-28. https://doi.org/10.1111/j.1467-6494.2008.00507.xTwenge, J. M. (2006). Generation Me: Why today's young Americans are more confident, assertive, entitled--and more miserable than ever before. Free Press.Wetzel, E., Brown, A., Hill, P. L., Chung, J. M., Robins, R. W. & Roberts, B. W. (2017). The Narcissism Epidemic Is Dead; Long Live the Narcissism Epidemic. Psychological science, 28(12), 1833–1847. https://doi.org/10.1177/0956797617724208Tue, 4 Feb 2025 - 02min - 5730 - Warum sagt man "Schwein gehabt"?
Der schlechteste Schütze bekommt ein Schwein
Bei Schützenfesten gab es früher schöne Preise für den Sieger. Der Zweite und der Dritte bekamen auch noch tolle Preise, Geldpreise zum Beispiel. Derjenige, der der schlechteste Schütze war, bekam auch etwas, nämlich ein Ferkel. Und weil man, obwohl man der Schlechteste war und nichts getroffen hatte, doch etwas bekam, hatte man ja unverdientes Glück gehabt. Das hat man einander dann immer wieder gesagt: "Du, der hat aber Schwein gehabt" und hat darüber eigentlich nur gelacht und gespottet. Aber im Lauf der Zeit hat sich das verselbständigt und man sagte: "Ja, klar, ich hab Schwein gehabt!"Schwein wird zum Glückstier
Dann wurden viele Schweinefiguren hergestellt und zu Silvester verschenkt. Und plötzlich war das Schwein zu einem Glückstier geworden. Natürlich auch deswegen, weil es in der landwirtschaftlich geprägten Gesellschaft des Deutschen Reiches und in vielen anderen Gegenden so weit verbreitet war. Das Schwein war also grundsätzlich etwas eher Positives.Sun, 2 Feb 2025 - 01min - 5729 - Warum helfen Brennnesseln bei Gicht und Rheuma?
Empfehlung von Pfarrer Sebastian Kneipp: Nesselpeitschen
Die Brennnessel, die ja gemeinhin verschrien ist als lästiges Unkraut, wird seit einiger Zeit von Gartenfreunden wiederentdeckt; gerade weil sie als Heilpflanze wirklich viel Gutes tun kann. Sie ist seit alters her dafür bekannt, dass sie bei ganz unterschiedlichen Beschwerden hilft, speziell auch bei Gelenkerkrankungen. Gerade das Einreiben ist ein bekanntes Mittel, das auch schon der gute alte Pfarrer Kneipp empfohlen hat: Das "Nesselpeitschen". Was aber wirkt da genau? Die Stoffe, die den brennenden Schmerz auslösen, sind offenbar die gleichen, die auch die heilende Wirkung haben. Wenn Sie die Brennnessel berühren, dann brennt das deshalb, weil die Brennnesselhaare auf kleinen Bläschen sitzen, die mit Nesselgift gefüllt sind. Wenn Sie an diese Härchen kommen, dringen die wie winzige Kanülen in die Haut ein und setzen das Nesselgift frei.Nesselgift besteht vor allem aus Histamin, Acetylcholin und Serotonin
Das Nesselgift besteht vor allem aus drei Substanzen: Histamin – das ist möglicherweise das, was die Hautrötungen auslöstAcetylcholinSerotonin Die beiden letztgenannten Stoffe könnten insofern die Schmerzen lindern, als sie die Durchblutung in den Gelenken fördern. Acetylcholin und Serotonin kennen wir aus ganz anderen Zusammenhängen: Beides sind wichtige Botenstoffe in unserem Nervensystem. Vor allem das Acetylcholin ist der zentrale Botenstoff überhaupt. Er ist für die Signalübertragung nicht nur zwischen den Nerven verantwortlich, sondern auch für die Reizübertragung von Nerven zu Muskeln; insbesondere auch zu den Muskeln, die unsere Blutgefäße umhüllen.Durchblutung steigt – Giftstoffe werden besser abgebaut
Was passiert also, wenn wir die Brennnessel berühren? Das Acetylcholin gelangt unter die Haut und regt dort die Blutgefäße an, sodass die Durchblutung steigt. Das Serotonin wiederum fördert die Durchblutung in der Skelettmuskulatur. Durchblutung ist gut gegen Entzündungen, denn je mehr Blut da ist, desto besser können Giftstoffe und Krankheitserreger, die an den Entzündungsherden lagern, abgebaut werden. Welcher der Stoffe der entscheidende ist, ist noch nicht endgültig geklärt. Aber das sind die plausiblen Erklärungen, warum das Einreiben mit Brennnesseln gegen Gelenkbeschwerden hilft.Sat, 1 Feb 2025 - 03min - 5728 - Warum befestigt man beim Richtfest ein Bäumchen auf dem Dach?
Wichtiger Rohstoff: Holz
Der Richtbaum wird manchmal durch einen Richtkranz ersetzt. Genau lässt sich die Herkunft dieser Tradition nicht mehr feststellen, aber offenbar gab es den Richtbaum schon, bevor es den Weihnachtsbaum gab. Die ersten urkundlichen Erwähnungen des Christbaums stammen vom Beginn des 16. Jahrhunderts und zu dem Zeitpunkt gab der Braucht, beim Bau eines Hauses einen Baum aufzustellen bereits etabliert. Bäume spielen ja auch bei anderen Festen eine Rolle, der Maibaum ist ein bekanntes Beispiel. Da gibt es offenbar Parallelen. Bäume waren als Rohstoff schon immer sehr wichtig. Aus Holz wurden Häuser nicht nur gebaut, sondern mit Holz wurden die Häuser natürlich auch geheizt. Das ganze Leben hing somit von Bäumen ab.Nadelbaum: standhaft, immergrün und Sinnbild des Lebens
Was symbolisiert nun der Baum? Festigkeit, Standhaftigkeit, Langlebigkeit – und das hat man sich sicherlich auch von den neu gebauten Häusern gewünscht. Außerdem werden meist Nadelbäume verwendet. Weil diese immergrün sind, gelten sie auch als ein Sinnbild des Lebens und der Fruchtbarkeit. Insofern war mit dem Richtbaum sicher auch die Hoffnung verbunden, dass er den Bewohnern des Hauses ein gesundes Leben beschert und sie vor Krankheit schützt.Gute (Wald-)Geister sollen weiterleben und das Haus schützen
Martin Rieger, Bauingenieur und Zimmermann aus Sigmaringendorf hat, sich mit dieser Frage auch viel beschäftigt und einen weiteren Punkt ins Spiel gebracht: Viele germanische und skandinavische Mythen erzählen davon, dass die Seelen der Menschen von den Bäumen kamen und nach dem Tod die Seelen wieder in den Bäumen aufgehen. Der Wald war also beseelt, dort lebten nach der Vorstellung der Menschen gute und böse Geister. Weil aber nun zum Hausbau Bäume gefällt wurden, wollte man diese Geister möglicherweise durch das symbolische Anbringen eines Baumwipfels milde stimmen und sich bei ihnen "bedanken". Die guten Geister sollten durch das Anbringen des Richtbaumes weiterleben.Thu, 30 Jan 2025 - 02min - 5727 - Woher kommt der Name Kunze?
Wenn Konrad zärtlich Kunze genannt wird
Früher trugen viele Leute den Vornamen Konrad. Zur liebevollen Ansprache hängte man hinten einfach ein "z" an. Das machen wir auch heute noch: Friedrich wird zu Fritz, Heinrich wird zu Heinz und so wurde Konrad zu Kunz – allerdings nur in Süddeutschland. In Nord- und Ostdeutschland hängte man neben dem "z" noch ein "e" an: Fritze, Heinze, Kunze. Das ist also der Nachkomme eines Mannes, der Konrad hieß und zärtlich Kunze genannt wurde.Wed, 29 Jan 2025 - 00min - 5726 - Woher weiß man, wie es im Inneren der Erde aussieht?
Man kann nur bis zu einer bestimmten Tiefe in die Erde hineingucken. Bis zum Mittelpunkt der Erde sind es 6.000 Kilometer. Die weltweit tiefste Bohrung geht aber nur bis in 12 Kilometer Tiefe. Das ist nur ein Kratzen an der Oberfläche bzw. an der Erdkruste.
Erdkruste, Erdmantel und Erdkern
Die Unterteilung bezieht sich auf die chemische Zusammensetzung. Ganz grob besteht die Erdkruste eher aus leichteren Elementen, allen voran Aluminium und Silizium. Aus diesen beiden Elementen sind die Gesteine gemacht, die wir so kennen: Granite, Basalte, Schiefer – das ist die Erdkruste. Im Erdmantel finden sich die etwas schwereren Elemente; anstelle von Aluminium findet man dort mehr Eisen und Magnesium. Und der Erdkern besteht zu 70 Prozent aus Eisen plus ziemlich viel Nickel. Im Kern konzentriert sich also das richtig schwere Material. Das ist die Grobunterteilung nach der Chemie.Vulkane und Diamanten liefern Informationen über den Erdmantel
Als Informationsquelle über die Beschaffenheit des Erdinneren dienen:- Vulkane: Es gibt Vulkane, die ihre Wurzel in mehreren hundert Kilometern Tiefe haben. Das heißt, die spucken Material aus dem Erdmantel aus. Insofern geben sie Informationen über die Chemie des Erdmantels.Diamanten: Die meisten natürlichen Diamanten haben sich im Erdmantel gebildet und sind erst später durch Magmaströme an die Oberfläche gelangt. Wenn man solche Diamanten aufschneidet, findet man immer wieder Einschlüsse von der Umgebung, in der sie ursprünglich entstanden sind – also vom Erdmantel.
Magnetfeld und Meteoriten bieten ebenfalls Aufschluss
Ein Hinweis hierauf ist das Magnetfeld der Erde. Für ein Magnetfeld braucht man ein Metall, und zwar einen guten elektrischen Leiter. Dass es sich dabei um Eisen handeln muss, wird wiederum von einer weiteren "Informationsquelle" bestätigt: Meteoriten. Meteoriten sind interessant, weil sie sich in unserem Sonnensystem aus der gleichen Staubwolke gebildet haben wie einst die Erde. Ab und zu fällt ja auch mal einer auf die Erde herunter. Diese abgestürzten Meteoriten kann man chemisch gut untersuchen und davon ausgehen, dass deren chemische Gesamtmischung die gleiche ist wie bei der ursprünglichen Erde auch – weil sich ja beide aus der gleichen Staubwolke zusammengesetzt haben. Der Unterschied ist: Auf der Erde hat sich diese Mischung getrennt. Die schweren Elemente sind nach unten ins Erdinnere gesackt, die leichten am Rand, an der Kruste geblieben. Da aber die Chemie der Kruste bekannt ist – das ist der Boden unter unseren Füßen – und man gleichzeitig durch die Meteoriten weiß, wie einmal die Gesamtmischung aussah, kann man daraus ableiten, was es für Metalle und Mineralien im Erdinneren gibt.Seismische Messungen: Rückschlüsse auf Grenzen zwischen den Erdschichten
Die Grenze zwischen Erdmantel und Erdkern z. B. verläuft ziemlich genau in halber Tiefe, also in 2.900 Kilometern Tiefe. Das wiederum weiß man vor allem durch seismische Messungen: Wir wissen, dass jedes größere Erdbeben Erschütterungswellen freisetzt, die sich durch den gesamten Erdball fortpflanzen. Diese Wellen haben aber je nach Material unterschiedliche Geschwindigkeiten. Wenn z. B. die Erde in Kalifornien bebt, kann man messen, wann und wie die Erschütterungswellen dieses Bebens in Europa oder in China ankommen. Und so haben die Wissenschaftler nach und nach Informationen darüber bekommen, wie die verschiedenen Schichten beschaffen sind und wo im Erdinneren die Grenzen zwischen den verschiedenen "Schichten" verlaufen.Wed, 29 Jan 2025 - 04min - 5725 - "Wenn es dem Esel zu wohl wird, geht er aufs Eis" – Was bedeutet das?
Übermütig und dumm
Manche sagen sogar: "... dann geht er aufs Eis tanzen". Und manche steigern es noch: "... und bricht ein". Das ist typischerweise für übermütige Leute verwendet worden. Es geht darum, dass ein Huftier wie der Esel auf dem Eis natürlich keinen Spaß hat. Denn die harten Hufe finden auf dem Eis keinen Halt – und dann liegt er auf dem Bauch. Er tut also etwas, was widersinnig dumm, gleichzeitig aber typisch für einen Esel ist.
Es bedeutet also, dass man nichts tun sollte, was einem überhaupt nicht guttut. Und wenn es jemand doch macht, kommt dieser Spruch.Sun, 26 Jan 2025 - 00min - 5724 - Warum riechen alte Menschen anders als junge?
Talg- und Fettzellen stellen im Alter andere Duftmoleküle her
Im Alter verändert sich die Haut. Die Fette, die wir über die Talgdrüsen ausscheiden, verändern sich. Die Haut verliert auch an Feuchtigkeit und ist daher im Alter trockener. Damit ändert sich auch die Zusammensetzung der Düfte, die unser Körper und unsere Duftzellen abgeben. Vor allem die Talg- und Fettzellen stellen andere Duftmoleküle her. Damit bekommt man einen völlig anderen Altersduft. Man sollte schauen, dass man die Haut möglichst frisch, also sehr feucht hält und sich gut eincremt. Auch sollte man versuchen, die Kleidung öfter zu wechseln als sonst, weil sich der Geruch auch in der Kleidung festsetzt. Aber ein bestimmter Altersduft entspricht eben dem Alter und unterscheidet sich von dem Duft, den man in jungen Jahren hat und auch vom Duft der Kindheit.Körperduft hängt auch von den Hormonen ab
Auch die Hormone spielen natürlich eine Rolle, denn auch die verändern sich im Alter. Der Duft ist auch hormonabhängig.Thu, 2 Jan 2025 - 01min - 5723 - Warum beherrscht man etwas "aus dem Effeff"?
Bezug zur Kaufmannssprache?
Im Duden-Band über Redewendungen heißt es: Das Wort stammt aus der Kaufmannssprache. Dort steht der Buchstabe f für fein, ff für sehr fein. Früher war es bei Abkürzungen üblich, dass die Steigerung durch eine Verdoppelung der Buchstaben angedeutet wurde. Das kennen wir auch von piano – p oder pianissimo – pp. Das "ff" im Ausdruck "etwas aus dem Effeff können" stünde dann für finissimo – also sehr fein. Dieses Kürzel ist seit dem 17. Jahrhundert belegt. So weit die Duden-Erklärung. Es gibt aber ernst zu nehmende Stimmen, die das anzweifeln: Der Ausdruck "etwas aus dem Effeff können" ist offenbar älter als dieses Kaufmannskürzel.... oder doch zur Musik?
Lutz Röhrich stellt in seinem "Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten" tatsächlich einen Bezug her zum Fortissimo der Musik. Fortissimo heißt ja nicht nur sehr laut, sondern auch "sehr stark". Als Beleg dafür, dass der Ausdruck "aus dem Effeff" daher rühren könnte, führt Röhrich ein paar schwäbische Redensarten an. So soll es im Schwäbischen Ausdrücke geben wie: jemandem aus dem Effeff eine Ohrfeige verpassen. Oder einen Ausdruck wie: Man wird’s dir aus dem ff geigen. Ich muss zugeben, dass mir diese Ausdrücke in meiner Stuttgarter Zeit nie zu Ohren gekommen sind. Aber vielleicht kennt der ein oder andere unserer Hörer diese Redensarten.Fiat: Es geschehe! – Fiat Fiat: Es geschehe ohne Verzögerung!
Der Sprachwissenschaftler Christoph Gutknecht hat in seinem Buch "Blühender Unsinn" zwei weitere mögliche Quellen zusammengetragen. Nämlich zum einen ein Kürzel aus der italienischen Stadtverwaltung. Nehmen wir an, dort haben Bürger beim Magistrat etwas beantragt oder eine Petition eingereicht. Diese Petition wurde dann begutachtet und wenn die Beamten fanden, ja, dieses Begehren ist berechtigt, dann schrieben sie auf das Papier ein F. Dieses F stand dann für fiat; lateinisch: Es geschehe. Wenn im Magistrat wiederum wirklich die einhellige Auffassung bestand, dass dem Gesuch stattzugeben sei, hängte man ein weiteres f an, also ff: fiat fiat: Soll heißen: Es geschehe ohne weitere Verzögerung. Der Antrag wurde sozusagen durchgewunken. Wenn nun jemand etwas aus dem Effeff beherrscht, dann muss er ja auch nicht lang nachdenken, sondern winkt sein Wissen sozusagen durch.Noch eine Theorie: Ursprung in der römischen Rechtsgeschichte
Nach einer weiteren Erklärungsvariante geht das ff aufs Mittelalter zurück bzw. auf die Rechtswissenschaftler der damaligen Zeit. Diese Juristen haben in ihren gelehrten Schriften immer wieder auf römische Rechtssprüche Bezug genommen – unser Recht geht ja in vielerlei Hinsicht auf das römische Recht zurück. Es gibt eine Sammlung oströmischer Rechtssprüche, die sich Pandekten nannten. Wenn die mittelalterlichen Juristen diese römischen Pandekten zitiert haben, haben sie sie mit einem griechischen Pi abgekürzt – Pi für "Pandekten". Ein Pi, das kennen wir alle aus dem Matheunterricht, besteht aus zwei senkrechten Strichen mit einem flachen Dach drüber. Wenn man das aber schnell mit der Hand schreibt, kann es passieren, dass dieses Dach vom Pi nach unten rutscht, und schon hat man etwas, das aussieht wie ein ff. Nun hatte das römische Recht eine starke Autorität. Das heißt, was aus dem ff abgeleitet werden konnte, das galt als wirklich fundiert. Es gibt eine Reihe von Sprachwissenschaftlern, die halten diese, zugegebenermaßen etwas umständliche Erklärung, für die wahrscheinlichste.Tue, 28 Jan 2025 - 03min - 5722 - Ist Kreidestaub gesundheitsschädlich?
Kaum Studien zur Verträglichkeit von Kreidestaub
Diese Frage betrifft wohl viele Millionen Lehrer weltweit. Und die Zahl der potenziell betroffenen Schüler ist noch viel größer – allerdings sind die Lehrer naturgemäß stärker exponiert, weil sie oft einen Großteil der Unterrichtszeit mit Kreide etwas an die Tafel schreiben. Doch obwohl so viele Menschen betroffen sind, gibt es doch vergleichsweise wenig Studien zu genau dieser Frage: Ist das Einatmen von Kreidestaub bedenklich? Ein paar Untersuchungen habe ich immerhin gefunden. Eine stammt aus Indien und hat die simple Frage gestellt: Wie viel Kreide ist normalerweise überhaupt in der Luft? – Die typische Situation ist ja: Man schreibt etwas an die Tafel. Der meiste Teil der Kreide bleibt an der Tafel. Ein Teil wird aber beim Schreiben zerrieben und fällt früher oder später zu Boden. Bevor der Staub zu Boden fällt, schwebt er in der Luft. Die Forscher konnten zeigen, dass der Staub sich immerhin lange genug in der Luft hält, dass die Person, die unmittelbar an der Tafel steht, einiges davon einatmet. Vor allem wenn er oder sie zusätzlich beim Schreiben den Mund offen hat.Schulkreide besteht aus Gips
"Kreide" ist im geologischen Sinn keine Kreide, wie man sie an den Kreidefelsen von Dover oder Rügen findet – die besteht aus Calcit, also feinem Kalkstein. Schulkreide dagegen besteht in erster Linie aus Gips. Gips ist Kalziumsulfat – ein gesundheitlich unbedenkliches Material. Giftig in dem Sinn, dass es Langzeitschäden verursacht, ist es nicht. In der Regel nimmt man auch nicht solche Mengen auf, dass die Lunge damit nicht fertig wird. Es sei denn, sie ist ohnehin schon angeschlagen, zum Beispiel, weil man eine Erkältung hat oder die Bronchien entzündet sind.Staubfreie Produktion mittels Kasein
Um auch das zu vermeiden – und weil der Kreidestaub lästig ist – sind die Kreidehersteller schon vor einiger Zeit dazu übergegangen, Kreide möglichst staubfrei zu produzieren. Um das zu erreichen, wird der Kreide oft ein anderer Stoff beigemischt, nämlich Kasein. Kasein ist ein Milcheiweiß. Eine Studie hat gezeigt, dass dieses Kasein wiederum ein Problem für Allergiker darstellen könnte. Eine Studie mit Schülern unterschiedlichen Alters kam zu dem Ergebnis: Bei Kindern, die eine Milchallergie haben, könnte das Einatmen von Kreidestaub allergische Reaktionen hervorrufen, unter Umständen sogar Asthma begünstigen. Zumindest sind einzelne Fälle belegt. Die Zahl der untersuchten Kinder ist allerdings noch zu gering, um sagen zu können, welche Rolle die Kreide dabei wirklich gespielt hat.Vorsicht bei Milchallergie
Trotzdem könnte man daraus den Ratschlag ableiten: Wer eine Milchallergie hat, sollte vielleicht dem Staub möglichst aus dem Weg und beim Schreiben nicht extra nah an die Tafel gehen. Inzwischen gehen ja auch immer mehr Schulen von den klassischen Tafeln zum Whiteboard über – wo sich das Problem nicht mehr stellt.Mon, 27 Jan 2025 - 03min - 5721 - Warum sind jüdische Nachnamen oft so wohlklingend?
Rechtliche Gleichstellung der Juden durch Emanzipationsgesetze
In Mitteleuropa haben die Juden erst sehr spät Familiennamen angenommen. Das hängt mit den sogenannten Emanzipationsgesetzen zusammen: Sie wurden rechtlich gleichgestellt, mussten dieselben Pflichten übernehmen und dazu gehörte das Führen eines festen Familiennamens. Die Juden durften ihre Familiennamen selbst wählen. In Preußen hat der Freiherr vom Stein den Juden empfohlen, ganz unauffällige deutsche Namen wie Müller, Schmidt, Weber usw. anzunehmen, damit man nicht merkt, dass sie Juden sind. Im Land Baden sagten sehr viele: Wir nehmen Ortsnamen – Offenburger, Karlsruher usw. In Frankfurt, auch ein berühmter Fall, nannten sie sich gerne nach ihren Häusern: das Haus zum roten Schild – da nannte sich die Familie entsprechend Rothschild.Zeit der Romantik
Es war die Zeit der Romantik, der Naturentdeckung, der Naturschwärmerei. So entschlossen sich viele Juden, einen schönen, blumigen Naturnamen anzunehmen: Lilienthal, Blumenfeld, Rosenthal. Das sind romantische Namen, die wunderbar in die Zeit passten.Naturschwärmerei prägt auch jüdische Familiennamen in Schweden
In Schweden gab es einen Parallelvorgang. Auch in Schweden nahmen viele Juden in dieser Zeit ihre Namen an und nannten sich Sjöstrand – Seestrand bzw. Meeresufer usw. Dahinter steckt die gleiche Naturschwärmerei, die zu diesen Familiennamen führte.Fri, 24 Jan 2025 - 02min - 5720 - Warum hat man es "faustdick hinter den Ohren"?
Früher hat man versucht, am Schädel beziehungsweise am Gesicht eines Menschen sein Wesen zu erkennen. Sie kennen das vielleicht von der Physiognomie, dass man also an der Art, wie jemandes Nase oder Mund ist, zu erkennen versucht, was für ein Charakter er ist.
Phrenologie: der Versuch, den Charakter am Schädel abzulesen
Es gab aber auch eine richtige Schädelforschung, die Phrenologie. Die glaubte, dass man an ganz vielen Dingen des Kopfes rausfinden könnte, wes Geistes Kind jemand wäre.Volksglaube im Spiel
Dazu gehört der alte Volksglaube, dass man hinter den Ohren so eine Art Verdickung haben könnte. Und wenn man die erfühlt, dann merkte man: Das ist jemand, der den Schalk im Nacken hat; das ist ein Schelm. Der muss nicht böse sein, aber er ist durchtrieben. Deswegen hat man tatsächlich, etwa beim Tanzen, wie von ungefähr mal das Ohr gekrault und gefühlt: "Na, ist da was?" Und wenn da eine Verdickung war, dann wusste man: "Oh, der hat’s faustdick hinter den Ohren, da muss ich ein bisschen aufpassen. Das kann ein ganz toller Schieber sein, aber vielleicht ist mit ihm nicht so gut Kirschen essen."Fri, 24 Jan 2025 - 01min - 5719 - Woher kommt der Ausdruck "blau machen"?
Vom Färberwaid und den Färbergesellen
Blaumachen ist ein sehr umstrittenes Terrain, denn es gibt für den Ausdruck unterschiedliche Erklärungen. Die schönste ist die von den Färbergesellen, die beim Färben mit Färberwaid warten mussten, bis die Tuche, die durch Oxidation erst mal gelb werden, sich blau färbten. Dann erst können sie weiterverarbeitet werden. Diese freie Wartezeit hätten sich die Gesellen dann unter anderem mit Trinken vertrieben. Und so habe sich dann der "blaue Montag" herausgebildet.Feiernde Gesellen am freien Montag im blauen Gewand
Es gibt noch einen älteren Ausdruck: der "gute Montag". Dabei handelt es sich um einen Tag, der den Gesellen von den Meistern zugestanden werden sollte zur Fortbildung, aber auch, um sich um eigene Dinge kümmern zu können. Angeblich jedoch – jedenfalls haben das viele Stadtobere behauptet – hätten Gesellen das ausgenutzt, um zu trinken und zu feiern, und sie haben so den Werktag zu einem Feiertag gemacht. Die Feiertagskleidung war im Gegensatz zu dem braunen oder grauen Alltagskleid das blaue Kleid.Thu, 23 Jan 2025 - 01min - 5718 - Was passiert bei einem Blackout im Gehirn und was kann man dagegen tun?
Stresshormone treten auf den Plan
Einen Blackout hat man häufig in Situationen, die man als stressbehaftet erlebt. Dabei werden enorme Mengen von Glukokortikoiden, dazu gehört zum Beispiel das Cortisol, ausgeschüttet. So wird dem Gehirn und der Muskulatur viel Energie zur Verfügung gestellt. Daneben wirkt es aber auch aufs Gehirn, unter anderem auf den Hippocampus. Der Hippocampus ist eine der Strukturen, die wir für das Abspeichern von Informationen brauchen, aber auch um Erinnerungen zum Leben zu erwecken.Wenn der Hippocampus offline geht
Der Hippocampus reagiert zunächst mit einer Leistungssteigerung, wenn wenig von diesen Glukokortikoiden, diesen Stresshormonen im Blut sind. Steigt der Level aber stark an, ist es zellschädigend. Das heißt, Zellen im Hippocampus sterben ab, werden irreversibel geschädigt. Um das zu verhindern, schaltet sich der Hippocampus komplett aus. Man kann richtig sehen, wie der offline geht. Die Nervenzellen reagieren überhaupt nicht mehr, leiten keine Informationen mehr weiter, rufen auch keine ab. Und dies ist genau die Blackout-Situation. Wenn die assoziative Kraft des Hippocampus nicht mehr funktioniert ist es extrem schwierig, sich noch an Informationen zu erinnern.Erinnerung zurückspulen, atmen und entspannen
Was man in einer solchen Situation tun kann, ist zum einen ein Stück selber wieder zurückzuspulen – bis zu einer Erinnerung, was man erzählen wollte, was man schreiben wollte, was man rechnen wollte, um dort wieder anzufangen. Das nächste ist, dass man sich noch mal klar macht: Ich kann die Situation beeinflussen, ich bin einer Situation nicht ausgeliefert, ich kann etwa Atemtechniken machen. Manchmal ist es ein simpler Yogatrick, der darin besteht, dass man unter Anspannung die Zunge nach oben gegen den Gaumen drückt. Und dass man sich beim Atmen richtig Zeit nimmt, die Zunge wieder nach unten zu bewegen. Schon eine solche Übung erleben das Gehirn und der Körper eines Menschen als Entspannung. Das kann bereits helfen, den Level der Stresshormone, der sich im Blut befindet, wieder zu reduzieren, sodass der Hippocampus eben wieder normal arbeiten und dabei helfen kann, die gewünschte Information wieder zu finden.Wed, 22 Jan 2025 - 02min - 5717 - Warum enden schwäbische Ortsnamen oft auf "-ingen"?
Im Schwäbischen sind diese Namen sehr häufig. Wenn man mit dem Zug von Stuttgart nach Tübingen fährt, gibt es außer Bad Canstatt praktisch keine Station, die nicht auf -ingen endet. Aber es gibt sie auch anderswo. In Hessen gibt es Städte wie Büdingen, im Badischen gibt’s Söllingen. Und wenn man nach Bayern geht, findet man diese Ortsnamen auch, allerdings enden sie da nur auf -ing: Garching, Ismaning, Schwabing und so weiter. Das ist letztlich das gleiche. Weiter Richtung Norden findet man statt -ingen -ungen: Bad Wildungen oder Kaufungen. Das sind alles Varianten der Wortendung -ingen. Diese Wortendung geht auf die Zeit der Völkerwanderung zurück. Sie verweist häufig auf Orte, die von den eingewanderten Franken gegründet wurden. Also auf das 6./7. Jahrhundert.
Wortendung "-ingen" drückt Zugehörigkeit aus
Dieses -ingen ist eine Wortendung, die so etwas wie eine Zugehörigkeit ausdrückt – fast immer zu einer bestimmten Person, einem Anführer. So lebten in Sigmaringen die Angehörigen eines Sigmars. Jetzt werden vielleicht manche sagen: Ich hab gelernt, dass die fränkischen Siedlungen oft auf die Silbe -heim enden. Also Rüsselsheim, Sinzheim, Durmersheim. Das ist genauso richtig, wobei diese Ortsnamen auf -heim von Anfang an Ortsnamen waren. Also anders als bei den Namen auf -ingen leitet sich die Bezeichnung nicht von einem Anführer hab, sondern beschreibt meist direkt eine geografische Stelle: Steinheim, Hügelsheim. Das waren zwei alternative Vorgehensweisen, um in der Zeit der Völkerwanderung neue Ortsgründungen zu bezeichnen. Ein Blick auf die Landkarte zeigt: In den Gegenden, wo die Orte auf -heim häufig sind, kommen wie im Hessischen oder im Badischen die -ingens nur sehr selten vor und umgekehrt. Dort, wo es viele Orte auf -ingen gibt – wie eben im Schwäbischen – gibt es nur ganz wenige Orte auf -heim. Das waren offenbar regional unterschiedliche Moden: Hier hat man es so gemacht und dort eben so. In ein paar ganz wenigen Fällen kommt sogar beides zusammen: Bietigheim und Besigheim wären so Beispiele, in denen noch ein verkümmertes "-ing" steckt, gefolgt von einem "-heim".Tue, 21 Jan 2025 - 02min - 5716 - Welche Farbe hätte ein Chamäleon in einem Raum voller Spiegel?
Es klingt zunächst wie eine Fangfrage: Das Chamäleon ist ja sprichwörtlich das Tier, das sich immer seiner Umgebung anpasst. Wenn diese Umgebung nur aus seinem eigenen Spiegelbild besteht – was ist dann sozusagen die Basisfarbe? Jetzt muss man erstmal sagen: Die Voraussetzung stimmt so gar nicht – also es ist eben nicht so, dass das Chamäleon automatisch die Farbe seiner Umgebung annimmt, sondern die Tarnung spielt nur eine untergeordnete Rolle beim Farbwechsel eines Chamäleons. Chamäleons setzen ihre Farben hauptsächlich ein, um mit Artgenossen zu kommunizieren. Beispiel: Treffen sich zwei Chamäleonmännchen, entsteht eine Konkurrenzsituation. Je nachdem, ob das Chamäleon Kampfbereitschaft zeigen will oder Unterwerfung, signalisiert es das mit der Farbe. Das kann dann wirklich in Sekundenschnelle passieren.
Das Chamäleon im Spiegelsaal erkennt sich nicht selbst
Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, welche Farbe das Chamäleon in einem Spiegelsaal annehmen würde, ganz anders. Nämlich die Frage ist dann: Wie erlebt es sein eigenes Spiegelbild und in welchen Kommunikationsmodus tritt es mit ihm? Da gilt für Chamäleons das, was bis auf wenige Ausnahmen für die meisten Tiere gilt: Sie können sich im Spiegel nicht selbst erkennen. Was also sieht das Chamäleon, wenn es in den Spiegel guckt? Es sieht, aus seiner Wahrnehmung, ein fremdes Chamäleon. Darüber sind Chamäleons in der Regel nicht so erfreut. Denn sie sind, außer zum Paaren, am liebsten allein. Und wenn das männliche Chamäleon also ein Ebenbild von sich sieht, dann sieht es einen Konkurrenten. Das bedeutet Stress – und die typische Stressfärbung. Die ist in der Regel ziemlich leuchtend-grell. Diese Stressfärbung dient auch dazu, den vermeintlichen Gegner im Spiegel einzuschüchtern.Welche Farbe nimmt das Chamäleon beim Anblick seines Spiegelbildes an?
Das ist nicht bei allen Chamäleons gleich: Bei vielen ist es so ein leuchtendes Grün-Gelbes Muster, aber es hängt auch von der Art des Tiers ab. Es gibt auch Chamäleons, deren Farbe sich kaum verändert. Was auch eine Rolle spielt, ist die Jahreszeit. In der Balzzeit sind sie allgemein aggressiver und daher stärker gefärbt. Dann kommt es darauf an, wie nahe das Chamäleon vor dem Spiegel steht. Je näher, desto näher auch der vermeintliche Rivale, und desto stärker ist die Reaktion. Wenn man tatsächlich davon ausgeht, dass es ein kompletter Raum voller Spiegel ist und das Tier vielfach gespiegelt wird, wird es wahrscheinlich komplett überwältigt werden, resignieren oder gar buchstäblich umfallen. Dieses Experiment ist aber offenbar noch nicht gemacht worden. Zumindest haben wir bei einem Experten angerufen, Frank Glaw von der zoologischen Staatssammlung in München. Der hat geholfen, diese Frage zu beantworten – aber von einem Experiment, bei dem Chamäleons wirklich mal zu Forschungszwecken in einen Spiegelsaal gestellt worden wären, war ihm auch nichts bekannt. Danke an: Janika MüllerSun, 19 Jan 2025 - 03min - 5715 - Ist das Einrenken und Lösen von Blockaden im Rücken gefährlich?
Nur Fachleute an den Rücken lassen!
Wenn das Einrenken fachlich gut gemacht wird, also wenn derjenige eine chirotherapeutische Ausbildung hat, besteht nur ein geringes Risiko. Bei der Frage, wie häufig es gemacht werden darf, kommt es darauf an, warum in einer bestimmten Region immer wieder Blockierungen auftreten. Blockierungen können eben auch eine Reaktion auf verschiedene Veränderungen sein, beispielweise können entzündliche Veränderungen innerer Organe immer wieder Blockierungen hervorrufen. Dann ist es nicht ausreichend die Blockierung zu lösen, sie zu manipulieren. Man muss der Sache auf den Grund gehen, warum immer wieder diese Blockierungen auftreten. Wiederholte Manipulationen insbesondere im Halswirbelsäulenbereich können durchaus schaden. Diese wiederholten Manipulationen bedeuten Stress für die kleinen Wirbelgelenke; sie können "ausleiern".Unterschiede zwischen Männern und Frauen
Zu berücksichtigen ist auch, dass Frauen ein besonders weiches Bindegewebe haben und und in der Regel sehr viel mobiler sind als Männer. Bei besonders mobilen Patienten und Patientinnen kommt es vor, dass immer wieder Blockierungen auftreten. Dann ist es sinnvoll, dass man die Blockierung löst, aber auch die muskuläre Dysbalance behandelt und Ihnen insbesondere eine Muskelkräftigung verordnet.Blockierungen bei Muskelverkürzungen durch langes Sitzen
Die Kräftigung der Muskeln erfordert eine spezielle Krankengymnastik. Das ist deshalb wichtig, weil die Schultergürtelmuskulatur die besondere Eigenschaft hat, in Regionen zu verkürzen. Das heißt, durch Schreibtischtätigkeit kommt es zur Muskelverkürzung und in diesen Bereichen verkürzter Muskeln dann gehäuft zu Blockierungen. Daher ist es notwendig, die verkürzten Muskelgruppen zu dehnen. Da man nicht immer zum Krankengymnasten gehen kann, sollte man sich zwei, drei gute Übungen zeigen lassen, die man regelmäßig – im "Hausübungsprogramm" – durchführen kann, damit das Ganze auch einen Hafteffekt hat.Fri, 4 Apr 2025 - 03min - 5714 - Warum nimmt die Temperatur mit der Höhe ab?
Der Druck spielt eine wichtige Rolle
- Mit der Höhe nimmt der Druck ab. Je höher wir über dem Meeresspiegel sind, desto dünner ist die Atmosphäre, desto weniger Luft lastet über uns. Druck und Temperatur wiederum hängen zusammen – das kennen wir von der Fahrradpumpe: Wenn wir drücken und dadurch der Druck zunimmt, wird’s wärmer. Umgekehrt: Wenn sich Luft ausdehnt und dünner wird, dann lässt der Druck nach und die Temperatur sinkt. Das passiert im Hochgebirge oder überhaupt in höheren Luftschichten: Es wird kühler. Woher bekommt denn die Luft um uns herum ihre Temperatur? Sie bekommt sie hauptsächlich von der Erdoberfläche. Das heißt: Sonnenlicht scheint auf den Erdboden, wird dort kurzfristig absorbiert und dann als Wärme zurück in die Atmosphäre gestrahlt. Das heizt die Luft auf. Die Luftschichten unmittelbar über dem Erdboden werden dabei natürlich am stärksten erwärmt. Ein weiterer Faktor: Wasserdampf. Auch der hängt mit dem Druck zusammen: Je höher der Druck ist, desto mehr Wasserdampf kann die Luft aufnehmen. Das heißt: Die unteren Luftschichten können mehr Wasserdampf speichern.
Thu, 16 Jan 2025 - 01min - 5713 - Mit welchen Ziffern bzw. Zahlensystemen rechneten die Griechen?
Griechen – Meister der Geometrie
Die Griechen waren Meister der Geometrie und dabei spielen die Zahlen gar keine entscheidende Rolle. Ansonsten bewegten sie sich aber wie wir oder auch die Römer in einem Dezimalsystem.Benutzten die Griechen wie die Römer zum Beispiel ein "X" für die Zahl 10?
Nein, die Griechen hatten zwei Zahlensysteme. Zunächst benutzten sie einfach Abkürzungen der Buchstaben. In dem Alphabet, das die Griechen im 5. Jahrhundert in Athen hatten, hieß "hekatón" (ἑκατόν) zum Beispiel 100. So stand "H" einfach für 100. Oder Pi (π), die Kreiszahl, war "pente", 5. Somit schrieb man die Zahl 500 mit einem großen H und einem kleinen π. Später nahm man einfach die Buchstaben, wie das noch in der orthodoxen Kirche üblich ist, entsprechend ihrer Reihenfolge. Da war Alpha (α) 1, Beta (β) 2 usw., einfach nach dem Alphabet. Die Griechen hatten also ein Dezimalsystem, wobei aber die Zahl 0 nicht vorkam.Somit hatten die Griechen noch nicht das Problem der Zahl 0 entdeckt?
Nein, das kam später aus Indien.Wed, 15 Jan 2025 - 01min - 5712 - Wo und wann gab es die ersten Kalender?
Kein Hinweisschild "Kalender" auf Monumenten oder Felszeichnungen
Wie es bei solchen Fragen nach dem "ältesten" Irgendwas ist, muss man sie alle paar Jahre neu beantworten, weil die Forschung etwas findet, was noch älter ist. Und so ist das auch bei den Kalendern. Wenn es um frühe Kalender geht, denken viele Menschen an steinerne Monumente wie Stonehenge und England. Stonehenge ist ungefähr 5.000 Jahre alt. Dass die Menschen, die Stonehenge errichtet haben, sich an Sonne und Mond orientierten, gilt heute als unstrittig. Doch es gibst längst noch viel ältere Kandidaten – andere Monumente oder auch Felszeichnungen in Steinzeithöhlen. Allerdings ist das immer Interpretationssache: Nirgendwo steht dick und fett "Kalender" drauf.Archäologen legten 12 ungewöhnliche Gruben in Schottland frei
Als ich diese Frage vor ein paar Jahren schon mal beantwortet habe, bin ich bei der Recherche auf eine steinerne Anlage in Schottland gestoßen, in Warren am River Dee. Dort hatten Archäologen ab 2004 etwas Ungewöhnliches freigelegt, nämlich 12 tiefe runde Gruben. Sie verteilen sich über eine Länge von etwa 50 Metern und bilden zusammen einen leichten Bogen. Die größten Gruben befinden sich in der Mitte des Bogens und haben einen Durchmesser von 2 Metern. Wenn man den Bogen entlangläuft, werden die Löcher also erst größer, dann wieder kleiner. Datierungen ergaben, dass die Gruben 10.000 Jahre alt sind.12 Gruben – 12 Mondzyklen?
2013 ging der britische Landschaftsarchäologe Vincent Gaffney mit der These an die Öffentlichkeit: Bei dieser Struktur handele es sich um den ältesten bisher bekannten Kalender der Welt. Wenn man den Bogen entlanggeht, werden die Löcher erst immer größer, dann wieder kleiner – das steht für die verschiedenen Mondphasen, also den zunehmenden und abnehmenden Mond. Da es 12 Gruben sind, legt nahe, dass es etwas mit den 12 Mondzyklen eines Jahres zu tun hat. Und es gab noch eine Reihe weiterer Hinweise. Der Mond nimmt im Laufe eines Monats zu und wieder ab. Das ist bekannt und das haben auch schon die Steinzeitmenschen beobachtet. Im Alltag hat sie wohl aber nicht so sehr die Frage interessiert, ob nun gerade Halb- oder Vollmond ist. Relevanter zum Beispiel für die Jagd waren die Jahreszeiten. Auch da kann der Mond helfen. Denn der Mond geht übers Jahr an verschiedenen Stellen am Horizont auf. Der Halbkreis, in dem die Gruben angeordnet sind, könnte das zum Ausdruck bringen. Vincent Gaffney ist auch deshalb von seiner Interpretation überzeugt, weil die Erbauer der Gruben anscheinend auch gleich ein Problem berücksichtigt haben. Denn die Rechnung 12 Mondzyklen = 1 Jahr geht nicht ganz auf. Das Kalenderjahr ist in Wahrheit 11 Tage länger. Also mussten sie in ihren Mond-Kalender einen Korrekturfaktor einbauen. Hier weist die Struktur der Gruben eine interessante Linie auf, die genau auf den Sonnenaufgang zur Wintersonnenwende zeigt. Vermutlich haben die Menschen also immer im Winter ihren Mondkalender quasi auf Null gestellt, damit er mit dem Sonnenjahr wieder im Einklang ist.Altsteinzeitliche Kalender in den Höhlen von Lascaux und Altamira?
Wie gesagt, diese schottische Anlage ist etwa 10.000 Jahre alt. Möglicherweise gab es die ersten Kalender aber schon viel früher. Die neuesten heißen Kandidaten sind nämlich mehr als dreimal so alt – und zwar handelt es sich um Höhlenmalereien in Frankreich und Spanien. Die Malereien zum Beispiel in den berühmten Höhlen von Lascaux oder Altamira kennt man schon lange, aber sie enthalten einige Elemente, die man früher nicht recht deuten konnte und die einige Forscher jetzt als Kalender interpretieren. Die Steinzeitmenschen haben in den Höhlen bekanntlich viele Tiere gemalt: Auerochsen, Pferde, Rotwild, Fische. Wenn man aber genau hinguckt, sind diese Tiere zusätzlich oft mit einer Reihe von Punkten oder kurzen Strichen markiert oder auch mal mit einer Figur, die an ein Y erinnert. Darauf konnte sich die Forschung früher keinen Reim machen. bzw. man hat gedacht, die Punkte zeigen z.B. die Zahl der erlegten Tiere an – aber das konnte nicht recht stimmen.Forscher vermuten Paarungszeit von Tieren als Orientierung
2023 aber haben Forschende aus Cambridge einen Artikel veröffentlicht, in der sie diese Punkte und Y glauben erklären zu können. Die Punkte, sagen sie, stehen für den Monat, in dem sich die entsprechenden Tiere paaren. Das Y wiederum ist das häufigste Zeichen in diesen altsteinzeitlichen Bildern überhaupt. Und manchmal taucht es in solchen Punkt- oder Strichreihen auf. Die Vermutung ist nun, dass das Y den Monat anzeigt, an dem die jeweiligen Tiere ihren Nachwuchs bekommen. Mit "Monat" sind dabei immer Mond-Monate gemeint, also 28 Tage. Die Forschenden haben geschaut, ob das stimmen kann. Wann paaren sich die Bisons? Im September/Oktober. Wann bekommen sie Nachwuchs? Im Juli – das haben sie Tier für Tier ermittelt. Das passte gut mit der Zahl der Punkte bzw. der Platzierung des entsprechenden Y zusammen, unter der Voraussetzung, dass die Steinzeitmenschen mit der Zählung im späten Frühjahr beginnen – also um den heutigen Mai herum. Das macht durchaus Sinn, denn aus der Sicht eines Steinzeitmenschen fängt im Frühjahr gefühlt alles an – es sprießt und blüht. Wenn diese Interpretation stimmt, waren also die ersten Kalender bereits in den berühmten Höhlenmalereien von Frankreich und Spanien enthalten. Eins wird die Archäologie vermutlich aber nie endgültig klären können: Hatten die frühen Kalender eine praktische Funktion – also benutzte man in dem Fall das Wissen über die Paarungszeiten, weil es bei der Jagd geholfen hat? Oder hatten das Ganze in erster Linie eine spirituelle Funktion? Brachten die Menschen dadurch ihre Verbundenheit mit der natürlichen Umwelt zum Ausdruck? Dieselbe Frage stellt sich auch bei den späteren Kalendern, den Anlagen, die nach bestimmten Sonnen- und Mondständen ausgerichtet sind. Diente das nur der zeitlichen Orientierung oder brachten die Menschen ihre Verbundenheit mit dem Gang der Gestirne zum Ausdruck? Da sie ihre Motive nicht aufgeschrieben haben, wird man das nie endgültig sagen können.Tue, 14 Jan 2025 - 05min - 5711 - Warum sind Pilze keine Pflanzen?
Eigentlich sagen Biologen sogar, Pilze sind den Tieren ähnlicher als den Pflanzen. Wenn man im Wald unterwegs ist, sieht man Bäume, Sträucher, Gräser und dazwischen auch Pilze. Die wachsen so schön nach oben wie ein Baum. Daher könnte man denken, dass die Pilze zu den Pflanzen gehören. Allerdings fallen doch ein paar Unterschiede auf.
Keine Blätter, keine Nadeln – Pilze machen keine Photosynthese
Pilze haben nichts Grünes. Keine Blätter, keine Nadeln. Das ist keine belanglose Äußerlichkeit, sondern das liegt daran, dass Pilze einen völlig anderen Stoffwechsel haben und auch ihre Energie ganz anders gewinnen. Pflanzen haben grüne Blätter, weil sie mit dem Chlorophyll in den Blättern Sonnenlicht in Energie umwandeln. Und sie bauen aus dem Kohlendioxid in der Luft ihre Biomasse auf. Sie wachsen sozusagen mit Sonnenlicht und Luft.Pilze sind Schmarotzer – sie bauen fremde Biomasse ab
Pilze können das nicht. Sie sind, wenn man es negativ sagen will, Schmarotzer – genau wie Tiere und Menschen auch. Wir beziehen unsere Energie eben nicht aus Sonnenlicht, sondern wir müssen essen. Wir gewinnen Energie, indem wir bereits vorhandene Biomasse chemisch abbauen. Und so geht auch der Pilz vor: Auch er ernährt sich, indem er fremde Biomasse abbaut und verstoffwechselt. Das sind entweder abgestorbene Pflanzenreste, die er sich aus dem Boden holt. Oder er hängt sich an eine lebende Pflanze und geht mit ihr eine Art Partnerschaft ein, eine Symbiose. Aber entscheidend ist, er baut fremde Biomasse ab, genau wie Tiere.Zellaufbau unterscheidet Pilz vom Tier
Ein Tier ist der Pilz aber auch nicht. Denn er bewegt sich nicht von der Stelle. Aber das ist nicht das ausschlaggebende Kriterium – Korallen zählt man auch zu den Tieren, obwohl sie sich nicht fortbewegen. Der entscheidende Unterschied zu den Tieren ist der Zellaufbau. Hier wiederum sind die Pilze den Pflanzen ähnlicher, denn sie haben zusätzlich zur Zellmembran noch eine feste Zellwand. Das haben tierische Zellen nicht.Pilze bilden ein eigenes Reich
Außerdem vermehren sich Pilze auch ganz anders als Tiere. Deshalb bilden sie eine Gruppe für sich; ein, wie Biologen sagen, eigenständiges Reich – parallel zum Reich der Tiere und dem Reich der Pflanzen.Fri, 10 Jan 2025 - 02min - 5710 - Was passiert beim Schlafwandeln im Gehirn?
Die Hirnforschung hat in den letzten Jahren ein paar interessante Dinge über das Schlafwandeln herausgefunden. Zum einen: Schlafwandeln ist kein "gelebter Traum". Es gibt im Schlaf ja die Tiefschlaf- und die REM-Phasen (Rapid eye movement), wenn sich die Augen schnell bewegen. In der REM-Phase träumen wir. Aber: Schlafwandeln passiert, wenn, dann in der Tiefschlafphase oder allenfalls im Übergang vom Tiefschlaf zum Aufwachen. Nur deshalb ist Schlafwandeln überhaupt möglich. Wenn wir träumen, sind fast alle Muskeln (bis auf die Augenmuskeln) gelähmt. Dadurch verhindert der Körper, dass wir Traumbewegungen in der Wirklichkeit umsetzen. In der Tiefschlafphase dagegen sind die Muskeln nicht gelähmt – deshalb können Leute dann auch aufstehen und schlafwandeln.
Auslöser des Schlafwandelns
Schlafforscher haben ein paar Auffälligkeiten im Gehirn von Schlafwandlern beobachtet. Schließt man Menschen an ein EEG an und misst die Hirnströme, dann ist der normale Tiefschlaf durch sogenannte "Deltawellen" geprägt. Das sind gleichmäßige, langsame Frequenzen. Bei Schlafwandlern werden diese Deltawellen etwas unruhig und es mischen sich schnelle Frequenzen dazwischen. Einfach gesagt, geraten die Gehirnströme etwas aus dem Takt. Zweite Auffälligkeit: Es gibt einige Regionen im Inneren des Gehirns, die im Tiefschlaf normalerweise nicht benötigt werden und deshalb relativ wenig aktiv sind. Dazu gehört auch der Thalamus, der bei der Verarbeitung von äußeren Reizen eine wichtige Rolle spielt. Und bei Schlafwandlern ist der eben doch aktiv. Diese Befunde kann man etwa so deuten, dass Schlafwandeln ein Phänomen an der Grenze zwischen Tiefschlaf und Wachbewusstsein ist. Man kann es als ein unvollständiges Aufwachen interpretieren. Und tatsächlich verhalten sich die Betroffenen oberflächlich, als wären sie wach. Meist fängt es damit an, dass sie sich im Bett aufrichten. Sie können sinnvolle Sätze sagen. Sie können zum Kühlschrank gehen und sich etwas zu essen machen. Oder das Haus verlassen, was ja gefährlich sein kann. Bei Menschen, die gefährdet sind, ist es deshalb durchaus sinnvoll, Haus- und vor allem Balkontüren abzuschließen und den Schlüssel zu verstecken.Phänomen triff am häufigsten bei Kindern auf
Nach Angaben des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie tritt das Phänomen übrigens am häufigsten bei Kindern zwischen dem 4. und 8. Lebensjahr auf, gar nicht so oft im Erwachsenenalter. Aber etwa jedes sechste Kind, heißt es, ist bis zum Alter von acht Jahren wenigstens einmal geschlafwandelt. Möglicherweise hängt das damit zusammen, dass sich in dieser Phase das Gehirn noch stark entwickelt.Schlafstörungen: zwischen schlafen und wach sein
Es gibt auch andere, schwächere Varianten von Schlafstörungen, die ähnliche Ursachen haben. Das bekannteste ist das Zähneknirschen. Manche Leute schlagen auch um sich oder schrecken nachts auf und schreien. Das sind alles Schlafstörungen an dieser Grenze zwischen Schlafen und Wachsein, die Schlafforscher als Parasomnien bezeichnen. Und wenn es da gefährliche Formen annimmt, sollte man auch wirklich einen Arzt aufsuchen. Dank an: Jürgen Zulley und Imke FranzmeierThu, 9 Jan 2025 - 03min - 5709 - Stimmt es, dass der Mount Everest doch nicht der höchste Berg der Welt ist?
Schildvulkane auf Hawaii
Das stimmt. Denn die größten, aktivsten Vulkane der Erde sind höher als der Mount Everest. Sie befinden sich auf Hawaii. Da ist der Mauna Loa und der Mauna Kea. Die sind beide über 10.000 Meter hoch – vom Meeresboden angerechnet bis über den Meeresspiegel. Über dem Meeresspiegel sind sie etwa 4.000 Meter hoch, aber ganz flach. Man nennt sie Schildvulkane.Fri, 3 Jan 2025 - 01min - 5708 - Warum gilt rotes Licht als "warm", obwohl es energieärmer ist als blaues?
Rotes und blaues Licht unterscheiden sich in der Energiedichte, sie befinden sich jeweils auf den entgegengesetzten Seiten des Regenbogens. Blaues Licht schwingt fast doppelt so schnell wie rotes und hat eine entsprechend kürzere Wellenlänge. Und weil es schneller schwingt, sind die Lichtteilchen auch energiereicher. Trotzdem wirkt rotes Licht wärmer.
Unterschied zwischen Physik und Psychologie
Wie eine Farbe auf uns wirkt, hängt eben nicht davon ab, ob die entsprechenden Strahlen energiereich sind oder nicht, sondern es hängt davon ab, wie unser Gehirn Signale verarbeitet. Gerade bei Farben spielen da vermutlich auch ganz archaische Assoziationen eine Rolle. Rot, gelb und orange – das sind die Farben des Feuers, der Glut. Rot erscheint die Sonne am Abendhimmel. Und Rot ist auch die Farbe des Blutes. Blut bedeutet Wärme: Wenn uns heiß ist und die Finger warm sind, sind sie rot. Das alles war schon bei unseren frühen Vorfahren so, deshalb ist diese Assoziation rot = warm wohl ganz tief in unserem Wahrnehmungsapparat verankert. Was dagegen ist blau? Blau ist zum Beispiel das Wasser – und Wasser kühlt.Rotes Licht ist nicht nur psychologisch warm, sondern auch physikalisch warm
Denken wir zum Beispiel an Infrarotlampen: Die wärmen wirklich. Das wird im medizinischen Bereich eingesetzt, während umgekehrt kein Arzt oder Ärztin daran denken würde, einen Menschen mit UV-Lampen zu behandeln. Denn UV-Licht ist aggressiv, es kann die Haut schädigen und Krebs verursachen. Das liegt daran, dass UV-Licht noch energiereicher ist als blaues Licht – die hohe Energiedichte macht das Licht so aggressiv. Umgekehrt ist Infrarotlicht physikalisch gesehen noch energieärmer als rotes Licht; trotzdem gilt Infrarotstrahlung als Wärmestrahlung. Das hat folgenden Hintergrund: Grundsätzlich hat jeder Körper eine Eigenstrahlung, und diese Eigenstrahlung hängt ausschließlich von der Temperatur ab. Deshalb kann man, selbst wenn es stockdunkel ist, mit einer Infrarotkamera warme und kalte Gegenstände unterscheiden, weil die warmen im Infrarotbereich stärker strahlen. Es gibt einen eindeutigen Zusammenhang zwischen der Temperatur eines Körpers und der Art von Strahlung, die er aussendet. Wenn etwas Zimmertemperatur hat, dann sehen wir diese Strahlung nicht, sie liegt im Infrarotbereich und infrarote Strahlung sehen unsere Augen nicht. Doch wenn die Dinge wärmer werden, verändert sich die Strahlung und verschiebt sich in den Bereich des sichtbaren Lichts – sprich, sie verschiebt sich von Infrarot zu Rot. Deshalb sind glühende Körper rot. Bei noch höheren Temperaturen würde sich die Glühfarbe wiederum ins Bläuliche verschieben, aber wenn ein Körper blau glüht, müsste er noch heißer sein als die Sonne, und im Alltag haben wir praktisch nie mit solch extrem heißen Objekten zu tun. Deshalb ist für uns eben auch Rot die Farbe warmer, glühender Körper.Mon, 30 Dec 2024 - 03min
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